BLKÖ:Mabil, Peter Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Maager, Joseph Karl
Band: 16 (1867), ab Seite: 188. (Quelle)
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Mabil, Peter Alois (Schriftsteller, geb. zu Paris 31. August 1752, gest. zu Padua 8. März 1836). Stammt von französischer Familie und schrieb sich eigentlich Mabille; Peter Alois, um sich zu entfranzösiren, begann, der Erste, Mabil sich zu schreiben. Sein Vater war nach Italien übersiedelt. In Montagnana besuchte Peter Alois die Schulen. Dann hörte er an der Hochschule zu Padua die Rechtsstudien und erlangte allda auch die juridische Doctorwürde. Nun begab er sich nach Venedig, wo er bei einem berühmten Advocaten in die Praxis trat. Jedoch mochte er diesem Geschäfte wenig Geschmack abgewinnen, um so fleißiger besuchte er literarische Vereine, wo er sich durch häufige Vorträge eine Leichtigkeit und Eleganz des Ausdrucks aneignete, durch welche er auch später glänzte. Im Jahre 1792 kehrte er nach Padua zurück. Als die Revolution ausbrach, wählte ihn die Stadt zum Mitgliede des Municipiums, bald darauf kam er zur Centralregierung und arbeitete die Reform der Universität aus. Die ihm 1797 angebotene Lehrkanzel der classischen Literatur schlug er jedoch aus und brachte für dieselbe den berühmten Cesarotti [Bd. II, S. 327] in Antrag, der sie auch erhielt. Nach dem Frieden von Campo Formio zog er sich für einige Zeit in’s Privatleben zurück und arbeitete an einer Uebersetzung des Livius. Im Jahre 1801 trat er von Neuem in’s öffentliche Leben, und zwar als Vertreter der Handelskammer von Verona in der Consulta von Lyon, woraus er Generalsecretär der Verwaltung für das Departement der Etsch wurde. Im Jahre 1805 wohnte er in der Eigenschaft eines Wählers in Mailand der Krönung Napoleon’s zum Könige von Italien bei. Von dort ging er nach Paris und befreundete sich während eines längeren Aufenthaltes daselbst mit Cardinal Maury. Im Jahre 1806 zum Professor der Beredsamkeit an der Universität zu Padua ernannt, erhielt er im Jahre 1809 eine Lehrkanzel des öffentlichen Rechts, die eigens für ihn geschaffen wurde, aber noch zu Ende desselben Jahres wurde er Archivar des italienischen Senates. Durch die politischen Ereignisse des Jahres 1814 verlor M. seine Stelle, aber nur für einige Zeit, denn schon im December 1815 ernannte ihn die österreichische Regierung zum Professor der Beredsamkeit in Padua und im Jahre 1819 übernahm er provisorisch die Lehrkanzel des Naturrechtes. Im Jahre 1825 – damals bereits 72 Jahre alt – trat er altershalber [189] in den Ruhestand, den er noch 11 Jahre genoß. Diese letzte Zeit seines Lebens brachte er stets mit literarischen Arbeiten beschäftigt zu Noventa, einer nahe bei Padua gelegenen Ortschaft zu, wo er im Greisenalter von 84 Jahren starb. Mabil war vielfach literarisch thätig und seine umfassenden Kenntnisse gestatteten es ihm auf mehreren Gebieten der Wissenschaft schriftstellerisch zu wirken. Seine Schriften sind in chronologischer Folge: „Istruzione ai coltivatori della canapa nazionale“ (Padova 1785, 8°.); – „Piano di direzione, disciplina ed economia delle pubbliche scuole elementari di Padova“ (ebd. 1797, 8°.); – „Teoria dell’arte de’ Giardini“ (Bassano 1801, 8°.); – „Dell’ emulazione e dell’ influenza della Poesia sui costumi delle Nazioni“ (Brescia 1804, 8°.); – „Dell’ ufficio de’ Letterati nette grandi politiche mutazioni“ (Padova 1806, gr. Fol.); – „Della gratitudine de’letterati verso i Governi benefattori“ (ebd. 1807, in 4°. u. in Fol.), eine französische Uebersetzung von Lafolie erschien im folgenden Jahre zu Brescia; – „Lettere Stelliniane“, 2 Bde. (Milano 1811 et Padova 1832, 8°.), in dieser Schrift faßt M. die Vorträge über die Philosophie zusammen, welche Stellini zu Padua gehalten; – „Orazione inaugurale“ (Padova 1815, 4°.), mit dieser Rede eröffnete Mabil seine Vorträge, als er von der kaiserl. österreichischen Regierung zum Professor der Beredsamkeit ernannt worden war; – „Dell’ utilità delle amene lettere nella solitudine“ (ebd. 1816, 4°.); – „Alla defunta Maria Ludovica imp. e regina, solenni esequie celebrate dall’ università di Padova“ (ebd. 1816, 4°., mit K.); – „Inche può peccare l’ arte del dire“ (ebd. 1817, 8°.); – „Memoriette ai miei figli“ (Noventa 1827, 8°.); – „Primo sperimento di una nuova traduzione della Storia naturale di Plinio (Padova 1833, 8°.). Außerdem übersetzte er den Titus Livius, wovon 1800 der erste Band erschien, im Jahre 1818 aber das ganze Werk, wovon im Jahre 1833 zu Turin eine neue Auflage herauskam, vollendet war. Die Nachricht der Zeitschrift „Figaro“, daß Mabil dieser Uebersetzung die Supplemente von Freinsheimius beigegeben und eine zweite der Zeitschrift Gondoliere, daß diese Uebersetzung des Livius unvollendet geblieben und nur bis zur Hälfte gediehen sei, sind beide unrichtig. Ferner übersetzte M. die Werke Cicero’s, welche unter dem Titel: „Lettere di M. T. Cicerone col testo a fronte“, 13 tomi (Padova 1821, 8°.) erschienen sind. Viele kleinere, darunter poetische Arbeiten, veröffentlichte M. zu festlichen Gelegenheiten, dann in Zeitschriften, u. a. in dem in Mailand erschienenen Poligrafo die drei Vorträge; „La fatica e il piacere“, – „La somiglianza e la società“, – „La parità nel matrimonio“, welche dann noch oft wiedergedruckt wurden; anderes in den von den Akademien, deren Mitglied er war, herausgegebenen Denkschriften und Abhandlungen, u. a. seine „Mezzi di diffondere tra i villici le migliori istruzioni agrarie“ im Giornale d’Italia Serie II., tomo III.; – „Pensieri sugli usi delle nazioni in genere“ in den Memorie dell’Accademia di Padova 1809. Vieles hat Mabil ungedruckt in Handschrift hinterlassen, darunter zwei für die Geschichte der denkwürdigen Zeit in der er gelebt und als Beiträge zur Sprachforschung und Literargeschichte erhebliche Sammlungen, die eine: „Mabilliana“, 2 Bde. in Folio, und die andere „Varia Selva“, 6 Bde. in Folio; dann [190] mehrere italienische Uebersetzungen lateinischer und griechischer Classiker, darunter das Leben des Agricola, der Traum des Scipio, die Oden des Horaz u. m. a. Wie bemerkt, war M. Mitglied mehrerer gelehrten Akademien seines Vaterlandes. Eine Selbstbiographie, die sich unter seinen Papieren vorgefunden, hat sein Biograph T. A. Catullo, dessen Angaben auch in vorstehender Lebensskizze gefolgt ward, gewissenhaft benützt.

Tipaldo (Emilio de), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ Contemporanei ecc. ecc. (Venezia 1836, tipogr. di Alvisopoli, gr. 8°.) Tomo III, p. 17–30: „Biografia“ di T. A. Catullo. – Dandolo (Girolamo), La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni (Venezia 1855, Naratovich, 8°.) Appendice, p. 134. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXII, p. 435.. [Mabil’s Todesdatum: 26. Februar 1836, ist unrichtig; an diesem Tage erlitt M. den Schlaganfall, welchem aber erst am 8. März d. J. der Tod folgte.] – Biographie nouvelle des Contemporains (Paris 1821 et s., à la librairie histor., 8°.) Tome XII, p. 195.