BLKÖ:Steinhauser, Anton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Steinhart, Wenzel
Band: 38 (1879), ab Seite: 89. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Anton Steinhauser der Ältere in der Wikipedia
Anton Steinhauser in Wikidata
GND-Eintrag: 117256862, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Steinhauser, Anton|38|89|}}

Steinhauser, Anton (Geograph und Fachschriftsteller, geb. in Wien 17. November 1802). Er ist der Sohn eines Registratursbeamten der vormaligen vereinigten Hofkanzlei, heute Ministerium des Innern. Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt er in Wien, wo er das Schottengymnasium und später die Hochschule besuchte. Um dem Wunsche des sehr betagten Vaters nachzukommen, trat er der früheren Versorgung wegen, seine Studienlaufbahn unterbrechend, im Jahre 1819, damals 17 Jahre alt, in den k. k. Staatsdienst, und zwar in einem Manipulationsamte bei der k. k. Studien-Hofcommission ein. Dort rückte er stufenweise im Kanzleidienste fort und wurde im Jahre 1848, als ein eigenes Unterrichtsministerium errichtet wurde, Registrator an demselben. Am 5. November 1849 erhielt er in Würdigung seiner amtlichen Dienste, wie seiner wissenschaftlichen Arbeiten, den Titel eines kaiserlichen Rathes; zuletzt wurde er Director der Hilfsämter im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht und als er nach 40jähriger Dienstzeit in den Ruhestand übertrat, wurde er noch mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Die Muße, welche ihm sein amtlicher Beruf gestattete, widmete er, von früher Jugend zu ernsten, vornehmlich geographischen Studien angeregt, wissenschaftlichen Forschungen und Arbeiten. Die erste Anregung dazu erhielt er, als er noch das Gymnasium bei den Schotten besuchte, an welchem damals ein sehr begabter Benedictiner, P. Ildephons Leyerer, die Geographie vortrug und durch seine anziehende Lehrweise in dem talentvollen Knaben, der überdieß eine große Vorliebe für die Mathematik zeigte, den Sinn für geographische Studien und insbesondere für kartographische Arbeiten weckte, in denen eben später Steinhauser so Vortreffliches leistete. In den vormärzlichen Verhältnissen bot sich dem bei einem untergeordneten Hilfsamte Bedienstelen wenig Gelegenheit, mit seinen tüchtigen Kenntnissen sich bemerkbar zu machen und so arbeitete Steinhauser gleich anderen „Stillen im Lande“, welche mitten in der geistigen Versumpfung ihre Wurzeln in den Boden gründlicher Arbeit schlugen, und da es ihnen versagt war, Andere zu bilden, sich selbst bildeten und fortentwickelten, auf dem ihm liebgewordenen geographisch-topographischen Gebiete. Er würde wohl noch länger unbeachtet geblieben sein, wenn nicht Dr. Adolph Schmidl den ihm zu Gebote stehenden Einfluß benützt und im Jahre 1844 ein wissenschaftliches Blatt, das dem 36 Millionen Seelen zählenden Kaiserstaate fehlte, nämlich die „Oesterreichischen Blätter für Literatur und Kunst“, ins Leben gerufen hätte. Schmidl warb mit rastloser [90] Thätigkeit um Mitarbeiter und hatte auch in S. einen solchen gewonnen, der gleich mit seinem ersten Aufsatze, welcher freilich in seinem ganzen Umfange ein nettes Buch bildet, in Fachkreisen Aufsehen erregte und die Aufmerksamkeit auf den tüchtigen, damals schon 43jährigen, aber bis dahin kaum beachteten Mann, der, nebenbei gesagt, ein kleiner Beamter war, richtete. Es sind die in Dr. Schmidl’s „Oesterreichischen Blättern“ erschienenen „Allgemeinen Bemerkungen über topographische Karten und vornehmlich über jene, welche der k. k. österreichische General-Quartiermeisterstab herausgab“, gemeint. Dieser tüchtigen Arbeit folgten zunächst kritische Anzeigen verschiedener kartographischer Werke, u. a. von Scheda, Vogel, Ziegler u. a., und eigene kartographische Arbeiten kleineren Umfangs, so z. B. „Begleitkarten zu Reisewerken“, wie Weidmann’s „Umgebungen von Wien“, zu Schmidl’s „Handbuch für Reisende in dem österreichischen Kaiserstaate“, zu J. V. Häufler’s „Historisch-geographischem Tableau des österreichischen Kaiserstaates“ u. s. w. Auch wirkte er – durch Anordnung, Zusammenstellung und Correctur – bei der Becker’schen „Hand-Schulkarte von Niederösterreich“ und bei mehreren anderen in- und ausländischen Kartenwerken mit. Seine übrigen schriftstellerischen Arbeiten beschränkten sich sonst auf Abhandlungen und Anzeigen in periodischen Schriften; so in den schon erwähnten „Oesterreichischen Blättern“ des Dr. A. Schmidl; im „Oesterreichischen Schulboten“, welcher eine Heimatkunde von Niederösterreich, als Text zur obenerwähnten Handschulkarte von Becker, aber leider unvollendet geblieben, brachte; in der „Oesterreichischen Gymnasial-Zeitschrift“, worin seine Aufsätze über geographisches Studium, über plastische und Schichtenkarten u. s. w. enthalten sind. Erst später veröffentlichte er eine Reihe selbständiger Werke, deren Titel hier in chronologischer Ordnung folgen: „Grundlage der mathematischen Geographie und der Landkartenprojection. Ein Handbuch für Jeden, der ohne Vorkenntniss der höheren Mathematik sich über den Gegenstand unterrichten will u. s. w. Mit vielen (eingedr.) Holzschn., und drei (lith.) Kärtchen (in 4°.)“ (Wien 1856, Beck; zweite Ausgabe ebd. 1861, Lex.-8°.); – „Atlas für die erste Stufe des geographischen Unterrichts in den österreichischen deutschen Schulen entworf., gez. und mit Text versehen“, zwei Hefte, lithogr. und color. (Wien 1853, Artaria u. Comp., gr. 4°.); – 1. Heft: Sechs Karten zur allgemeinen Erdbeschreibung; – 2. Heft: Neun Karten zur Vaterlandskunde: – „Kurze Hilfstafel zur bequemen Berechnung fünfzehnstelliger Logarithmen zu gegebenen Zahlen und umgekehrt, die Zahlen zu fünfzehnstelligen Logarithmen“ (Wien 1865, F. Beck, gr. 8°.); – „Hilfstafel zur bequemen Umwandlung von in Wiener Mass angegebenen Höhenzahlen ins Metermass“ (Wien 1870, Beck, gr. 8°.); – „Ueber die geometrische Construction der Stereoskopbilder. Ein Beitrag zur centralen Projection. Bearbeitet zum Gebrauche für Techniker und Physiker. Mit 22 Fig. (auf fünf Steintaf.) (Gratz 1870, gr. 8°.); – „Geographie von Oesterreich-Ungarn. Mit 112 in den Text gedruckten Holzschnitten und einem alphabetischen Namenregister (Prag 1872, Tempsky, gr. 8°.); – „Geographische Lehrmittel“ (Wien 1872, Mayer und Comp., gr. 8°.); Separatabdruck aus dem Fachblatte „Die Realschule“; – „Die Netze der Poinsot’schen[WS 1] Körper zum Behufe der Darstellung ihrer Modelle. Eine vollständige Anleitung zur Anfertigung der Modelle dieser regelmäßigen Körper [91] aus Pappe. Für Mathematik Beflissene bearbeitet. Mit fünf (lith.) Tafeln (davon drei in 4°.)“ (Gratz 1871, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Mathematik für höhere Gewerbeschulen. Zugleich Nachschlagebuch und geeignet zum Selbststudium zunächst für Maurermeister, Zimmerleute, Maschinenmeister u. s. w., sowie überhaupt für Jene, welche sich mit den Grundlehren der Mathematik vertraut machen wollen. Algebra“ (Wien 1875, Gerold’s Sohn, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Geographie. Für Mittelschulen und Lehrerbildungs-Anstalten“ 1. und 2. Theil (Prag 1875 und 1876, Tempsky, gr. 8°.); 1. Theil: Allgemeine Geographie. Mit 121 in den Text gedruckten Holzschnitten; 2. Theil: Specielle (politische) Geographie. Mit 31 in den Text gedruckten Holzschnitten; – „Die Theorie des binaurealen Hörens. Ein Beitrag zur Lehre vom Schalle. Mit 12 (eingedruckten Holzschn.) Fig.“ (Wien 1877, Gerold’s Sohn, gr. 8°.); – und in Gemeinschaft mit dem k. k. Obersten Joseph Ritter von Scheda gibt Steinhauser den „Hand-Atlas der neuesten Geographie für höhere Bildungs-Anstalten“ (Wien, Artaria und Comp., gr. Fol.) heraus, wovon bis 1876 22 gestochene und colorirte Blätter erschienen sind. Von seinen in periodischen Blättern veröffentlichten Aufsätzen gedenken wir seiner zwei ersten, welche in den von Dr. Adolph Schmidl herausgegebenen „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“ (Wien, 4°.) herauskamen, und zwar im I. Jahrg. (1844), I. Quartal Nr. 5, 6 und 7, III. Quartal Nr. 41, 42, 43 und 44; II. Jahrg. (1845), Nr. 31, 32, 34, 35, 36: „Allgemeine Bemerkungen über topographische Karten mit besonderer Rücksicht auf die vom k. k. österreichischen General-Quartiermeisterstabe herausgegebenen General- und Specialkarten der österreich. Provinzen, 1., 2. und 3. Artikel“, mit welchen eben so umfassende als tüchtigste Sachkenntniß zeigenden gediegenen Artikeln Steinhauser sozusagen seinen Ruf und Beruf als Geograph begründete; – in demselben Blatte II. Jahrg. (1845), Nr. 130, 132 u. 133: „Ueber Schulkarten und andere geographische Hilfsmittel“. Andere Arbeiten S.’s enthalten das seiner Zeit mit der Wiener (amtlichen) Zeitung herausgegebene „Literatur-Blatt“, die von der Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Druckschriften herausgegebenen Kalender, die „Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien“ u. s. w. Auch amtlicherseits wurde S. wiederholt zu Begutachtungen von Kartenwerken, geographischen Lehrbüchern u. s. w. verwendet. Dieses gediegene Wirken auf seinem Gebiete wurde auch in wissenschaftlichen Kreisen wiederholt anerkannt: so ist Steinhauser Mitglied der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien, welche ihn zu ihrem Vice-Präsidenten gewählt hat; Ausschußmitglied der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft ebenda und Mitglied der k. k. statistischen Central-Commission in Wien. Der noch in seinem Fache rastlos thätige, nunmehr 76jährige Greis lebt in Wien und während des Sommers zu Mondsee im Salzkammergute.

Heindl (Joh. Bapt. Dr.), Gallerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart (München 1859, J. A. Finsterlin, 8°.) Bd. II, S. 486. – Wurzbach von Tannenberg (Const. Dr.), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates. Bericht, im Auftrage Seiner Excellenz des Ministers des Innern u. s. w. I. Bericht (Wien 1856, Manz, gr. 8°.), S. 155, Marg. 4256; II. Bericht (Wien 1856, Staatsdruckerei, gr. 8°.), S. 123, Marg. 3474, S. 279, [92] Marg. 8725, S. 280, Marg. 8749, III. Bericht (ebd. 1857), Bd. I, S. 321, Marg. 9832 und 9848, S. 322, Marg 9887.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ponisot’schen. Berichtigt nach Louis Poinsot (Wikipedia).