BLKÖ:Spindler, Leopold Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 167. (Quelle)
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Spindler, Leopold Graf (k. k. Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. in Linz im Jahre 1755, gest. ebenda 13. October 1798). Entstammt einem altadeligen, im J. 1722 in den Grafenstand erhobenen Geschlecht Oberösterreichs [vrgl, die Quellen S. 168 und die Stammtafel], welches mit Grafen Leopold im Mannesstamme erloschen ist. Er ist ein Sohn des Grafen Johann Weikard und der Gräfin Leopoldine geb. Kuefstein. 21 Jahre alt, trat der Graf im Jahre 1776, aus Vorliebe für den Soldatenstand als Cadet in das Infanterie-Regiment Nr. 59, damals von Langlois, aus welchem er aber schon in kurzer Zeit als Unterlieutenant zu Waldeck-Dragoner Nr. 2 befördert wurde. Im Regimente galt S. bald als der beste Fechter und Reiter, im Türkenkriege gab er aber auch Beweise ungewöhnlicher Tapferkeit. Bei Dubicza war eine Infanterie-Abtheilung der Unseren von den Türken umrungen worden. Oberlieutenant Spindler eilte mit einem Flügel seiner Dragoner der eingeschlossenen Abtheilung zu Hilfe, hieb in die Türken ein, so daß unsere Truppe wieder Luft bekam und den Rückzug in geordneter Weile antreten konnte. S. aber sah nun sich selbst vom Feinde umrungen und rettungslos gefangen. Da ermannte er sich, und sollte er mit dem Leben seine Freiheit erkaufen; er wehrte sich wie ein Rasender nach allen Seiten, hieb sich durch, und aus acht Wunden blutend, erreichte er die Seinen. Für seine Waffenthat wurde er zum Rittmeister befördert. In den Feldzügen gegen Frankreich stand S. mit seinem Regimente am Rhein. Mehrmals zeichnete er sich aus – so im Treffen bei Bergzabern, dann bei dem Rückzuge aus der Stellung bei Germersheim, wo er zunächst Altdorf mit Bravour ohne Gleichen vertheidigte, dann aber, als die Colonne des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Erbach von dem Feinde verfolgt ward, mit dem dritten Zug seiner Schwadron einen erfolgreichen Angriff auf die Verfolger unternahm. Am 13. October 1793 hatte General Hotze die Weißenburger Linien erstürmt, und sich jenseits der Lauter auf der Heerstraße nach Lauterburg aufgestellt. Der Feind griff ihn in seiner Stellung seit 7 Uhr Morgens wiederholt an. Der General leistete hartnäckigen Widerstand und behauptete sich standhaft. Nachmittags unternahm der Feind mit Uebermacht eine neue Attaque und hatte bereits ein kaiserliches Bataillon geworfen und in Unordnung gebracht. Die Lage war eine bedenkliche geworden. In diesem Augenblicke, dessen Gefahr Graf Spindler erkannt hatte, sprengte derselbe, ohne Befehl abzuwarten, mit nur drei Flügeln des Dragoner-Regimentes auf den Feind ein, attaquirte ihn mit aller Bravour und warf ihn vollends über den Haufen. Dabei gelangte eine bereits verlorene Haubitze der Unseren wieder in unseren Besitz und wurden noch zwei feindliche Geschütze nebst einem Munitionskarren erbeutet. Durch diesen gelungenen Angriff des Rittmeisters S. erhielt unsere bereits in Unordnung gerathene Infanterie Zeit, sich zu ordnen, [168] General Hotze aber ward die schwere Aufgabe, seine Position zu behaupten, einigermaßen erleichtert. Graf S. wurde für seine Waffenthat in der 42. Promotion – vom 11. Mai 1796 – mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Feldzuge des Jahres 1796 erhielt Graf Spindler in einem Vorpostengefechte neuerdings eine schwere Verwundung, welche nach hergestelltem Frieden ihn nöthigte, aus der Reihe der activen Armee zu treten. Er trat als Major in den Ruhestand, und zog sich auf seine Herrschaft in Ober-Oesterreich zurück. Aber bald erlag er, im schönsten Mannesalter von erst 43 Jahren, seinen Wunden.

Thürheim (Andreas Gf.), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1863 u. f., Geitler, gr. 8°.) Bd. I: Die Kürassiere und Dragoner, S. 242, 243 und 265. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1875, Staatsdruckerei, kl. 4°.), B. 468, 1738.