BLKÖ:Thalguter, Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 44 (1882), ab Seite: 141. (Quelle)
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Thalguter, Peter (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Algund im Vintschgau Tirols am 1. Juli 1776, gestorben den Heldentod fürs Vaterland zu Jenesien am 21. November 1809). Seine Eltern Johann Thalguter und Maria geborene Prantl besaßen in Algund den schönen Schellebauernhof, auf welchem er unter ihrer Obsorge und zu ihrer Freude aufwuchs. Als im November 1796 die Tiroler Schützen vereint mit dem k. k. Militär die bereits ins Welschland eingebrochenen Franzosen nach blutigem Treffen über Trient, Roveredo und Ala zurückwarfen, da befand sich wohl auch der zwanzigjährige Peter Thalguter bei den Kämpfern, welche das Burggrafenamt gestellt hatte. Im März und April 1797 standen die Letzteren auf den Höhen von Jenesien und Glaning, dem Feinde den Weg nach Meran wehrend. Und im März 1799 warfen sie mit den kaiserlichen Soldaten die Franzosen, welche bei Taufers und bei Martinsbruck in Tirol einbrachen, nach Graubündten zurück. Das Kriegsleben behagte unserem Thalguter so sehr, daß er. entschlossen war, als Freiwilliger bei den Huszaren der kaiserlichen Armee sich anwerben zu lassen. Nur auf dringendes Zureden der Seinigen gab er diesen Gedanken auf. Die nächsten Friedensjahre befaßte er sich mit seinen eigenen wirthschaftlichen Angelegenheiten, er brachte den Töllerhof in Plars käuflich an sich und versetzte den gänzlich in Verfall gerathenen wieder in blühenden Zustand, heiratete am 7. Februar 1804 Anna Ladwiner aus Plars und stand, gemeinhin „der Töller“ genannt, durch seine Umsicht in allen Geschäften bald in großem Ansehen bei seiner Gemeinde. Als nach Abschluß des Preßburger Friedens vom 26. December 1805 Tirol an Bayern fiel und die Vergewaltigungen der Bayern gegen Land und Volk und namentlich gegen die Geistlichkeit große Aufregung im Lande hervorriefen, sah auch Thalguter mit tiefer Erbitterung dem willkürlichen Treiben der Regierung zu. Da kam das Jahr 1809 heran. Der Groll gegen das fremde Regiment hatte seinen Höhepunkt erreicht, Hofer seinen Aufruf, die Bayern mit Waffengewalt aus dem Lande zu jagen, erlassen, und nun trat auch Thalguter, von den Algunder Schützen zu ihrem Hauptmanne gewählt, an die Spitze derselben. In der ersten Hälfte des April 1809 eilte er mit ihnen gegen Meran hin, um den Feind im Süden anzugreifen und in Verbindung mit dem k. k. Militär über Lavis, Trient und Ala hinauszuwerfen. Nachdem der Feind das Feld geräumt hatte, kehrten die Compagnien heim, aber Thalguter blieb noch immer in Südtirol, da man ihn als einen Mann allgemeinen Vertrauens bei wichtigen Unternehmungen brauchte. So übergab man ihm ansehnliche Summen aus öffentlichen Cassen zur Verpflegung der Landesvertheidiger, beauftragte man ihn mit der Herbeischaffung von Gewehren und Munition. Während indessen im Süden die Dinge weniger drohend aussahen, zog sich im Norden das Ungewitter um so bedenklicher zusammen. Andreas Hofer stand am 24. Mai mit seinen Schützen auf dem Berge Isel und wagte am nächsten Tage die denkwürdige Schlacht. Peter Thalguter focht mit seiner Compagnie im Centrum. Dem unentschiedenen Kampfe folgte eine dreitägige Ruhe. Am 29. Mai nahm Hofer von Neuem die Schlacht auf. Das Centrum erstürmte die Höhen von Mutters und Natters und warf den Feind in die Ebene hinunter. Unter Denen, welche in diesen Tagen durch ihre [142] Tapferkeit besonders sich auszeichneten und öffentlich mit Lob genannt wurden, befand sich auch Peter Thalguter. An der ersten Hälfte des August standen wieder 50.000 Mann feindlicher Truppen auf Tiroler Boden. Von allen Seiten eilten die Schützen herbei. Thalguter half mit glänzendem Erfolge am 10. und 11. August die Franzosen und Bayern bei Sterzing schlagen und über den Brenner treiben. In der Schlacht am Berge Isel am 13. August, in welcher Hofer mit nur 20.000 Schützen einem feindlichen Heere von 25.000 Mann Fußvolk, 2000 Reitern und 40 Kanonen gegenüberstand, that Thalguter Wunder der Tapferkeit. Seine Compagnie hielt wieder im Centrum. Der Feind suchte dieses um jeden Preis zu durchbrechen, siebenmal stürmte das feindliche Bataillon Habermann gegen den Berg Isel und ward ebenso oft zurückgeworfen. Thalguter und seine Compagnie waren die Helden dieses Tages. Als Speckbacher nach dem 13. August die Bewohner von Pongau und Pinzgau im Salzburgischen für Tirol gewinnen wollte, waren auch die Algunder mit ihrem Hauptmanne ihm nachgezogen und im Rücken der Feinde erschienen. Mit seinen Leuten und den Partschinsern vertheidigte Thalguter muthvoll die Brücke über den reißenden Salbach. So galt er unter seinen Landsleuten bald als einer der Bravsten unter den Braven, und im October 1809 verlangten ihn mehrere Compagnien zugleich zu ihrem Commandanten. In Folge dessen erhielt er am 18. October von der Commandantschaft in Meran mehrere Compagnien im Burggrafenamte, insbesondere die Vintschgauer, unter seinen Befehl. Als am 14. October 1809 der Wiener Friede zu Stande gekommen war, wollten die Tiroler nicht daran glauben, und auch Thalguter erklärte bei seiner Zusammenkunft mit den feindlichen Parlamentären, welche am Morgen des 29. October auf der Laviser Brücke stattfand, daß von österreichischer Seite noch keine Kunde über den Friedensschluß nach Tirol gelangt sei und er an einen Frieden nicht eher glauben könne, als bestimmte Nachrichten einträfen. So wurde der Kampf fortgesetzt, und Thalguter focht am 3. November wieder am Paßberge. Indessen rückten immer mehr feindliche Truppen ins Land, und Andreas Hofer ließ sich durch aufreizende und lügnerische Berichte zur Erneuerung des Kampfes überreden. Am 14. November drang General Rusca von Bozen nach Meran und von da ins Passeier. Im blutigen Kampfe, der sich in der Umgegend von Meran entspann, zeichnete sich Thalguter wieder aus. Als am 16. November die Passeierer Schützen von den Feinden vom Küchelberg bis zum Finilibach zurückgedrängt waren, erschienen gegen Abend unter seiner Anführung die Vintschgauer Compagnien im Rücken der Letzteren. Im mörderischen Gefechte, das sich nun entspann, trieb er die Franzosen auf den Küchelberg zurück und, wie ein Geschichtschreiber jener Tage schreibt: „kopflings über denselben hinunter und aus Meran hinaus“. Ein französischer Officier, der mit geschwungenem Säbel auf Thalguter losstürmte, ward von diesem mit einem Hiebe zusammengehauen. Nun räumte der Feind das Burggrafenamt, die Schützen von Algund, Schönna, Mais und Vintschgau zogen ihm unter Peter Thalguter’s Commando nach. Am 20. November nahm der Schützenzug in Verschneid Nachtquartier. Am folgenden Morgen ging er in aller Frühe über den Salter und [143] machte bei dem Dorfe Jenesien Halt. Kaum hatte die Mannschaft sich gelagert, um eine Erfrischung zu sich zu nehmen, als der wahrscheinlich von einem Verräther geführte Feind über Glaning heranrückte, ein mörderisches Feuer eröffnete und den Schützen, um ihnen den Rückzug nach Mölten abzuschneiden, in die Flanke zu fallen suchte. Als Thalguter die Gefahr erkannte, ordnete er rasch seine Leute, stellte sich persönlich dem Feinde entgegen und rief noch seinen Schützen zu: „Her zu mir!“ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, fiel er auch schon, von einer feindlichen Kugel getroffen, todt zur Erde. Als die Schützen dies sahen, geriethen sie in Verwirrung, die Ordnung löste sich auf, und Alles floh über Mölten und Vöran nach Meran, und der Krieg im Burggrafenamte war zu Ende. Die später aufgestellte Behauptung: Thalguter sei nicht von feindlicher Kugel, sondern durch den Schuß eines über ihn erbitterten Schützen gefallen, entbehrt nach Aussagen von Augenzeugen alles Grundes. Seine Witwe bewarb sich um eine Pension für ihre zwei Kinder aus erster Ehe, ohne Erfolg. Sie starb in den Fünfziger-Jahren. – Ein Sohn Thalguter’s, Alois, widmete sich dem Lehramte und versah einige Zeit die Filialschule von Plars. Ein hartnäckiges Augenleiden aber nöthigte ihn, diese Stelle aufzugeben, worauf er sein väterliches Erbe, den Töllerhof, bewirthschaftete. Im Jahre 1862 war er noch am Leben.

Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 940. – Thaler (Joseph). Der deutsche Antheil des Bisthums Trient. Topographisch-historisch-statistisch und archäologisch beschrieben von Mehreren und, herausgegeben von den Vereinen für christliche Kunst und Archäologie in Bozen und Meran (Brixen 1866, A. Weger, 8°.) S. 368 [nach diesem blieb Thalguter auf dem Schlachtfelde am 20. November 1809, was unrichtig ist, denn das Gefecht bei Jenesien fand am 21. November in der Frühe statt, und in diesem fiel er], – Tiroler Stimmen. Redigirt von Friedrich Graf (Innsbruck, 4°.) 1862, Beilage zu Nr. 54: „Peter Thalguter, Hauptmann der Schützencompagnien von Algund und Commandant 1809“. – Lebensbilder aus dem Befreiungskampfe (Jena 1845, Friedr. Frommere, 8°,). Erste Abtheilung, S. 404.