BLKÖ:Seeling, Hans

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Seeling
Band: 33 (1877), ab Seite: 309. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Hans Seeling in Wikidata
GND-Eintrag: 142382736, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Seeling, Hans|33|309|}}

Seeling, Hans (Componist, geb. zu Prag im Jahre 1829, gest. ebenda 25. Mai 1862). Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei ausgesprochenem Talente zur Kunst in seiner Vaterstadt. Jedoch sollte er sich eigentlich für das Studium [310] der Rechte vorbereiten, gab aber dasselbe bei seiner Vorliebe für die Musik im Jahre 1850 auf, begab sich dann im Jahre 1852 nach Italien, wo er mehrere Jahre, da das Klima seiner zarten Gesundheit zuzusagen schien, verweilte und auch zuerst öffentlich als Clavierspieler auftrat. Im Jahre 1856 machte er eine Reise in den Orient, besuchte auf derselben Constantinopel, Kleinasien und Griechenland, kehrte aber im folgenden Jahre wieder nach Italien zurück, von wo er Ausflüge nach Baden-Baden und Hamburg machte, um dort Concerte zu geben, bis er im J. 1859 Italien verließ und, nach längerem Aufenthalte in Südtirol, Paris besuchte. Von Paris aus ging S. 1660 nach Deutschland, kehrte 1861 nach Paris zurück und besuchte 1862 seine Vaterstadt, um dort zu sterben. Ein langjähriges Lungenleiden hatte seinem Leben im Alter von erst 33 Jahren ein Ziel gesetzt. So bedeutend S. als Pianist war, denn er besaß nicht blos eine vollendete Technik, sondern eine seelenvolle Innigkeit des Vortrages, womit er den Zuhörer förmlich mitriß, ebenso vorzüglich erscheint er als Compositeur, obgleich die Zahl seiner Compositionen an den Fingern abzuzählen ist. Die Titel derselben sind: Op. 1. „Zwei Impromptus“ (Barcarole, Cantabile), Prag, Hoffmann; – Op. 2. „Loreley“, Charakterstück; – Op. 3. „Nocturne in As“; – Op. 4. „Drei Mazurkas“; – Op. 5. „Allegro in D-moll“; – Op. 6. „Idylle“; – Op. 7. „Zwei Poesien“ („Du bist wie eine Blume“, „Du wilder Strom, Du dunkles Thal“); – Op. 8. „Zwei Impromptus“ ; – Op. 9. „Barcarole“; – Op. 10. „12 Concert-Etuden“, Heft 1, 2, des Künstlers bedeutendstes Werk; – Op. 11. „Schilflieder“, fünf Klavierstücke nach den Gedichten von N. Lenau; – Op. 12. „Nocturne“; – Op. 13. „Memoiren eines Künstlers“, Tondichtungen zwei Hefte, die bisherigen 2–13 bei Senff in Leipzig; – Op. 14. „Albumblätter“, zwei Hefte (Prag, Wetzler); – Op. 15. „Drei Mazurkas“ (Leipzig, Rieter-Biedermann); – Op. 16. „Phantasiestück“ (ebd.); – Op. 17. „Scherzo (ebd.); – Op. 18. „Rondo (ebd.); – Op. 19 . „Concert-Allegro (ebd.). Was den Charakter der Compositionen S.’s betrifft, so sind dieselben Salonmusik, aber in jener edleren Art, wie sie von Chopin, Henselt u. A. in verschiedener Weise ausgebildet worden. Sowohl als Pianist, wie Compositeur erscheint S. mit Julius Schulhoff [Bd. XXXII, S. 157] geistesverwandt. Als der Künstler auf dem Wolschaner Friedhofe unter großer Betheiligung des Publicums beerdigt wurde, hielt Joseph Bayer als Mitglied der Gesellschaft Arkadia, deren Mitglied auch Seeling gewesen, am offenen Grabe eine ergreifende Leichenrede.

Süddeutsche Zeitung 1862, Nr. 281. – Wiener Zeitung 1862, Abendbl. Nr. 130 in der Correspondenz aus Prag vom Juni. – Bohemia (Prager polit. u. Unterhaltungsblatt, 4°.) 1862, Nr. 125, S. 1259.