BLKÖ:Rettig, Magdalena Dobromila

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Retwin, Georg
Band: 25 (1873), ab Seite: 340. (Quelle)
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Rettig, Magdalena Dobromila (čechische Schriftstellerin, geb. zu Vseradice im Berauner Kreise am 31. Jänner 1785, gest. zu Leitomischl im Jahre 1845). Ihr Vater, Franz Artmann, war herrschaftlicher Beamter zu Vseradice, kam aber, als sie noch ein Kind war, nach Slatenic bei Prag. Als der Vater im Jahre 1792 starb, übersiedelte die Mutter vorerst nach Prag, dann aber ihres kleinen Einkommens wegen nach Pilsen. Dabei besuchte Magdalena die Schule, und da sie ebenso fleißig als geschickt war, unterrichtete sie ihre Mitschülerinen in weiblichen Handarbeiten. Zu gleicher Zeit begann sie eifrig Bücher, vornehmlich die biblische Geschichte zu lesen. Umstände nöthigten die Mutter, von Pilsen nach Prag zurückzukehren, dort lernte Magdalena den nachmaligen Magistratsrath Johann Alexander Rettig kennen, mit dem sie sich, damals 23 Jahre alt, vermälte. Vereint mit ihm wechselte sie nun öfter den Aufenthalt, ging mit ihm schon im Jahre 1809 nach Tabor, wohin er als Magistratssecretär befördert wurde, im Jahre 1812 nach Przelautsch, im Jahre 1818 nach Auscha an der Orla, im Jahre 1824 nach Reichenau, von wo sie nach zehnjährigem Aufenthalte endlich nach Leitomischl übersiedelte, wo, nun beide, sie und ihr Gatte, bis an ihr Lebensende verweilten. Durch ihren Gatten erst wurde Magdalena eigentlich in die čechische Literatur eingeführt. Ihr Unterricht in den Schulen wie zu Hause war bisher vorzugsweise deutsch gewesen. Ihr Mann, der selbst in čechischer Sprache schrieb, gab ihr čechische Bücher zu lesen, und Nejedly’s Uebersetzungen des 'Gesner’schen Idylls „Daphnis“ und des „Numa Pampilius“ von Florian waren die ersten čechischen Bücher, an denen sie sich in ihrer Muttersprache übte. Im Jahre 1820 schrieb sie schon einen Aufruf, in welchem sie die Mädchen von Auscha aufforderte, vaterländische Bücher zu lesen. Jetzt fing sie auch schon selbst an, zu schreiben, und als sie eines Tages in Geschäften nach Königgrätz kam und dort mit Ziegler, mit dem Dichter Klicpera und mit dem [341] Verleger Pospišil bekannt wurde, forderten sie diese auf, ihre Arbeiten drucken zu lassen, was sie sich nicht umsonst gesagt sein ließ. Seit dieser Zeit veröffentlichte sie eine Reihe von Jugend-, gemeinnützigen und Andachtschriften, deren Titel hier folgen, und zwar die Titel der Jugendschriften sind: „Mařenčin košíček. Dárek malý pro dcerky české“, d. i. Das Märzen-Körbchen. Ein kleines Geschenk für čechische Mädchen, 2 Theile (Königgrätz 1821, 1822); – „Věneček pro dcerky vlastenské“, d. i. Ein Kränzchen für vaterländische Mädchen (ebd. 1825, 8°.); – „Bílá ruče. Dramatická malickost“, d. i. Die weiße Rose. Dramatische Kleinigkeit (ebd. 1827, 16°.); – „Chudobičky. Dárek outle mladeži“, d. i. Masliebchen. Ein Geschenk für die reifere Jugend (Prag 1829, neue Aufl. 1847 und 1849, 12°.); – „Narcisky. Sbírka historického i mravného obšahu ...“, d. i. Narzissen. Eine Sammlung historischen und sittlichen Inhalts (ebd. 1834, 8°.); – „Kvítí májové dcerkám českým a moravským podané“, d. i. Maiblumen, den čechischen und mährischen Mädchen dargebracht (Leitomischl 1835, 8°.); – „Jaroslav a Terinka“, d. i. Jaroslav und Terine (Gitschin 1841, 12°.); – „Arnošt a Bělinka“, d. i. Ernst und Beline, eine unterhaltende Erzählung (Prag 1850; dritte, mit mehreren Erzählungen vermehrte Ausgabe ebd. 1856; vierte Ausgabe ebd. 1863, 12°.); – „Koš. Masopustní žert; fraška ve dvou jednáních“, d. i. Der Korb. Ein Fastnachtschwank in zwei Acten (Königgrätz 1846, 12°.); – die Titel ihrer hauswirthschaftlichen und gemeinnützigen Schriften sind: „Domácí kuchařka ...“, d. i. Kochbuch für das Haus (Königgrätz 1826, 18°.); davon erschienen außer einem in Gitschin im Jahre 1849 herausgegebenen Nachdrucke bis 1864 neun, die ersten von der Verfasserin selbst, die späteren von Anderen stark vermehrte Auflagen; dann Auszüge unter dem Titel: „Malá domácí kuchařka“, d. i. Die kleine Hausköchin, und „Malá kuchařka“, d. i. Die kleine Köchin (beide 1863); – „Dobrá rada slovanským venkovankám“, d. i. Guter Rath an die slavischen Frauen (Königgrätz 1838, 18°.), erschien auch in deutscher Sprache; – „Mladá hospodyňka v domacostni ...“, d. i. Die junge Hausfrau in ihrer Wirthschaft ... (Prag 1840, 8°.); – „Pojednání o telecím mase“, d. i. Abhandlung vom Kalbfleisch (Königgrätz 1843, 8°.); – „Sladká kuchyně. Sto předpisů…“, d. i. Die süße Küche. Hundert Vorschriften u. s. w. (Prag 1845); – „Kafičko a vše co jest sladkého“, d. i. Der Kaffee und sonst noch, was süß ist (ebd. 1843, 12°.; neue Aufl. 1845); – „Pojednáni o užitecnosti zaopatřovacíha ústavu ...“, d. i. Abhandlung von dem Nutzen der Versorgungsanstalt (ebd.), und das Andachtsbuch: „Křestanka důvěřující se v Boha ...“, d. i. Die auf Gott vertrauende Christin (Königgrätz 1827, neue Aufl. ebd. 1840, 12°.). Außerdem aber schrieb sie fleißig für die čechischen Journale, wie für den „Časopis českého Museum“: „Ueber das Sonett“ (Okus o znělkach), in den „Květy“, der „Včela“, im „Věnec“, im „Poutník slovanský“, im „Dobroslav“, Gedichte, Lieder, Erzählungen u. dgl. m. Von ihren Liedern sind mehrere in’s Volk gedrungen und, wie z. B.: „Stoji jabloň v šírém poli“ (Ein Apfelbaum steht im weiten Feld), Volkslieder geworden. Mehrere von ihren Arbeiten, darunter vornehmlich Lieder, dann einige dramatische Versuche u. s. w. sind ungedruckt [342] geblieben. Magdalena Rettig erhebt sich als Schriftstellerin nicht über das Gewöhnliche, praktisch, wie sie als Hausfrau war, ist sie auch in ihren Schriften, in welchen sie zunächst, wie ihre männlichen schriftstellernden Zeitgenossen auf die männliche Jugend, so auf die weibliche einzuwirken, in derselben den Sinn und die Liebe für die Muttersprache zu wecken und überhaupt das vaterländische Gefühl zu fördern und zu pflegen bemüht war. Sie hatte mit dem richtigen Instincte des Weibes bald die drei Wege erkannt, welche sie betreten müsse, um einigermaßen ein Resultat zu erzielen, nämlich die Herausgabe unterhaltender Jugendbücher, welche in der heimischen Sprache verfaßt, die Liebe für die Heimat unbewußt im Kinderherzen anfachen; ferner čechische Wirthschaftsbücher, welche Alles, was im Hause und in der Wirthschaft nöthig ist, in der nationalen Sprache behandeln, endlich čechische Andachtsbücher, um den Geist für jene Stimmungen, die sich auch ohne Worte fühlen lassen, in die leicht geschlagenen Kettenglieder nationaler Gebete zu fesseln. In dieser Hinsicht wird auch ihr Name in den nationalen Kreisen Böhmens gefeiert und ist ihr Andenken erst in neuester Zeit wieder aufgefrischt worden.

Jahrbücher für slavische Literatur u. s. w., herausgegeben von Jordan (Leipzig, gr. 8°.) III. Jahrg. (1845), S. 347. – Moravia (Brünner Unterhaltungsblatt, 4°.) 1845, Nr. 117. – Prag (Prager belletrist. Blatt) 1845, Nr. 149. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) IV. Jahrg. (1845). S 958. – Světozor (Prager illustr. Blatt, Fol.) 1869, Nr. 46, S. 373. – Lada (čechischer Unterhaltungsblatt) 1861 [Biographie der Schriftstellerin von Sabina]. – Litoměřický všeobecný domáci a hospodařský kalendar na rok 1864, d. i. Allgemeiner Leitmeritzer Haus- und Wirthschafts-Kalender auf das Jahr 1864, S. 89: „Působení žen českých“, d. i. Leistungen čechischer Frauen. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 352. – Porträte. 1) Dasselbe befindet sich als Titelbild bei der 3. Ausgabe ihres Kochbuches (domací kuchařka); – 3) als Holzschnitt nach einer Zeichnung von Joseph Scheiwl im „Svetozor“ 1869, S. 373.