BLKÖ:Martinovich, Marcus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Márton, Franz
Band: 17 (1867), ab Seite: 55. (Quelle)
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Noch ist eines Marcus Martinovich zu gedenken, der, aus Perasto in Dalmatien gebürtig (geb. 15. Juli 1663, gest. 28. October 1716), ein gelehrter und berühmter venetianischer Seefahrer war, und dem die russisch-kaiserliche Kriegsmarine ihre ersten wissenschaftlich gebildeten Seeofficiere verdankt. Als Peter der Große seine Reise nach Europa’s Hauptstädten antrat, wandte er sich an die venetianische Republik mit dem Ansuchen, mehreren Jünglingen der ersten Familien seines Reiches zu gestatten, sich in Venedig dem Studium jener verschiedenen Wissenschaften, die sie zu künftigen tüchtigen Seeofficieren ausbilden würden, widmen zu dürfen, um einst, vereint mit der Republik, dem Hauptfeinde der Christenheit in damaligen Zeiten mit besserem Erfolge auch zur See sich entgegenstellen zu können. Der Senat ließ nicht nur ein eigenes Palais zur Aufnahme dieser Zöglinge herrichten, sondern bestimmte dazu eigens als Director der Studien den gelehrten und berühmten Seefahrer Marcus Martinovich. Nach Beendigung des theoretischen Unterrichts hatte der Senat, um denselben durch praktische Uebungen zu vervollkommnen, ein kleines Geschwader ausrüsten und zur Verfügung des Meisters stellen lassen; sogar das Commando desselben wurde ihm übertragen mit unumschränkter Vollmacht. Mit diesem Geschwader führte Martinovich seine Zöglinge zuerst nach seiner Heimat, der kleinen Stadt Perasto im Golfe von Cattaro, ertheilte ihnen daselbst noch einige Lectionen praktisch in dem Canale, und befuhr dann mit ihnen nach allen Richtungen das mittelländische Meer; nach Venedig zurückgelangt, erklärte er seine Zöglinge als vollkommen zum activen Seedienste geeignet, worüber er auch vom Senate auf die großmüthigste Art belohnt und von Seite des Czaars mit kaiserlicher Freigebigkeit beschenkt wurde. Marcus Martinovich starb bald nach Beendigung der von ihm unternommenen Bildung der russischen Zöglinge. Im Jahre 1711 ließ Martinovich in Venedig ein Bild malen, [56] das ihn mit seinen Schülern vorstellt, die sämmtlich Porträts sind. Dieses Bild ist von einem guten Maler, 41/2 Schuh hoch und 31/2 Schuh breit. Oben befindet sich der ganze Titel des Czaars, unten der russische Adler angebracht, und zur Seite der Flügel desselben liest man die Namen der sechzehn Zöglinge, nämlich: Boris Ivanovich Kurakin, Jacob Janovich Laban, Peter Gallitzin, Fedor Gallitzin, Mitar Gallitzin, Georg Iglokow, Michael Iglokow, Ivan Danielovich, Georg Buturlin, Andrea Ivanovich Repnin, Abraham Fedrovich (Bruder der Kaiserin), Wladimir Scheremetjev, Ivan Bestschewski, Michael Urtiseff, Nikita Ivanovich, Michael Matuschkin. Er, der Meister, ist sitzend und unbedeckten Hauptes dargestellt, in einem schwarzen Kleide, vor ihm sieht man auf dem Tische einen Erdglobus, eine hydrographische Karte und einen Compaß. Um seinen Tisch sind drei Schüler, die übrigen sind sitzend, mit Studien beschäftigt, dargestellt; sowohl er als die Schüler tragen schwarze kleine Schnurbärte. Als die Familie Martinovich ausstarb, schenkten die weiblichen Erben dieses Bild der Stadt Perasto zu Anfang dieses Jahrhunderts, und es wurde im Municipalitätssaale ausgestellt, wo es noch immer die Aufmerksamkeit jedes Fremden auf sich zieht. Marcus M. hat nur einige Schriften über Nautik in Handschrift hinterlassen Die kais. Bibliothek zu St. Petersburg besitzt von ihm ein Manuscript mit der Beschreibung der Ausrüstung verschiedener Schiffe. Dieses Manuscript ist nach den Dictaten des Martinovich von dem Prinzen Demetrius Gallitzin niedergeschrieben worden. Zu Anfang des Manuscriptes steht: Narrazioni del capitano Martinović, tratte dalla vita pratica di quanto egli vide in Levante, esperimentò е tenne a memoria. [Il Nazionale (polit. Blatt in Zara) 1863, Nr. 72: „Curiosità storica“. – Wiener Zeitschrift für Mode u. s. w., herausgegeben von Schickh (8°.) Jahrg. 1835, S. 968: „Das Bild des berühmten venetianischen Seefahrers Marcus Martinovich zu Perasto in der Provinz Cattaro“, mitgetheilt von Fedor Grafen Karaczay. – Düringsfeld (Ida von), Aus Dalmatien (Prag 1857, Karl Bellmann, 8°.) Bd. III, S. 173 u 318. – Gliubich di Città vecchia (Simeone Abb.), Dizionario biografico degli uomini illustri della Dalmazia (Vienna e Zara 1856, 8°.) p. 198.]