BLKÖ:Mazzoleni, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 213. (Quelle)
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Mazzoleni, Franz (Sänger, geb. zu Sebenico in Dalmatien 28. September 1830). Die Familie ist eine alte lombardische, von der ein Zweig in Dalmatien sich niedergelassen hatte. Mazzoleni’s Vater war ein geachteter Advocat in Zara. Der Sohn besuchte die Gymnasialclassen zu Zara, hörte die philosophischen Studien zu Ragusa, die Rechte zu Wien. Als er eines Abends mit mehreren Collegen aus dem Kärnthnerthor-Theater ging, sang er auf der Straße die eben und zum erstenmale gehörten Arien mit so schöner Stimme und richtiger Modulation, daß zwei der Vorübergehenden auf den jungen Mann aufmerksam wurden, und diese waren der berühmte Bariton De Bassini [Bd. III, S. 188] und der Tenor Basadona. Die von dem Wohlklange dieser Stimme Ueberraschten näherten sich ihm sofort, baten ihn, das Lied nochmals zu singen, und das Ergebniß dieser Wiederholung war, daß sie den jungen Mann überredeten, das Rechtsstudium aufzugeben, und sich dem Gesange und der Bühne zu widmen. De Bassini bot sich M. auch noch zum Lehrer an, was Mazzoleni annahm, und in fünf Monaten eifrigen Studiums und Uebens war M. so weit, daß er seine künstlerische Laufbahn antreten konnte. De Bassini vermittelte sein erstes Engagement, und M. trat zuerst zu Reggio in Calabrien auf, wo er einen glänzenden Erfolg in der Norma und in Attila feierte. Nun verschrieb ihn Merelli für die Oper nach Wien, wo aber die Erkrankung einer ersten Sängerin sein Auftreten verhinderte; er ging nun nach Triest, und sein Erfolg in der Sommersaison 1852, wo er in der Oper I Lombardi, in Rigoletto und in Don Cesare di Bazan sang, war ein vollständiger. Venedig und wieder Triest waren die nächsten Stationen. Nun nahm er einen Antrag für die große Oper in Paris an, auf welcher er mit Roger abwechseln sollte, aber der Theaterneid spielte ihm solche Cabalen und Intriguen, daß er entrüstet den Contract brach und einen höchst vortheilhaften Antrag nach Südamerika annahm. Mazzoleni sang in Rio-Janeiro. Nach einem Jahre kehrte er nach Europa zurück, und nun sang er in Venedig, in der Scala zu Mailand, dann in Spanien und Portugal zu Oporto, Sevilla, Gibraltar und Lissabon, rückgekehrt nach Italien in Bari und in Neapel. In letzterer Stadt trat er in der Oper Boccanegra von Verdi auf, welche der Componist für den Tenoristen Negrini geschrieben hatte. Obwohl [214] Negrini noch in Neapel sich befand, so theilte doch der Impresario den Tenorpart Mazzoleni zu. Es war dieß ein sehr gewagter Vorgang, während der Anwesenheit jenes Sängers, für den der Part eigentlich geschrieben war, denselben einem anderen und überdieß ganz fremden Sänger zuzutheilen. Das Publicum bildete sofort Parteien, und ehe Mazzoleni noch auftrat, hatte er das Vorurtheil und mächtige Gegner gegen sich. Zitternd betrat er die Bühne, aber siegreich verließ er sie; nicht weniger denn an 30 Abenden hatte er in der Oper Boccanegra gesungen und mit jedem Abend größere Triumphe gefeiert. Von Neapel ging er nach Modena, kehrte von da nach Neapel zurück und kam dann zur Meßzeit nach Ferrara. Palermo, Triest im Teatro Armonia, Rom im Apollotheater und Ancona waren die nächsten Bühnen. Von Ancona begab er sich in sein Vaterland Dalmatien, wo ihm ein festlicher Empfang bereitet wurde. Wie schon früher in Triest und anderen Städten, veranstaltete er nun in Spalato, Sebenico und Zara mehrere Concerte zu wohlthätigen Zwecken für seine armen Landsleute. Nun kehrte er nach Triest zurück und feierte im Theater Mauroner neue Triumphe, als ihm von dem bekannten amerikanischen Impresario Maretzek [Bd. XVI, S. 439] vortheilhafte Anträge zu einem Gastspiele in der Havannah gemacht wurden, welche M. annahm, und wo er an der Seite der berühmten Medori [s. d. S. 249 d. Bds.] und anderer tüchtiger Künstler an Beifall und materiellem Gewinn Erfolge erzielte, die nichts zu wünschen übrig ließen. Nach seiner Rückkehr aus der Havannah trat er mehrere Male in New-York auf, wo sich die bisher erzielten Erfolge wiederholten. Der Beifall, den M. überall erntet, ist die Folge seiner schönen Stimme, die ungeachtet ihres seltenen Umfanges in der Höhe und Tiefe doch immer einen Wohlklang und Schmelz ohne Gleichen besitzt. Eine Uebersicht der Partien, welche M. singt, wird entnehmen lassen, daß wenige der zeitgenössischen Tenoristen sich eines Stimmumfanges wie M. zu erfreuen haben. M. sang bisher in den Opern die Sicilianische Vesper, Othello, Lucrezia Borgia, Judith, die Favoritin, Rigoletto, Robert Devereux, Foscari, der Maskenball, der Troubadour, Faust, Ernani, Gemma di Vergy und Norma die ersten Tenorpartien. Dabei ist seine Stimme in den größten Theatern noch immer stark genug und von großer Wirksamkeit. Sein gelehrter Landsmann Nicolo Tommaseo brachte durch eine ausführliche biographische Schilderung seinem Talente die werthvollste Huldigung.

La Fama 1858, No. 17, 18, 19, 20: „Francesco Mazzoleni, tenore. Memorie di Nicolò Tommaseo. – Osservatore dalmato (Zara, kl. Fol.) 1860, Nr. 69; 1864, Nr. 93 u. 94 [im Feuilleton]. – La voce dalmatica (Zara, 4°.) Anno II (1861), No. 49 e 50. – La Scena. Giornale (Trieste, 4°.) 1864, No. 50, 51 e 52. – Gazzetta dei teatri (Milano, kl. Fol.) 1856, No. 34. – Porträt. Vincenzo Poiret figlio dis. Lith. B. Linassi e Comp. (Halb-Fol.). –