ADB:Wolf, Johann Christian

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Artikel „Wolf, Johann Christian“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 761–762, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolf,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 11:36 Uhr UTC)
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Wolf: Johann Christian W., Philologe und Bibliothekar, geboren zu Wernigerode, am 10. April 1690 getauft (so nach dem Kirchenbuch), † zu Hamburg am 9. Februar 1770. Von den drei tüchtigen Söhnen des Theologen D. Joh. Wolf der mittlere, erhielt er ebenso wie seine Brüder das gräflich Stolbergisch-wernigerödische Universitätsstipendium zugesichert und zwar, als der Vater bereits gestorben und die Familie nach Hamburg gezogen war. Dort besuchte er erst das Johanneum, dann seit 1706 drei Jahre lang das Gymnasium und wird wegen seines Fleißes, seiner Strebsamkeit und ausgezeichneten Führung als Musterschüler gerühmt. 1709 bezieht er als Student der Theologie die Universität Wittenberg, wo sein älterer Bruder Joh. Christoph ein akademisches Lehramt bekleidete. Als das Triennium hinter ihm lag, unternahm er eine wissenschaftliche Reise durch einen Theil von Deutschland, Holland und England. Längere Zeit ohne Amt, hielt er einem kleineren Kreise philologische Vorlesungen, wurde dann 1725 Professor der Naturwissenschaft und Dichtkunst am hamburgischen Gymnasium, 1746 auch Bibliothekar. Im J. 1766 nöthigte ihn seine große Schwächlichkeit seine Vorlesungen aufzugeben, er behielt aber sein Amt als Bibliothekar bei und widmete demselben alle Kräfte bis zum letzten Athemzuge. W. war eine Persönlichkeit, die fast ganz in ihrem wissenschaftlichen und lehrhaftem Berufe aufging, so daß er gar nicht daran dachte, einen eigenen Hausstand zu gründen, sich vielmehr von allem geselligen Verkehr, insbesondere mit Frauen, zurückzog, um mit einer über das gewöhnliche Maß hinausgehenden Sparsamkeit alle seine Mittel der Schule, der Wissenschaft und sonstigen wohlthätigen Zwecken zum Opfer zu bringen. So handelte es sich denn hierbei durchaus nicht um eine menschenfeindliche Gesinnung. Den Spuren edler und begabter Frauen ging er sogar mit einer großen Vorliebe nach, und die Beschäftigung mit griechischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen und das Forschen nach Frauen, die durch Weisheit, Kunst und Schriften sich bei Griechen und Römern hervorthaten, bildete einen wesentlichen Theil seiner schriftstellerischen Thätigkeit. Von seiner Betheiligung an wohlthätigen Stiftungen abgesehen ist zu erwähnen, daß er bei seiner naturkundlichen Unterweisung in aufopfernder Weise die Mittel zur Beschaffung der zur Erläuterung wünschenswerthen oder nöthigen Apparate selbst darbrachte. Mit rührender Hingabe versah er, in späteren Jahren bei großer körperlicher Schwachheit, das Amt eines Buchwarts und vermachte zu den reichen Bücherbeständen, die schon aus dem Nachlaß seines Vaters und durch Stiftung seines 1739 verstorbenen Bruders Johann Christoph an dieselbe übergegangen waren, der Stadtbibliothek in Hamburg seinen höchst werthvollen eigenen Bücherschatz, auch seine naturwissenschaftlichen Instrumente. Beim 300jährigen Jubelgedächtniß [762] der Erfindung des Buchdrucks verfaßte er die Schrift: „Monumenta typographica, quae artis huius praestantissimae originem, laudem et abusum posteris produnt, instaurata studio et labore J. C. Wolfii“. (Hamburg 1740.)

J. H. V. Nölting, Memoria Johannis Christiani Wolfii, Physices et Poeseos per 45 annos professoris. Hamburg 1770, 14 S. Fol. – Schröder, Lex. der hamburgischen Schriftsteller VIII, 142, 143. Zu den hier nach Nölting angeführten Schriften Wolf’s ist noch hinzuzufügen sein Carmen festivum, quo metamorphosin non auditam in natali Jesu Christi domini nostri Gymnasii Hamburgensis civibus contemplandam sistit. 1725. – Im Hamb. Schriftst.-Lex. sind a. a. O. noch weitere Quellen angeführt; vgl. noch Keßlin, Nachrichten von Schriftstellern der Grafsch. Wern., S. 45 f.