BLKÖ:Greth, Amand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gretsch, Adrian
Band: 5 (1859), ab Seite: 330. (Quelle)
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Greth, Amand (gelehrter Benedictiner und Bibliothekar des Stiftes Lambach, geb. zu Kamenz in österreich. Schlesien 2. Juli 1724, gest. im Stifte Lambach in Oberösterreich 17. Jänner 1804). Sohn armer Eltern, erhielt er den ersten Unterricht im gleichnamigen Kloster seines Geburtsortes. Nach vollendeten Humanitätsclassen ließ er sich in einem kais. Hußaren-Reg. anwerben, in welchem er mehrere Jahre diente und die Gelegenheit benützte, die ungarische, böhmische, polnische, illyrische Sprache zu erlernen. Nachdem er den Abschied genommen, ging er nach Linz, hörte bei den Jesuiten die Philosophie und trat dann in das Benedictinerstift Lambach, wo er mit allem Eifer theologischen Studien oblag. 8. Juli 1749 legte er das Gelübde ab. Während des Klosterstudiums trieb er fleißig die griechische, hebräische, syrisch-chaldäische und arabische Sprache, Kirchen- und Religionsgeschichte. Im Herbste 1753 erhielt er die heil. Weihen; der Ruf seiner Gelehrsamkeit veranlaßte aber seine durch den Fürsten und Cardinal Grafen Thun, Bischof zu Gurk, erfolgte Wahl zum bisch. Hofbibliothekar, in welcher Eigenschaft er drei Jahre Mitarbeiter an orientalischen Uebersetzungen war und großen Antheil hatte an der Ausgabe des neuen Testaments, welches unter des Cardinals Namen in 4°. zu Passau deutsch herauskam. Zur Zeit, als unter van Swietens Vorsitz die Studienreform in Wien begann, schickte ihn sein Abt nach Wien, um das Doctorat der Theologie zu erwerben, und bald gewann er van Swietens Wohlgefallen, der den gelehrten Candidaten aufmunterte, die reinen Grundsätze zu bewahren, die aus seinen, bei Verleihung der Doctorwürde zur Vertheidigung gewählten und vertheidigten Thesen hervorleuchteten. Nach seiner Rückkehr in’s Stift Lambach versah er die Stelle eines Stiftsbibliothekars, las die französischen Theologen und Historiker, und trat in brieflichen Verkehr mit den gelehrten Vätern de Saint Maur in Frankreich. Für die Bibliothek von Lambach bestellte er aus Paris nebst anderen theologischen Büchern auch die Werke der vier Appellanten. Mit dieser Thatsache beginnt jene unglückliche Wendung im Geschicke des [331] Klosters Lambach, welche demselben seither manchen Verdruß bereitete. Die Büchercensur wurde in Linz von Priestern der Gesellschaft Jesu gehandhabt. Der Linzer Censor verweigerte die Herausgabe der aus Paris angelangten Werke der vier Appellanten. Greth reiste nun in dieser Angelegenheit nach Wien und machte die Anzeige davon an van Swieten. Dieser erleuchtete Staatsmann führte den gelehrten Theologen selbst zur Kaiserin, welche, nachdem sie G.’s Anliegen gehört, sofort Befehl ertheilte, die zurückgehaltenen Werke dem Stifte auszufolgen, den Jesuiten in Linz aber die Censur abnahm und den Minoriten daselbst übertrug. Greth ward seit dieser Zeit ein Jansenist und das Stift Lambach ein Jansenisten-Nest gescholten. Greth, wenig um das Treiben der Außenwelt sich kümmernd, oblag seinen Pflichten als Beichtvater, Prediger, Katechet und Bibliothekar mit gewissenhafter Treue, und bildete junge Stiftsbrüder, wie den tüchtigen Kirchen-Geschichtforscher Adalbert Koch, den Katecheten zu Wels Adalbert Heindl u. A. zu gediegenen Theologen. Als auf G. die Wahl zum Prior fiel, lehnte er diese Ehre ab, um seinen wissenschaftlichen Arbeiten fürder leben zu können; nur dem neugewählten Abte, Julian Rizzi , zu Liebe, übernahm er noch im hohen Alter von 71 Jahren das Amt eines Novizenmeisters. Im J. 1796 verfiel G. in tiefe Melancholie, welche später noch heftiger auftrat, aber durch die Kunst der Aerzte diesen heftigen Charakter verlor. Seit der Zeit ging der Greis stille, in sich gekehrt, von seinem Bedienten begleitet durch die Klosterhallen, aber sein einst so treffliches Gedächtniß und die Selbständigkeit des freien Willens waren dahin. In dieser Ruhe des unthätigen Geistes verlebte er noch wenige Jahre, bis er an Entkräftung im Alter von 80 Jahren starb. Als Schriftsteller hat G. nichts veröffentlicht. Eine gelehrte Erörterung der Herz-Jesu-Andacht erschien, wie begreiflich, nicht im Drucke. Greth als Gelehrter tolerant und liberal, war als Mönch u. Priester strenge gegen sich selbst und ein Muster geistlicher Tugenden.

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810 IV. Bd. S. 531.