Ausstellung der Adressen zu Kaiser Wilhelm’s 90. Geburtstage

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Titel: Ausstellung der Adressen zu Kaiser Wilhelm’s 90. Geburtstage
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aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 399
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[399] Ausstellung der Adressen zu Kaiser Wilhelms 90. Geburtstage. In dem prächtigen Berliner Kunstgewerbemuseum, welches mit seinen großen Schätzen alter und neuer Vorbilder eine Hauptstelle unter den Sehenswürdigkeiten der Reichshauptstadt einnimmt, waren vor einiger Zeit die sämmtlichen Adressen der deutschen Städte und Genossenschaften ausgestellt: vier große Gestelle voll der reichsten und mannigfachsten Bände, Mappen, Schreine, Pergamenttafeln, die fortwährend von Zuschauern umdrängt wurden. Die Mitte des Ganzen nimmt ein origineller, mehr als mannshoher Aufbau ein; auf reichdrapirtem Sammtsockel erhebt sich eine prachtvolle gotische Holzarchitektur mit der Inschrift: „Dem erhabenen Baumeister des Deutschen Reiches gewidmet von den vereinigten deutschen Baumeistern.“ Eine goldene Germania thront unter dem Baldachin, dessen gothisches Dach überragt wird von den farbigen Reichsstandarten und dem Adler. Farbige Frucht- und Blumenthürme umziehen den reichen Bau, dessen vier Ecknischen von kraftvollen Männergestalten, Bauhandwerkern mit ihrem Geräth, ausgefüllt werden.

Reizend stellt sich die Gabe der „Frauen und Jungfrauen von Wiesbaden“ dar: im reichen moosgrünen Plüschrahmen, auf einer sechs Fuß hohen Staffelei, die ganz aus lebenden Rosenkränzen gebildet ist, ein liebliches Aquarellbild, eine Jungfrau im Rosenhag vorstellend, die dem Kaiser den Kranz entgegenreicht. Amoretten spielen in den Zweigen und tragen hoch oben die Kaiserkrone.

Gegenüber ragt ein schwerer Schrein aus Eichenholz, dessen rother Sammtgrund eine kostbare Pergamenttafel umschließt mit der Widmung des Großlogenbundes. Sie ist umrahmt von reichstem gothischen Goldornament und Lorbeerzweigen mit goldenen Früchten.

Wahre Prachtbände, Meisterwerke deutscher Buchbinderei, umschließen die künstlerisch ausgestatteten Adressen der deutschen Bühnenangehörigen, der Kölner Frauen und Jungfrauen (Pergament mit edelster Randpressung und silbergetriebener Germania), der Stadtbehörde Breslau (gelbe Seide mit Malerei, reich gesticktem Ornamentrand und schweren Schmuckrosetten).

Die Adressen der Kunstakademien von München, Frankfurt, Karlsruhe, Weimar u. a. O. sind einfacher in der Ausstattung, dagegen meist mit Aquarellbildern von Künstlerhand geziert.

Ein wirkliches Kunstwerk von Metallarbeit ist auch das ganz eigenartige Geschenk der Stadt München: eine reiche Emailtafel im Renaissancegeschmack, welche die Inschrift trägt, nach Art eines Altarblattes mit Thüren zu schließen, die, in Silber getrieben und vergoldet, prächtige Ornamentfiguren zeigen. Ein herabhängendes köstliches Siegel von Krystall in edelster Fassung bildet den Abschluß des höchst originellen Werkes.

Unter dem vielen Kunstvollen sei zum Schluß noch Eins hervorgehoben, eine eben so sinnige als liebliche Gabe aus dem badischen Schwarzwalde. Es ist eine freistehende Uhr im Holzgehäuse, mit verschiedenen Zifferblättern, die alle umrahmt sind von reizenden Malereien auf Goldgrund, ländliche Embleme zeigend, auch zwei schmucke Schwarzwälderinnen, welche die Huldigung darbringen. Unten steht die herzenswarme Inschrift:

„Ein Schwarzwaldkind, geschmückt mit Kränzen,
Spricht heute Dir von neunzig Lenzen;
Es mißt die Uhr mit sicherm Schlag
Des Kaisers Fest, des Volkes Jubeltag.
Fortan nur frohe Tage soll sie zeigen,
Doch siegend über alle Zeit
Bleibt Ihm die Liebe, Treue, Dank zu eigen
In Ewigkeit!“