Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel B 26

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26. Gemeinde Winterstetten,
bestehend aus 5 (12) Parzellen auf 5 Markungen mit 349 katholischen Einw. Dieser Bezirk liegt als der äußerste des Oberamts gegen| Nordost an der bayerischen Grenze und besteht ganz aus dem Eschachthal, das sich westwärts erweitert. Die Felder dieser Niederung sind sehr ergiebig, aber den Verheerungen des wilden Waldbaches, der Eschach, ausgesetzt. Ackerbau und Viehzucht werden mit großem Erfolg betrieben, so daß diese Gemeinde vielleicht die wohlhabendste des Oberamtsbezirks genannt werden kann. Hier beginnt wieder der Bau der Winterfrüchte, der in den höher liegenden Distrikten nicht mehr gedeiht. Bedeutend ist der Haber- und Flachsbau, nicht minder der Holzhandel. Die Vereinödung ist aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Nur die von Hinznang erfolgte erst 1803. Unter den Gewerben zeichnet sich die Glasfabrik zu Schmidsfelden (s. unten) aus. Die Eschach treibt 1 Mahl-, 3 Ölmühlen und 5 Sägwerke mit 11 Sägen. Die Gem. gehört zur Grafschaft Trauchburg und hat somit den Fürsten von Waldburg-Zeil zum Grundherrn; sie bildet den Pfarrsprengel Hinznang, wohin die Gemeinde auch zehntpflichtig ist, mit Ausnahme von Isgazhofen, das nur von 131/2 M. der Pfarrstelle Hinznang, sonst der zu Friesenhofen den Zehnten reicht. Heu- , Obst- und Blutzehnten wird nicht gegeben. Der Novalzehnt ist grundherrlich. Die Schule ist in Emmerlanden; Hinznang aber und Isgazhofen sind noch in dem Schulverband mit Friesenhofen.
  • 1) Winterstetten, kath. Weiler mit 84 Einw., nebst a) Jörger, Hof mit 9 Einw., b) Unter-Hitzenlinde, Mühle mit 6 Einw. Vgl. oben bei Friesenhofen Nr. 3, c) Weidach, Hof mit 7 Einw., Winterstetten ist 61/2 geogr. Stunden nordöstlich von Wangen entlegen, und somit der entfernteste unter den Amtsorten. Schon 833 schenken Trogo und sein Sohn Liutrich dem Kl. St. Gallen in pago Nibelgowe in loco Wintirsteti novales juxta aquam Aschaa etc. (Trad. San Gall).
  • 2) Emmerlanden, Weiler mit 105 Einw., nebst a) Emmerlander Mühle, Weiler mit 35 Einw. und b) Unter-Seelach, Hof mit 3 Einw. Emmerlanden hat eine Schule für die Kinder des Orts, von Winterstetten, Schmidsfelden und einiger benachbarter bayerischer Orte, eine Kapelle zum heil. Magnus, die von der Parzellargemeinde unterhalten, und in welcher wöchentlich eine Messe gelesen wird, und einen Eisenhammer.
  • 3) Hinznang, kath. Pfarrweiler mit 56 Einw., nebst Vogelberg, Hof mit 1 Einw. Hinznang ist 6 geogr. Stunden von Wangen entfernt. In einem Vergleich zwischen Stift Kempten und Kloster Isny 1330 kommt Huznanc und ein nobilis Eberhardus de Huznanc vor, und Hwntznang steht im ältesten Waldburgschen Lehenbrief von K. Ruprecht 1402. Die Pfarrkirche zur H. Gertrudis ist sehr alt, und keineswegs schön, auch nicht geräumig genug.| Früher war Hinznang ein Filial der jetzt bayerischen Pfarrei Frauenzell; im Jahr 1812 wurde dieser Verband aufgehoben, und für Hinznang, Isgazhofen, Emmerlanden und Winterstetten, welche beiden letzteren Filialien von Urlau, nachher aber wie ersteres von Friesenhofen, gewesen waren, die Errichtung einer eigenen Pfarrei beschlossen, welche aber erst 1834, in welchem Jahr die bischöfliche Errichtungsurkunde ausgefertigt wurde, zu Stande kam. Im Jahr 1832 wurde die Pfarrwohnung von freiwilligen Beiträgen der Gemeindeangehörigen gebaut. Das Patronat über Frauenzell und Hinznang übte bis 1806 das Hospital Leutkirch; das über Hinznang ist somit königlich. Der Kirchenfonds hat nur 1700 fl. Kapitalien und 15 fl. 28 kr. jährliche Grundzinsen. Mit der Pfarrei ist ein Widdumgut verbunden. Die Zehnten von Winterstetten und Emmerlanden sind gegen eine Entschädigungssumme von 3000 fl. Kapitalien von Urlau an Hinznang gebracht worden.
  • 4) Isgazhofen, Weiler mit 17 Einw., nebst Hitzenlinde, Weiler mit 11 Einw.
  • 5) Schmidsfelden, Weiler mit 15 Einw., an der Vereinigung der Kirchnach (aus dem Bayerischen) mit der Eschach, mit einer Kapelle ohne regelmäßigen Gottesdienst. Balthasar Schmid legte hier 1720 eine Glashütte an, welche seine Nachkommen, die jetzigen Herrn von Schmidsfeld, die dem Ort ihren Namen gaben, zu einer ansehnlichen Blüthe emporhoben. Man fabrizirt hier weißes und grünes Hohlglas aller Gattungen, eben so weißes und halbweißes Tafelglas von verschiedener Größe. In der Fabrik arbeiten 26 Personen, darunter 14 eigentliche Glasmacher. Potasche und Glaubersalz für den Fabrikbedarf werden aus Bayern bezogen. Neben dieser Fabrik betreibt der gegenwärtige Besitzer auch bedeutende Feldökonomie.


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