BLKÖ:Dercsényi von Dercsen, Johann I. Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 246. (Quelle)
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Dercsényi von Dercsen, Johann I. Freiherr (Geolog, geb. zu Leutschau im Zipser Comitate, gest. 1837). Stammt aus der alten nach dem Mohacser Türkensiege (1526) aus Nieder-Ungarn nach Ober-Ungarn geflüchteten Familie Tejér, welche dort unter dem Namen Weisz im 17. Jahrhunderte mit einem neuen Adelsbriefe versehen wurde, und den Namen Dercsényi seit 1792 führt, in Folge der für die Familie fortbestehenden königl. Schenkung des Dorfes Dercsényi. Johann beschäftigte sich von Jugend an mit den Naturwissenschaften und insbesondere mit Mineralogie, Geognosie und Medicin; besuchte die Schulen in Fekete Bánya, Leutschau, Preßburg und zuletzt die Universität in Wien, wo er auch die Doctorwürde erhielt. Im J. 1780 trat er im Zempliner Comitate in öffentliche Dienste, verließ aber dieselben in einiger Zeit wieder und zog sich in die Nähe seiner Güter im Beregher Comitate zu Munkács in’s Privatleben zurück, von nun an ausschließlich mit dem Studium der Mineralogie beschäftigt. Hier machte er die wichtige Entdeckung, daß jene Gegend ein reiches Lager ausgezeichneten Alaunsteins besitze, worauf er mit einem 10jährigen ausschließlichen Privilegium versehen, daselbst eine Alaunerzeugung einführte, welche seitdem in den auf dem gräfl. Schönborn’schen Gute Podhering und auf dem Dercsenyischen Gute Pusita Kerepez, beide bei Munkácz, dann auf dem Graf Károly’schen Gute Musai und auf zwei andern ebenfalls im Beregher Comitate befindlichen Fabriken während mehr als 30 Jahren betrieben, das schönste Product reichhaltig fortliefert, und dadurch dem Lande eine Industrie-Quelle eröffnete, welche seit ihrer Eröffnung bis 1814 nach diplommäßiger Bestimmung einen Ertrag von mehr als einer Million Gulden abwarf. 1814 wurde D. königl. ungar. Rath und für den Landtag 1825–27 zum Mitglied der Reichstags-Deputation zur Umarbeitung des montanistischen Codex für Ungarn gewählt, als welcher wie auch als [247] Präsident der Commerz- und Forstregulirungs-Deputation des Beregher Comitats, er eine große und gemeinnützige Thätigkeit entwickelte. Die von ihm im Drucke erschienenen Schriften sind: „Pyretologiae practicae tentamen“ (Wien 1780, 2. Aufl. 1783; – „Ueber Tokay’s Weinbau, dessen Fechsung und Gährung mit geognostischen Beilagen“ (Ebenda 1796). Dieses Werk über den Tokayer Weinbau wird von Fachmännern mit dem spätern Werke von Schanis für das beste über diesen Gegenstand gehalten. Eine Abhandlung über die Mineralien in den Karpathen von D. ist in den vaterländischen Blättern des österreichischen Kaiserstaates enthalten.

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 698. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Perthes, 32°.) I. Jahrg. (1848) S. 79. – Der gegenwärtige Stand der Familie besteht aus den Abkömmlingen der zwei Söhne des Grafen Johann I. (siehe die Biographie). Der erste Sohn Paul (geb. 9. April 1792, gest. 18. Dec. 1843) war vermält (seit 9. Oct. 1824) mit Henriette Freiin von Geymüller (geb. 17. Oct. 1804). Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne und zwei Töchter. Die Söhne: Freiherr Johann Jakob Heinrich (geb. 13. Aug. 1827) und Freih. Rudolph Karl Franz (geb. 22. April 1834); die Töchter: Baronesse Henriette Julie Barbara (geb. 17. Juli 1825) und Baronesse Klara Pauline Katharina (geb. 9. Mai 1829). – Der zweite Sohn Johann II. (siehe die Biographie) ist (seit 18. Oct. 1838) vermält mit Elisabeth geb. Freiin von Eichhof (geb. 16. Sept. 1819). Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Freih. Joseph (geb. 13. Nov. 1844) und Freih. Béla (geb. 16. Dec. 1847).