BLKÖ:Hörwarter, Johann Beno

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hörnes, Moriz
Band: 9 (1863), ab Seite: 129. (Quelle)
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Hörwarter, Johann Beno (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Kitzbüchl 9. Jänner 1751, gest. ebenda 17. December 1837). Erhielt eine gute Erziehung und trat, 21 Jahre alt, bei dem Landgerichte Kitzbüchl als Prakticant ein. Auf den im Jahre 1778 erlassenen Aufruf warb er aus eigenem Vermögen 23 freiwillige Kitzbüchler Schützen und machte, dem damaligen freiwilligen Scharfschützencorps [130] eingereiht, den bayerischen Erbfolgekrieg gegen Preußen mit, in welchem er sich bei mehreren Gelegenheiten, insbesondere aber bei Offek-Dux und Prix (5. Februar 1779), als Führer der gefährlichsten Patrouillen auszeichnete. Nach beendetem Kriege trat er wieder in sein Amt zurück, um im Jahre 1797 dem neuen Aufrufe zu folgen. Da alle Oberofficiersstellen besetzt waren, meldete er sich als Freiwilliger und erhielt eine Fähnrichstelle in der Compagnie des Hauptmannes Georg Reischer. Der Feldzug ging zu Ende, ohne daß ihm Gelegenheit geboten wurde, seine Tapferkeit zu erproben, aber das Vertrauen auf ihn war bereits so groß, daß er, als im Frühjahre 1799 wieder der Landsturm einberufen ward, zum 3. Landsturm-Oberanführer (Major) erwählt wurde. Er organisirte sofort die Sturmcompagnien, übte sie ein, unterrichtete die übrigen Compagniecommandanten in der militärischen Taktik und wurde im Juli 1799 mit einem Theile des Sturm-Aufgebots an die bayerische Grenze, später zu den Pässen Thurn, Strub, welch’ letzterer sehr bedroht war, bis an den Bothenbichl commandirt. An keinem dieser von H. besetzt gehaltenen Puncte gelang es dem Feinde einzudringen. Als am 19. December 1800 im Herzogthume Salzburg die Besetzung des Passes Lueg durch die Franzosen erfolgt war, stieg die Gefahr des feindlichen Eindringens in die Gebirgsgegenden von Pinzgau und Pongau auf das Höchste. Da wurde Hörwarter von Feldmarschall-Lieutenant Hiller mit mehreren Tiroler Schützencompagnien in die bedrohten Gegenden entsendet, um dort einen allgemeinen Landsturm zu organisiren und die Grenze zu vertheidigen. In kurzer Zeit hatte H. im salzburgischen Gebirges 33 Sturmcompagnien aufgestellt und das Vorrücken des Feindes vom Passe Lueg vereitelt. Der am 9. Februar 1801 abgeschlossene Lüneviller Friede löste die Landesvertheidigung auf. Hörwarter hatte bei diesem Feldzuge sein und seiner Frau gesammtes Vermögen im Betrage von mehr denn dritthalbtausend Gulden dem bedrängten Vaterlande zum Opfer gebracht. Für sein vortreffliches und erfolgreiches Verhalten wurde er mit der großen landschaftlichen Medaille ausgezeichnet, am 2. August 1802 auch als Capitän im 1. Tiroler Miliz-Regiment angestellt. Als solcher wurde er mit 150 Mann zur Berennung des Strubpasses am 2. und 3. November 1805 commandirt, aber die dort errungenen Lorbern fruchteten nichts, als der Feind über die Scharnitz nach Innsbruck vordrang und Miene machte, den tapferen Schützen in den Rücken zu fallen. Auf Feldmarschall Chasteller’s Befehl wurden die Milizen entlassen und Hörwarter mit seinen Officieren mußte dem General durch Kärnthen, Steiermark, Ungarn, Croatien, Slawonien nach Essek folgen, wo ihm und seinen Collegen Sieberer und Zölchner die Inspection des k. k. Haupt-Feldspitals, in welchem damals eine Epidemie wüthete, übertragen wurde. Als 1808 alle Anzeichen auf den Ausbruch eines Krieges zwischen Frankreich und Oesterreich deuteten, entwarf Hörwarter einen Plan zur allgemeinen Bewaffnung des Salzburger Gebirgsvolkes, welchen er Sr. Majestät dem Kaiser Franz (15. Jänner 1809) überschickte. In Folge dessen wurde H. durch Erzherzog Johann bei dem in Salzburg befindlichen Jäger-Bataillon als Hauptmann eingetheilt, mußte aber bei dem plötzlichen Einfalle des Feindes in’s Land, welchem alsbald die Besetzung [131] von Salzburg folgte, seine Uniform ausziehen, um nicht als Gefangener fortgeschleppt zu werden. Nichtsdestoweniger wurde verrathen, daß er ein Tiroler sei. Marschall Lefebre verlangte nun von ihm die Angabe aller Seitenwege, die von Salzburg nach Tirol führen, da er in Erfahrung gebracht, daß Hörwarter alle genau kenne. Nicht Anträge von großen Geldsummen, nicht Drohungen konnten H. zu irgend einer Angabe bewegen; wohl aber benachrichtigte er durch einen Spion den Obercommandanten Wintersteller von dem in Erfahrung gebrachten Anrücken der Bayern, kam durch Wintersteller mit Spekbacher und Firler in Verbindung und theilte ihnen durch Spione alle Nachrichten mit, welche sie verlangten. Als der Wiener Friede abgeschlossen wurde, verfiel auch H. jenem traurigen Schicksale, von dem mehrere Helden jener Tage getroffen worden. Salzburg kam an Bayern, dieses verweigerte ihm die Auswanderung nach Oesterreich; fliehen konnte er nicht, weil er Familie besaß, und von den bayerischen Behörden wurde er, wie viele Oesterreicher, unwürdig behandelt. Seine an Oesterreich gestellte Auswanderungsbitte blieb auch unerledigt. Alles Vermögens baar und mit zahlreicher Familie begabt, konnte er zu seinem Schmerze am Freiheitskriege des Jahres 1813 nicht theilnehmen, aber durch Spione theilte er seinem alten Waffengefährten Sieberer, welcher sich zu jener Zeit in Ischl befand, genaue Nachrichten mit über die damals im stärksten Blokadezustande befindliche Festung Salzburg, die Stärke ihrer Besatzung und die schwächsten Puncte zum Eindringen in die Stadt. Als 1814 Tirol wieder an Oesterreich kam, wurde H. zum Stadtschreiber der Stadt Kitzbüchl mit 400 fl. R. W. jährlicher Besoldung ernannt; 1833 wurde er, 82 Jahre alt, seiner Altersschwäche wegen mit 100 fl. R. W. und Belassung des Freiquartiers in Ruhestand versetzt. Se. Majestät der Kaiser gewährte dem verdienten Helden eine lebenslängliche Zulage von 120 fl. R. W., welche im Jahre 1836 noch um 48 fl. R. W. erhöht wurde; aber nur kurze Zeit erfreute sich H. dieses Actes kaiserlicher Gnade, da er bald darauf im Alter von 86 Jahren starb.

Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger (Innsbruck 1853, A. Wittung. 8°.) Theil I, S. 193–200; „Biographie“.