Beschreibung des Oberamts Blaubeuren/A 3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« A 2 Beschreibung des Oberamts Blaubeuren A 4 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
III. Natürliche Beschaffenheit.

1. Gebirge und Berge.

Das Oberamt gehört, wie schon bemerkt worden, ganz der Alp an; denn auch das Hochsträß, wovon nachher noch die Rede seyn wird, macht einen Theil davon aus. Der eigentliche Alpbezirk gehört noch zu den höchsten Bezirken dieses Gebirgs; er unterscheidet sich aber in seiner Oberfläche dadurch von andern Bezirken desselben, daß er sehr ausgedehnte Ebenen enthält, während sonst die Alpoberfläche in der Regel ganz uneben und hügelig ist. Zwischen dem Lauterthal und Blauthal senkt sich das Gebirg stark gegen die Thäler.

| Einzelne Berge von ausgezeichneter Höhe und Gestalt findet man, bei der erwähnten Beschaffenheit des Gebirgs, wenige; dagegen ist der Oberamtsbezirk einer der felsenreichsten des Landes. Von Bergen verdienen etwa bemerkt zu werden :

Der Ruckenberg bei Blaubeuren. Er ist weniger durch seine Höhe und Größe, als durch seine Bildung und seine eigene Verbindung mit dem Hochsträß, sowie durch seine Geschichte merkwürdig. Der Berg besteht aus einem schmalen, von dem Hochsträße auslaufenden Rücken, und hat vielleicht seinen Namen von der Form. Er bildet, wie die Karte zeigt, die Scheidewand zwischen der Ach und der Blau. Gegen die Ach ist er in schroffen Felsen abgeschnitten, gegen die Blau dacht er in einem Ackerfeld allmählig ab, mit dem Hochsträß hängt er nur in einem tiefen Felsensattel zusammen, über welchen die Ulmer Straße führt (s. Ach). Auf dem Ruckenberg hatten einst die Dynasten von Ruck ihren Sitz. (S. u.)

Das Hörnle, so heißt eine rückwärts von dem Ruckenberg gelegene felsige Bergspitze des Hochsträßes. Sie ist beträchtlich höher als der Ruckenberg.

Der Schelklinger Berg. Er hat seinen Namen von dem benachbarten Städtchen Schelklingen, und bildet einen eigenen, von dem Hochsträß abgeschnittenen Bergstock, zwischen dem Schelklinger Grund, dem Schmiecher Seegrund, und dem Übergang von dem Achthal in das Schmiechenthal.

Der Litzelberg, ein in dem Kessel von Urspring gelegener, rundum freier Berg, auf dessen Kuppe eine Capelle steht, von der er auch den Namen Herzjesuberg hat. (S. Urspring.)

Unter den vielen Felsenmassen des Oberamtsbezirks zeichnen sich insbesondere aus: der Metzgerfelsen am Ruckenberg, der Blaufelsen am Blautopfe, der hohe Stein und der Brunnenstein bei Altenthal, der Sirgenstein im Achthal, die Kanzel im Tiefenthal, von welchen in der | Ortsbeschreibung zum Theil noch ausführlichere Schilderungen zu finden sind.

An Aussichtspunkten ist die Gegend besonders reich; fast auf der ganzen Alp hin hat man die weiteste Aussicht, die bis auf die Tyroler und Schweizer Schneegebirge geht, hauptsächlich aber zeichnen sich die Höhe von Scharenstetten, die drei Buchen bei Suppingen und das Hochsträß durch schöne und große Aussichten aus. (S. u.)

2. Thäler.

1) Das Blauthal. Es beginnt in dem Blaukessel bei Blaubeuren und endet in dem Donauthal bei Ulm. Seine Länge beträgt nahe an 5 Stunden, wovon 31/4 St. auf das Oberamt Blaubeuren kommen. Seine Breite beträgt in dem disseitigen Bezirke im Durchschnitt 1/8 Stunde; etwas breiter wird das Thal im Bezirk Ulm. Es macht mancherlei doch keine auffallende Krümmungen; seine Hauptrichtung geht von Westen nach Osten. Das Thal wird von dem Blauflüßchen bewässert, von dem es auch seinen Namen hat. Es ist größtentheils Wiesenthal, ziemlich tief eingeschnitten, und am Anfang von hohen Bergwänden begrenzt, die jedoch gegen die Donau hin abnehmen. Der Grund ist ziemlich moorig und sumpfig, und die Wiesen gehören größtentheils zu den s. g. sauren. Die Seitenwände sind meist bewaldet, theilweise aber auch mit großen Felsenmassen besetzt, welche mit den Ruinen von Ruck, Gerhausen, Arneck und Klingensteln sehr malerische Ansichten gewähren. Im Ganzen gehört das Thal zu den schönen des Landes. Die Orte, welche darin liegen, sind: Blaubeuren, Gerhausen, der Hof Altenthal, Arneck, Herrlingen und Klingenstein; sodann im Oberamte Ulm: Ehrenstein und Söflingen,

2) Das Achthal. Es hat seinen Namen von dem Achflüßchen, geht von dem Kessel von Urspring aus, und zieht in nordöstlicher Richtung von Schelklingen über Weiler nach Blaubeuren hin, wo es seinen Namen an das Blauthal abgibt, das nur eine Fortsetzung davon ist. Das Thal | hat bei Weiler und vor dem Ruckenberg zwei bedeutende Krümmungen, die dritte und bedeutendste aber bei Blaubeuren, indem es sich hier um den Ruckenberg herum wendet. Seine Länge beträgt nach diesen Krümmungen, von Urspring bis Blaubeuren, das eigentlich noch in dem Achthal liegt, 21/2 St., die ganze Länge des Ach-Blauthals also 71/2 St. Das Achthal ist im Ganzen von derselben Breite und Beschaffenheit wie das Blauthal, nur noch felsenreicher, einsamer und ernster als dieses, den Bezirk von Blaubeuren ausgenommen, wo es mit fruchtbaren Obstbäumen besetzt ist, die ihm ein freundliches, gartenartiges Ansehen geben. Auch ist das Thal trockener, und hat bessere Wiesen und mehr Ackerfeld als jenes. Auf den Felsen über dem Dorfe Weiler erblickt man noch einige Reste von der vormaligen Burg Günzelburg, weiter hin gegen Schelklingen fallen der Felsen Sirgenstein und diesem gegenüber der hohle Felsen mit ihren Höhlen in die Augen. Den anziehendsten Theil aber bildet die Umgebung von Schelklingen; die wildeste Felsennatur vereinigt sich hier mit der wunderbarsten Gestaltung des Landes; überall brechen Seitenthäler und Schluchten hervor, in dem ausgewühlten Kessel von Urspring steht noch vereinzelt und von aller Umgebung losgerissen, der Felsenstock Litzelberg, und eben so auf der andern Seite der Schelklinger Berg. Die Wand, welche das Achthal von dem Schmiechenthal trennte, ist durchbrochen, und man geht nun ebenen Bodens von einem Flußgebiet in das andere über; die Schmiechen, welche jenseits geraden Laufes durch den Schmiechensee ihre Bahn gesucht zu haben scheint, vielleicht auch, da sie höher liegt, dem Durchbruch in das Achthal folgte, macht nun plötzlich eine unnatürliche Wendung von Osten nach Süden. Alles zeigt an, daß hier einst eine umwälzende Kraft gewaltig gehaust habe. Trauernd und verlassen sehen von der wilden Felsenhöhe über Schelklingen die Trümmer der Burg Schelklingen auf das wunderbare Schauspiel der Natur herab. Das ganze Achthal ist, wie das Blauthal, in die Jurakalk-Formation eingeschnitten. |
Seitenthäler des Ach- und Blauthals.
A. Auf der rechten Seite:

a) der Schmiecher Seegrund, mit dem Schmiecher See, und

b) der Schelklinger Grund, Schelklingen gegenüber; zwei sumpfige, theilweise angebaute Gründe an dem Hochsträß;

c) das Riedenthal, ein Wiesengrund, der sich in dem Hochsträß in mehreren trockenen Ästen verzweigt, wovon der bedeutendste unter dem Namen Höllenthal gegen Gleißenburg hinauf ausläuft; es ist tief eingeschnitten, wild und felsig.

d) das Arnecker Thal, ein Wiesenthal, das von dem Blauthal bei Arneck, unter Kapel und Dietingen vorüber, gegen Markbronn und Ermingen hinauf zieht. Zwischen Gerhausen und dem Arnecker Thal schneiden die Thalschluchten Apfelthal und Omersthal in das Hochsträß ein.

B. Auf der linken Seite:

a) das Längenthal, eine wilde Thalschlucht, die von Schelklingen hinter dem Burgberg gegen Hausen und Oberschelklingen hinaufzieht;

b) das Tiefenthal; das in dem Achthal bei dem Sirgenstein ausmündet, und von da in nordwestlicher Richtung, zwischen Seißen und Ober-Schelklingen hinaufzieht, dort rechts die Schluchten Frankenthal und Wolfsthal, links das Erbsthal (von Justingen her) und das Eisenthal aufnimmt, und an Sontheim vorüber, wo sich das berühmte Erdloch befindet, bis gegen Feldstetten hinaufzieht. Das Thal ist über 7 Stunden lang, aber nur unten ungefähr eine Viertelstunde weit, und dann oben in seiner Verflächung angebaut. Es zieht größtentheils durch Wälder hin, ist ganz trocken, tief und eng bis es die Höhe der Alp bei Sontheim erreicht, und zeichnet sich vor allen Thälern des Oberamts durch seine wilde Felsennatur, wie durch seinen Reichthum an seltenen Pflanzen aus. (S. Lauterthal.) Weiter hinab in dem Blauthale folgen der Sunderbucher Grund, der von Gerhausen gegen Sunderbuch hinzieht, und das Altenthal, bei dem Hof Altenthal; sodann

c) das Lauterthal. Es mündet bei Herrlingen aus, lauft von da in nordwestlicher Richtung nach dem Dörfchen Lautern hin, und von da auf die hohe Alp hinauf, wo es sich mannigfaltig verästet. Von den beyden Hauptästen läuft der eine gegen Nellingen, der andere, theilweise das Himpferthal genannt, zwischen Machtolsheim und Berghülen durch, gegen Suppingen und den Ursprung des Tiefenthals hin, mit dem er in der Nähe von Feldstetten eigentlich zusammenhängt, so daß beyde Thäler zusammen und in Verbindung mit dem Ach- und Blauthal einen Kreis beschreiben. Bis | zur Theilung der beyden Hauptäste hat das Thal eine Länge von 3 Stunden, und bis Lautern, bis wohin es eigentlich Thal genannt werden kann, von 5 Viertelstunden. Von Lautern an abwärts ist es von der Lauter bewässert und mit Wiesen bedeckt; übrigens selten auch nur einige hundert Schritte breit. Oberhalb Lautern ist es trocken und blos eine wilde Waldschlucht. So rauh und wild aber dieser trockene Theil des Thals ist, so anmuthig und anziehend ist der bewässerte Theil desselben. Das muntere, krystallhelle Flüßchen, die sanftgrünen Wiesen und die malerischen Begrenzungen des Thals, an dessen hohen schroffen Wänden das frische Grün mannigfaltiger Laubhölzer mit ungeheuern Felsenmassen abwechselt, der stille friedliche Charakter, und die mancherlei überraschenden Ansichten, machen es zu einem der schönsten Thälchen, dessen Besuch jedem Freunde der Natur Genuß gewähren wird. Unter den einzelnen Ansichten zeichnen sich gleich beym Eingang der malerische Anblick von Herrlingen mit seiner freundlichen Kirche, und das Bergschloß Ober-Herrlingen mit seinen Anlagen, sodann der Weidacher Felsen, das Schloß Hohenstein über einer hohen, fast senkrechten Felsenwand, und endlich das zwischen Felsen verborgene Dörfchen Lautern mit den Resten der Burg Lauterstein und dem Felsenursprung der Lauter aus. Eine eigene, nicht zu beschreibende Wirkung macht zwischen diesen Felsenwänden das harmonische Glockengeläute des Kirchleins von Lautern; (S. h.)

d) das Weiherthal, gemeiniglich auch Kiesenthal, und zwar anfänglich Klein-Kiesenthal, weiter aufwärts Groß-Kiesenthal genannt. Der Name Weiherthal rührt von einem Weiher her, der vormals sich darin befand. Das Thal zieht von der Grenze des Oberamts bei der Hohlmühle zwischen nackten Felsen hin, und zwischen Weidach und Bollingen bis zu der Bermaringer Ziegelhütte hinauf. Es ist ohne Wasser und Cultur, und ganz von den Trümmern der verwitterten Felsen bedeckt. An den Felsen halten sich giftige Vipern auf. (S. u.)

3) Das Schmiechenthal. Dieses Thal ist schon in der Beschreibung des Oberamts Ehingen, dem es größtentheils angehört, S. 18, beschrieben. Zu dem disseitigen Oberamtsbezirk gehört nur der kleine Hacken, worin das Dorf Schmiechen liegt. Einen Anhang des Schmiechenthals bildet das obere Schmiechenthal, das quer durch das Gebirg durchgebrochen, und eine kleine halbe Stunde lang ist. Es bildet den merkwürdigen Übergang von dem Achthal in das Schmiechenthal, wovon oben schon die Rede war.

| 4) Die südlichen Hochsträßthäler. Sie sind a) das Bacherthal, das von Altheim her, an Ringingen vorbey nach Bach hinzieht; b) das Steinthal, das zwischen Pappelau und Ringingen liegt; c) die Langewiese, ein Thal das von Pappelau an Erstetten vorbey, gegen Erbach hinab zieht. Diese Thälchen münden alle in dem Donauthal aus.

Mit Ausnahme des Blau- und Achthals und eines Theils des Lauterthals, und mit Ausnahme des Schmiechenthals, sind sämmtliche Thäler trockene; aber durch Regengüsse und zur Thauzeit werden sie manchmal so stark und schnell überschwemmt, daß schon Menschen und Vieh in den Fluthen ihr Grab gefunden haben. Ihre Erhebung über die Meeresfläche ist aus dem nachfolgenden Abschnitt zu ersehen. Sie gehören alle zu den sogenannten Querthälern.

4. Ebenen und besondere Bezirke.

Als in einem durchaus gebirgigen Landstriche, lassen sich zwar in dem Oberamtsbezirke keine große Ebenen erwarten: indeß stellen sich doch, wie schon bemerkt worden ist, auf der Alp sehr ausgedehnte Flächen dar, die man unter die Ebenen rechnen kann. Dergleichen Ebenen finden sich besonders auf der Ulmer Alp, um Dornstatt, Tomerdingen und Nellingen; ferner auf der Blaubeurer Alp zwischen Treffensbuch und Berghülen, Suppingen und Blaubeuren. Sie bestehen meist aus fruchtbarem Ackerfeld.

Besondere Bezirke mit eigenen Namen sind: der Tauner, ein Bezirk, der sich von Treffensbuch und Berghülen gegen Asch hinab erstreckt. Seine Oberfläche besteht aus Laubwald und Mähdern (einmähdigen Waldwiesen), deren Benutzung unter die Bewohner der umliegenden Dörfer getheilt ist. Taunus heißt bekanntlich auch ein Waldgebirg im Herzogthum Nassau.

Das Hochsträß. Unter diesem Namen wird der abgesonderte, von mehreren Thälern eingeschnittene Gebirgsstock begriffen, der durch das Ach- und Blauthal und durch das Schmiechenthal von der Alp getrennt, und von diesen und | dem Donauthal begrenzt ist. Der Name rührt von der oben beschriebenen Hochstraße her. Der Bezirk ist unter die drei Oberämter Blaubeuren, Ehingen und Ulm vertheilt; der größte Theil aber gehört Blaubeuren an. Er ist sehr fruchtbar, und durch eine große Anzahl von Ortschaften bevölkert. Vorzugsweise werden jedoch nur diejenigen Ortschaften zu dem Hochsträß gerechnet, deren Markungen die Hochstraße berühren, worunter sämmtliche Blaubeurer Orte sich befinden. Das Hochsträß ist niedriger als die Alp, und hat vor dieser nicht nur ein milderes Klima, sondern auch den Vorzug des Quellwassers voraus. Auch unterscheidet es sich theilweise durch Boden und Gebirgsart von der eigentlichen Alp. Von Westen und Norden aus, dem Ach- und Blauthal, erhebt sich das Hochsträß ziemlich steil, gegen die Donau dacht es allmählig ab. Am höchsten ist es in der Gegend von Beiningen und Pappelau. Hier genießt man dann auch eine der herrlichsten Aussichten, die man finden kann, eine Aussicht, die eben so freundlich und lebendig in der Nähe, als groß und erhaben in der Ferne ist. Sie umfaßt einen großen Theil von Bayern und von Oberschwaben mit einer unzählbaren Menge von Ortschaften, im Hintergründe erblickt man die glänzende Kette der Tyroler und Schweizer Schneegebirge.

4. Erdfälle und Höhlen.
Nirgends wird man so viele Erdfälle finden, als in dem disseitigen Alpbezirke. Besonders reich daran ist, wie sich schon auf der Karte sehen läßt, die s. g. Blaubeurer Alp; ihre Zahl geht hier in die Hunderte, und vermehrt sich noch von Zeit zu Zeit. Einer der merkwürdigsten Erdbrüche ereignete sich am 5. Decbr. 1680 oberhalb Blaubeuren, an der Landstraße, ungefähr 500 Schritte von Winnenden. Damals brach der Boden bei ungewöhnlicher Kälte auf einmal an drei verschiedenen Stellen ein, und es entstanden drei Löcher oder Erdtrichter, aus welchen warme Dämpfe gleich Nebeln aufstiegen. In der Tiefe hörte man ganz deutlich das Rauschen | von Wasser. Da während des Ereignisses gerade einige Bauern vorbey fuhren, welche in den Dünsten Rauch und Feuer erkannten, so verursachte das Ereigniß einen großen Lärm. Eine Beschreibung davon erschien im folgenden Jahre von dem Pfarrer Mayer in Laichingen[1]. Vor einigen Jahren brach zwischen Asch und Sunderbuch eine Strecke Feldes von 60–70 Schritt im Umfang, über 2 Klafter tief ein. Selbst in den Ortschaften, z. B. in Seißen, werden solche Erdtrichter gefunden, wo sie sorgfältig erhalten werden, um dem Wasser dadurch seinen Ablauf zu erhalten, wenn der Ort durch starke Regengüsse überschwemmt wird.

Höhlen gibt es ebenfalls mehrere in dem Oberamtsbezirke; von Bedeutung sind hauptsächlich die drei folgenden:

1) der hohle Felsen in dem Achthal, zwischen Schelklingen und Weiler, auf dem rechten Ufer der Ach, nicht weit von dem Riedenthal. In dem ansehnlichen Felsen öffnet sich zu ebener Erde ein natürliches Thor, das ungefähr 18–20 Fuß hoch und eben so breit ist. Innerhalb des Thors führt ein gerader Gang, der 100′ lang, 15′ breit, und ungefähr eben so hoch ist, in den Berg hinein. Am Ende des Gangs erweitert sich die Höhle in einer großen ansteigenden Halle, welche 130′ lang, 80′ breit, und ungefähr 70′ hoch ist, und wie die meisten Höhlen, in der Mitte des Gewölbes schornsteinartig noch weiter in die Höhe zieht. Von dieser Halle laufen noch mehrere Gänge in das Gebirge hinein, die aber zu eng sind, als daß man weiter vordringen könnte. Das Innere der Höhle ist mit Tropfsteinen bekleidet, die aber weder durch Form noch durch Größe sich auszeichnen. Der Boden ist von dem häufig herabtropfenden Wasser schmutzig und mit großen Felsenstücken bedeckt. Man findet in der Höhle häufig Feuerstätten von Hirten und heimatlosen Leuten, die darin Schutz suchen.

| 2) Die Sirgenstein-Höhle. Dem Hohlenstein gegenüber, auf dem linken Ufer der Ach, erhebt sich an der Straße der mächtige Felsen Sirgenstein, auch Sigrinenstein genannt (s. Schelklingen). In diesem Felsen befindet sich ebenfalls eine Höhle, deren Eingang ungefähr 5′ hoch, am Fuße desselben gegen das Achthal sich öffnet. Man kommt zuerst in eine Halle, die etwa 8′ breit, 10′ tief, und 30′ hoch ist. Von da führt ein ungefähr 12′ hoher und 30 Schuh langer, gewölbter Gang in eine zweyte größere und höhere Halle, mit der sich die Höhle schließt. In der zweyten Halle befinden sich große runde Öffnungen, wodurch dieselbe ziemlich erhellt wird. Im Übrigen ist das Innere dieser Höhle von derselben Beschaffenheit, wie das der vorigen. Der Zugang zu ihr ist durch die bergige Lage und das Waldgebüsch sehr erschwert. Felix Fabri macht in seinem Werke: „Historia Suevorum“, eine sehr abenteuerliche Beschreibung von der Sirgensteiner Höhle, worin Cyklopen und Gyganten, Nymphen und Musen, Räuber und Mörder auftreten.

3) Die Gerhauser Höhle. Diese Höhle befindet sich hoch in den Felsen, unter den Ruinen der Burg Hohen-Gerhausen. Sie ist mehr eine Grotte, als eine Höhle, überall gleich weit, und deßwegen auch ganz helle, übrigens so geräumig, daß man füglich ein kleines Haus hinein stellen könnte. Die Höhle ist von dichten Buchen umschattet, und verschönert den Anblick der Burgruinen nicht wenig. Vor Zeiten wurde sie, wie aus den wenigen, darin befindlichen Trümmern zu schließen ist, zu ökonomischen Zwecken von den Schloßbewohnern benützt.

Andere minder bedeutende und minder bekannte Höhlen findet man in dem Lauterthal, dem Tiefenthal etc. In dem letztern Thale befindet sich das große Sontheimer Erdloch, wovon in dem Hefte „Münsingen“ schon eine Beschreibung nebst Abbildung gegeben ist. Alle diese Höhlen liegen in dem klüftigen Jurakalk.

|
5. Gewässer.
a. Quellen.

Obgleich drei der größten Quellen in dem Oberamtsbezirke sich befinden, so ist derselbe im Ganzen doch, so weit er wenigstens der hohen Alp angehört, sehr wasserarm. Fast überall müssen sich die Dorfbewohner mit Cisternen und Hühlen behelfen; nur die Thalbewohner und die Bewohner des Hochsträßes sind mit Quellwasser versehen[2]. Diese Wasserarmuth steht offenbar in genauer Verbindung mit dem Reichthum der drey erwähnten Quellen; mittelst der Erdtrichter und der unterirdischen Gänge fließt ihnen alles Wasser von der Oberfläche zu, und bricht dann in denselben auf einmal mit Macht hervor. Die drey Quellen, wovon jede wieder eine besondere Nebenquelle hat, sind

1) der Blautopf, bey Blaubeuren, worin das Blauflüßchen seinen Ursprung hat. Er liegt hinter den Klostersmauern, am Fuße der steilen felsigen Alpwand, die sich hier halbkreisförmig erhebt. Seinen Namen hat er von der trichter- oder topfartigen Form des Beckens und der Farbe des Wassers[3]. Er bildet einen großen runden Kessel, dessen | eine Hälfte noch in den Fuß der schroffen Bergwand eingeschnitten ist. Die dunkle, vollkommen blaue Farbe der Quelle, ihre verborgene Tiefe, die von der Bergseite das Becken umgebenden, überhängenden und das Dunkel der Quelle vermehrenden Bäume, und die wilde Natur der ganzen Umgebung geben der Quelle ein eigenthümliches, feyerliches und geheimnißvolles Ansehen. Kein Wunder, wenn sie in alten Zeiten als heilig betrachtet wurde (s. o.), und wenn das Volk noch jetzt mit allerley abentheuerlichen Vorstellungen davon sich trägt. Die Größe des Blautopfs wird von Sattler und in andern ältern Schriften zu 30 bis 40′, in einer neuern Beschreibung aber, in der Hertha, zu 405 Fuß Durchmesser angegeben; letzteres ist vermuthlich nur eine Verwechslung des Umfangs mit dem Durchmesser. Nach der Vermessung beträgt der Durchmesser in der einen Richtung von dem Wehr an 125′, in der andern Richtung 130′, der Umfang also 408 Fuß. Die Tiefe wurde sonst gemeiniglich für unergründlich gehalten. Der Prälat Weißensee nahm im J. 1718 eine Untersuchung vor, und fand die Tiefe zu 631/2 Fuß. Gegen diesen Erfund wurden jedoch, besonders von dem an dem Glauben an Unergründlichkeit hängenden Volke, mancherlei Einwendungen gemacht. Es wurde deßwegen, Behufs dieser Beschreibung, im Sommer 1829 eine abermalige Untersuchung veranstaltet. Das Ergebniß derselben bestätigte, mit geringen Abweichungen, das der frühern Untersuchung. Es ergab sich nämlich, daß die größte Tiefe 71′ beträgt. Diese Tiefe befindet sich ziemlich in der Mitte des Topfes. Nach den Seiten nimmt sie überall ab, so daß sich daraus wirklich eine trichterförmige Gestalt des Beckens ergibt. Durch die Untersuchung wurde zugleich die Meinung widerlegt, daß in dem Grunde des Topfes Bäume und Baumstämme versenkt liegen, denn das Senkbley fand nirgends den mindesten | Widerstand. Mit Verwunderung vernahmen Einzelne die Messung und fragten, ob denn das Senkbley in der Tiefe nicht geschmolzen sey? ein Beweis, daß der alte Glaube an eine schmelzende Hitze in der untersten Tiefe des Topfes sich immer noch nicht ganz verloren hat.

Die Farbe des Wassers ist, wie schon bemerkt, auffallend blau, in seinem Abflusse übrigens krystallhell. Die Farbe verstärkt sich mit der zunehmenden Tiefe. Nur an dem Rande, wo die Vegetation einwirkt, fällt sie ins Grüne. Über die Ursache dieser blauen Farbe sind schon viele Vermuthungen gewagt worden, aber sie ist bis jetzt noch nicht genügend erklärt. Ein Beobachter, der die Farbe des Blautopfs grün fand, und diesen Grüntopf genannt wissen wollte, hat sogar eine ausführliche Abhandlung über die grüne Farbe desselben geschrieben, welche in dem Schwäbischen Magazin, Jahrg. 1776, S. 765 ff. abgedruckt ist. Gemeiniglich sucht man die Ursache der Farbe entweder in der Umgebung oder aber in der Farbe des Grundes. Allein diese Erklärung hält darum nicht Stich, weil das Wasser seine bläuliche Farbe bis zum Ausfluß in die Donau beybehält. Durch die gewöhnlichen chemischen Reagentien läßt sich, nach Herrn Prof. Schübler, kein Gehalt an Metallen oder andern Stoffen wahrnehmen, welche die bläuliche Farbe veranlassen könnten. In 1 Pfund zu 16 Unzen sind nicht mehr als 1,7 Gran fixe Stoffe enthalten, welche beym Abdünsten ein weißlich-graues, größtentheils aus kohlensaurem Kalk bestehendes Pulver zurücklassen, und das Wasser ist somit reiner als die meisten Trinkwasser, und es wird auch seit Jahrhunderten als ein sehr gutes und gesundes Trinkwasser von den Einwohnern der Stadt Blaubeuren genossen. Erst durch Abdampfen einer größern Menge Wasser würde sich übrigens bestimmen lassen, ob sich doch nicht in ganz geringen Theilen gewisse Stoffe darin aufgelöst befinden, welche die eigenthümliche Farbe verursachen. Nicht unmerkwürdig ist die Beobachtung, welche der Herr Ober-Finanzrath Autenrieth schon als Knabe machte, daß nämlich der Boden eines eisernen Brunnentroges bey der Reinigung | jedesmal schwach kupferroth gefärbt sich zeigte. Der Wasserspiegel des Topfes ist gewöhnlich ganz ruhig, so daß man kein Hervorquellen bemerkt. Dennoch ist der Abfluß der Quelle so stark, daß er nicht nur mittelst des an der Quelle angebrachten Brunnenhauses die ganze Stadt und das Kloster mit Wasser versieht, sondern auch ein ebenfalls daran stehendes Hammerwerk und unmittelbar darauf 4 Mahlmühlen treibt. Die Quelle bleibt sich jedoch nicht immer gleich, bey starkem Regen- und Thauwetter trübt sie sich, wird auffallend stärker und so unruhig, daß sie beträchtliche Wellen aufwirft und nicht selten Überschwemmungen verursacht. Im Jahre 1641 soll der Blautopf so stark angelaufen und so drohend geworden seyn, daß Stadt und Kloster in Gefahr waren, ein Bettag gehalten, eine Prozession zu der Quelle veranstaltet, und zur Versöhnung der erzürnten Gottheit, ächt heidnisch, zwey vergoldete Becher hineingeworfen wurden, worauf das Toben nachgelassen habe. Unstreitig steht der Blautopf durch unterirdische Gänge in Verbindung mit der Alpfläche und insbesondere mit den darauf befindlichen Erdtrichtern. Wenn auch die bey andern ähnlichen Quellen vorkommende Sage, daß Spreu, welcher aus der Alp in einen solchen Trichter geworfen wurde, wieder in dem Blautopf hervorgekommen sey, unerweislich ist, so steht wenigstens die Beobachtung fest, daß wenn in Folge von Regengüssen die unreinen Hühlen auf der Alp austreten und sich in die nahen Erdlöcher ergießen, der Blautopf und eine andere Quelle in der Nähe trüb werden.

Einige hundert Schritte von dem Blautopf, bey der Bleiche, auf dem linken Ufer der Blau befindet sich eine zweyte merkwürdige Quelle, der Gieselbach genannt, an der einst die alte Niklaus-Capelle und ein Nonnenkloster standen. Sie bricht aus einem kleinen runden Becken, am Fuße des Gebirgs hervor. Ihr klares, gleichfalls bläuliches Wasser wird als ein besonders gutes Trinkwasser geschätzt. Man beobachtet bey dieser Quelle dieselben Erscheinungen in Beziehung auf Veränderungen, wie bey dem Blautopf.

| 2) Der Ursprung. So wird die Quelle in dem Kloster Urspring, das davon seinen Namen hat, genannt, indem der Begriffsname zum Eigennamen geworden ist. Die Quelle entspringt unmittelbar an dem Kloster und noch innerhalb der Klostersmauern, gleichfalls am Fuße der hohen Alp. Das Becken ist von geringerem Umfang, als das des Blautopfs, und die Quelle auch etwas minder stark als letztere; im Übrigen aber sind alle Umstände und Verhältnisse bis auf die Farbe des Wassers hinaus, ganz dieselben wie bey jener. Selbst die Umgebung hat, wie schon ein Blick auf die Karte zeigt, eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Kessel von Blaubeuren. Unmittelbar an der Quelle befindet sich eine ansehnliche Mahlmühle, und wie an der Blauquelle, so stand auch hier eine der ersten christlichen Kirchen. (S. h.)

Nur 600 Schritte von dem Ursprung befindet sich in dem freyen Felde eine zweyte, bedeutende Quelle, die Achquelle, welche sich mit jener vereinigt.

3) Der Lauter-Ursprung. Diese Quelle entspringt bey dem Dörfchen Lautern in einer engen, wilden und felsigen Thalschlucht, wo sie am Fuße einer schroffen Felsenwand in einem kleinen Becken aus dem Felsen hervorbricht, und in das stille Wiesenthälchen sich ergießt. Sie treibt unmittelbar nach ihrem Erscheinen 4 Mahl- und 2 Öhlmühlen. Ihr Wasser ist ebenfalls bläulich, die Umgebung so ernst und feyerlich, als sie immer gefunden werden kann. Auch hier steht eine der ältesten christlichen Kirchen. Weiter abwärts befindet sich eine zweyte Quelle, die an der Straße hervorsprudelt, der kalte Brunnen genannt.

Hungerbrunnen und Mineralquellen finden sich nicht in dem Oberamtsbezirke.

b. Flüsse und Bäche.

Die Flüßchen, welche das Oberamt enthält, sind die Ach, die Blau, die Lauter und die Schmiechen.

1) Die Ach. Sie entspringt in den beyden oben beschriebenen Quellen in und bey Urspring, und fällt zu Blaubeuren | in die Blau (s. u.). Auf ihrem Laufe von der ersten Quelle bis zum Einfluß der zweyten, wird sie gemeiniglich Ursprung genannt, und erst von der zweyten Quelle an erhält sie den allgemeinen Wassernamen Ach. Einen weitern Zufluß erhält die Ach aus einer Quelle zu Weiler. Die Länge ihres Laufes ist schon oben durch die Länge ihrer Thalbahn angezeigt; übrigens macht sie in dieser mancherlei Krümmungen. Ihr Wasser ist klar, ihr Lauf meistens lebendig, wenn gleich nicht rasch. Ihr Fall beträgt von dem Ursprung bis zu dem Einfluß in die Blau 75 würt. Fuß, also auf eine Stunde (zu 13,000′) 30′. Die Wassermasse läßt sich mit der von der Münsiger Lauter vergleichen. Ihre Ufer sind, wie bey allen Donau-Einflüssen, flach und unbekleidet und ragen wenig über den Wasserspiegel hervor. Sie führt Forellen, Gruppen und Grundeln, hier und da auch Äschen, bewässert die Orte Urspring, Schelklingen, Weiler, und treibt 16 Mahlmühlen und 7 andere Mühlen und Werke. Zu Schelklingen und Blaubeuren führen die Landstraßen und Brücken drüber. Von Blaubeuren wendet sie sich um den ihrem Laufe im Wege stehenden Ruckenberg herum, den sie wahrscheinlich von dem Hauptgebirge vollends getrennt hätte, bestände der dortige Sattel nicht aus so harten Felsenmassen.

2) Die Blau. Sie entspringt in dem Blautopfe bey Blaubeuren und fällt zu Ulm, nach einem Laufe von 5 Stunden, ohne die Flußkrümmungen zu rechnen, in die Donau. Gleich bei ihrem Ursprung nimmt sie die Ach auf. Weiter abwärts fließen die Gieselbachquelle und einige andere, ganz unbedeutende Wässerlein, bey Herrlingen endlich die Lauter ein. Schon vor letzterem Zuflusse mag die Wassermasse der von der Fils und Rems gegen ihr Ende ziemlich gleich kommen. Der Fall der Blau beträgt von ihrem Ursprung an bis in die Donau (die Schwellung des Blautopfs mit 3′ abgerechnet und die Höhe der Donau beim Einfluß der Blau nach neuen Messungen zu 1456′ angenommen) 130 pariser oder 148 würt. Fuß, also auf eine | Stunde 293/5 würt. Fuß[4]. Bey diesem Gefälle ist der Lauf verschieden, bald rascher bald langsamer, nicht selten aber so langsam, daß der Fluß nicht nur mancherley Krümmungen macht, sondern daß auch mehrere Inseln darin sich gebildet haben, und durch eine starke Vegetation in dem Flußbette begünstigt, sich fortwährend bilden, wenn nicht begegnet wird. Die Ufer sind auch hier, wie bei der Ach, meist sehr flach, und beyde Flüßchen treten deßwegen auch sehr leicht aus und überschwemmen das Thal. Das Wasser ist klar und frisch, und führt wie das der Ach, Forellen, Grundeln, Gruppen, hier und da Äschen, Hechte und Pfellen, und abwärts auch das kleine Neunauge Petromyzon branchialis. Der Grund ist übrigens meist schleimig und mit vielen Wasser- und Sumpfpflanzen bewachsen, welche ein äußerst üppiges Wachsthum darin haben. Diese Pflanzen sind hauptsächlich Festuca fluitans, Ranunculus fluviatilis, Sparganium natans, und mehrere Potamogeton. Sie kommen auch in der Ach und Lauter vor, und werden gewöhnlich unter dem Wasser abgemäht, und theils als Viehfutter theils als Dünger benutzt. Eine andere Benutzung des Flusses, als die eben angezeigte und die nicht unbedeutende der Fischerey, findet nicht statt. Dagegen befinden sich innerhalb des Oberamtsbezirks 9 Mahl- und 8 andere Mühlen und Werke an der Blau und noch mehrere zu Ulm. Die Orte welche an der Blau liegen sind dieselben, die schon bey dem Blauthal genannt worden sind. Zu Gerhausen und bey Klingenstein führen Brücken und die Ulmer Straße über die Blau.

In die Blau fließt:

Die Lauter. Sie entspringt in der oben bezeichneten Quelle bei Lautern, und fließt, nach einem Laufe von 5 Viertelstunden, bey | Herrlingen in die Blau. Sie bricht, wie die Ach und Blau, auf einmal in ihrer ganzen Fülle aus dem Felsen hervor, und erhält weiterhin nur aus dem kalten Brunnen noch einen Zufluß. Sie fließt klar und munter durch das romantische Thälchen, und treibt gleich bey ihrem Ursprung, zu Lautern 4 Mahl- und 2 Öhlmühlen, und wieder zu Herrlingen 1 Mahl- und 1 Papiermühle. Ihr Fall beträgt im Ganzen 90 Fuß, auf eine Stunde also 72 Fuß. Obgleich aber der Fall der Lauter im Ganzen bedeutender ist als jener der Ach und Blau, so ist ihr Lauf streckenweise doch ziemlich langsam, und es findet sich deswegen alsdann auch in ihrem Bette, wie in dem der Ach und Blau, kein reiner, sondern ein stark bewachsener Kiesgrund.

3) Die Schmiechen. Sie berührt das Oberamt nur noch auf einer kurzen Strecke, bey dem Dorfe Schmiechen, und ist schon bey Ehingen beschrieben.

c. Seen und Weiher.

Der Schmiechen-See ist der einzige See des Oberamts. Er liegt auf der südlichen Grenze des Oberamts in einem von Höhen umgebenen und nur gegen das Schmiechenthal offenen Kessel, und gehört theilweise noch dem Oberamte Ehingen an. In ältern Zeiten mag der See nicht unbedeutend gewesen seyn; jetzt ist er die meiste Zeit mehr Sumpf als See, und nur zur Regenzeit läuft er an. Sein Becken ist flach und ohne bestimmte Ufer, daher auch ohne bestimmte Fläche. In seinem mittlern Stande nimmt der See einen Flächenraum von 121 Morgen ein. Er führt keine Fische, aber Blutegel, welche sonst von den Schelklingern gesammelt und verkauft wurden, neuerlich aber durch die ungarischen verdrungen worden seyn sollen.

Sonst finden sich keine Seen oder Weiher die eine Erwähnung verdienten, wenn man nicht etwa die Hühlen hieher rechnen will.

Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer beträgt 3234/8 Morgen.

6. Abdachung und Höhe.
Der Oberamtsbezirk dacht gegen das Donauthal ab, und gehört mit ganz geringer Ausnahme dem Flußgebiete der Donau an. Es lauft nämlich die große Wasserscheide | zwischen der Donau und dem Rhein auf der nordwestlichen Grenze hin, und zwar so, daß Witterstall allein noch theilweise dem Rheingebiet angehört. Untergeordnete Wasserscheiden befinden sich hauptsächlich auf dem Hochsträß, welches sein Wasser zwischen der Ach, Blau und Donau vertheilt.

Die Höhe des Oberamtsbezirks ist eine der bedeutendern im Königreiche; die Stadt Blaubeuren z. B., obgleich im tiefen Thale gelegen, liegt doch um 1050 Würt. F. höher als Canstatt, und um 25′ höher als Balingen. Der niedrigste Ort, Klingenstein, liegt noch 1530 paris. F. über der Meeresfläche, die Alporte Seißen, Suppingen und Machtolsheim haben eine Höhe von 2178 bis 2340 paris. Fuß, und noch höher liegt vermutlich Scharenstetten. Der höchste Strich des Oberamts ist überhaupt derjenige, welcher von der nordöstlichen Grenze in südwestlicher Richtung über Scharenstetten, Machtolsheim und Suppingen nach dem Oberamte Münsingen hinzieht.

Einzelne gemessene, d. h. durch Barometer-Beobachtungen bestimmte, Höhen über der Meeresfläche sind folgende:

Par. Fuß. Würt. Fuß.
Anhöhe zwischen Suppingen u. Feldstetten auf der Oberamtsgrenze 2443 2770
Suppingen, Erdfläche 2340 2653
Anhöhe zwischen Suppingen u. Blaubeuren 2381 2700
Machtolsheim, Erdfläche im höchsten Theile des Dorfs 2272 2576
Seißen, Erdfläche 2178 2470
Höchste Fläche hinter Hohen-Gerhausen 2109 2391
Hohen-Gerhausen in den Ruinen 2047 2321
Hörnle bey Blaubeuren 2089 2369
Schmiechen, mittlere Höhe des Dorfs 1695 1922
Urspring, am Ursprung 1653 1874
Schelklingen, Achspiegel 1641 1861
Lautern, am Lauter-Ursprung 1611 1827
Blautopf, Wasserspiegel 1589 1802
Herlingen, Blauspiegel beym Einfluß der Lauter 1521 1725
| Diese Höhen wurden, mit Ausnahme der von Machtolsheim, welche der Herausgeber bestimmte, sämmtlich von dem Herrn Prof. Schübler gemessen. Leyder verhinderte der schlechte Sommer 1829 den Herausgeber an weitern Bestimmungen. Wenn einzelne Angaben von ältern, zum Theil schon im Druck erschienenen, etwas abweichen, so sind dieselben, da sie das Ergebniß wiederholter Messungen sind, als die richtigern zu betrachten.

7. Gebirgsarten und Boden.
Die herrschende Gebirgsart ist der Jurakalk, der meist in seiner gewöhnlichen, graulich-weißen Farbe vorkommt und in vielen Bezirken, insbesondere bei Blaubeuren, in ungewöhnlich hohen, nackten und schroffen Felsen zu Tag ausgeht. In der Nähe des Hofs Altenthal und bei Arneck findet sich ein ausgezeichnet weißer Jurakalk. Einzelne Jura-Dolomit-Felsen stehen bei Weiler, am Eingang in das Tiefenthal, und bei Hohen-Gerhausen. Die ersteren sind von ausgezeichneter Reinheit und lassen sich bei ihrem körnigen Bruch wie ein Sandstein bearbeiten. Bei einem speciellen Gewicht von 2,821 Pf. enthält dieser Dolomit, nach den Untersuchungen des Herrn Prof. Schübler, 42,8 Proc. kohlensaure Bittererde, ohne alle Beimengung von Eisenoxyd. Körniger Jurakalk ohne Bittererden-Gehalt findet sich in mehreren Gegenden, namentlich bei Lautern, Gerhausen, an der Straße von Suppingen nach Blaubeuren etc. Bei Berghülen und in einigen andern Gegenden wird ein etwas schiefriger Jurakalk gefunden, der sich leicht sondert, und in unregelmäßigen Platten von 1/2–1 Zoll Dicke bricht. Dieser Kalkstein ist gewöhnlich thonhaltiger und zerfällt nach und nach an der Luft, so daß er mit großem Vortheil zur Verbesserung der Felder als Kalkmergel benutzt wird. Auf dem Hochsträß, hauptsächlich an dessen südöstlichem Abhange, ist der Jurakalk mit einer jüngern Kalk-Formation bedeckt, welche viele Heliciten enthält und demselben Süßwasserkalk angehört, der sich bei Ulm auf dem Michelsberg und auf | dem Kuhberg, bei Untermarchthal, Rottenacker etc. findet. (S. Ehingen, S. 29). Ebendaselbst, an dem südlichen Hange auf der Oberamtsgrenze bey Ringingen, beginnt die tertiäre Sandstein-Formation, welche wir schon bei den Oberämtern Ehingen, Riedlingen und Saulgau näher kennen gelernt haben. In dem Ach- und Lauterthal, und noch mehr in dem Schmiechenthal bey Schmiechen, kommen einzelne Tuffsteinlager vor, die aber wenig Brauchbarkeit zeigen. (Vergl. Münsingen und Ehingen.)

Der Boden ist in den meisten Gegenden ein auf der Alp gewöhnlich vorkommender, kalkhaltiger Thonboden, der hier und da auch reichlich mit Humustheilen versehen, noch häufiger aber mit vielen Geröllen von Kalksteinen vermischt ist, wie man dieß besonders in den Markungen von Hausen, Suppingen, Machtolsheim und Scharenstetten findet. Auf der Alp ist der Boden gemeiniglich nicht sehr tiefgründig, häufig liegt die felsige Unterlage sogar am Tage. An manchen Orten ist man deßwegen auch genöthigt, auf den Begräbnißplätzen die Gräber mehr in die Höhe als in die Tiefe anzulegen. Der Boden wechselt vom leichtesten bis zum schwersten, doch kommt der schwere Boden mit vorherrschenden Lehm- und Thon-Bestandtheilen am häufigsten vor. Lehmige Sandböden von ziemlicher Tiefgründigkeit (aufgeschwemmt) hat die Verflächung des Hochsträßes gegen die Donau hin. Die Thäler der Ach und der Blau enthalten viel Moorgrund, worunter gemeiniglich bald ein Tuffsand zum Vorschein kommt. Torflager finden sich, mit Ausnahme eines ganz kleinen Bezirks unter Kapel im Blauthale, keine.

8. Klima und Fruchtbarkeit.


Das Oberamt theilt sich rücksichtlich des Klimas in drei Bezirke: die hohe Alp, das Hochsträß und die Thäler. Der Alpbezirk ist seiner hohen Lage ungeachtet doch milder, als die meisten andern Bezirke dieses Gebirgs, und es gedeiht deßwegen hier auch das Obst schon viel mehr. Die | Ursache ist, daß der Bezirk größtentheils in der Neigung des Gebirgs gegen Südost liegt. Berghülen hat aus diesem Grunde schon um 8 Tage früher Ernte, als Suppingen, und noch günstiger ist die Lage der Gegend von Wippingen, die auch schon niedriger ist. Milder als die höhere Alp ist das Hochsträß, das größtentheils wieder nach Süden sich neigt, und deßwegen auch vor jener durch Fruchtbarkeit sich auszeichnet. Es gedeihen hier schon die zarteren Gartengewächse, Bohnen, Cucumern etc., und die Ernte ist hier meistens vorbei wenn sie auf der Alp erst beginnt. Das mildeste Klima haben die Thäler der Ach, Blau und Lauter, als die niedrigsten Bezirke und es kommen darin, den Wein ausgenommen, alle Landesgewächse fort. Dagegen leiden sie desto mehr von Nebeln und Frühlingsfrösten. Den letztern ist übrigens auch die Alp sehr ausgesetzt, und es ist nicht selten, daß sie noch in der Mitte des Juny sich einstellen. Sehr nachtheilig nicht nur auf die Obstpflanzungen, sondern auch auf die Waldungen wirken in Gegenden, welche gegen Norden und Osten ausgesetzt sind, die Winterdüfte, und es leiden darunter besonders Birken und Forchen. Im Allgemeinen gehört das Oberamt zu den fruchtbarern Bezirken der Alp, und theilweise selbst zu den fruchtbareren des Landes.

Gewitter sind auf der Ulmer Alp häufiger, als auf der Blaubeurer; ehe noch der Kirchthum zu Merklingen mit einem Wetterableiter versehen war, wurde derselbe mehrmals von dem Blitze beschädigt. Berghülen leidet im Durchschnitt alle 5 bis 6 Jahre vom Wetterschlag, in dem benachbarten Dorf Asch hingegen ist seit 40 Jahren kein Hagelschaden vorgekommen. Auch das Hochsträß leidet wenig von Gewitterschaden; an dem Ende der südlichen Alp, nicht fern von Blaubeuren, ist eine Wetterscheide, wodurch die Gewitter entweder gegen die Donau schnell über das Hochsträß weg, oder gegen die Blau und die jenseits derselben gelegene Ulmer Alp gewiesen werden. In den Thälern ist der Ausbruch von Gewittern selten, aber fürchterlich.

|
9. Natur-Erzeugnisse.
a. Mineralreich.

Metalle. Eisenerze, und zwar Bohnerze, finden sich auch in dem disseitigen Oberamtsbezirke, wie überhaupt auf der Alp, an mehreren Orten, besonders häufig am Kapler Berg, zwischen Arneck und Dietingen, an der Zaunsteig zwischen Klingenstein und Bollingen. Schönen Glaskopf beobachtete der Herr Forstamts-Assistent Plieninger an der Steige nach Asch.

Steine. Kalk- und Tuffsteine und Jura-Dolomit, deren oben schon erwähnt ist, sind die einzigen in Masse vorkommenden Steinarten. Sandsteine fehlen. Die Jurakalksteine sind, je nachdem sie mehr oder weniger Thon und andere fremde Erdarten beygemischt enthalten, in ihrer Eigenschaft Brauchbarkeit und Haltbarkeit sehr verschieden. In mehreren Gegenden hat der Jurakalk die Eigenschaft des Marmors; ein großer Theil der Gebirgsart besteht aus Marmorfelsen, und manche Staffel vor den Bauernhäusern ist eine Marmorstaffel. Nach einer Mittheilung des Herrn Prof. Schübler, befinden sich in der Sammlung von Naturprodukten Würtembergs, zu Tübingen folgende Marmorarten aus dem Oberamt Blaubeuren, und zwar von

Blaubeuren, dunkelroth und roth mit weißen Adern;
Gerhausen, gelblich, mit röthlichen Flecken, röthlich mit schwarzlichen Flecken;
Berghülen, roth und gelb gefleckt;
Seißen, aschgrau weißlich und gelblich braun gefleckt;
Asch, gelblich weiß;
Sunderbuch, roth und grau gestreift;
Wippingen, geblich braun gefleckt;
Lautern, blaß röthlich;
Pappelau, gelblich weiß gefleckt; porphyrartig gezeichnet, mit gelblich weißen Jurakalkstücken, durch ein gelblich rothes Bindungsmittel zusammen gekittet.
Diese Sammlung ließe sich leicht noch mit andern vermehren. In Höslins „Beschreibung der würt. Alp“ ist auch von Dendriten-Marmor, der zu Suppingen und Seißen vorkommt, die Rede. Geschiebe aus dem Kieselgeschlechte: Feuersteine, Hornsteine, Achatsteine | finden sich nach Höslin fast überall auf den Feldern der Alp zerstreut, namentlich zu Seißen, Asch, Sunderbuch etc. Kalkspath ist allgemein verbreitet, ein schöner, stänglicher findet sich zuweilen in dem dichten, gelblich weißen Jurakalk zu Arneck. Stinkkalk in losen Stücken, im rothbraunen Mergelboden.

Erden. Thonerde, an vielen Orten Lix genannt, findet sich fast überall, Hafnererde hauptsächlich zu Treffensbuch, Tomerdingen, Machtolsheim, Berghülen, Seißen und Ober-Schelklingen, ferner auf dem Hochsträß zu Pappelau, Beiningen, Ringingen und Sotzenhausen. Die beste ist die Treffensbucher. Eine s. g. Hauberde, welche zum Glasiren gebraucht wird, gibt es zu Billenhausen. In der Gegend zwischen Bollingen und Herrlingen gräbt man eine fette, rothe und eisenhaltige Erde, Tögel genannt, womit die Alpbewohner ihre Cisternen ausschlagen, und dadurch das Trinkwasser lange rein und gesund erhalten sollen. Mergel wird zu Treffensbuch, Billenhausen, Berghülen, Suppingen u. a. O. gefunden. Eine dichtrothe, fette und wohlriechende Boluserde ist, nach Höslin, in der Nähe von Asch zu finden. Die oben erwähnte, jüngere Kalkformation auf dem Hochsträß geht in eine kreidenartige Erde über, welche auf der Grenze des Oberamts gegen Söflingen, Grimmelfingen und Einsingen in wirklicher Kreide besteht. Sand, Tuffsand findet sich auf der Alp und am Hochsträß, hauptsächlich aber in dem Ach- und Lauterthale.

Versteinerungen kommen sowohl auf der Alp, als auch aus dem Hochsträß sehr häufig vor. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient in dieser Hinsicht der Steinbruch in dem weißen Jurakalke bey Altenthal, worin zuweilen eine eigenthümliche, großen Fischschuppen ähnliche, Versteinerung vorkommt, die aber bis jetzt noch zu wenig beobachtet worden ist, als daß sie näher hätte bestimmt werden können. In demselben weißen Kalk der Gegend findet sich der sonst seltene Terebratulites giganteus Schlotheims, zuweilen mit Terebratulites lacunosus Sch. dicht verwachsen. Zu den merkwürdigern, in andern Gegenden Würtembergs bis | jetzt noch nicht aufgefundenen, Versteinerungen des Jurakalks in dem Oberamte gehören zwey herzförmige Seeigel Spatangus intermedius Munstr. und Spatangus retusus Lam., welche in dem neuern Petrefaktenwerk von Goldfuß, Düsseldorf, 1825–1829, S. 149, Taf. 46. Fig. 1. u. 2. beschrieben und abgebildet sind. Auf der Höhe von Winnenden, Ober-Schelklingen u. s. w. kommen vorzüglich schöne Madreporiten vor.
b. Pflanzenreich.
aa. Hölzer und Sträucher.

Die Wälder bestehen größtentheils aus Laubholz; an den südlichen Abhängen der Alp, in den Gegenden von Berghülen, Wippingen, Herrlingen und auf dem Hochsträß kommt auch Nadelholz vor, das aber überall durch Cultur erzeugt ist. Was die einzelnen Holzarten betrifft, so kommen die in den Beschreibungen der Oberämter Reutlingen, S. 37 f., und Ehingen, S. 32 angeführten Hölzer und Sträucher auch in dem disseitigen Oberamts-Bezirke wieder vor. Vorherrschend sind, auf dem Kalkboden der Alp: die gemeine Buche, Fagus sylvatica, und die Stieleiche, Quercus pedunculata; auf dem tiefgründigen Lehmboden des Hochsträßes, an dem südlichen Abhange: die Traubeneiche, Quercus robur. Sodann kommen noch besonders vor: die weiße Erle, Alnus incana, auf dem Hochsträß; die Felsenkirsche, Prunus Mahaleb, an Hohen-Gerhausen; Berg-Johannisbeer, Ribes alp., stachlichte Johannisbeer, Ribes uva crispa; Geisklee, Cytisus nigricans; deutscher Ginster, Genista germ.; Felsen-Brombeer, Rubus saxatilis; Zimmetrose, Rosa cinnamomea; Wachholder- und Heidelbeere.

Die Nadelhölzer, und zwar Forchen, Fichten, sind erst seit 40 Jahren, auf dem Hochsträß seit 60 Jahren, anzubauen versucht worden. Das Vorhandenseyn der Lerche ist auf wenige Anbau-Versuche beschränkt, welche vor 20 bis 30 Jahren gemacht worden sind; nach den Beobachtungen des Königl. Forstamts haben sie kein günstiges Ergebniß | geliefert; ihr anfänglich schnelles Wachsthum nimmt schon mit dem 30sten Jahre wieder ab.
bb. Krautartige Pflanzen.

Die steilen Felsen und tief eingeschnittenen Thäler des Oberamtsbezirks dienen manchen Pflanzen zum Standort, welche in andern Gegenden fehlen, und zum Theil mehr in der Schweiz, insbesondere im Juragebirg, einheimisch sind. Hauptsächlich zeichnet sich das Tiefenthal durch einen großen Reichthum an seltenen Pflanzen aus. Aus einem sehr großen Verzeichnisse von Pflanzen, welches der Herr Apotheker Widenmann in Blaubeuren für diese Beschreibung zu fertigen die Gefälligkeit hatte, führen wir hier folgende als die merkwürdigern auf: [5]

Pinguicula vulgaris bey Arneck; Festuca glauca, Sesseria caerulea, Elymus europ. auf Bergen und auf Felsen; Veronica prostrata, Galium glaucum auf Bergen; Lycopsis arvensis, im Getreide; Menyanthes trifol., auf sumpfigen Wiesen bei Gerhausen; Atropa, Belladonna, in Wäldern bei Gleißenburg; Astrantia major, an der Siechhalde bey Blaubeuren; Bupleurum rotundifolium, auf Äckern, longifol. auf Bergen; Gonium maculatum, bey der Klausenmühle; Laserpitium latif., Linum flavum, am Weiler Steig; Convallaria verticillata, in Wäldern; Rumex scutatus, im Tiefenthal; Saxifraga aizoon und tridactylites, auf Felsen, decipiens, im Tiefenthal; Dianthus caesius. carthus u. a. Nelkenarten, auf Felsen; Euphorbia silvatica, an der Siechhalde; Actaea spicata, in Wäldern; Aconitum, Lycoctonum, Thalictrum aquilegifolium, im Tiefen- und Lauterthal; Teucryum botrys und montanum. Nepeta cataria, auf Bergen und Felsen; Stachys alpina, im Tiefenthal; Melittis Meliss. bei Gleißenburg; Melampyrum nemoratum, in Wäldern; Digitalis ambigua, am Hörnle, an der Siechhalde; Orobanche major, am Blauberg, caerul., im Tiefenthal; Draba aizoon, Thlaspi montanum, Alyssum montanum, auf Felsen; Lunaria rediviva, Deutaria bulbifera, Arabis arenosa, am Metzgerfelsen; Lathyrus heterophyllus, Coronilla montana, Apargia incana, Carduus defloratus, im Tiefenthal; Hieracium | humile, auf steilen Felsen; Arnica montana, im Fleinselau; Anthemis tinct. und Arachnites, am Schlosse Gerhausen; Ophrys Monorchis und Anthropophora, bey Arneck; Serapias rubra, an der Siechhalde; Cypripedium calc., bey Beiningen und Pappelau; Carex digitata und ornithopoda, auf Felsen. Auf dem oben bezeichneten Torfstiche, oberhalb Arneck, beobachtete der Herr Trigon. Diezel die Primula farinosa.

Von Flechten verdienen erwähnt zu werden: Solorina saccata, im Tiefenthal; Lecidea versicolor, vesicularis und candida, bey Herrlingen; Verrucaria Schraderi und Endocarpon rufescens, auf Felsen bey Blaubeuren. Die in der Ach, Blau und Lauter hauptsächlich vorkommenden Wasserpflanzen sind oben schon genannt worden.

Wir erwähnen noch der Vaucheria caespitosa mit ihren niedlichen, dunkelgrünen Büschen, die sie bildet, und der Conferva fluviatilis, welche klafterlange, in den Fluthen spielende Schnüre zeigt. Der durch einen grünlichen, gelatinosen, mit vielen kleinen Kalk-Krystallen besetzten Stamm ausgezeichnete Hydrurus crystallophorus findet sich im May und Juny in der Blau bey Blaubeuren 1 bis 11/2 Fuß lang mit vielen Verzweigungen. Er ist hier zuerst von dem Hrn Prof. Schübler entdeckt worden, der ihm auch seinen Namen schöpfte. Seitdem wurde er auch bey Herrlingen in der Blau und Lauter und am Ausfluß der Blau und Lauter in die Donau gefunden. Diese merkwürdige Alge ist bis jetzt die einzige, Würtemberg ganz eigenthümliche Pflanze[6].

Die nutzbaren Kräuter des Bezirks sind: Veronica offic., Ehrenpreis; Valeriaca off., Baldrian; Scabiosa succisa, Teufels-Abbiß; Alchemilla vulg., Frauenmantel; Atropa, Belladonna, Wolfskirsche; Pulmonaria offic., gemeines Lungenkraut; Athamanta cerv., Hirschwurz; Sanicula eur., Convallaria polyg., Lilium martagon, Oxalis acetos., Sauerklee; | Reseda luteola, Wau; Asarum eur., Haselwurz; Tormentilla erecta, Betonica off., Arnica mont. etc.
c. Thierreich.

Vierfüßiges Wild. Als Stand- und Wechselwild ist blos das Rothwild einheimisch, Dam- und Schwarzwild fehlen in neuerer Zeit gänzlich. Die gewöhnlichen Raubthiere finden sich auch hier, seltene kommen nicht vor.

Federwild. Von Raubvögeln sind zu bemerken: der Flußadler, Falco haliaetos; der Baumfalke, Falco subbut.; der Uhu, Strix bubo, und einige andere Eulenarten – Otus, Flammea und Aluco, welche in unzugänglichen Felsen nisten. Von hühnerartigen Vögeln kommt blos das Feldhuhn und die Wachtel vor. Von seltenen Vögeln zeigen sich folgende: Wasseramsel, Cinclus aquaticus; Kibitz, Tringa vanellus; punktirte Strandläufer, Tringa ochr.; grünfüßiges Meerhuhn, Gallinula chloropus; gemeine Meve, Larus carus; schwarzköpfige Meve, Larus ridibundus. Von kleinen Vögeln bemerken wir noch den im Unterlande meist fehlenden Canarienzeisig, Fringilla citrinella.

Von Reptilien sind zu bemerken: Coluber natrix, die Ringelnatter, nicht selten von ausgezeichneter Größe, im Blauthal; Coluber laevis Lacep., und die bis jetzt noch in wenigen Gegenden Würtembergs aufgefundene giftige Viper, Coluber chersea, bey Herrlingen und Arneck, besonders in den Felsen des Kiesenthals. Der Salamander, den die Naturforscher in dem Oberamtsbezirk vermißten, kommt sowohl im Blauthale als in den Nebenthälern vor.

Fische. Ausser den oben schon genannten, in der Blau, Ach und Lauter vorkommenden Fischen, finden sich in denselben Gewässern nur noch Weißfische. Als eine merkwürdige Varietät von Forellen verdienen die s. g. Mops-Forellen bemerkt zu werden, welche in der Blau bey Klingenstein und aufwärts gefangen werden. Der Oberkiefer ist etwas kürzer als der Unterkiefer und etwas wulstig, was dem Kopfe eine Ähnlichkeit mit dem eines Mops gibt.

| Von seltenen Insekten kommt im Blauthal der Schwarze Brachkäfer, Melolontha atra und der Ascalaphus italicus vor; von Schmetterlingen verdient der Papilio Apollo und der Glücksvogel, Spinx fausta, bemerkt zu werden. Zu den merkwürdigen Conchylien gehören Pupa frumentum und Clausilia parvula, welche in den Felsenritzen des Blauthals gefunden werden.



  1. Vorstellung des Cometen von 1680, nebst wahrhafter Erzählung des im Dec. ejusd. anni entstandenen Erdbruchs bey Blaubeuren. M. J. Mayer. Ulm, 1681. 4.
  2. Der Mangel an Wasser ist wohl eines der größten Übel der Alp. Um so mehr muß man sich wundern, daß in neuern Zeiten, wo man in der Bohrarbeit so weit gekommen ist, und wo man so viel von artesischen Brunnen liest, noch nirgends ein Bohrversuch gemacht worden ist. Die meisten Orte haben doch eine solche Lage, daß ein Versuch der Art nicht ohne Hoffnung des Gelingens unternommen würde. Daß die Alp viele, sehr viele Wasserbehälter in sich schließt, ist eine ausgemachte Sache, und daß manche derselben gar nicht tief liegen, beweisen die Erdtrichter, woraus man öfters das Rauschen des Wassers vernimmt, und in welchen man das einfließende Regenwasser auf die unterirdische Wassermasse auffallen hört. Welche Wohlthat wäre es, wenn auch nur einer oder der andere Versuch gelänge, und welches Verdienst könnte sich ein Ortsvorsteher durch ein solches Werk erwerben, wobey ihn die Regierung gewiß unterstützen würde, und wovon die Hauptarbeit durch die Ortsbewohner selbst verrichtet werden könnte.
  3. Andere nehmen das Wort Topf in der Bedeutung von [29] Kreisel und erklären es damit, daß das Wasser, wenn es unruhig wird, besonders bei starkem Anschwellen, wo es sich in der Mitte pyramidenartig erhebt, eine greisende Bewegung macht.
  4. Vergleicht man mit dem Falle der Ach und Blau und anderer in die Donau fließender Alpwasser den Fall der von der andern Seite des Gebirgs in den Neckar abfließenden Gewässer, so zeigt sich's, wie bedeutend stärker der Fall der letztern ist. (S. die Hefte Münsingen, Reutlingen, Rottenburg und die würtemb. Jahrbücher, 1822. S. 210.)
  5. Eine vorzügliche naturgeschichtliche, besonders botanische, Beschreibung der Gegend von Blaubeuren findet sich in der Hertha, Bd. VI. S. 77 ff., in einem Aufsatze über die würtemb. Alp, von Georg v. Martens.
  6. Sie ist in der Flora, Jahrg. 1828, S. 68; und in der Isis, Jahrg. 1828, B. 2 S. 520 abgebildet und beschrieben. Auch das Correspondenzblatt des landwirthsch. Vereins von W. gibt im 14ten Bd. S. 188 eine kurze Beschreibung davon.
« A 2 Beschreibung des Oberamts Blaubeuren A 4 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).