ADB:Trautwein, Theodor

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Artikel „Trautwein, Theodor“ von Albert Krieger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 108–109, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trautwein,_Theodor&oldid=- (Version vom 3. Mai 2024, 01:29 Uhr UTC)
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Trautwein **): Theodor T., geboren am 19. December 1833 zu Stuttgart als der jüngste Sohn eines Professors am Katharinenstift, besuchte das damals zehnclassige Gymnasium in Stuttgart bis zur 7. Classe, was er mit Ueberspringung einer Classe in sechs Jahren fertig brachte und holte sich jedes Jahr eine Auszeichnung. Da starb der Vater und der Sohn mußte sich aus Rücksicht auf die Vermögenslage der Familie dem Buchhandel widmen. Von 1848–1852 in Stuttgart Lehrling, war T. später als Gehülfe thätig in Buchhandlungen zu Oldenburg und Bonn, bis er 1859 in die Lindauer’sche Buchhandlung nach München kam; von 1881 an bekleidete T. die Stelle eines Secretärs der königl. Hof- und Staatsbibliothek. Der Münchener Section des deutschen und österreich. Alpenvereins diente T. von der Gründung an fast ununterbrochen in verschiedenen Eigenschaften: als zweiter Vorstand, als Conservator, insbesondere aber als Redacteur der Zeitschrift, später der Mittheilungen. In den Mittheilungen, in der Zeitschrift entfaltete er eine reiche litterarische Thätigkeit, er hielt zahlreiche interessante Vorträge, wobei stets seine sichere Beobachtung auch des wirthschaftlichen Lebens der Gebirgsbevölkerung zur Geltung kam. Das ganze Alpengebiet lag vor seinem geistigen Auge wie ein offenes Buch; auch in den Theilen, die er niemals selbst betreten hatte, gab es wohl keinen Graben, keine Alm, die er nicht wenigstens dem Namen nach kannte. So ward er denn eine geeignete Persönlichkeit für die Neuherausgabe von Schaubach’s großem Werk „Die deutschen Alpen“. Sein jetzt in neunter Auflage erschienener [109] „Wegweiser für Reisende“ ist ein durchaus verlässiger Begleiter und immer auf der Höhe der Zeit geblieben. In allen Fragen des Vereins wurde Trautwein’s Rath eingeholt. T. trat seinerzeit entschieden für die Fusion des deutschen mit dem österreichischen Alpenverein ein: dieser Vereinigung ist der glänzende Aufschwung der Alpensache zu danken. T. war der erste in der Section, der auf gute Wegeanlagen und bequemere Unterkunft Werth legte (entgegen einer damals vielfach noch herrschenden puritanischen Richtung, die nur Parforcetouren liebte). In diesem Sinn hat er auch später innerhalb der Section gewirkt. Auch in der Opposition kam nie ein verletzendes Wort über seine Lippen, niemals ließ seine, wenn auch vielleicht mit einem feinen Witz versetzte Gegenrede einen Stachel zurück. Auch dem Turneralpenkränzchen war T. ein treues Mitglied. T. besaß umfassende mineralogische und botanische Kenntnisse und auch allen anderen Disciplinen, die zu dem Alpinismus nur irgendwie in Beziehung stehen, oder diesem, wie die Erforschung der Wunder der Gletscherwelt, zu verdanken sind, widmete er die regste Aufmerksamkeit. Als Tourist war T. ein ausdauernder Geher; das Erklimmen als besonders schwierig geltender Gipfel aber hatte für ihn keinen Reiz. Trotzdem sollte er das Opfer eines zu raschen Marsches von Loser nach Hochfilzen durch die Vorderkaserklamm werden, bei dem er sich stark erhitzte und schließlich einen kalten Trunk that. Am 24. Juni 1894 nach München zurückgekehrt, legte er sich sogleich mit einer Lungenentzündung, die ihn am 2. Juli aus voller Manneskraft der Alpenforschung und seinem ausgebreiteten Freundeskreise entriß.


[108] **) Zu Bd. XXXVIII, S. 536.