BLKÖ:Weingarten, Johann Jacob von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weingarten, Adam von
Band: 54 (1886), ab Seite: 36. (Quelle)
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Noch ist erwähnenswerth:

1. Johann Jacob Weingarten von[WS 1] (geb. zu Komotau in Böhmen 1629, gest. in Prag am 16. October 1701), ein ausgezeichneter böhmischer Jurist des siebzehnten Jahrhunderts. In den Jesuitenschulen vorgebildet, wendete er sich dann an der Prager Hochschule den Rechtswissenschaften, namentlich dem Studium der böhmischen Rechte zu. 1666 vom Magistrat der kleineren Stadt Prag zum zweiten Syndicus erwählt, versah er dieses Amt durch eilf Jahre. 1677 wurde er erster Syndicus und zugleich Rath auf der Prager Kleinseite. 1678 erhielt er die Stelle eines deutschen Secretärs bei dem Appellationsgerichte auf dem Prager Schlosse. 1689 ward er zum Titularrathe daselbst ernannt und als solcher vom Kaiser beauftragt, den Codex Ferdinandeo-Leopoldinus auszuarbeiten, der auch 1701 im Druck erschien. 1693 erfolgte seine Einführung als wirklicher Appellationsrath, in welcher Eigenschaft er bis an sein Lebensende wirkte. In seinen letzten Jahren aber befand er sich mit seiner Familie in so mißlichen Vermögensumständen, daß er den Kaiser um ein Gnadengeld ansuchen mußte, welches ihm denn auch gewährt wurde. 1681 erhielt der verdiente Rechtsgelehrte von Kaiser Leopold I. den Adel, und 1683 wurde ihm der Sitz auf der böhmischen Ritterbank angewiesen. Die Zahl seiner Schriften ist so groß, daß sein Biograph Pelzel darüber bemerkt: „Wenn das Verdienst und die Größe eines Gelehrten nach der Menge und Größe der Werke, die er herausgibt, abgemessen werden sollte, so wäre Weingarten einer der größten Gelehrten, die Böhmen hervorgebracht hat.“ Indem wir von der vollständigen Aufzählung der Schriften um so leichter Umgang nehmen, als sie ja in Bezug auf den heutigen Standpunkt der Rechtswissenschaft nur noch historischen Werth besitzen und Jene, welche sich über dieselben näher unterrichten wollen, alle seine Arbeiten in den unten angeführten Quellen verzeichnet finden, führen wir in folgenden nur Weingarten’s Hauptwerke an, und diese sind: „Vindemia judicialis oder üblicher Rechtsproceß im Königreich Böhmen“ (Prag 1669, 8°.; wieder aufgelegt 1672 und 1679); – „Fürstenspiegel oder Monarchia des hochlöblichen Erzhauses [37] Oesterreich“ (Prag 1673, Fol.), an welchem die historische Kritik manche Unrichtigkeiten bemängelt; – „Speculum judicum oder Richterspiegel“ (Prag 1682, 4°.); – „Speculum civium oder Bürgerspiegel“ (Prag 1690, 4°.) und „Codex Ferdinandeo-Leopoldinus“ (Prag 1701, Fol.), welches wichtigste Werk Weingarten’s nach dessen Tode fortgesetzt und 1720 unter dem Titel: „Codex Ferdinandeo-Leopoldino-Josephino-Carolinus“ etc. etc. (Prag 1720, Fol.), die Privilegien. Bestätigungen, Begnadigungen, Sanctiones pragmaticae, Declarationes, Rescripta und Decreta Böhmens vom Jahre 1347 bis 1719 enthaltend, neuerdings herausgegeben wurde. Die im oben erwähnten, „Fürstenspiegel“ befindlichen Bildnisse hat Weingarten auf seine Kosten von Johann Becker stechen lassen. [Pelzel (Franz Martin). Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten u. s. w. (Prag 1777, J. K. Hraba, 8°.) Bd. III, S. 123 u. f. – Zedler’s Universal-Lexikon, 54. Bd., S. 746. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1832, 8°.) Bd. VI, S. 55. – d’Elvert (Christian). Historische Literaturgeschichte von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1850, Rohrer’s Wwe., 8°.) S. 176, 177 und 178. – Auersperg. Geschichte des böhmischen Appellationsgerichtes, Theil II, 157 bis 185. – Porträts. 1) Unterschrift: „Joannes Jacobus de Weingarten“. Balzer sc. (5°.) – 2) Ein in Kupfer gestochenes Bildniß Weingarten’s (4°.) befindet sich auch als Titelbild zu seinem Werke: „Hodoeporicon seu index generalis aller k. k. Rescripten, Patenten u. s. w.“ (Prag 1696, 4°.)]. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann Jacob Weingarten von Weingarten.