BLKÖ:Walther, Philipp

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 21. (Quelle)
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Walther, Philipp (Chemiker, geb. zu Krakau 31. Mai 1810, gest. in Paris am 9. April 1847). Das Gymnasium besuchte er zu Krakau, wo er auch an der Jagiellonischen Universität mit besonderem Eifer Naturwissenschaften und Chemie betrieb; dann setzte er seine Studien auf der Berliner Hochschule fort, an welcher er nach Ueberreichung seiner Abhandlung „De combinationibus acidi ocalia“ die philosophische Doctorwürde erlangte. Obgleich erst zwanzig Jahre alt, erhielt er noch im nämlichen Jahre die Professur der Chemie an der Jagiellonischen Universität. Aber die für Polen so verhängnißvolle Erhebung von 1830 zerstörte seine Hoffnungen. Er zog hinaus mit den tausend Andern, welche die Befreiung ihres Vaterlandes planten, und nahm Theil an dem Kampfe gegen die Russen. Nach dem unglücklichen Ausgange desselben mußte er Polen verlassen, auch war ihm die Rückkehr in seine Vaterstadt Krakau verwehrt. Infolge dessen begab er sich nach Paris, wo er bald mit Fachgenossen in Verbindung trat, namentlich mit Dumas und Pelletier in wissenschaftlichen Angelegenheiten viel verkehrte und mit Letzterem auch eine Reihe chemischer Untersuchungen ausführte. Bei seiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit gelangte er zu einer ehrenvollen Stellung als Lehrer der analytischen Chemie an der école centrale des arts et manufactures, aber seine Sehnsucht nach dem Vaterlande konnte er nicht bezwingen und ließ nichts unversucht, um die Erlaubniß zur Rückkehr in dasselbe zu erhalten. Es fehlte auch nicht an Bemühungen von Pariser und Berliner Chemikern, ihrem Collegen zur Erreichung seiner Wünsche zu verhelfen; auch Alexander von Humboldt ließ nichts unversucht, ihm die Erlaubniß zur Rückkehr nach Krakau und zum Antritt des Lehramtes der Chemie an der Jagiellonischen Universität zu verschaffen. Doch erwiesen sich alle Bemühungen erfolglos, und so verlebte Walther die Jahre des Exils in Paris, getrennt von den Seinen, geistig und körperlich leidend, bis ihn im Alter von erst 37 Jahren der Tod dahinraffte. Noch an seinem Todestage, wenige Stunden vor seinem Hingange empfing er aus den Händen des berühmten Chemikers Dumas das Kreuz der Ehrenlegion, welches ihm die französische Regierung in Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft verliehen hatte. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind meist in gelehrten Fachzeitschriften, vornehmlich in den „Annales chimiques et physiques“ erschienen. Selbständig gab er nur in polnischer Sprache heraus: „Wykład nomenklatury chemicznej polskiej“, d. i. Erklärung der polnischen chemischen Nomenclatur (Krakau 1842; 2. Aufl. ebenda 1844, 8°.). In den oben erwähnten „Annales“ aber veröffentlichte er folgende Abhandlungen: „Sur le bichromate de perchlorure de chrôme“ [Bd. LXXVI, 1837]; – „Examen chimique des produits provenant du traitement de la résine pour l’éclairage au gaz“, gemeinschaftlich mit Pelletier [Bd. LXVII, 1838]; – „Mémoire sur l’essence de menthe poivrée cristallisée“ [Bd. LXXII, 1839]; – „Memoire sur l’action qu’excerce l’acide sulfurique anhydre sur l’acide camphorique anhydre“ [Bd. LXXIV, [22] 1840]; – „Sur L’action de l’acide phosphorique anhydre sur l’acide camphorique anhydre“ [Bd. LXXV, 1840]; – „Sur une cire fossile de la Gallicie“ [ib.]; – „Sur l’essence de cèdre cristallisée et l’essence de cèdre liquide“ [ib., Sér. III, Vol. I, 1841 et 1843, VIII]; – „Lettre sur l’action de l’acide sulfurique anhydre sur l’acide camphorique anhydre“ [ib. V, 1842]; – „Mémoire sur les produits de la décomposition du succin par le feu“, gemeinschaftlich mit Pelletier [ib. IX, 1843]; – „Mémoire sur l’acide suifo-camphorique“ [ib.]; in Poggendorff’s „Annalen für Chemie“ erschien nur seine Abhandlung: „Ueber das krystallisirte Kali“ [Bd. XXXIX, 1836]. Walther liegt auf dem Kirchhofe Mont Parnasse begraben.

Gersdorf (E. G.)[WS 1]. Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur, Jahrg. 1847. – Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine Real-Encyklopädie (Warschau, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXVI. S. 356 [nach dieser wäre er in seine Vaterstadt Krakau zurückgekehrt, hätte an der Jagiellonischen Universität das Lehramt der Chemie übernommen und wäre auch zu Krakau gestorben. was jedoch unrichtig ist]. – Unser Gelehrter erscheint bald Walter bald Walther geschrieben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gersdorf (E. E.).