ADB:van Ceulen, Ludolph

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Artikel „Ceulen, Ludolph van“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 93, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:van_Ceulen,_Ludolph&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:38 Uhr UTC)
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Ceulen: Ludolph van C. oder van Keulen oder van Collen, Mathematiker, geb. 28. Jan. 1540 zu Hildesheim, † 31. Dec. 1610 zu Leyden. Seine Eltern waren der Kaufmann Jan van Ceulen (vielleicht aus Köln nach Hildesheim übergesiedelt?) und Hester de Roode. Er scheint zuerst nach Livland, von da zu einem Bruder nach Antwerpen gegangen zu sein. Dann ließ er sich als Lehrer der Mathematik der Reihe nach in Breda, Amsterdam, Delft (wo er 1585 und 1586 wohnte), Arnheim (wo er 1589 wohnte) und Leyden nieder. An letzterem Orte wurde ihm von dem Magistrate ein Haus zur unentgeltlichen Benutzung überwiesen und ebenda erhielt er die durch Prinz Moritz von Oranien gegründete Professur der Kriegsbaukunst, welcher er bis zu seinem Tode vorstand. Ludolph van C. war zweimal verheirathet und hatte aus beiden Ehen zusammengenommen 12 Kinder. Seine zweite Frau Adriana Symons oder Simons scheint an seinen mathematischen Arbeiten Theil genommen zu haben und gab nach seinem Tode das Werk heraus, welches er selbst in der Vorrede eines früheren Buches als sein Hauptwerk bezeichnet hatte. Der allgemeine Charakter seiner Schriften besteht darin, daß er zwar geometrische Untersuchungen anzustellen wußte und liebte, zugleich aber auch immer das Gefundene an Zahlenbeispielen nachzuweisen wünschte, deren Genauigkeit ihm alsdann selbst ebensowol Zweck als Mittel wurde. Keine Aufgabe lag daher mehr in dem Bereiche seiner Neigungen wie seiner Fertigkeit als die der Auffindung der Verhältnißzahl des Kreisumfanges zum Durchmesser, der sogenannten Zahl π, welche er zuerst durch wiederholte Wurzelausziehungen bis auf 35 Decimalstellen genau bestimmte, und welche deshalb mit um so mehr Recht die Ludolphische Zahl genannt werden darf, als seine Rechnung erst durch den Engländer Abraham Sharp am Ende des 17. Jahrhunderts überholt wurde, der mit Hülfe unendlicher Reihen 72 Decimalstellen sicher stellte. In neuester Zeit hat wieder ein Engländer William Shank am 15. Mai 1873 der Royal Society die Zahl π auf 707 Decimalstellen berechnet, vorgelegt (Proceedings of the Royal Society of London, Vol. XXI, Nr. 144. pag. 318). Die Werke Ludolphs van C. sind drei kleinere polemische Abhandlungen, wovon eine gegen Willem Goudaen (1583), zwei gegen Simon Duchesne, genannt van der Eicke (1585 und 1586) gerichtet, das größere Buch „Van den Circkel“ (1596), welches nebst den im Originaldrucke nicht mehr bekannten früheren Abhandlungen gemeinschaftlich 1615 neu gedruckt wurde, und das nachgelassene Werk: „De Arithmetische en Geometrische Fondamenten“ (1615). „Circkel“ und „Fondamenten“ sind auch in lateinischer Bearbeitung durch Willebrod Snellius (1615 und 1619) vorhanden. Die gedruckten Schriften enthalten die Zahl π zuerst auf 20, später auf 32 Decimalstellen genau. Die 35 Decimalstellen fanden sich auf der (in Les Délices de Leide, Leyden 1712 abgedruckten) im J. 1840, wie es scheint, noch vorhandenen, seitdem unauffindbaren Grabinschrift Ludolphs van C. in der Peterskirche in Leyden. Die „Fondamenten“ enthalten die Lösungen auch anderer interessanter algebraischer und geometrischer Aufgaben als die der Kreismessung.

Vgl. Vorstermann van Oijen in dem Bulletino Boncompagni 1868, p. 141. Bierens de Haan in derselben Zeitschrift 1874, S. 99. J. W. L. Glaisher in The Messenger of mathematics, New series, Nr. 20, 1872 und Nr. 26, 1873.