ADB:Seelen, Johann Heinrich von

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Artikel „Seelen, Johann Heinrich von“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 578–579, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seelen,_Johann_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 17:30 Uhr UTC)
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Band 33 (1891), S. 578–579 (Quelle).
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Seelen: Johann Heinrich v. S., geboren am 8. August 1688 zu Äsel bei Stade[1] als Sohn des Pastors daselbst. Er entstammte einer niederländischen Familie, die sich im 16. Jahrhundert wegen Religionsverfolgung nach Niedersachsen geflüchtet hatte. Als Kind war er in hohem Grade kränkelnd [579] und leidend, erholte sich aber doch später. Erst von Hauslehrern unterrichtet, bezog er darauf das Gymnasium in Stade, unter Rector Richey. Bei seinem Abgang vom Gymnasium schrieb er „Stada litterata, doctorum virorum Stadae A. MDCCXI viventium vitas, honores atque opera, edita et inedita exhibens“, Stadae 1711. – Von 1711 an studierte er auf der Universität Wittenberg, zunächst Philosophie, insbesondere unter Prof. Joh. Chr. Wolf († 25. Juli 1739 als Hauptpastor an St. Kathrinen in Hamburg), dann auch Theologie unter Werndorf, Janus etc. Er wohnte in dem Hause des Professors der Geschichte Berger, wodurch wohl seine Liebe zum Historischen angeregt worden ist. Seine Absicht war, sich dem akademischen Beruf zu widmen, doch widerstand er nicht dem schon 1713 an ihn ergangenen Ruf als Conrector nach Flensburg Folge zu leisten und eröffnete hier seine Lehrerwirksamkeit mit der auch gedruckten „Oratio solennis de praecocibus eruditis, qua celeberrimorum virorum Bailetti, Schulteti et J. C. Wolfii hujus argumenti scripta supplentur.“ Flensburg 1713. Vier Jahre hindurch verwaltete er dies Amt und folgte dann 1717 dem Ruf als Rector nach Stade, dem Orte, wo er selbst den Grund zu seiner gelehrten Bildung gelegt. Aber schon im folgenden Jahr 1718 nahm er den Ruf als Rector in Lübeck an. Seine Antrittsrede hier De praeclaris Gymnasii Lubecensis meritis in rempublicam sacram, civilem et litterariam ist gedruckt in seinem Athen. Lub. I. – 1725 ward er Baccalaureus der Theologie in Rostock und noch in demselben Jahre daselbst Licentiatus theol. (Dissertatio inauguralis: Hypothesin exeg. de Jona aenigmatico examinans etc. ex Ephes. 2, 11. 12 sistens. 1752 sah er sich genöthigt, wegen schwankender Gesundheit sein Amt niederzulegen und eine Reise anzutreten. Nach der Rückkehr von dieser nahm er seinen Wohnort in Flensburg, wo er in seinem ersten Amt sich glücklich gefühlt und ist hier sehr geachtet wegen seiner gründlichen Gelehrsamkeit, seines ausgezeichneten Fleißes und seines christlichen Lebenswandels bis an seinen Tod verblieben. Er starb am 21. October 1762. – S. war ein überaus fruchtbarer Schriftsteller. Döring verzeichnet nicht weniger als 354 gedruckte Schriften von ihm. Dieselben sind philologischen, historischen, namentlich viel biographischen und theologischen Inhalts. Wir nennen nur ein Paar der bekanntesten: „Athenae Lubecenses sive de Athenaei Lubec. insignibus meritis etc.“ 1720/22 4 Bde. „Bibliotheca Lubecens.“ 1725–30 in 12 Bdn. in Verbindung mit Schorbau und von Melle. – „Selecta litteraria“ 1726. – „Philocalia epistolica sive centum Epistolae ad sanctiorem doctrinam atque historiam ecclesiasticam spectantes.“ 1727. – „Miscellanea, quibus Comm. varii argumenti, sacri, philologici, historici, philosophici, antiquarii, litterarii continentur“. 1734. 3 Bde. – „Deliciae epistolicae sive Centuria Epistolarum“ 1729. – „Varia Poetica“ L. 1740. – „Meditationes exegeticae, quibus varia utriusque Testamenti loca expenduntur et illustrantur. 1730/37. 3 Bde. – „Memorabilium Flensburgensium historicorum, exxlesiasticorum, juridico-politicorum, litterarum sylloge“ 1752. Außerdem lieferte er zahlreiche Beiträge zu Zeitschriften, als Hamburger Berichte, Lübeckische Anzeigen etc.

Athenae Lubecenses II. 544. Autobiographie. – Klefeker, Bibl. eruditorum praecocium 345. – Moller, Cimbr. litt. II 828. – Döring, d. gelehrten Theologen Deutschlands. Neustadt 1835. IV, 147.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 578. Z. 2 v. u. l.: Assel im Lande Kedingen bei Stade. [Bd. 36, S. 791]