BLKÖ:Ghelen, Ghelen’sche Erben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Gherardini, Johann
Band: 5 (1859), ab Seite: 168. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
van Ghelen in Wikidata
GND-Eintrag: 13890071X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ghelen, Ghelen’sche Erben|5|168|}}

Ghelen, Ghelen’sche Erben (Druckfirma, beginnend in Wien 1672, erloschen ebenda 1858). Die Familie stammt aus Westphalen, und schon 1520 führt ein Hanns van Ghelen das von seinem Vater betriebene Buchdrucker- und Buchhandelsgeschäft in Antwerpen fort. Um 1590 verließen ein Johann van Ghelen und sein Bruder wegen Annahme der reformirten Religion die Stadt. Ein Sohn Johanns: Jeremias kehrte jedoch in den Schooß der kathol. Kirche und nach Antwerpen zurück. Von dessen zwei Söhnen, aus einer Ehe mit Anna Drabbe, wurde der eine: Paul von Kaiser Joseph I. zum Hofjuwelier ernannt; der andere Jakob, war der Vater des nachmaligen Gründers eines Buchdruckerei-Geschäftes in Wien; dessen Sohn nämlich Johann[WS 1] vermälte sich am 28. Februar 1672 mit Elisabeth von Fontaine und kaufte von seiner Schwägerin, der Witwe Haquet, deren Druckerei. In Folge seiner Fachkenntnisse ernannte ihn Kaiser Leopold zum italienischen Hofbuchdrucker, ertheilte ihm das Privilegium zur Herausgabe einer italienischen und lateinischen Zeitung und 1678 das Diplom als Universitäts-Buchdrucker. Während der zweiten türkischen Belagerung (1683) war G. in der Reihe der Vertheidiger Wiens und kehrte nachher wieder zum Buchdruckerei-Geschäfte zurück. 1699 begann er in zwangloser Folge die Herausgabe einer Art politischen Tagebuchs, und zwar am 31. Jänner d. J. das Blatt: „Posttäglicher Mercurius“ und neben demselben am 8. Aug. 1703 unter dem Titel: „Wiener Diarium“, ein zweites regelmäßig erscheinendes deutsches Blatt, welches bald das erstere [169] verdrängte. Johann Peter[WS 2] führte, als sein Vater Johann 13. Mai 1721 starb, dessen Geschäft fort. Der letzte Ghelen, welcher selbstthätig in die Führung des Geschäftes griff, war Jakob Edler von Ghelen. Den erbländischen Adel hatte die Kaiserin Maria Theresia} dem Johann Leopold, der sich im Staatsdienste hervorgethan, in Anerkennung seiner und seiner Vorfahren Verdienste verliehen. Nach dem Erlöschen des Mannsstamme verwandelte sich die Firma Edler von Ghelen in „Ghelen’sche Erben“. Das „Wiener Diarium“ nahm später den Titel: „K. K. priv. Wiener Zeitung“ an und wurde das österr. Staats- und Amtsblatt. Seit 1813 erschien sie täglich, Sonn- und Feiertage ausgenommen, in Folio, seit 1848 änderte sie mehrere Male ihr Format, und erscheint, seit sie 1858 in den Verlag der Staatsdruckerei überging, in gr.-4°. Im J. 1832 wurden zu ihrem Drucke zwei Maschinenpressen, die ersten, deren sich eine Wiener Druckerei bediente, aufgestellt. Das Aufgeben dieser Firma von Seite des Staates erfolgte, nachdem alle Versuche desselben, die Geschäftsleitung zu einer für das Staatsblatt entsprechenden Reform in der typographischen Ausstattung des Blattes zu vermögen, erfolglos geblieben waren. Das tiefverschuldete Geschäft musste veräußert werden. Eine Papier-Fabrik als Hauptgläubiger übernahm dasselbe. Von dieser erwarb es der Eigenthümer der „Presse“ Herr Zang, an den nun auch die mit dem Blatte verbundenen besonderen Privilegien übergegangen sein sollen. Ein vollständiges Exemplar der „Wiener Zeitung“ vom „Diarium“ angefangen, wurde Ende 1858 zum Kaufe angeboten.

Börsenblatt für den deutschen Buchhandel ... (Leipzig, 4°.) 1858, Nr. 141 (15. Nov.) S. 2182. – Gutenberg. Buchdrucker-Zeitung. Herausg. von M. Auer (Wien, gr. 4°.) 1855, Nr. 16: „Die Familie von Ghelen“ von C. Trojan. – Wiener Vorstadt-Zeitung 1858, 296. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1843, S. 163: „Wiener Zeitung.“ – Theater-Zeitung, herausgeg. von Adolph Bäuerle. 1858, Nr. 255. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 370. – VI. Suppl. Bd. S. 145. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 66. Thl. S. 268 [über Johann v. Ghelen. Zu Ende dieses Artikels wird der letzte Besitzer der Druckerei Michael Edler von Rambarh genannt, welcher Name auf Rambach zu berichtigen ist; dann folgt ein größerer Artikel über Sigmund von Ghelen eigentlich Gelenius[WS 3] (geb. zu Prag 1497, gest. zu Basel 1554), berühmt als Corrector der Froben’schen Officin in Basel, Herausgeber mehrerer Classiker aus Original-Manuscripten, als des Plinius, Livius, Callimachus, Ammianus Marcellinus u. A. und als Uebersetzer mehrerer griechischen Werke in’s Lateinische. – Ueber diesen siehe auch: Bayle, Dictionnaire historiq. critiq.Huet, De Claris Interpretibus. – Curio. Vorrede zur Ausgabe des Arrianus, von J. Scheffer (Upsala 1664, 8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann van Ghelen (Wikipedia).
  2. Johann Peter van Ghelen (Wikipedia).
  3. Sigismund Gelenius (Wikipedia).