BLKÖ:Zallinger, Karl von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 116. (Quelle)
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Zallinger, Karl v. (Landeshauptmann-Stellvertreter in Tirol, geb. zu Stilldorf bei Bozen am 13. März 1809, gest. zu Bozen am 5. März 1865). Sein Vater Joseph gehörte der angesehenen Patrizierfamilie der Zallinger in Bozen an, die Mutter Antonie war eine geborene Freiin von Giovanelli. Das Gymnasium besuchte Karl in Bozen, hörte in Salzburg, den philosophischen Curs und an der Universität Innsbruck die juridisch-politischen Studien, nach deren Vollendung er 1832 in den Staatsdienst trat und seine Praxis bei dem k. k. Landgerichte Cavalese begann. Später kam er nach Pergine, dann zu den Gerichten von Roveredo, Kaltern und Meran. Nach dem Tode seines Vaters im Februar 1845 schied er aus dem Staatsdienst und widmete sich der Verwaltung seiner ausgedehnten Grundbesitzungen, und zwar mit umso größerem Eifer, als ihn von Jugend auf der Lieblingswunsch beherrschte, ausschließlich der Landwirtschaft zu leben. Doch bald nahm ihn auch das politische Leben in Anspruch. Im Jahre 1848 wurde er zum Abgeordneten in den Tiroler Landtag gewählt; 1849 und 1830 war er bei der Grundentlastungscommission in Brixen thätig; 1859 und 1860 zog ihn die Regierung als Vertrauensmann bei verschiedenen Berathungen in Innsbruck bei. 1861 zum Landeshauptmann-Stellvertreter berufen, wohnte er im folgenden Jahre als Deputirter den Verhandlungen des deutschen Handelstages in München bei. Viele Jahre hindurch bekleidete er die Stelle des Bürgermeisters von Gries war auch Ausschußmitglied der Stadtgemeinde Bozen und Gemeinderath von den zwölf Malegreien. Trotzdem er neben seinen landwirthschaftlichen Geschäften, wie aus Obigem ersichtlich, stark in Anspruch genommen war, widmete er sich doch noch anderen Arbeiten im Interesse [117] des Gemeindewohls, so als Schutzvorstand des Gesellenvereines und als Vorstand des katholischen Männervereines, für deren Gedeihen er große Thätigkeit entwickelte. Besonders hervorzuheben sind aber seine mit schönen Erfolgen gekrönten Bemühungen um Hebung der Landwirthschaft in Tirol. Von jedem Zweige derselben, von der Bienen- und Seidenraupenzucht, bezüglich welch letzterer er ein „Praktisches Handbuch über die Fortpflanzung des Maulbeerbaumes“ veröffentlichte, bis zur Alpenwirthschaft besaß er werthvolle Kenntnisse. Er war einer der Ersten, die zur qualitativen Verbesserung der Tiroler Weine durch Einführung rheinländischer und französischer Weinsorten und eine entsprechendere, dem Klima des Landes angemessene Behandlungsweise viel beigetragen haben. Nicht geringere Verdienste besaß er um Pflege und Hebung der Obstbaumzucht. Dabei setzte ihn der ausgebreitete Einfluß, den er vermöge seiner mehrfachen Stellungen auf alle Schichten der Bevölkerung, vornehmlich aber auf das Landvolk hatte, in die Lage, seine ökonomischen Kenntnisse auch gemeinnützig zu verwerthen, und so gelang es ihm, bei der zähen Landbevölkerung Tirols durch ererbte Vorurtheile und Mißbräuche Bahn zu brechen und einen neuen landwirtschaftlichen Aufschwung herbeizuführen. Seinen Bemühungen vornehmlich ist die Gründung des Rainerums, eines Institutes zur Erziehung verwahrloster Knaben, und des Elisabethinums für Heranbildung weiblicher Dienstboten zu danken. Seine vielseitigen Verdienste wurden von dem Monarchen durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone gewürdigt. Da befiel ihn in den letzten Tagen des Februar 1865 ein anfänglich ganz unbedenkliches Unwohlsein, das aber bald einen gefährlichen Charakter annahm und schon nach fünf Tagen den Tod herbeiführte. Zallinger’s Hinscheiden in voller Manneskraft wurde allgemein beklagt. Noch brachte in seinen letzten Stunden der Telegraph den Segen des h. Vaters, der ihm ein Jahr vorher den St. Georgsorden verliehen hatte. Der Leichenzug war über alle Erwartung großartig. Zallinger wurde auf dem schönen Bozener Friedhofe zur ewigen Ruhe gebettet.

Bote für[WS 1] Tirol und Vorarlberg. 1865, Nr. 58: „Nekrolog“. – Tiroler Stimmen (Innsbrucker Parteiblatt, 4°.) Jahrg. 1865, Nr. 54 und 55: „Todesanzeige und Nachruf“. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 190. – Bozener Zeitung, 1865, Nr. 38: „Karl von Zallinger“. – Ueber die Familie Zallinger und einige denkwürdige Sprossen derselben enthält auch der „Bote für Tirol und Vorarlberg“ 1821, Nr. 23 nähere Nachrichten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: füe