BLKÖ:Kletzansky, Joseph Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kletzinsky, Vincenz
Band: 12 (1864), ab Seite: 78. (Quelle)
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Kletzansky, Joseph Ritter von (Staatsbeamter, geb. in Böhmen im letzten Decennium des 18. Jahrhunderts, gest. zu Prag 9. Februar 1850). Nach beendeten Studien in den Staatsdienst tretend, wurde er stufenweise vorrückend im Jahre 1837 k. k. Gubernialrath und Kreishauptmann des Leitmeritzer Kreises, in welcher Stellung er durch seine rastlose, alle Zweige der Verwaltung umfassende, die Interessen der Bevölkerung fördernde und theils eine humanistische, theils wahrhaft reelle Zwecke verfolgende Thätigkeit ein unvergeßliches Andenken hinterließ. „Nicht allein der Stadt Leitmeritz, dem ganzen Kreise hat er“, wie sein Nekrolog beeidetet, „so zu sagen eine neue Physiognomie aufgedrückt.“ Mit unermüdeter Thätigkeit die Bedürfnisse der Zeit im Auge habend, weil er die wichtigsten Fragen des Tages kannte, förderte er auch nach allen [79] Richtungen Gutes, er verstand es, wie Wenige, die Arbeitslust seiner Untergebenen zu wecken, die Thätigen zu ermuntern und dem Verdienste die redlichste Anerkennung zu geben. Während er in dem industriereichen Kreise den Straßenbau förderte und die so wichtigen Communicationsmittel vermehrte, zweckmäßige Bauten öffentlicher Gebäude einleitete und durchführte, Ausstellungen der Erzeugnisse des Kreises wiederholt veranstaltete und belebend auf die Obstcultur und Hebung der Gewerbe wirkte, vergaß er nicht die inneren Mängel in vielen Gemeindeeinrichtungen zu beseitigen. Besonders den Armeninstituten wandte er seine Amtsthätigkeit mit äußerst glücklichem Erfolge zu. Kletzansky war auch ein Freund der Bildungsanstalten des Volkes. Die Volksschule war ihm vorzüglich lieb, obzwar er auch den zwei Gymnasien des Leitmeritzer Kreises seine rege Theilnahme bewies. Bitten, im Interesse der Volksschule vorgebracht, konnten im Vorhinein der Gewährung gewiß sein. Schulbauten wurden durch ihn gefördert und zu Ende geführt, wobei sein persönlicher Einfluß eine große Rolle spielte; armen Volksschullehrern wurde das spärliche Einkommen flüssig gemacht oder vermehrt, wenn sich neue Quellen ermitteln ließen; tauglichen Lehrindividuen Bahn zur Anstellung gebrochen. Auf seinen Kreisbereisungen besuchte K. die Volksschulen und wußte den Katecheten und Lehrern aufrichtig Dank, wenn sie ihm nicht bloß die Wände und die Einrichtung des Schulhauses und das Aeußere der Schüler, sondern auch deren Geist und dessen Entwickelung vorführten. Die Leitmeritzer Kreishauptschule verdankt noch überdies seinen Bemühungen eine Schulstiftung von 500 fl. C. M., welche den Namen ihres Stifters trägt. In Unglücksfallen bewährte er sich als Mann von tiefem Gemüth. Durch Feuersbrünste verunglückte Gemeinden konnten seiner aufopfernden Bemühungen im Vorhinein versichert sein. Eine immergrüne Bürgerkrone errang er sich bei Gelegenheit der Elbeüberschwemmung im Frühjahre 1845, welche der von 1784 an Größe gleichkam, an Schrecknissen und Unglücksfällen sie jedoch übertraf und namenloses Elend in ihrem Gefolge hatte. Alle im Bereiche der Ueberschwemmung gelegenen Ortschaften hatten zahlreiche Ruinen eingestürzter Gebäude aufzuweisen. Nicht nur daß er selbst im schwankenden Nachen sich der stürmischen Fluth anvertraute, um den am meisten bedrohten Orten die herannahende Rettung oder Unterstützung zu verkünden und ihnen augenblickliche Hilfe angedeihen zu lassen, sondern er war auch sorgfältig bedacht, daß diese Hilfe dauernd sei. Die durch ihn eingeleiteten und von dem Clerus und den Beamten des Kreises durchgeführten Sammlungen nahmen einen großartigen Charakter an. Die niedergestürzten Gebäude erstanden schöner und zweckmäßiger aus ihren Trümmern, theilweise auf ganz anderen, künftigen Ueberschwemmungen minder ausgesetzten Plätzen, welche zu diesem Behufe erkauft worden waren. Längs des Elbestromes prangen im Kreise heute noch stattliche Häuser als Denkmale der Thätigkeit Kletzansky’s, doch in ihrer Nähe erheben sich auch Denksteine der Liebe, welche die Bewohner der heimgesuchten Orte ihrem Retter und Unterstützer errichtet und mit Kletzansky’s Namen und edlen Thaten geschmückt haben. So war Kletzansky die Seele des ihm anvertrauten Kreises, ganz besonders aber der Stadt, die er nach seinen eigenen Worten „wie eine [80] Braut zu schmücken bemüht war“. Die kostspieligen, schönen, parkartigen Anlagen an der Nordseite der Stadt, der erweiterte und verschönerte Gottesacker, auf welchem er seine eigene dereinstige Ruhestätte wiederholt bezeichnet hatte, drei neue Straßenanlagen und vieles Andere geben hier Zeugniß für seine Vorliebe für Leitmeritz. Auch in Sachsen hinterließ K. ein ehrenvolles Andenken, u. z. aus der Zeit, da er als Kreishauptmann von Leitmeritz die Grenzregulirung zwischen Böhmen und Sachsen (Abtretung von Schirgiswalde) leitete. Diese Thätigkeit blieb von Seite der Regierung nicht unbeachtet; K. wurde als Hofrath zur vereinigten böhmischen Hofkanzlei nach Wien berufen, von der er nach mehrjähriger Thätigkeit im Anfange 1850 in sein Vaterland zurückkehrte, um daselbst als Präsident der Grundentlastungs-Landescommission seine längst erprobte Tüchtigkeit auf einem neuen Gebiete zu bewähren. Aber schon kurze Zeit darauf fiel er als eines der zahlreichen Opfer der Cholera. Von Sr. Majestät dem Kaiser war K. mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet; aber auch von Sachsen und Preußen mit Orden geschmückt worden.

Kletzansky erscheint auch hie und da nach der čechischen Schreibweise Klečanský geschrieben, Herausgeber folgt jener, welcher er sich selbst als Hofrath der vereinigten böhmischen Hofkanzlei bediente. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, 8°.) XXVIII. Jahrgang (1850), II. Theil, S. 979, Nr. 397. – Bohemia (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) XXIII. Jahrg. (1850), im Monat Februar [zu Kletzansky’s Biographie].