BLKÖ:Kauperz, Johann Veit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Kauschke, Joseph
Band: 11 (1864), ab Seite: 86. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Veit Kauperz in Wikidata
GND-Eintrag: 120916363, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kauperz, Johann Veit|11|86|}}

Kauperz, Johann Veit (Kupferstecher, geb. zu Gratz 15. Juni 1741, gest. ebenda 1. Jänner 1816). Sein Vater, selbst Kupferstecher, führte ihn frühzeitig in die Kunst ein, in der er später so Bedeutendes leistete. Im Jahre 1765 kam er nach Wien, wo er die unter Schmutzer’s Leitung neu errichtete Kupferstecherschule besuchte und durch seine Arbeiten sich alsbald hervorthat. Drei Preise: einen aus der Landschaft, den zweiten mit einer einfachen Figur, den dritten mit einer Gruppe, hatte er gewonnen. Nun kehrte er in seine Vaterstadt Gratz zurück und wurde zuerst Lehrer der Zeichnenkunst an der dortigen k. k. Normalschule. Zur Errichtung einer Privatzeichnungsschule erhielt er über sein Ansuchen von den Ständen Steiermarks einen jährlichen Beitrag von 200 fl. Diese Zeichnungsschule, in welcher dürftige Schüler unentgeltlich, andere aber gegen ein geringes Honorar Unterricht im Zeichnen erhielten, war so zu sagen die Grundlage der später durch die Thätigkeit des damaligen ständischen Verordneten, nachmaligen Landeshauptmanns Ferdinand Grafen Attems [Bd. I, S. 84], in’s Leben gerufenen ständischen Zeichnungsakademie, zu deren Director der verdienstvolle und tüchtige Kauperz bestellt wurde. Kauperz schon zählte 40 Zöglinge, und als Lehrer wie als Leiter der Kunstanstalt wirkte er wohlthätig auf die Entwickelung des Kunstsinnes. Als Lehrer wurde er, da seine Augenschwäche zunahm und auch die Hand ihren Dienst zu versagen begann, im Jahre 1811, und zwei Jahre später als Director der ständischen Zeichnungsakademie pensionirt, deren Leitung nach ihm sein Schüler Andreas Hardter, nach dessen, 1816, erfolgtem Tode provisorisch Ignaz Hoffer, dann bleibend der steierische Geschichtsmaler Jos. Aug. Stark und nach dessen Tode, 1838, Joseph Ernst Tunner erhielt, in dessen Händen sie noch zur Stunde sich befindet. Aus den kleinen Anfängen der Kauperz’schen Privatzeichnungsschule gestaltete sich mit der Zeit durch die Munificenz der Landstände ein ganz ansehnliches Kunstinstitut, indem 1819 das Graf Wildenstein’sche Palais angekauft und in demselben die Zeichnungsakademie untergebracht, zugleich aber auch eine Bildergallerie angelegt wurde, an welche sich, über Anregung des Directors Tunner, als wirksamstes Hilfsmittel zur theoretischen Ausbildung in der Kunst, eine Kunstbibliothek anschloß, bei deren Begründung sich insbesondere der innerösterreichische Industrieverein sehr werkthätig betheiligte, und welche jetzt schon sehr werthvolle Werke aus verschiedenen Kunstgebieten besitzt. Die Muße seines Lehramtes widmete K. der Kupferstechkunst, in welcher er mehreres Ausgezeichnete zu Tage förderte, so daß ihn schon 1769 die Florentiner, 1771 die Wiener Akademie der bildenden Künste unter ihre Mitglieder aufnahm. Seine Werke – die mit einem * bezeichneten sind Eigenthum der Kunsthandlung Bermann in Wien – sind, so weit es mir möglich gewesen, sie ausfindig zu machen: *„Artemisia“ (H. 14″ und Br. 161/2″), nach Anna Doroth. Terbusch[WS 1] in schwarzer Kunst, die Königin auf einem Ruhebette, im Hintergrunde ein Tisch mit der Urne, welcher die Asche ihres Gatten enthält und mit Kleinodien; die Dienerin der Königin mischt die Asche aus jener Urne mit dem Getränke. Dieses Blatt war sein Aufnahmsstück in die Wiener Akademie [87] – „Der rauchende Bauer auf dem Weinfass“, nach Teniers, in geschabter Manier; – „Das alte Weib mit dem Kruge“, Gegenstück zu dem vorigen, nach Joh. Graf; – *„Diogenes“ (H. 191/2″, Br. 12″), gr. Fol., schwarz; – *„Der Geldzähler“ (H. 13″, Br. 17″), gr. Quer-Fol., schwarz; – *„Das Abendbrot“ (H. 101/2″, Br. 8″), kl. Fol., gesch.; – „Der alte Mann mit der Brille“ (H. 101/2″, Br. 8″), beide nach M. J. Schmidt, kl. Fol., gesch. – *„Sibylla persica“ (H. 101/2″, Br. 7″), nach Guercino, kl. Fol., schwarz (1782); – *„Der Flötenspieler“ (H. 10″, Br. 8″), nach Gerard Dow, woraus das Lexikon von Müller-Klunzinger: „Die Künstler aller Zeiten und Völker“ (Bd. II, S. 471), den neuen Künstler Vouw macht; – *„Der sich kratzende Bauernjunge“ (H. 10″, Br. 8″), nach Kupetzky, Gegenstück zu dem vorigen, beide gesch., kl. Fol.; – „Die schlafende Venus von einem Satyr belauscht“, nach Weißkircher, Seitenstück zur „Artemisia“ (1774); – „Die heil. Magdalena“, Büste nach Guido (1776); – „Der Geograph“, nach Martin Johann Schmidt (1780); – *„Der heil. Hieronymus“ (H. 201/2″, Br. 13″), gr. Fol., gesch.; – *„Christus am Kreuze“ (H. 12″, Br. 71/2″), kl. Fol., gesch.; – *„Der aufgehende Mond“ (H. 71/2″, Br. 91/2″), nach Chr. Brand; – *„Die nächtliche Feuersbrunst“ (H. 71/2″, Br. 91/2″), gesch., nach Ebendems. – Porträte: „Ludwig Max Dietrichstein“ (H. 141/2″, Br. 101/2″) – „Ferdinand Grat Attems“; – „Kaiserin Maria Theresia“, nach Maulbertsch, zum Theresianischen Codex, Minerva hält das Bildniß der Kaiserin; – „J. A. Cäsar“, zu seiner Staats- und Kirchengeschichte Steiermarks; – „Sigmund Freiherr von Schwizzen“ (1791); – „Professor Biwald“; – „Das Gnadenbild Mariahilf zu Gratz“, nach P. de Ponis; – „Medea, welche den Aeson verjüngt“ (H. 24″, Br. 19″), nach van Wynen; dieses Bild wird gewöhnlich unter dem Titel: „Eine Zauberin ruft einen Todten durch ihre geheime Kunst in’s Leben zurück“, bei Bermann gar als „Gedanken auf den Tod“ (!) aufgeführt. Außerdem stach er mehrere kleinere Blätter und Vignetten zu Werken, u. z.: „Macbeth als König“, „EIne Hexe“, zu Macbeth. „Edgar als Bettler“, zu König Lear, „Die Königin“, zu Richard III., vier Costumblätter nach Meil, als Titelkupfer zu Schink’s „Dramaturgischen Fragmenten“; „Mathias Spürhund als Candidat im römischen Costume“, zum 1. Bande von Schink’s literarischen Fragmenten; eine Karte von Steiermark zu Kindermann’s geographischem Abriß Steiermarks; das Titelkupfer zu Kalchberg’s Tempelherrn. Die „Artemisia“ und die „Magdalena“ sind K.’s Hauptblätter, aber auch die „persische Sibylle“ und „Das Abendbrot“ (hie und da auch die Brotschneiderin benannt), sind trefflich. Er zählt zu den besten Schülern Schmutzer’s und das Studium der englischen Meister ist in seinen Arbeiten unverkennbar. Als er am Neujahrstage 1816 starb, war er 75 Jahre alt.

Winklern (Joh. Bapt. von), Biographische und literarische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume Steynmark geboren sind u. s. w. (Gratz 1810, Franz Ferstl, kl. 8°.) S. 100 u. f. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert v. Muchar, C. G. Ritter v. Leitner und A. Schrötter (Gratz, 8°.) Neue Folge, Sechster Jahrgang (1840), Heft I, S. 135. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, J. Th. Edl. v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 318. – Caesar (J. A.), Geschichte der Gelehrten Innerösterreichs, Bd. I, Theil 2, S. 319. – Derselbe. Beschreibung der k. k. Hauptstadt Gratz (Salzburg 1781), Bd. III, S. 109–111. – [88] Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VI, S. 545. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1816, S. 155. – Meusel (Joh. Georg), Miscellaneen artistischen Inhalts, 24. Heft, S. 365. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Klunzinger (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 471. – Polsterer (J. A. Dr.), Gratz und seine Umgebungen (Gratz 1827), S. 253. – Schreiner (Gustav Dr.), Grätz, ein naturhist. stat. topogr. Gemälde (Grätz 1843, 8°.) S. 465 bis 468. – Kukuljević-Sakcinski (Iván), Slovnik umjetnikah jugoslavenskih, d. i. Lexikon der südslavischen Künstler (Agram 1858, L. Gaj, gr. 8°.) S. 146. – Huber und Rost, Handbuch über die vornehmsten Kupferstecher und ihre Werke (Zürch 1796, 8°.) Bd. II, S. 255.

Anmerkungen (Wikisource)