Beschreibung des Oberamts Geislingen/Kapitel B 25

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25. Schnittlingen,

katholisches Dorf auf dem Stettener Berg mit 285 Einwohnern, Filial von Treffelhausen, 2 Stunden nördlich von Geislingen, zur ehemaligen Herrschaft Weißenstein gehörig. Grundherr Graf von Rechberg, Dekanat Eybach, Revieramt Weißenstein, Kameralamt Geislingen, Forstamt Kirchheim.

Den großen Zehnten, Gülten und andere Grundlasten (letztere sind größtentheils abgelöst) bezieht die Grundherrschaft. Ein einziger Bauernhof zehntet an den Staat, an welchen auch der Siebenhof Gültfrüchte gibt. Den kleinen Zehnten hat die Pfarrei Treffelhausen.

Der Ort, mit 50 strohbedeckten Wohnhäusern, liegt hoch und rauh. Die Einwohner haben einen ordentlichen Nahrungsstand, und leben vom Feldbau und von der Viehzucht. Die Obstbaumzucht ist unbedeutend. Die Markung begreift 2192 Morgen, meistens Ackerfeld. Die Gemeinde hat weder Vermögen noch Schulden; es bestehen 32 Real-Gemeinderechte, welche eigene Güter und Waldungen besitzen. Die Stiftung hat 500 fl. Kapitalien, und liegt ihr die Baulast der Ortskapelle ob. Zum Orte gehört das einige 100 Schritte entfernte herrschaftliche Försterhaus. Quellwasser gibt es nicht, und es muß bei anhaltender Trockenheit das Wasser aus dem Roggenthal beigeführt werden. Der Weg nach Treffelhausen führt durch die Teufelsküche, eine rauhe, waldige Schlucht.

Schnittlingen hat eine Kapelle zum h. Johann dem Täufer.

Der Ort ist rechbergisch, doch befindet sich hier ein vormals ulmischer, nun königlicher Hintersassenhof.

Südlich von Schnittlingen lag der abgegangene Ort Windreute (Villa Winderutin), dessen Name sich noch in der Flurbezeichnung Winterreute auf der Grenze der Markung Schnittlingen | und Stötten erhalten hat. Diesen Ort verkauft im Jahre 1281 Sigfried von Weißenstein an Albrecht Amman (minister) in Geislingen, genannt Kuchalber (Orig. in Stuttg.). Er war aber ein Lehen der Grafen von Helfenstein, und als Albrecht dieses zurückgab, schenkte es Graf Ulrich von Helfenstein an Kloster Kaisersheim. (1289 Ulricus comes de Helfenstein Heinrico abbati de Caesarea confert oppidum Windrut, ab Alberto Kuchalber ministro in Geislingen refutatum. Lang Reg. Boic. 4, 417, vergl. auch die Urkunde auf dem königlichen Staats-Archiv von 1305, wonach Sifridus dictus de Wizzenstein et Sifridus filius ejus super possessionibus universis oppidi Windenrute abbati et conventui in Caesarea renuntiant.) Zwar machte gegenüber von Kloster Kaisersheim im J. 1321 Heinrich von Gravenegge Ansprüche auf Windreutin als auf ein Lehen, das er von Konrad von Gundelfingen empfangen habe; er ließ sich aber durch Mittelspersonen bewegen, dem Anspruch zu entsagen (Orig.-Urk. in Stuttg.). – Seit dem Jahr 1293 besaß auch Kloster Gotteszell einen Meierhof und zwei Huben bei Schnittlingen, erkauft von Ludwig von Staufeneck (Burgermeister Cod. dipl. equest. 2, 1108).

Im Jahre 1391 erscheint Schnittlingen unter den Gütern, welche für Heinrichs von Rechberg Gemahlin, Agnes, geb. Gräfin von Helfenstein verschrieben werden (Urk. im Rechbergischen Archiv).

An diesem Orte war übrigens schon Altwürttemberg begütert. Sibille von Laubenberg, geb. von Rechberg, verkaufte im Jahre 1605 ihre Güter und Rechte an Herzog Friedrich (Scheffer S. 135). Im gegenwärtigen Jahrhundert hatte Schnittlingen mit Donzdorf den gleichen Wechsel der souveränen Herren.

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