BLKÖ:Zeman, Joseph Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zemann, Karl
Band: 59 (1890), ab Seite: 314. (Quelle)
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Zeman, Joseph Alois (Professor der Landwirthschaft, geb. zu Eisgrub in Mähren 20. Juni 1780, gest. in Brünn 23. Mai 1825). Gymnasium und Humanitätsclassen besuchte er zu Skalitz, Komorn und Ofen in Ungarn, dann trat er zu Preßburg 1800 ins erzbischöfliche Seminar und hörte drei Jahre zu Olmütz Theologie, gab aber den geistlichen Stand auf, wirkte seit 1804 eine Reihe von Jahren als Erzieher in einem Privathause und betrieb nebenbei fleißig das Studium der Naturwissenschaften und aller damit verwandten Zweige, vornehmlich der Landwirthschaft. 1811 übernahm er die Redaction des von Jurende begründeten Volkskalenders, setzte denselben 1811 und 1812 unter dem Titel „Mährisch-schlesischer Wanderer“ fort und erlangte 1816 die k. k. Professur der Landwirthschaftslehre in Brünn, welche Stelle er bis zu seinem im schönsten Alter von 45 Jahren erfolgten Tode in verdienstlichster Weise bekleidete. Bereits 1813 zum ordentlichen beisitzenden Mitgliede der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde ernannt, entwickelte er in dieser Stellung eine ungemein ersprießliche Thätigkeit durch seine Referate über verschiedene Zweige der Landwirthschaft, durch verschiedene nützliche Vorschläge, Ausarbeitung populärer Belehrungen über mehrere wichtige ökonomische Gegenstände für den gemeinen Landmann, durch seine eifrige Mitwirkung in den Sectionen für Veredlung der Schaf- und Obstzucht und Weinbau. Nicht minder als Lehrer seines Faches entfaltete er eine sehr fruchtbare Thätigkeit, machte mit seinen Zuhörern öfters landwirthschaftliche Reisen und blieb mit ihnen auch dann noch in Verbindung, ihnen Rathschläge und nützliche Winke ertheilend, nachdem sie schon ins praktische Leben getreten und selbst Landwirthschaft zu treiben begonnen hatten. In seinem Lehrsaale zählte er gegen hundert und mehr Zuhörer und wirkte für den landwirthschaftlichen Fortschritt in den weitesten Kreisen der Monarchie, indem die Schüler für die Verbreitung seiner erprobten Lehren und Entdeckungen im Gebiete seines Faches thätig waren. Eine Richtung seiner schriftstellerischen Wirksamkeit wurde schon im Vorstehenden erwähnt; hier sei noch bemerkt, daß er für den von Jurende [Bd. X, S. 323] übernommenen Kalender „Mährisch-schlesischer Wanderer“ Jahrg. 1811 und 1812 fast alle Aufsätze topographischen, statistischen, ethnographischen und reisegeschichtlichen Inhalts schrieb. Mehrere davon fanden dann in anderen Organen, meist ohne Angabe der Quelle, weitere Verbreitung, so sein Aufsatz „Die Podluzaken“ im Jahrgang 1811, eine ethnographische Skizze, und ein zweiter, „Die Hochzeitsfeierlichkeiten der Podluzaken“, welche beide in die „Vaterländischen Blätter des österreichischen Kaiserstaates“, letzterer überdies auch in Hawlik’s „Taschenbuch für Mähren und Schlesien“ übergingen. Ein ihm von der mährisch-schlesischen Gesellschaft für Ackerbau u. s. w. gewidmeter [315] Nachruf nennt ihn „einen edlen Menschen, einen achtungswerthen Gelehrten, ein ausgezeichnetes Gesellschaftsmitglied und verdienstvollen patriotischen Staatsdiener“.

Czikann (Joh. Jac. Heinrich). Die lebenden Schriftsteller Mährens. Ein literarischer Versuch (Brünn 1812, J. G. Traßler, 8°.) S. 213. – Mittheilungen der mährisch-schlesischen Ackerbaugesellschaft (Brünn, 4°.) 1825, S 311. – d’Elvert (Christian). Geschichte der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues u. s. w. (Brünn 1870, Rohrer, gr. 8°.) S. 107, 114, 244, 342, 362; Beilage S. 143.