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ADB:Schlegel, Hermann

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Artikel „Schlegel, Hermann“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 377–378, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlegel,_Hermann&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:00 Uhr UTC)
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Schlegel: Hermann S., geb. am 19. Jan. 1804 zu Altenburg, † am 17. Jan. 1884 zu Leiden, Director des Niederländischen Reichsmuseums in Leiden. Großvater und Vater waren Gelbgießer gewesen und auch S. wurde dazu bestimmt. Sein Vater, Joh. David S., war jedoch nicht ohne Sinn für Naturwissenschaften und ließ der Neigung seines Sohnes für das Sammeln von Naturgegenständen freien Lauf. Diese Neigung wurde gefördert durch die Bekanntschaft mit dem Pfarrer Brehm in Renthendorf, welcher mit Naumann damals der größte Kenner der Vögel Deutschlands war. In der Winkler’schen Erziehungsanstalt waren der spätere Kirchenrath Karl Hase und der Kunstgelehrte Ernst Förster seine Mitschüler. Als es galt, einen Beruf zu wählen, stellte der Vater ihm jedes akademische Studium frei mit Ausnahme der Naturwissenschaften, worauf Hermann sich dem väterlichen Beruf widmete, der ihm Zeit genug ließ, seinen Liebhabereien und außerdem der Musik sich zu widmen. Indessen war ihm die Heimath allmählich verleidet und noch nicht 18 Jahre alt verließ S. Altenburg und wanderte nach Dresden, wo er zwei Jahre in seinem Geschäft arbeitete. Ostern 1824 verließ er mit seinen Ersparnissen Dresden und wanderte über Prag nach Wien, um dort das kaiserliche Naturaliencabinet kennen zu lernen. Mit guten Empfehlungen von Pfarrer Brehm versehen, wurde er von Joseph Natterer freundlich aufgenommen und erhielt bald eine kleine Stelle am Hofmuseum. Die dortigen Gelehrten Heckel, Fitzinger, Bremser trugen zu seiner weiteren Ausbildung bei, besonders interessirte sich der ungarische Graf Pethényi für S., der den unbemittelten Naturforscher ganz in sein Haus aufnahm. Sehr freundliche Aufnahme fand S. auch im Hause des damaligen Museumsdirectors v. Schreibers, dessen Frau eine Tochter des berühmten Botanikers Jacquin war. Nachdem S. etwa ein Jahr in Wien verlebt, traf ein Brief von Temminck in Leiden, dem damaligen Director des Niederländischen Reichsmuseums, bei Schreibers ein, worin, da seine beiden Assistenten eine wissenschaftliche Reise nach Indien anzutreten im Begriff standen, angefragt wurde, ob in Wien ein zum Ersatz derselben geeigneter junger Mann vorhanden sei. Schreibers schlug S. vor und Temminck nahm ihn an. S. verließ Wien und traf nach kurzem Aufenthalt in seiner Vaterstadt am 25. Mai 1825 in Leiden ein; bereits am 1. Juni erhielt er eine vorläufige Anstellung [378] als Präparator. In Leiden herrschte reges wissenschaftliches Leben. Um Temminck waren eine Anzahl junger Gelehrten, meist deutscher Herkunft, versammelt, von denen Boie, Macklot (s. A. D. B. XX, 17) und Salomon Müller (geb. 1804 in Heidelberg) am 21. Decbr. 1825 zu Forschungsreisen nach Indien absegelten. Nachdem S. schon lange am Museum thätig gewesen war, wurde er am 29. November 1828 zum Conservator an demselben ernannt. Am 16. October 1830 ließ er sich an der Leidener Universität immatriculiren, um Naturwissenschaften, Anatomie, Physiologie und Sprachen zu studiren. Die Heimkehr wissenschaftlicher Reisenden verschaffte S. Betheiligung an litterarischen Unternehmen, zunächst die Heimkehr von Philipp Franz v. Siebold zur Theilnahme an der Fauna Japonica seit 1833, sodann die von Salomon Müller (Boie und Macklot waren auf der Reise gestorben) zur Mitarbeit an dem von der niederländischen Regierung in holländischer Sprache herausgegebenen Werke über die Naturgeschichte der überseeischen Besitzungen, seit 1840. Sehr anregend wirkte auf S. der Umgang mit Lucian Bonaparte Prinz v. Canino, welcher im Interesse der Bearbeitung seines Conspectus avium ganz nach Leiden übergesiedelt war; auch die Gründung des zoologischen Gartens in Amsterdam durch Westermann gab viele zoologische Anregung (1842). 1837 hatte sich S. mit einer Holländerin verheirathet, welche ihm fünf Kinder schenkte; sie starb 1864, und S. verheirathete sich 1869 zum zweiten Male. Nach dem Tode Temminck’s († am 30. Januar 1858) hatte sich S. die Hoffnung gemacht, dessen Stelle als Oberdirector des Museums, welche er schon während Temminck’s Krankheit verwaltet hatte, zu erhalten, es wurde aber der Professor Jan van der Hoeven am 14. Juni 1858 dazu ernannt und S. erhielt nur die Stelle als Director mit dem Titel Professor. In dieser Stellung ist er geblieben, bis Krankheit ihm weitere Thätigkeit unmöglich machte. S. war ein Mann von großer Vielseitigkeit und unermüdlicher Arbeitskraft. Er schrieb in fünf Sprachen. Das Verzeichniß seiner Schriften (Bücher und Beiträge zu Zeitschriften) weist 163 Nummern auf. Außer den schon erwähnten sind daraus hervorzuheben: 1) Preisfrage über die Zugvögel, gekrönt von der holländ. Ges. der Wissenschaften zu Harlem 1828. 2) Preisfrage über den Kuckuck, gekrönt von derselben 1830. 3) Abbildungen neuer Amphibien, 50 Tafeln. Düsseldorf 1837–44. 4) Essai sur la physionomie des serpents, mit Atlas, 1838, auch englisch. 5) Abbildungen der Vögel Europa’s, 1839–45. 6) Traité de Fauconnerie. Leiden 1844–53. 7) Mit Luc. Bonaparte: Monographie des Loxiens. Leiden und Düsseldorf 1850, mit Tafeln. 8) De Zoogdieren geschetst (Naturgeschichte der Säugethiere). Amsterdam 1854. 9) De Vogels van Nederland. Leiden 1854–58. 10) In der 1860–62 in holländischer Sprache erschienenen „Naturgeschichte von Niederland“ hat S. die Wirbelthiere bearbeitet. 11) Beschreibung des zoologischen Gartens (Dierentuin) in Amsterdam, 1863–73. 12) De vogels van Nederlandsch Indie. Harlem 1863–66.

Selbstbiographie, fortgesetzt von seinem Sohn, Prof. Gustav Schlegel in Leiden, mit Bild, in: Mittheilungen aus dem Osterlande. Neue Folge III. Altenburg 1886.