Boetticher:Hermann, Karl Heinrich

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Herman, Hermine von Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Hermann, Karl Heinrich
Hermann, Ludwig
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[505] Hermann, Karl Heinrich, Historienmaler, geb. zu Dresden am 6. Januar 1802, gest. zu Berlin am 30. April 1880. Begann seine Studien auf der Dresdner Akad. unter Prof. Hartmann u. bezog 1822 die Akad. zu München, wo er Schüler des Cornelius wurde, dem er im Herbst 1823 nach Düsseldorf folgte. Hier wurde ihm u. seinen Mitschülern Ernst Förster u. Jacob Götzenberger durch Vermittelung des Cornelius der Auftrag zuteil, die Aula der Univ. Bonn mit Fresken zu schmücken, zu denen H. die Entwürfe zeichnen sollte. Gegenstand der Darstellung waren die vier Facultäten. Hermann übernahm die grosse Gruppe der „Theologie“, bei deren Ausführung Förster u. Götzenberger ihn unterstützten. Im Juni 1825 siedelte H. mit seinem Meister u. der Mehrzahl der älteren Cornelius-Schüler nach München über, wo er im Göttersaale der Glyptothek Beschäftigung fand. Nach eigenen Compositionen malte er darauf in den Arkaden des Hofgartens den „Sieg Ludwig’s des Bayern über Friedrich v. Oesterreich“, im Vorzimmer der Königin 24 Bilder aus Wolfram’s „Parcival“ u. im folgenden Jahre in der protest. Kirche zu München ein Deckenbild „Die Himmelfahrt Christi“. Bei den Arbeiten in der Ludwigskirche bediente sich Cornelius wiederum der Hilfe H.’s, der nicht nur nach Cornelius’schen Zeichnungen mehrere Cartons ausführte, sondern einige der Darstellungen auch nach eigenen Compositionen malte. Nachdem Cornelius 1841 der Einladung Friedr. Wilh.’s IV. nach Berlin gefolgt war, übertrug er die Oberleitung der in der Vorhalle des Museums auszuführenden Fresken nach den Entwürfen Schinkel’s dem im selben Jahre nach Berlin berufenen Hermann, welcher dieser Tätigkeit indess schon nach Jahresfrist entsagte. Seine ferneren Arbeiten sind die Wandgemälde in der 1840–46 restaurirten goth. Klosterkirche zu Berlin, die Beteiligung an der stereochromen Ausmalung der im J. 1852 vollendeten Berliner Schlosskapelle und eine „Bergpredigt Christi“ für die Kirche zu Oschatz, neben u. nach welchen Werken seine 15 grossen Zeichnungen zur deutschen Geschichte entstanden. H. war seit 1844 Prof. der Berl. Akademie, seit 1848 Ehrenmitglied der Dresdner, seit 1869 ord. Mitgl. der Berliner Akademie.

1. Die Theologie. In der Mitte des Bildes die allegor. Gestalt derselben mit Kreuz u. Bibel. Fresco in der akad. Aula zu Bonn. Comp. von Hermann. Der Carton in schwarzer Kreide, h. 2,87, br. 5,80, war auf d. Berl. ak. KA. 1826 u. befindet sich, wie der Götzenberger’sche der „Philosophie“, in der Kunsthalle zu Karlsruhe. Beschreib. der Comp. in E. Förster „Gesch. d. deutschen Kunst“ V. Gest. von Joseph Keller, roy. qu. fol.; Holzschn. bei Raczynski.
2. Sieg Ludwig des Bayern bei Ampfing am 28. Sept 1322. Friedrich der Schöne als Gefangener vor Ludwig. Fresco in den Arkaden des Münch. Hofgartens. Lith. von Hiltensperger. Der Carton zum Fresco bef. sich im Städel’schen Inst., Frankf. a. M., angek. vom Frankf. KV. 1830.
3. Himmelfahrt Christi, al fresco gemaltes Deckenbild in der neuen protest. Kirche zu München, h. 30′, br. 20′. Carton u. Ausführung mit nur einem Gehilfen, Franz Schubert aus Dessau, Anfang Nov. 1831, in noch nicht Jahresfrist vollendet. Lith. von Schreiner u. Engelmann. roy. fol.
4. Fresken aus Wolfram von Eschenbach’s „Parcival“, 24 Compositionen im Münch. Königsbau, Vorzimmer der Königin. Ausgeführt 1834. Ein Bild daraus „Parcival bei König Arthus an der Tafelrunde“ im Holzschn. bei Raczynski.
5. Seine Beteiligung an den in den Jahren 1830–40 ausgeführten Fresken der Ludwigskirche zu München:
a) Deckengemälde im hohen Chor: „Die Weltschöpfung“. Nach C.’s Carton von Hermann u. Stürmer gemalt, wobei Kranzberger u. Hellweger halfen. Lith. von Jos. Unger. qu. fol. in Marggraff „Münch. Jahrbücher“ I.
b) Deckengemälde im Querschiff: „Die Verbreiter des Christentums“ u. „Die h. Könige u. Jungfrauen“. Zwei Cartons, gez. von Hermann nach eigener Erfindung. Eine Bleistiftz. gr. qu. fol. ging mit der Samml. J. Maillinger, München, in den Besitz der Münch. Stadtgemeinde über. Lith. nach dieser Zeichnung von Jos. Unger. qu. fol.
c) Deckengemälde im Querschiff: Die Evangelisten „Johannes“ u. „Lucas“. Beide nach C.’s Cartons von Hermann allein gemalt.
d) Deckengemälde im Querschiff: „Die Kirchenväter“, Cartons von Hermann, ausgeführt von Moralt („Gregor“), Halbreiter („Hieronymus“ u. „Ambrosius“) u. Kranzberger („Augustin“).
e) Wandgemälde im Querschiff, nördl. Wand: „Die Verkündigung“ u. „Der Engel Gabriel“. Beide von Hermann gemalt.
f) Wandgemälde im Querschiff, südl. Wand: „Christus der Auferstandene“ u. „Magdalena, der Christus erscheint“. Carton entw. u. gez. von Hermann.
6. Seine Beteiligung an den in der Vorhalle des Berl. Museums seit 1830 ausgeführten Fresken nach Schinkel, 1841–42. H. malte an den Compositionen der langen Seitenwand links. Die übrigen Ausführenden dieses Freskenabschnittes waren Eggers, Pfannschmidt, H. Schultz, F. Schadow u. A.
7. Fresken in der neu hergestellten Klosterkirche zu Berlin: Die Erzväter, die grossen Propheten, die Evangelisten u. die Apostel Petrus u. Paulus. 14 Gemälde.
8. Die auf Goldgrund gemalten zwölf Apostel an vier, die Altarnische begrenzenden Pfeilern der Berliner Schlosskapelle.
9. Die Bergpredigt, grosses Fresco in der nach dem Brande von 1842 neu erbauten protest. Stadtkirche zu Oschatz i. S. Stiftung des S. KV.
10. Brustbild Christi in einem Medaillon von Engelsköpfen. Fresco in der Altarnische der Kirche des Diaconissenhauses Bethanien auf dem Köpniker Felde bei Berlin.
11. Portr. Pius’ VII. Brustb. Zeichnung. Gest. von S. Amsler. fol.
12. Portr. des Cornelius. Brustb. Zeichn. Gest. von Gonzenbach. 4.
13. Die Geschichte des deutschen Volkes in fünfzehn grossen Bildern dargestellt von Karl Heinrich Hermann aus Dresden. Mit erläuterndem Text von R. Foss u. Vorwort von J. Stahl. Gotha 1854, J. Perthes, imp. qu. fol u. 8. Der Künstler ist bestrebt, in jeder seiner mit der germ. Urzeit beginnenden, mit den Befreiungskriegen endenden Zeichnungen den gesammten Culturzustand des dargestellten Zeitraums zu veranschaulichen. An den Stichen beteiligten sich (1851–53) J. C. Thaeter, Merz, Walde, Mayr, Ludy, Rordorf, Langer, Gonzenbach, Ufer, Dertinger, Storz, Nüsser u. Voltz. Die Zeichnungen, in Berl. Privatbesitz, befanden sich auf d. Berl. Jub.-A. 86. Sechs Zeichnungen waren bereits auf d. Berl. ak. KA. 44.

[506] In den letzten Lebensjahren arbeitete H. an einem Cyclus von Darstellungen aus der Geschichte England’s.