BLKÖ:Sourdeau, August Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Soukup, Joseph
Band: 36 (1878), ab Seite: 40. (Quelle)
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Sourdeau, August Freiherr (k. k. Vice-Admiral, geb. zu Tournay in den damals österreichischen Niederlanden am 28. Mai 1784, lebte noch im J. 1866 zu Venedig). Von altadeligem Geschlechte, worüber Näheres die Quellen Seite 42 berichten. Sein Vater Nikolaus, mit ganzem Namen Ghislain Sieur de Poulmeroux Baron de Sourdeau, war Capitän einer von ihm selbst, zur Aufstellung des Wallonen-Regiments Vierset später Beaulieu gebildeten Grenadier-Compagnie, mit welcher er den siebenjährigen Krieg mitgemacht. Später trat er mit Hautmannsrang aus dem activen Stande der kaiserlichen Armee. In der Folge als Deputirter der Stände der Grafschaft Namur thätig, ereilten ihn die Geschicke der französischen Revolution, durch welche so viele Familien in den benachbarten Niederlanden geschädigt worden sind. Nach der Schlacht bei Tournai am 17. Mai 1794, mußte er aus dem väterlichen Schlosse Castel de Breuze mit seiner zahlreichen Familie flüchten; denn er wurde nicht nur von den französischen Sanscülotten, sondern auch von einer damals überwiegenden Partei im Lande selbst verfolgt, [41] da er stets zu den entschiedensten Anhängern Oesterreichs gezählt hatte. Der Vater Sourdeau wendete sich auf seiner Flucht zunächst nach Cöln am Rhein, und nachdem er seine Familie daselbst geborgen hatte, kehrte er nach Castel de Breuze zurück, wo er aber bald von seinen Verfolgern aufgefunden und im Kampfe schwer am Kopfe verwundet wurde. Um weiteren Gefahren für sein Leben zu entgehen, verbarg er sich, und erreichte auf geheimen Wegen, die damals im Rückzuge befindliche kaiserliche Armee, welcher er sich anschloß, worauf er endlich zu seiner Familie in Cöln gelangte. Als die Franzosen siegreich vorrückten, war auch in Cöln nicht länger seines Bleibens, und so beschloß er, in Frankfurt am Main weitere Zuflucht zu suchen, mußte aber auf der Reise dahin in Limburg an der Lahn Halt machen, da ihn seine Krankheit hinderte, die Reise fortzusetzen. Dort erlag er auch im Alter von 64 Jahren den Folgen seiner Kopfwunde und des sonstigen auf der Flucht erlittenen Ungemachs am 10. Juni 1795. Als bald darauf auch seine Schwiegermutter Elisabeth Freiin van Swieten im Tode ihm nachfolgte, begab sich die Witwe mir ihren Kindern über Würzburg und Regensburg nach Wien. Im Jahre 1798 schritt die Witwe zur zweiten Ehe mit Joseph Conte di Rossetti, der zu Triest lebte, und nun übersiedelte die ganze Familie nach Triest, wo sie ihren bleibenden Aufenthalt nahm. Schon im folgenden Jahre 1799 trat der Sohn August als Fähnrich in das Regiment Großherzog von Toscana, wurde aber bei seiner vorherrschenden Vorliebe für die Marine, indem er die Officiersstelle aufgab, am 20. November 1799, als Marine-Cadet in der k. k. Kriegsmarine aufgenommen. Im Jahre 1800 nahm er auf der k. k. Flottille an der Belagerung von Genua thätigen Antheil, und machte 1803 eine Expedition nach Marokko mit, wobei er die Gelegenheit fand, sich bei einem vor Cadix stattgefundenen Schiffbruche, durch die Rettung von Mannschaft und Papieren, verdient zu machen. Seit 1804 zum Schiffsfähnrich befördert, betheiligte er sich mit Auszeichnung an verschiedenen kriegerischen Unternehmungen der kaiserlichen Flotte und ward beim Ausbruche des Krieges 1809 der mit geheimen Aufträgen betrauten Gesandtschaft nach Neapel beigegeben. Nach dem Friedensschlusse wurde er als Capitänlieutenant zum 26. Infanterie-Regiment versetzt, worauf er sich seinen Austritt mit dem Charakter als Schiffslieutenant erbat, um in der englisch-italienischen Legion auf Sicilien an dem Kriege gegen Frankreich theilzunehmen. Bereits bei der Ausrüstung dieses Corps eifrigst thätig, machte er später als Major in demselben die kühnen und glücklichen Streifzüge an der oberitalienischen Küste mit, bis ihn die 1814 bei dem Sturme auf Genua empfangenen, schweren Verwundungen nöthigten. seinen Abschied zu nehmen, und nach Oesterreich zurückzukehren. Im Jahre 1820, in der k. k. Kriegsmarine als Schiffslieutenant wieder angestellt, wurde er 1826 zum Corvetten-Capitän, 1833 zum Fregatten-Capitän, und 1835 zum Linienschiffs-Capitän befördert, und 1843 als General-Major in den Pensionstand versetzt. Während dieser Zeit führte er folgeweise das Commando auf der Goelette „Sofia“, der Brigg „Emo“, der Corvette „Karolina“ und den Fregatten „Hebe“ und „Guerriera“, kreuzte [42] im Mittelländischen Meere zum Schutze der österreichischen Friedensmarine, trat mit Umsicht und Entschlossenheit gegen die Piraten auf, bewerkstelligte 1833 die Ueberschiffung der politischen Flüchtlinge nach Amerika, geleitete 1841 den Erbprinzen von Modena, Erzherzog Franz, auf einer Reise auf dem Adriatischen Meere und der Levante. Nach seiner 1848 erfolgten Reactivirung als Contre-Admiral nahm S. an den Ausrüstungsarbeiten für die k. k. Marine thätigen Antheil und commandirte zuletzt die Flotte zu Pola. Im Jahre 1849 trat er in den Ruhestand, erhielt im Jahre 1863 den Charakter eines Vice-Admirals und im Jahre 1866 die Freiherrnwürde.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 1. April 1866. – Carpentier. Geschichte von Cambray II. Theil, S. 976.