BLKÖ:Procházka, Mathias

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Procházka, Ludwig
Band: 23 (1872), ab Seite: 344. (Quelle)
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Procházka, Mathias, (čechischer Schriftsteller, geb. zu Brtnic in Mähren 4. Februar 1811). Besuchte bis zu seinem achten Jahre die čechische Schule, und als nun sein Vater nach Iglau übersiedelte, kam P. in eine deutsche Schule, wo, wie sein Biograph berichtet, ein „eingefleischter“ (!) deutscher Lehrer ihn ausschließlich im Deutschen unterrichtete. Im Jahre 1821 bezog er das Gymnasium zu Iglau, kam 1827 nach Brünn, wo er das Studium der Philosophie begann, und im Jahre 1829 dem geistlichen Stande sich widmend, jenes der Theologie. Nachdem er letzteres beendet, erhielt er im Jahre 1833 die Priesterweihe und trat nun als Katechet und Prediger in der deutschen Station Stalleck in die Seelsorge. Bald jedoch kam er in die čechische Pfarre nach Čejković, und von dort nach anderthalb Jahren als Cooperator zu St. Thomas nach Brünn, wo er seit 1837 die ersten Fastenpredigten in čechischer Sprache hielt. Gesundheitshalber wurde er auf die minder anstrengende Pfarre Komarov bei Brünn übersetzt, bis er im Jahre 1840 eine Cooperatorstelle zu Zabrdovic bei Brünn erhielt, welche er durch zehn Jahre versah, worauf ihn sein Bischof als Katecheten an das Gymnasium nach Brünn berief, wo er anfänglich bloß die Religionslehre, später aber auch die philosophische Propädeutik vortrug. Die Pflege seiner Muttersprache lag ihm seit jungen Jahren am Herzen; als er im Jahre 1847 den seiner nationalen Bestrebungen bekannten Professor Sušil kennen lernte, wendete er sich mit besonderer Vorliebe der vaterländischen Literatur zu und entwickelte seither auch als Schriftsteller eine rege Thätigkeit. Im Jahre 1849 übernahm er die Redaction des Kirchenblattes „Hlas jednoty katolické“, d. i. Stimme der katholischen Eintracht, welche er bis zu seiner Berufung als Katechet nach Brünn besorgte, worauf er aber auch dann noch als fleißiger Mitarbeiter für das Blatt wirkte. Die von ihm ausgeführte čechische Uebersetzung des 1. Gesanges der Odyssee veröffentlichte er im Programme des Brünner Gymnasiums für 1855. Nicht minder fleißig schrieb er für das Kirchenblatt „Cyrill a Method“, für den „Světozor“, die „Prazske Novine“ und für andere slavische Blätter. Von seinen selbstständig erschienenen Schriften sind anzuführen: „Ochrana Marie“, d. i. Der Schutz Mariens (Brünn 1855, 8°.), eine Novelle aus der Zeit des Einfalls der Tataren [345] in Mähren; – „Stručný životopis Stanislava II. Pavlovského knížete biskupa Olomuckého, d. i. Kurze Lebensbeschreibung Stanislaus Pavlowsky’s, Fürstbischofs von Olmütz (Brünn 1861, 8°.); – „Život bl. Jana Sarkandra s předohózim vylíčením dvoustoletého zápasu náboženského v Čechách a na Moravě“, d. i. Leben des seligen Johann Sarkander mit Voranschickung der Darstellung des 200jährigen Glaubenskampfes in Böhmen und Mähren (ebd. 1861, 8°.). Auch übersetzte er mehrere religiöse Schulbücher für das Gymnasium in’s Čechische, und zwar ein „Katolicka mravověda“, d. i. Katholische Sittenlehre (Prag 1864, 8°.); – „Dějiny cirkve kristový“, d. i. Begebenheiten der Kirchengeschichte (ebd. 1865); – „Dějiny zjevení božího v novém zákoně“, d. i. Geschichte der göttlichen Offenbarung des neuen Testaments (ebd. 1866) – und „Dějiny zjevení bozího ve starém zákoně“, d. i. Geschichte der göttlichen Offenbarung im alten Testamente (ebd. 1866). Ueberdieß veröffentlichte er mehrere Gelegenheitsdichtungen. und zwar anläßlich der Vermälungsfeier Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph im Jahre 1854, an seinen Gönner Franz Sušil bei Gelegenheit seines 50. Geburtstages u. s. w. Schließlich sei noch der Mittheilungen gedacht, welche er in Vinaricky’s „Časopis katolického duchovenstva“, d. i. in der Zeitschrift der katholischen Geistlichkeit in den Jahren 1859–1860 über die Zustände der russischen Kirche, ihrer Literatur, ihrer Seelen u. dgl. m. gemacht hat. P. ist hauptsächlich ein Verfechter des čechischen Sprachunterrichtes in den Schulen.

Besidka (ein in Brünn erscheinendes illustrirtes čechisches Blatt, 4°.) 1866, S. 153: „Matěj Procházka“. – Nejnovější moravsko-slezký domácí přítel. Kalendar na rok 1867, d. i. Neuester mährisch-schlesischer Hausfreund. Kalender für 1867 (Brünn, Winiker, 4°.) S. 57.