ADB:Scheurl, Lorenz

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Artikel „Scheurl, Lorenz“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 155–156, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scheurl,_Lorenz&oldid=- (Version vom 28. April 2024, 05:09 Uhr UTC)
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Scheurl: Lorenz S., geboren am 5. August 1558 zu Ulm, † 1613, stammte aus einer altangesehenen Familie, der wissenschaftlicher Sinn nicht fremd war; sein Vater Zacharias S. hatte einst in seiner Jugend zu Heidelberg Privatlectionen in der griechischen Sprache ertheilt. Nachdem er selbst die Schule seiner Vaterstadt besucht hatte, bezog er die Universität Tübingen, wo er drei Jahre verweilte und sich insbesondere an Professor Schegk anschloß. Nach zweijährigem Aufenthalte in Straßburg, wo er Joh. Sturm’s Unterricht genoß und 1576 die Magisterwürde errang, kehrte er wieder nach Tübingen zurück und gab sich hier unter Dietr. Schnepf’s Leitung vier Jahre lang theologischen Studien hin. Nachdem er dann ein Jahr die Stelle eines Diaconus an der Kirche zu Pforzheim versehen, wurde er als Hofprediger nach Durlach berufen, nach drei Jahren aber als Pastor und Superintendent nach Kreuznach versetzt. Als er schon nach zwei Jahren auf Betreiben der Calvinisten von hier fortziehen mußte, wurde er von dem Markgrafen Ernst Friedrich wieder als Hofprediger in Durlach angestellt, erhielt daneben die Oberaufsicht über die Kirchen der Markgrafschaft sowie über das Gymnasium zu Durlach. Diese glänzende Stellung gab S. plötzlich aus freien Stücken auf, da er sah, daß der Markgraf sich der reformirten Kirche zuneigte, zu welcher er aber erst im J. 1599 wirklich übertrat. S. zog mit Frau und 4 Kindern nach Norddeutschland. Hier wurde ihm zu Helmstedt auf Antrag der theologischen Facultät daselbst ein Lehrauftrag ertheilt, den er von Jan. 1592 an ausführte. Bald darauf gestaltete sich seine Lage ganz nach Wunsch. Als noch im October desselben Jahres Joh. Mebesius starb, wurde S. dessen Nachfolger sowohl als Professor der Theologie wie als Pastor und Generalsuperintendent zu Helmstedt; am 30. Mai 1598 erhielt er auch die theologische Doctorwürde. Trotz verschiedener Rufe, die vom Markgrafen Ernst Friedrich und der Stadt Hildesheim an ihn ergingen, blieb er der Helmstedter Hochschule treu und starb hier an der Schwindsucht am 13. Aug. 1613. S. war in theologischer Beziehung als Anhänger des Caselius von gemäßigter Melanchthon’scher Richtung, dabei ein eleganter Litterator und Geschichtsfreund und stand auch als Prediger durch sein bei großer Offenheit doch stets unverkennbares Wohlwollen in allgemeiner Achtung. Wenige Monate vor ihm, am 17. Mai 1613, war seine Gattin Maria Magdalene, eine Tochter des Tübinger Kanzlers Jac. Beurlin (geb. am 28. Aug. 1561) gestorben, die er am 6. Mai 1581 heimgeführt [156] hatte. Von den 11 Kindern, die sie ihm gebar, überlebten das Elternpaar 4 Töchter und 4 Söhne, unter Letzteren als jüngster der spätere Prof. Heinr. Julius Scheurl (s. d.)

Vgl. insbesondere G. Th. Meier, Monumenta Julia S. 20 ff. – Chrysander, Diptycha professorum theol. S. 81–85 und die hier genannte Litteratur. – Henke, G. Calixt I, 54.