Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug/Tafel 3. Die Ankunft des Iason und Orpheus bei den übrigen Helden

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Tafel 2. Iason beim Orpheus. Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug (1884) von Herman Riegel (Hrsg.)
Tafel 3. Die Ankunft des Iason und Orpheus bei den übrigen Helden.
Tafel 4. Der Stapellauf der Argo.
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[7]

Tafel 3. Die Ankunft des Iason und Orpheus bei den übrigen Helden.

Auch hier lehnte sich Carstens an die Orphische „Argonautika“ (v. 109 u. ff.). Orpheus entsprach der Aufforderung des Iason und folgte diesem. Er „verliess seine geliebte Höhle und langte, die Laute in der Hand, mit eilenden Füssen bei den Minyern am Pagasäischen Strande an. Hier war die ganze Heldenschaar auf einem flachen Sandhügel am Ufer des Anauros versammelt. Als diese merkten, dass er gerade auf sie zukam, erhoben sie sich alle, um ihn zu begrüssen und jedem klopfte freudig das Herz.“

Die Zahl der Theilnehmer wird in den späteren Gestaltungen der Sage auf fünfzig angegeben; Carstens brachte, jedenfalls um eine unkünstlerische Überfüllung zu vermeiden, hier noch nicht die Hälfte derselben zur Darstellung, darunter aber natürlich auch die vornehmsten, die schon beim Pindar vorkommen. Man sieht im Vordergrunde rechts den Herakles, kenntlich an dem Löwenfell, sitzen und die rechte Hand den beiden Ankömmlingen entgegen strecken; neben ihm, mit seiner Keule, steht der Knabe Hylas. Hinter dem Herakles und höher stehend erblickt man die Dioskuren, Kastor und Polydeukes, die Söhne des Zeus und der Leda, kenntlich an den Sternen über ihren Häuptern. Sie eilen bei Pindar (v. 273 u. ff.) auf den Ruf der Herolde als die ersten herbei.

„Schnell kamen die Söhne des Zeus, drei
Streiter, niemals wankend, mit Leda gezeugt
Und der freudig blickenden Heldin Alkmena.“

Der dritte dieser Streiter, der Sohn der Alkmena, ist Herakles. Rechts von den Dioskuren, doch von diesen durch einen Zwischenraum getrennt, sieht man die beiden Söhne des Boreas; sie tragen kleine Flügel am Haupte. Pindar (v. 290 u. ff.) sagt:

„Willig ja sandte Boreas in heiterm Muth,
Der König des Sturms, in den Kampf
Die Söhne, den Zetos, den Kalaïs, aus;
Um ihre Schultern rauschten Purpurfittige
In dunkelem Glanz.“

[8] Auf der anderen Seite der Dioskuren, in priesterlichem Gewande mit Kranz und Stab, steht der Seher, „der aus Vogelflug und heiligen Loosen zu deuten verstand“. Er heisst beim Pindar (v. 305) Mopsos; beim Apollonios (I. v. 139) und Pseudoorpheus (v. 185) führt er den Namen Idmon. Neben und zwischen diesen, an ihren Attributen bestimmt erkennbaren Helden lagern oder stehen die übrigen. Aller Blicke sind auf Orpheus gerichtet, der von Iason geführt naht. Ganz im Vorgrunde liegt ein aufgerolltes Schiffstau sowie Bretter mit Beil und Hammer, um die Erbauung der Argo anzudeuten.