Beschreibung des Oberamts Schorndorf/Kapitel B 21

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Schornbach,
Gemeinde III. Kl. mit 976 Einw. a. Schornbach, Pfarrd. 735 Einw. b. Kottweil, W. 155 Einw., wor. 1 Kath. c. Mannshaupten, W. 86 Einw. Ev. Pfarrei, mit Ausnahme der Parc. b., welche von Buoch, O.A. Waiblingen, Filial ist.


Der Gemeinde-Bezirk liegt in den Berglen und erstreckt sich von der Markung Schorndorfs an in nordwestlicher Richtung hinauf bis an die Markung von Steinach, O.A. Waiblingen, auf dessen Grenze Kottweil liegt. In derselben Richtung durchschneidet den Bezirk das enge, ziemlich tiefe, 1 Stunde lange Schornbachthal, das zwischen den letzten Gebirgszügen der Berglen hervor bei Schorndorf in das Remsthal ausmündet, nachdem es mehrere kleine Verzweigungen, namentlich nördlich von Buhlbronn her das kurze Bodenbach-Thälchen, aufgenommen. Die Seiten-Wandungen sind mit Reben und Obstbäumen besetzt, die Thalsohle besteht aus Wiesen, mit Äckern und Ländern zur Seite. Die Thalsohle hat großen Wasser-Reichthum, stets durch zahlreiche, aus den Anhöhen hervorsickernde Zuflüsse des bei Schorndorf in die Rems fließenden Schornbachs unterhalten, der bei Hochgewittern und Schnee-Schmelzen das Thal manchmal überschwemmt und bei der Mühle in Schornbach einen kleinen Weiher bildet. Der Boden ist schwer und nur mittelmäßig fruchtbar, bessert sich aber, je näher er der Thalsohle kommt. Die Luft ist auf der Höhe rein, trocken und scharf; im Thal neblig, feucht und mild. Wegen des nur gegen Südosten offenen Thales sind hier Frühlingsfröste gefährlich; Hagelschlag aber ist seltener. In der Gemeinde ist die Sterblichkeit größer als in den andern Orten. (S. o. S. 25.)

| Der große und Wein-Zehente steht, mit Ausnahme der der Pfarrei Buoch gehörigen Hälfte derselben in Kottweil, dem Staat, der kleine Zehente den betreffenden Pfarreien, in Schornbach unter Betheiligung des Staats, zu. Der Heuzehente ist abgelöst. Ausschließlich weniger Gulden Geldzinse, die noch einige Korporationen, u. einzelner Bodenwein-Gefälle, die ein Private anzusprechen haben, ist der Staat Grundherr, dem nach Ablösung von 27 fl. 22 kr. Geld- u. 6 Sch. 1 S. 3 V. Frucht-Gilten, 15 fl. Zehent-Rechten und 21 fl. 16 kr. steuerartigen Abgaben um 814 fl. 32 kr., noch 15 fl. 47 kr. Laudemien, 28 fl. 17 kr. Geld- und 5 Sr. 5 V. Fruchtgilten, sowie 404 fl. 51 kr. und 54 Sch. 5 S. wegen der Zehenten zu reichen sind.

a. Das Pfarrdorf Schornbach, in der Volkssprache mit starker Dehnung der letzten Sylbe, liegt 3/4 Stunden nordwestlich von Schorndorf, im Schornbach-Thale, am Schornbach, über den im Orte eine 1847 von der Gemeinde unter Verwendung eines Staats-Beitrags von 773 fl. erbaute steinerne Brücke führt, an der von Schorndorf nach Winnenden ziehenden guten Straße. Mit den im Haupt-Thale liegenden Orten verglichen, hat das Dorf ein schlechtes, unreinliches Aussehen und besteht außer einigen Nebengäßchen nur in Einer langen Haupt-Straße. Alle Häuser längs des Bachs sind nicht nur wegen dessen Nähe, sondern auch wegen überall aufsteigenden Wassers ohne Keller. Der Hauptbrunnen des Orts enthält ziemlich Gypstheile. Die Zahl der Haupt-Gebäude in der Gemeinde ist 132, die der Neben-Gebäude 34. Die an der Haupt-Straße stehende gutbeschaffene Kirche, 1472 als Kapelle erbaut, wurde 1722 erweitert und verbessert. Das Pfarrhaus ward 1842–1847 neu hergerichtet. Die Schule ist im Rathhaus untergebracht. Zum Bau des in neuerer Zeit hergestellten massiven Gemeinde-Wasch- und Back-Hauses wurden von dem König 500 fl. Beitrag bewilligt. Ausser dem S. 32 erwähnten Cretinismus, woran dermalen einige zwanzig Einwohner leiden, sind auffallende Schwachsinnigkeit mancher Schüler, sowie körperliche Gebrechen nicht selten. Die Einwohner gehören zu den ärmsten des Bezirkes, bringen sich nur kümmerlich fort und sind auch ärmlich gekleidet.

Die Markung Schornbachs hat 404/8 M. Gärten, 3977/8 M. Äcker, 3024/8 M. meist zweimähdige Wiesen und 96 M. Weinberge, etwa 9/10 M. Feld auf den Kopf; übrigens besitzen die Einwohner auch auf Schorndorfer Markung etwa 200 M. Güter. (Der Ort hatte 1774 – 421, 1815 – 571 Einw.) Der Haupt-Erwerb besteht in Wein- u. Ackerbau, jedoch ist ein großer Theil der Einwohner auf auswärtigen Taglohn und Holzmachen angewiesen. Auch das kleinste und geringste Stück Boden ist angebaut; der Ertrag der magern Äcker leidet aber unter dem Mangel des Düngers,| der den Wiesen vorzüglich zugewendet wird. Stroh wird mehr zum Füttern als zum Streuen benützt und nachdem die an dessen Stelle getretene Waldstreu neuerdings beschränkt ist, wird die Dünger-Erzeugung weniger und daher der an sich unergiebige Boden immer unergiebiger, wenn nicht durch vermehrte Futter-Erzeugung Abhilfe eintritt; jedenfalls der theilweise noch nach Außen stattfindende Futterverkauf beschränkt wird. Der Suppinger Pflug ist eingeführt, doch kommt der Spaten häufig in Anwendung. Dinkel, Weizen und Gerste, meist als „Weizen-Mischling“, wobei der Dinkel vorherrscht, wird am meisten gebaut. Bei 7 S. Dinkel, 31/2 S. Weizen und 4 S. Gerste Aussaat wird der Ertrag nur zu 41/2, 21/2 und beziehungsweise 3 Sch. angegeben. In dem Weiler Mannshaupten ist der Ertrag sogar nur die Hälfte. Die Weinberge liegen an drei Bergen, die gleich guten Wein, einen der besten des oberen Remsthales, hervorbringen, der 1846 mit 50 fl. bezahlt wurde und meist in der Umgegend bleibt; man rechnet 3500 Stöcke auf den Morgen, vorherrschend Sylvaner und Elblinge, und höchstens 8–9 E. Ertrag vom Morgen. Der Morgen Ackers ist zu 60–240 fl., Wiesen 120–400 fl., (in Mannshaupten 1/3 weniger) Weinbergs 160–550 fl. im Preis. Das Obst geräth gerne und wird zunächst zum Mosten verwendet, vieles auch ausgeführt. Nußbäume finden sich namentlich bei Mannshaupten. Das Rindvieh ist meistens Landschlag, durch Simmenthaler veredelt. Einzelne Einwohner zeichnen sich durch den Besitz eines schönen Viehstandes aus; bei den Ärmeren findet sich aber noch das Übel des Stellviehs der Juden. Viehmastung wird wenig betrieben. Der Besitzer einer kleinen Schäferei wintert hier und sommert auf einer Alpweide. Die Ziegenhaltung nimmt zu. Dasselbe gilt von der Bienenzucht. Im Ort ist eine Mahlmühle und oberhalb desselben gleichfalls eine Mahlmühle und eine Ölmühle. Außerdem sind von dem starkbesetzten Webergewerbe zwei Barchetweber zu nennen.

b. Kottweil, Weiler, hoch auf den Berglen 1 Stunde nordwestlich von Schornbach gelegen, gesund und fruchtbar an Obst, Getreide und Wein. Die eigene Markung des Weilers begreift an Baufeld 117/8 M. Gärten, 1106/8 M. Äcker, 41 M. Wiesen und 13 M. Weinberge; auf einen Kopf trifft daher 1 M. Die Einwohner haben größern Theils ein gutes Fortkommen.

c. Mannshaupten, ein Weiler aus 3 Höfen bestehend, welche zur Markung von Schornbach gehören, liegt 1/4 Stunde westlich von Schornbach, auf einem von Wald umschlossenen Vorsprung über dem Thal und ist mit dem Pfarrdorfe durch einen steilen, 1/8 Stunde langen Weg verbunden. Der Boden ist hier leichter und dessen geringe Fruchtbarkeit| leidet besonders in Jahrgängen mit überwiegender Hitze oder Nässe. Ausgezeichnet gut sind die hier gebauten Kartoffeln.

Die Gemeinde Schornbach ist nicht vermöglich; sie besitzt 129 M. Grund-Eigenthum und 1268 fl. Capitalien, worauf 1103 fl. Schulden haften; daher eine Gemeindeschadens-Umlage von 700 fl. Das Stiftungs-Vermögen beträgt 3185 fl. Der oben bei Schorndorf erwähnte Daniel Steinbock hat 1654 für Kirchen-, Schul- und Armen-Zwecke 1000 fl. und der 1813 hier verstorbene Oberst-Lieutenant Dautin 200 fl. für Arme gestiftet.

An der Schule, mit 113 fl. Schulstiftungen und 32 fl. Ertrag aus dem Schulfond steht ein Schulmeister mit einem Gehilfen. Sommers ist eine Kleinkinderbewahr-Anstalt, Winters eine Industrieschule im Gang. – Der Begräbnißplatz ist außerhalb des Ortes.

Schornbach ist alte Besitzung der Grafen von Württemberg, von welchen Graf Ulrich im J. 1264 Juli 14 das Kloster Adelberg allhier mit Gütern begabte. Im J. 1293, wo zwischen Ober-Schornbach und Unter-Schornbach unterschieden wurde, versprach Graf Eberhard der Erlauchte von Württemberg den Gütern des Klosters Lorch in „Schorenbach“, von denen er das Vogtrecht bezog, seinen Schutz. Dasselbe besaß 1502 zwei 1/4 und 1/8 Hof und 6 Lehengüter, die Kellerei aber die Mühle und 61/8 Sch. Vogthaber. Kottweil und Mannshaupten sind seit den ältesten Zeiten mit Schornbach politisch verbunden. – In den Jahren 1843–1844 herrschte hier eine Schleim- und Nerven-Fieber-Epidemie, die über 300 Personen befiel und über 40 tödtete.

Im J. 1472 wurde hier eine Kapelle der Jungfrau Maria und der h. Katharina und Barbara von Schultheiß und Gemeinde gestiftet. Aber erst 1496, bis wohin Schornbach Filial der constanz’schen Pfarrei Buoch, O.A. Waiblingen war, wurde vom Domkapitel Constanz mit Bewilligung Württembergs eine eigene Pfarrei errichtet, die zwar das Domkapitel, aber nur mit einem Württemberger, zu besetzen hatte. Das Patronatrecht kam mit allen Rechten 1802 an Baden und durch Vertrag mit diesem am 16. Juli 1807 an Württemberg. Der große und Wein-Zehente gehörte theils (bis 1802) dem Domkapitel Constanz, theils der Kellerei und der Pfarrei Schorndorf.

Im J. 1502 ist in einem Lagerbuche die Rede von Wiesen in der Berryt (d. h. Berfried) am Bach. Daraus ist auf eine hier gestandene Burg zu schließen, worüber jedoch weitere Nachrichten fehlen.


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