An Mastalier
Freund! daß ein Sauertopf, wenn mein Gedicht
In Doris Ohr den Wunsch der Liebe flüstert,
Ihr hyperkritisches Gesicht
mit hundert Falten ernst verdüstert:
Der Geizhals übt, und brummend mich verdammt,
Weil ich nicht lerne Geld zusammenscharren,
Geld, welches einst auf sieben grosse Karren
Mein Erbe lächelnd lüd: auch daß mir Kunigund
Durch Rudera von Zähnen zischend fluchet,
Und in der Hölle schon das wärmste Plätzchen suchet,
Die (alte Buhler sagen das,)
Einst ihren Hofmannswaldau las,
Daß, weil ich Weltkind das System
Von der Bevölkrung adoptiret,
Mich ein Kalenderschwarm (sein Obrer hälts genehm)
In bündigen Dilemmen refutiret,
Ein Thor hält sich dawider auf.
Doch, daß mein Mastalier, geschaffen die Grimassen
Scheinheiligen zu überlassen,
Auch einen Freygeist selbst versöhnte,
Voll ächter Frömmigkeit des Klausners Heucheley
So wie des Weltmanns Frechheit immer höhnte,
Daß dieser Mastalier ein Lied verdammt,
Ha! dies ist sonderbar: reißt nicht der Liebe Hand
So oft die unbescheidne Jugend
Zurücke von des Abgrunds Rand,
Und richtet auf die schwachgewordne Tugend?
Das einem sanfteren Geschlecht,
So unser blinder Stolz das schwächre nennet,
Die Herrschaft über uns zu unsrem Besten gönnet.
Ein Jünglingsherz, das Liebe nicht verwahrt,
Durch einen Myrtenkranz entehrt,
Im Wirbel frecher Tänz’ ihn die verbuhlte Dirne
Der Unschuld Hohn zu sprechen lehrt:
Wenn er durch Furien zum Spieltisch hingejaget,
Getauchet sitzt, und seiner Ahnen Schweiß
Auf Einer Karte waget:
Wenn er beym tollen Freudenmahl
Dem Schlemmer in die Arme sinket,
Den Tod hinein in langen Zügen trinket,
Da dank’ ich es der Mädchen Besten,
Daß ich nicht auch bey diesen Horden bin.
Entfernt von Trinkgelagen, wilden Festen
Da sing’ ich ihr, von Neidern unbelauschet,
Wo nur der Kuß verschämter Liebe rauschet,
In dunkler Rosenlaub’ ein Lied
Das von dem Herzen kömmt, und nach dem Herzen zieht.
Musarions und Gandalins Geschichtchen,
Mit unter auch von Gleim, und Uz,
Und Hagedorn, und Bürger ein Gedichtchen:
So stehlen sich die Tage meines Lebens
Daß ich, um froh zu seyn, geschaffen bin,
Fühl’ ich, und fühl’ es nicht vergebens.
Der Gott, der seine Allgewalt
Zur Dienerin der Güte machte,
Nur darum schuf, daß es der Stolz verachte,
Wird, wenn der Mensch genießt, bezahlt.