ADB:Weyssenburger, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weyssenburger, Johannes“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 290–291, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weyssenburger,_Johannes&oldid=- (Version vom 5. Mai 2024, 17:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 42 (1897), S. 290–291 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2017, suchen)
Johannes Weyssenburger in Wikidata
GND-Nummer 122900987
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|290|291|Weyssenburger, Johannes|Karl Steiff|ADB:Weyssenburger, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=122900987}}    

Weyssenburger: Johannes W. (nicht Weissenburger), ein Priester – denn er nennt sich oft sacerdos oder presbyter –, der in den ersten Decennien des 16. Jahrhunderts die Buchdruckerkunst ausübte. Zum ersten Mal finden wir ihn in dieser Eigenschaft zu Nürnberg im J. 1503 (nicht schon 1502, wie oft angegeben wird) und zwar druckt er anfangs mit einem Nik. Fleyschmann zusammen, der gleichfalls ein Priester gewesen zu sein scheint. Nach der Trennung von diesem setzte W. die Thätigkeit als Buchdrucker allein fort, zunächst noch in Nürnberg bis ins J. 1513, worauf er mit seiner Presse nach Landshut in Niederbaiern übersiedelte. Höchst wahrscheinlich fand letzteres noch im genannten Jahre statt, wenngleich das früheste bekannte Erzeugniß seiner dortigen Thätigkeit erst dem April 1514 angehört. Vermuthlich ist W. von irgend einer Seite nach Landshut berufen worden, wo es damals keine Presse gab. Unrichtig ist es aber, wenn man ihn als den Prototypographen dieser Stadt betrachtet; denn schon am Anfang des Jahrhunderts hatte ein – sonst nicht bekannter – N. Wurm dort, wenn auch nur kurze Zeit, eine Druckerei gehabt (Weller [291] a. u. a. O., Nr. 210). Aus Landshut kennt man Erzeugnisse von Weyssenburger’s Werkstätte bis zum Jahre 1531; dann verschwindet sein Name. Im ganzen beträgt die Zahl seiner Drucke weit über 100, wovon der größere Theil auf Landshut fällt. Viele derselben sind mit Holzschnitten reich ausgestattet, ein Umstand, der diesem Buchdrucker auch einen Platz in der Geschichte der Buchillustration sichert. Was den Inhalt der Drucke betrifft, so fehlt es unter denselben nicht ganz an profanen Werken. Ganz vorzugsweise aber stellte W., was für ihn als Priester bezeichnend ist, seine Presse in den Dienst seiner Kirche. Schriften, wie sie die Geistlichkeit brauchte: Erklärungen des Meßkanon, Predigtsammlungen, Beichtbücher, dann wieder kirchliche Schriften für Laien: Sterbebüchlein (darunter auch drei Ausgaben der Ars moriendi), Heiligthumsbücher, Leben von Heiligen – dies und ähnliches ist es, was vornehmlich aus dieser Presse hervorgegangen ist. Als dann die Reformation kam, war die Druckerei Weyssenburger’s eine der wenigen in Süddeutschland, die den Gegnern der neuen Bewegung zur Verfügung standen. Im Hinblick hierauf ist es bemerkenswerth, daß dieser Priester zugleich der erste Buchdrucker Luther’s war. Denn dessen erste gedruckte Schrift (Tractatus de hijs qui ad ecclesias confugiunt) ist 1517 im fernen Landshut bei W. herausgekommen (zunächst ohne des Verfassers Namen, dann 1520 mit demselben). Mit Recht vermuthet Knaake (Weimarer Ausgabe von Luthers Werken I, 1883, S. 1 fg.), daß Christoph Scheurl, der mit dem Drucker noch von Nürnberg her in Geschäftsverbindung stand, diesem das Manuscript Luther’s geschickt habe. – Ueber die näheren persönlichen Verhältnisse Weyssenburger’s, insbesondere über seine Herkunft, sein Geburts- und Todesjahr ist nichts bekannt. Daß er von Nürnberg stammte, wie meist behauptet wird, ist an sich ja recht wohl möglich; doch haben wir hierfür keine sicheren Zeugnisse gefunden. Insbesondere lassen uns auch die Universitätsmatrikeln, soweit sie gedruckt vorliegen, über den Mann im Stich; aus ihnen ergibt sich nur so viel, daß der Name W. damals an den verschiedensten Orten vorkam.

Vgl. Panzer, Annales typogr. (nicht nur T. VII sondern auch T. XI). – Weller, Repertorium typogr. mit Suppl. (s. Register und außerdem die Nrn. 976, 1207, 1254), wozu Panzer, Annalen (deutsche) Nr. 715, 824 fg, 855, 1590, 2738, 2929, 2936, 3144, 846 b, 968 c, Verhandlungen des hist. Vereins f. Niederbaiern, Heft 1, 1846, S. 88, Weigel u. Zestermann, Die Anfänge d. Druckerkunst, Bd. II, 1866, S. 56–60, Jahrb. d. Preuß. Kunstsammlungen, Bd. 8, 1881, S. 90 und Centralblatt f. Bibliothekswesen IV, 1887, S. 515–521, 533–536 zur Ergänzung dienen. – Außerdem vgl. Muther, Die deutsche Bücherillustration d. Gothik u. s. w., 1884, I, S. 279; II, S. 214.