BLKÖ:Preshel, J.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Prešern, Franz
Band: 23 (1872), ab Seite: 269. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Preshel in Wikidata
GND-Eintrag: 139234683, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Preshel, J.|23|269|}}

Preshel, J. (Chemiker und Industrieller, Geburtsort und Jahr unbekannt). Zeitgenoß. Schon im Jahre 1833, also gleichzeitig mit dem bereits verstorbenen Stephan Rômer, brachte P. die Phosphorfeuerzündung und damit einen Artikel in Handel, der in Oesterreich vor allen anderen Staaten durch die nirgends anders erreichte Vervollkommnung [270] der Waare einen großartigen, ja noch immer sich steigernden Aufschwung genommen hat. Vor dieser Zeit hatte Niemand an die Anwendung des Phosphors zur Zündhölzchen-Fabrikation gedacht. P. erscheint mit Siegl und Rômer als der erste Erzeuger, der eigentliche Erfinder ist jedoch unbekannt. Jedoch war einige Jahre hindurch die Erzeugung der Reibzündmasse, sowie auch die Anwendung derselben mit Gefahren verbunden. Diese zu beseitigen und dadurch dem noch sehr wenig gesuchten Artikel eine größere Verbreitung zu geben, war nun P.’s unablässiges Bemühen. Es galt also zunächst das bisher in Anwendung gebrachte, leichtentzündliche, chlorsaure Kali, den eben gefährlichsten Bestandtheil zu beseitigen. Nach zahllosen und mühevollen Versuchen war es P. im Jahre 1837 gelungen, an die Stelle des chlorsauren Kali in dem Bleisuperoxyd ein Ersatzmittel zu bringen, welches sich bald als dauerhafter und billiger als das frühere, überdieß aber während des Erzeugungsactes, sowie beim Gebrauche und Transporte selbst als gleichmäßig gefahrlos bewährte. Diese wichtige, von P. gemachte Entdeckung wurde alsbald von anderen Fabriken nachgeahmt und gab eben der Zündwaaren-Fabrikation in Oesterreich den großartigen Aufschwung, in welchem es allem Anscheine nach unerreicht dasteht. Natürlich blieb P. bei diesem ersten Schritte nicht stehen, sondern reihte an die vorerwähnte Erfindung noch mehrere andere, wie jene der glimmenden und flammenden Zigarrenzünder, der Salonhölzchen und verschiedener Gattungen von Luxusfeuerzeugen, und im Jahre 1842 einer neuen Composition künstlicher Gummi’s, wozu P. durch die beispiellos hohen Gummipreise angeregt worden und welches neue Surrogat den Gummi vollständig ersetzte. P. hat in der Pariser Ausstellung 1855 die Gesammtproduction seines Etablissements nach der historischen Reihenfolge vom ersten Entstehen desselben bis auf die Gegenwart in ihrer Originalverpackung vorgeführt. Sein auf der Vorstadt Wieden in Wien befindliches Fabriksgebäude ist somit als die Wiege der österreichischen Zündwaaren-Industrie zu betrachten. Die Fabrik beschäftigte im Jahre 1855 circa 1000 Arbeiter und erzeugte jährlich 5,300.000 Kästchen und Packete mit Zündhölzchen, deren erstere 50, letztere 12 Cartons umschließen. Ueberdieß werden alle Maschinen, Werkzeuge, Cartonage-Arbeiten u. s. w., welche mit der Zündwaaren-Fabrik nur immer in Verbindung stehen, systemmäßig im Hause selbst angefertigt. P. erhielt auf der Wiener und Münchener Ausstellung 1845 und 1854 Preismedaillen und wurde auf der Pariser Ausstellung 1855 mit der Medaille erster Classe ausgezeichnet.

Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Herausgegeben von Dr. Eberhard A. Jonák (Wien 1857/58, Staatsdruckerei, gr. 8°.) I. Band, 10. Classe. S. 25, 39, 40, 41. – Presse vom 11. Juli 1855: „Die österreichische Industrie auf der Pariser Weltausstellung. XI.“.