BLKÖ:Prašil, Wilhelm Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 198. (Quelle)
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Prašil, Wilhelm Wenzel (Arzt und Naturforscher geb. zu Thauß in Böhmen 8. Juli 1808, gest. zu Gleichenberg in Steiermark 19. Jänner 1870). Sohn einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie, genoß P. den ersten Schulunterricht in seiner Vaterstadt, besuchte hierauf das Gymnasium zu Klattau, von wo er nach Prag ging, um die philosophischen Studien zu beenden, 1832 begab er sich nach Wien, um sich dem Studium der Medicin zu widmen, woselbst er am 6. August 1840 die Doctorwürde erlangte. Er veröffentlichte bei dieser Gelegenheit die Dissertation; „Plantae venenatae in territorio Vindobonensi sponte crescentes“. Ein Jahr hindurch besuchte P. noch die Kliniken des allgemeinen Krankenhauses, die Vorlesungen des Professors Ladislaus Endlicher über Botanik und erhielt noch im Laufe desselben Jahres das Diplom als Doctor der Chirurgie. Nachdem P. zwei Jahre hindurch die Stelle eines Secundararztes auf der Klinik Seeburger’s im allgemeinen Krankenhause versehen, verließ er Wien und begab sich in das Römerbad Tüffer, um sich dort als praktischer Arzt niederzulassen. Jedoch nicht lange blieb P. in Tüffer, denn schon zu Anfang 1843 erging von der Gleichenberger Actiengesellschaft an ihn der Ruf, die Stelle eines ersten Brunnenarztes in dem Curorte Gleichenberg anzunehmen, welchem P. auch Folge leistete. Von dieser Zeit an unternahm P. fast alljährlich Reisen in die verschiedenen Cur- und Badeorte, um die dortigen sanitären Anstalten und ihre Einrichtungen kennen zu lernen und selbe sodann, so weit als möglich, auch in Gleichenberg einzuführen. Außerdem begab er sich auch nach Wien und anderen großen Städten, um Aerzte, welche eine große Praxis ausübten, zu bewegen, diejenigen Kranken, welche in Gleichenberg Besserung oder Heilung ihrer Gebrechen hoffen konnten, dahin zu senden. Dadurch stieg die Zahl der Curgäste, anfänglich Vierthalbhundert, von 1843 bis 1869, im Beginn nur langsam, später aber immer rascher, endlich bis auf 2600 Personen. Obgleich der Verein, ermuthigt durch die jährlich wachsende Frequenz des Curortes, alles, was in seinen Kräften stand, that, um denselben so viel als möglich zu vergrößern und zu heben und insbesondere die Bemühungen des damaligen Gouverneurs der Steiermark, Constantin Grafen Wickenburg, wesentlich dazu beitrugen, den Glanz und Comfort des in Aufnahme begriffenen Curortes zu steigern, so ist doch vom ärztlichen, balneologischen Gesichtspuncte eben Prašil derjenige, welcher den Curort so gehoben hat. Als ärztlicher Leiter der Anstalt machte er zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung derselben und trug durch seine Schriften über Gleichenberg und dessen Heilquellen wesentlich bei, den Ruf des Ortes unter Aerzten und Laien zu verbreiten. [199] Auch die Versendung der Gleichenberger Heilquellen nahm unter P.’s Leitung in kurzer Zeit einen großartigen Aufschwung, und noch im Jahre 1867 ließ P. durch den Professor Gottlieb zu Gratz die schon öfter analysirten Quellen einer neuen chemischen Analyse unterziehen. Während seines 27jährigen Aufenthaltes in Gleichenberg beschäftigte sich P. jedoch nicht nur mit seiner ärztlichen Praxis, sondern machte auch culturhistorische und naturwissenschaftliche Studien über den Curort, und legte sich Sammlungen verschiedener Gattung an, die jedoch alle in einer gewissen Beziehung zu Gleichenberg stehen. Durch mehrere zunächst in Gleichenberg selbst gemachte antiquarische Funde angeregt, begann P. andere in Steiermark aufgefundene römische Münzen zu sammeln und eine Beschreibung dieser Sammlung ist im zweiten Bande von Dr. Friedrich Pichler’s „Repertorium für steiermärkische Münzkunde“ (Gratz 1867) enthalten. Von ungleich größerer Wichtigkeit aber sind P.’s naturwissenschaftliche, den Curort unmittelbar betreffende Sammlungen. So fand P. in den Mühlsteinlagern am Gleichenberger Kogel viele fossile Pflanzenreste, wie Hölzer, Pinuszapfen und Früchte, in den Sandsteinbrüchen von Gossendorf Blattabdrücke; in Wirrenburg und an anderen Orten fossile Thierreste, unter diesen bei Riegersburg ein „Dinotherium giganteum“, fossile Fische und Mollusken. Die gefundenen fossilen Pflanzen sandte P. an Dr. Franz Unger in Gratz, welcher dieselben bestimmte und in seiner Schrift: „Die fossile Flora von Gleichenberg“, im VII. Bande (1834) der Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien, ferner in seinen Werken „Synopsis plantarum fossilium“ (Lipsiae 1845) und in „Genera et species plantarum fossilium“ (Viennae 1850) veröffentlichte. Auch benannte Professor Unger in den angeführten Werken mehrere fossile Vegetabilien nach ihrem Finder, wie Alnus Prašilii aus der Classe der Betulaceen und Ostrya Prašilii aus der Classe der Cupuliferen. Ferner brachte P. eine reiche Mineraliensammlung, die ich besonders durch ihre zahlreichen Varietäten von Basalten, Trachiten und Porphiren auszeichnet, nebst einer höchst lehrreichen paläontologischen Sammlung zu Stande. Auch die Flora der Jetztzeit blieb nicht unberücksichtigt, wie davon sein Herbarium der in Gleichenberg und dessen Umgebung vorkommenden Pflanzen bezeugt. Für weitere Verbreitung der Kenntniß des seiner ärztlichen Obsorge anvertrauten Curortes war P. auch als Fachschriftsteller thätig und hat folgende Werke herausgegeben: „Gleichenberg in seiner allmäligen Entwicklung zu einer Curanstalt, mit historischen Notizen der Heilquellen“ (Gratz 1850, August Hesse) und „Der Curort Gleichenberg und seine Umgebungen. Ein Führer für Curgäste“ (Wien 1861, Braumüller, die Schlußabtheilung erst 1865); in diesen zwei Schriften hat P. seine mühsamen Forschungen über die Geschichte des Curortes und dessen Umgebungen; über die Geognosie, Paläontologie, Flora und Fauna; ferner über die Heilquellen, deren von Freiherrn von Jacquin, von Schrötter u. A. vorgenommenen Analysen und ihre Wirkungen auf die verschiedenen Krankheiten niedergelegt. Außerdem erschienen von P. viele Saisonberichte über den Curort in der „Gratzer Zeitung“ und in der „Gratzer Tagespost“ in den Jahren 1854, 1859, 1860. 1864, dann in der „Tagespost“ 1864 einige historische Aufsätze aus Originalurkunden über die Besitzer [200] von Gleichenberg und dessen Merkwürdigkeiten, ferner über Schloß und Pfarrort Trautmannsdorf. Diese verdienstvolle Wirksamkeit P.’s fand mehrfache Würdigung schon bei Lebzeiten. Am 15. Juli 1867 erhielt P. von Sr. Majestät den kaiserlichen Rathstitel und mehrere gelehrte Gesellschaften und naturwissenschaftliche Vereine der Monarchie haben ihn zum wirklichen und correspondirenden Mitgliede erwählt. So ausgezeichnet P. als Arzt und Forscher war, so liebenswürdig war er als Mensch; fein und bescheiden im Umgange, war der Verkehr mit ihm, da er der deutschen, französischen, englischen und slavischen Sprache mächtig war, höchst anziehend und anregend. Prašil starb im Alter von 62 Jahren. Da er unverheirathet war, ging sein schönes Besitzthum Wilhelmshof in Gleichenberg nebst allen Sammlungen auf den Sohn Franz[WS 1] seines Bruders Franz [s. d. Vor. S. 197] über. Das Gratzer Joanneum hatte die Absicht, die verschiedenen Sammlungen anzukaufen. Auch hat sich in Gleichenberg ein Verein gebildet, der mit dem Grafen Wickenburg an der Spitze dem verdienstvollen Prašil im Curorte ein bleibendes Denkmal zu setzen beabsichtigt. Auf einer Granitsäule, die auf einem Trachytsockel sich erhebt, soll die von dem Wiener Bildhauer J. Meixner aus Carraramarmor gemeißelte Porträtbüste Prašil aufgestellt werden. Eine passende Inschrift soll der Verdienste P.’s gedenken, der, nachdem Dr. Hermann v. Gleißner im Jahre 1772 der Erste auf die Heilkräfte des Gleichenberger Gesundbrunnens die Aufmerksamkeit gerichtet und Dr. Ignaz Werle im Jahre 1834 die Umwandlung desselben zu einem Curorte angeregt hatte, durch die Vervollkommnung, Bekanntmachung und Hebung desselben zu einem Curorte ersten Ranges, sich ein unstreitbares und unvergeßliches Verdienst um denselben erworben hat.

W. W. Prašil’s noch ungedruckter Nekrolog, verfaßt von Dr. J. Metzler von Andelberg und vorgetragen in der Sitzung des Vereins der Aerzte in Steiermark am 3. Mai 1870. Das Manuscript des Vortrages wurde dem Herausgeber des Lexikons zur Benützung mitgetheilt. – Porträt. Dr. W. W. Prašil, lithographirt von Joseph Kriehuber 1846.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Franz Prášil (Wikipedia).