BLKÖ:Felbiger, Johann Ignaz von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 166. (Quelle)
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Felbiger, Johann Ignaz von (Schulmann, geb. zu Großglogau in Schlesien 6. Jänner 1724, gest. zu Preßburg 17. Mai 1788). Besuchte die unteren dann die theologischen Schulen in Breslau; trat dann in das Kloster der reg. Chorherrn zu Sagan, wo er 1758 die Prälatenwürde erhielt. Dem Schulwesen seit jeher seine Aufmerksamkeit widmend und mit der bisherigen Methode nicht einverstanden, besuchte er Berlin, um den Unterricht in der kön. Realschule kennen zu lernen. Nach seiner Rückkehr begann er mit der Verbesserung des Schulunterrichts im Stifte und dehnte sie in der Folge zuerst auf die kathol. Schulen Schlesiens, dann von der kön. Regierung unterstützt, überhaupt aus. Zur Förderung seiner Methode wurden Lehrer-Seminarien errichtet, in denen sich die Lehrer mit derselben vertraut machten, und in Breslau stand F. selbst an der Spitze eines Haupt-Seminars, in welchem er Directoren und Lehrer in der neuen Methode unterwies. 1774 folgte er einem Rufe der Kaiserin Maria Theresia als General-Director des [167] östr. Schulwesens nach Wien; führte in den östr. Schulen die Literalmethode, eine Act Unterricht mit mnemotechnischen Hilfsmitteln ein und gab viele Lehr- und Schulbücher heraus. Acht Jahre versah er diese Stelle, bis ihn 1782 Kaiser Joseph derselben enthob und zum Pröpsten in Preßburg ernannte. Die nach seiner Methode errichteten Schulen nannte man – wie noch heute – Normalschulen. Die Geschichte seiner Methode schrieb er in dem Buche: „Ausführliche Nachrichten von der erst zu Sagan, dann aber in ganz Schlesien und in der Grafschaft Glaz unternommenen Verbesserung der katholischen Schulen“ (Sagan 1786, 8°.). Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen außer einer Karte der Breslauer Diöcese: „Carte du Dioecese de Breslau avec ses IV Archidiaconats subdivisés en ses cercles archipresbyteriales“ (Nürnberg 1751; Fol.); – „Ichnographica urbis Vratislaviensis delineatio, representans singula templa et monasteria cum jurisdictione cuiusvis curatiae romano-catholicae“ (Eb. 1751, Fol.); – „Versuch die Höhe des Riesengebirges zu bestimmen“ (Breslau 1769, 4°.); – „Vorschläge, wie Nordlichter zu beobachten sind“ (Sagan 1771, 4°.); – „Anleitung, jede Art Witterung genau zu beobachten“ (Eb. 1773, 4°.); – „Kunst, Thürme und andere Gebäude vor den Wirkungen des Blitzes zu bewahren“ (Breslau 1771, Korn, gr. 8°.); – „Methodenbuch für die deutschen Schalen in den k. k. Staaten“ (Wien 1775) und „Nachricht von der gegenwärtigen Beschaffenheit der Normalschule und einiger andern deutschen Schulen in und bei Wien“ (Eb. 1775, 8°.). F. wird der Regenerator des östr. Schulwesens genannt.

(Salzmanns) Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgez. Deutschen (Schnepfenthal 1802, 8°.) S. 330. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom J. 1750–1800 verstorbenen Schriftsteller ... III. Bd. S. 297 u. f. [mit einem vollständigen Verzeichnisse von F.’s zahlreichen Schriften]. – Journal von und für Teutschland 1785, 11. Stück, S. 469. – Streit, Alphabetisches Verzeichniß schlesischer Schriftsteller. – Schlosser (F. C.), Geschichte des 18. Jahrhunderts und des 19. bis zum Sturze des französ. Kaiserreichs ... (Heidelberg 1844, Mohr, 8°.) dritte Auflage, IV. Bd. S. 430 [wird daselbst irrig Felbinger genannt]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835 u. f., 6 Bde.) II. Bd. S. 107. – Kayser (Christian Gottlob), Vollständiges Bücher-Lexikon (Leipzig 1834, 4°.) II. Bd. S. 198 [enthält eine höchst unvollständige Uebersicht seiner Schriften, welche Ein halbes Hundert, meist pädagogischen Inhalts, beträgt]. – Der innerhalb des Umschlags gedruckte Memorabilien-Kalender der „Leipziger Novellen-Zeitung“ gibt in Nr. l eines der Jahrg. 1853–56 den 6. Jänner 1721 als F.’s Geburtsdatum an. – Porträt. Nach Reinitius gest. von Schleuen (Berlin, Nicolai, 8°.). [Auch vor dem 19. Bde. der „Allg. deutsch. Bibliothek“.]