Armen-Versorgungs-Anstalt zu Fürth

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Autor: Anonym
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Titel: Armen-Versorgungs-Anstalt zu Fürth
Untertitel: VI Fortsetzung 1791
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 579–586
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VII.
Armen-Versorgungs-Anstalt zu Fürth
VIte Fortsetzung 1791.
Im Journal von und für Teutschland (1790. St. 1. Nro. 4. 1792. St. 5.) kommt unter der Überschrift: Armenversorgung zu Fürth verschiednes von diesem löblichen Institute vor, das auf seine Entstehung, innere Einrichtung, Einnahme und Ausgabe Bezug hat. Da diese Anstalt zu einer Zeit ihren Anfang genommen, als noch kein Fränkisches Journal vorhanden war, so war es billig, daß davon in jener, auch im Fränkischen Kreise rühmlich bekannten Zeitschrift Erwähnung geschehen. Eben so billig ist es aber auch, daß nunmehr, bey veränderten Umständen, und da wir Franken ein eigenes Journal haben, dergleichen Localitäten, die zwar auch das Ausland interessiren, welche aber keiner so sehr| als der Landeseinwohner und Nachbar benutzen kann, in einländischen, von den Einwohnern am mehrsten gelesenen Zeitschriften bekannt gemacht werden.
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 Ich übersende Ihnen zu diesem Ende die noch in keiner periodischen Schrift vorkommende authentische Nachricht von dem sechsten Jahrgang gedachten Instituts und werde dafür sorgen, daß dergleichen in Zukunft, so lange das Institut Bestand haben wird, für das Fränkische Journal eingesendet werden. Um die Anstalt einigermassen beurtheilen und mit einem Blicke übersehen zu können, wird es nicht undienlich seyn, wenn hier, in Beziehung auf die angeführten Stellen des Journals v. u. f. Teutschland, kürzlich bemerkt wird, daß der Grund des Instituts, ausser einem zinstragenden kleinen Capital, bloß auf willkürlichen Beyträgen mildthätiger Einwohner beruhe, und daß die äusserst mühselige Verwaltung desselben von der so unermüdeten als unentgeldlichen menschenfreundlichen Denkungsart einiger Bürger abhange. Aus der Vereinigung dieser, dem Hofmarkt Fürth zur großen Ehre gereichenden Umstände ist das Resultat geflossen, welches in folgenden| zum Besten der Armen verwendeten ansehnlichen Summen Geldes bestehet:
Vom Julii 1785, als dem Anfange des Instituts fl.
bis zum Julii 1786 ist eingeg. 6984
Vom Julii 1786, bis zum Julii 1787 6868
Vom Julii 1787, bis zum Julii 1788 6842
Vom Julii 1788, bis zum Julii 1789 6491
Vom 1 Jul. 1789, bis zum 1 N. 1790 7804
in allen fl. 34989

 Die neueste vor kurzem öffentlich bekannt gemachte vollständige Berechnung über Einnahme und Ausgabe lauft vom 1ten Nov. 1790 bis zum 1ten Nov. 1791. In dieser Jahresfrist hat das Armeninstitut eingenommen:

An freywilligen Beyträgen fl. 4564. 58. 2
Bey Hochzeiten, Kindestaufen 95. 13. 3
In den Opferstöcken fand man 34. 08. 3
An zufälligen Geschenken und
Vermächtnissen
510. 54.
Zinsen von fl. 1500 Kapital 75.
Cassebestand 46. 51. 3
fl. 5327. 06. 3


Dagegen war die Ausgabe:
 An Hausarme ward wöchentlich, monatlich ausgetheilt nach Maaßgabe der besonders gedruckten und ausgetheilten Rechnung, worin jeder| Arme, mit Bemerkung dessen, was ihm abgereicht wurde, namentlich vorkommt fl. 4490. 23. 2
An reisende Handwerker 315. 16.
Besoldung der Bettelvögte und Einsammler etc. 238.
An Aus- und Einschreibegebühren für arme Lehrjungen[1] 27. 48.
An Heilungskosten für arme Kranke[2] 88. 34.
An Begräbnißkosten für verstorbene Arme[3] 77. 21.
Allerley kleine Ausgaben 32. 05.
Casserest 57. 39. 1
fl. 5327. 06. 3
|  Vergleicht man die jährlich eingegangenen Gelder mit einander, so ergibt sich, daß die Einnahme immer kleiner ausgefallen und besonders in dem letzten Rechnungsjahre merklich abgenommen habe, folglich die Beyträge mehrerer Einwohner vermindert worden, oder gänzlich ausgeblieben seyn müssen. Die Almosenpfleger haben nicht unterlassen, diesen Umstand bey Gelegenheit der Rechnungsablegung ihren Mitbürgern zu Gemüthe zu führen, und solche zur Mildthätigkeit aufzumuntern. Sie glauben die Ursache dieser Abnahme in dem sogenannten Pfenningalmosen zu finden, und äussern sich deswegen in der VIten Jahresrechnung folgendermassen:
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 „Wir gedenken derjenigen, die den Armen nichts mittheilen wollen, mit keinem Worte. Wer die Pflicht, seine dürftigen Mitmenschen zu erhalten verkennt, dem wird es nicht an Vorwand fehlen, seine Lieblosigkeit zu beschönigen. – Aber mehrere andere Bürger, die von dem Mitleiden, welches der Anblick eines Unglücklichen einflößt, sich bewegen lassen, dasjenige, was sie | sonst der Armenkasse zuzuwenden pflegen, in kleinen Gaben den Gassenbettlern selbst auszutheilen, – diese sind würdig, daß man sie von der Zweckwidrigkeit einer solchen Allmosenpflege zu überzeugen trachte. Männer von Erfahrung wissen, wie sehr das sogenannte Pfenningalmosen die Armen in Bettler verwandelt und ihre Anzahl vermehrt. Der fremde Bettler wird durch den Ruf, daß man hier überall etwas erhalte und am Ende doch etwas Ansehnliches zusammenbringe, herbeygezogen. Der wandernde Handwerker, dem gerade ein solcher Zehrpfenning gebührt, der ihn nöthigt zur nächsten Werkstätte zu eilen, verläßt diese ganz, und fängt wieder zu terminiren an, so bald der erfochtene Vorrath verzehrt ist. Andere klopfen an allen Thüren an, und nehmen alles mit, was ihnen abgereicht, und nicht abgereicht wird. – Der Schaden trifft zunächst den Hausarmen, den ein Überrest von Ehrgefühl vom Gassenbetteln abhält, der nun nicht mehr hinlänglich unterstützt werden kann, und der dennoch auf unsere milden Gaben den nächsten Anspruch hat. Alles stürmt am Ende auf den gutmüthigen Bürger ein, der von einheimischen und fremden Bettlern belagert, geplündert, verfolgt und an seiner Handtierung, am Erwerben gehindert wird. Das Pfenningalmosen ist die Ursach dieses Übels. Dieser schädlichen Mildthätigkeit, dieser Schwachheit müßen wir nothwendig entsagen, wenn die| gute Sache, die uns sämmtlich schon ansehnliche Geldsummen und unsägliche Sorgfalt gekostet hat, nicht in der Blüthe dahinschwinden sondern zur Reife gedeihen und über unsere Armen, und über den ganzen Ort Heil und Seegen verbreiten soll.“ etc. etc. –
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 Dieses ist allerdings, und in so fern gegründet, daß die Almosenspendung in allzukleinen Gaben, als Mitursache der verminderten Einnahme angesehen werden kann. Die Hauptursache dürfte aber wohl in dem verminderten Nahrungsstand, im Mangel an Verdienst für Handwerker und Fabricanten zu suchen und zu finden seyn. Dieses Übel, welches Oberfranken in währendem Laufe des jüngsten Türkenkrieges so schmerzhaft empfunden hat, beginnt schon wieder bey den leidigen Anzeigen eines neuen Krieges, sich anzukündigen. Der Flor, die ganze Existenz des oberfränkischen Fabrikwesens beruhet hauptsächlich auf den niedrigen Preisen der Lebensmittel, womit dieses Land in Friedenszeiten gewöhnlich geseegnet ist. Schon die erste und allerleidlichste Folge des Krieges, starke Durchmärsche zahlreicher Völker, erhöhet die Preise, und untergräbt das Fundament des Wohlstandes von vielen tausenden. – Doch die düstern| Wolken, die Teutschlands Horizont umziehen, dürften sich bald zerstreuen, und der nächste Frühling bringt uns wohl den holden Frieden mit!

„Komm, Innbegriff der himmlischen Freuden,
Friede! laß deinen Seegen unaufhaltsam strömen!
Ohne dich ist des Guten kein froher Genuß.“

den 1ten Dec.
 1792.



  1. Wie kommt es, daß Handwerker und Meister noch nicht wissen daß es sündlich sey, armen, eltern- und beystandslosen Waisen Aus- und Einschreibegeld abzunehmen? –
  2. Es ist billig, daß dem Apotheker die den Armen unentbehrliche Medicamente, – jedoch nicht nach dem gewöhnlichen Fuß – vergütet werden. Was hat es aber mit den unter diesem Posten steckenden 22 fl. 34 kr. „Kurkosten“ für eine Bewandniß? – Sollte wohl gar ein Arzt für den Besuch eines blutarmen Menschen Bezahlung annehmen? –
  3. Mäusen und Ratzen, Hunden und Katzen, muß man ihre Grabstätte unentgeldlich angedeihen lassen, und für einen armen Menschen, der nichts hatte, wohin er sein Haupt legen konnte, sollten noch Begräbnißkosten erlegt werden! – Almosen ist, aller vernünftigen Vorstellung nach, bloß dazu [583] zu bestimmt, um lebendige Arme zu unterstützen und am Leben zu erhalten. Tode Menschen sind kein Gegenstand der Almosenpflege.