BLKÖ:Zierotin, Johann I. von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 83. (Quelle)
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23. Johann I. (gest. um 1522), der zweite Sohn Georgs IV. aus dessen Ehe mit Anna von Krawarz, war reich begütert, er besaß Fulnek, Ullersdorf und Wiesenberg und erwarb noch durch Kauf die Stadt Schönberg mit Blauda, welch letzteres noch heute im Besitze der Familie sich befindet. Als Georg Podiebrad die böhmische Krone trotz des Bannfluches der Kirche und trotz des von dieser zur Empörung aufgestachelten Volkes trug und sich des mächtigen Gegners Matthias von Ungarn zu erwehren hatte, hielt Johann zu Letzterem; als aber nach Podiebrads Tode Wladislaw von Polen 1471 König von Böhmen wurde, trat Johann zu diesem über, was ihm Matthias, nachdem durch den Frieden von Olmütz Mähren an ihn gekommen, nicht verzeihen mochte, denn von da ab erscheint Johann nicht mehr in öffentlichen Geschäften, wozu ihn doch sein Rang, sein Ansehen im Lande und sein Reichthum berechtigten. Umso mehr betheiligte er sich an denselben, als Wladislaus mit der Krone Ungarns auch die Herrschaft über Mähren erhielt. Im Kampfe des Königs mit Maximilian II. von Oesterreich befehligte Zierotin einen Trupp von tausend Reitern. Picardit von ganzer Seele, vertheidigte er, wie d’Elvert schreibt, „Lehre und Glaubensgenossen, wie die beredte und rastlose Martha von Boskowitz in Wort und Schrift, in der That“. Als dann bei der immer weiter um sich greifenden Verwirrung und sich steigernden Raub- und Beutelust der König, um dem Faustrechte zu steuern, einen allgemeinen Landtag nach Glatz ausschrieb, fand sich auch Zierotin 1512 als mährischer Gesandter daselbst ein. Die Wirren aber dauerten, trotz einiger geringen Waffenerfolge, weiter fort, und so begab sich denn Johann auch auf den im Jahre 1515 nach Prag einberufenen Landtag. Auch dieser ging resultatlos vorüber, und König Wladislaw II. starb [84] mitten unter diesen sich immer mehr steigernden Unruhen 1516. Der neue König Ludwig, der in Ungarn residirte, sandte nun 1518 den damals schon greisen Zierotin an der Spitze einer Gesandtschaft an die Böhmen, die königliche Gewalt von den Ständen zu fordern; diese zeigten sich wohl geneigt, verlangten aber, der König müsse in ihr Land kommen und nach altem Brauch Rechte und Gewohnheiten beschwören. Der König aber blieb in Ungarn und die Regierung bei den Ständen, indessen alle Straßen unsicher wurden und das Rauben und Plündern weiter dauerte. Diese Gesandtschaft scheint Johanns letztes bemerkenswerthes Geschäft gewesen zu sein, denn nun wird er in der Geschichte nicht mehr genannt. Seine Gemalin Barbara von Sternberg gebar ihm mehrere Söhne: Johann II., welcher Herr auf Kraßnitz war, 1485 Lundenburg kaufte und Gründer der Lundenburger Linie wurde; Peter, von dem weiter unten, [S. 93, Nr. 44] die Rede sein wird; Bedrzich, Herrn auf Stramberg und Neutitschein, der durch seine Ehe mit Anna von Lomnitz, um 1549, einen Theil von Namiest an sich brachte und diesen Zweig seines Geschlechtes gründete, und Przenko (Przemysl), Herrn auf Schönberg, Ullersdorf und Wiesenberg und Ahnherrn der Wiesenberger Linie. [Pessina de Czehorod (Joh. Thom.). Mars moravicus (Pragae 1677[WS 1]) S. 841 u. f. – Moraviae historia politica et ecclesiastica cum notis et animadversionibus criticis probatorum auctorum, quam compendio retulerunt Adolphus Pilarz et Franciscus Morawetz (Brunae 1785–1787, 8°.) tomus secundus.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1877