Christliche Symbolik/Demiurg

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Demiurg.

Als das römische Reich und das Heidenthum in tiefster Zerrüttung waren und das Christenthum in seiner Reinheit sich noch nicht befestigt hatte, zugleich aber von aussen her die noch heidnischen Germanen und Parther dem alten Reiche der Cultur unvermeidlichen Untergang drohten, gab es schwache Christen, auf welche das allgemeine Verderben einen so tiefen Eindruck machte, dass sie sich einbildeten, die Welt komme gar nicht von Gott, sie müsse von einem untergeordneten, wohl gar bösen Dämon geschaffen seyn. Den nannten sie nun den Demiurg. Die gnostische Sekte hielt ihn für ein nur bewusstloses Organ Gottes, die ophitische Sekte aber hielt ihn geradezu für den Bösen; die manichäische Sekte stellte ihn am höchsten, indem sie ihn zwar noch zu einem blosen Diener oder Organ Gottes machte, jedoch zu einem bewussten. Alle aber stimmten darin überein, dass es darauf ankomme, aus der Gewalt des Demiurg frei zu werden und unmittelbar zu Gott zu gelangen. Dass die indische Lehre von der Emanation aus Buddha, und die persische von Ormuzd, der als Herr der sichtbaren Schöpfung doch nur das Organ des höhern geistigen Weltprincips ist, auf jene christlichen Vorstellungen eingewirkt, ist natürlich; allein der Grund, warum die Sekten zu jenen Vorstellungen [205] hinneigten, war immer die fürchterliche Corruption der Zeit, die ihnen den Gedanken, diese Welt sey nur ein Strafort, von einem uns quälenden Kerkerwächter beherrscht, beinahe aufdrängen musste. Aber auch der menschliche Hochmuth machte sich in dieser Vorstellung geltend; denn anstatt demüthig zu werden, stellte man hochmüthig den Menschen, als ein dem höchsten Gott verwandtes, wenn auch zunächst leidendes Wesen, dem Demiurg, als einem, wenn auch zunächst herrschenden, doch untergeordneten oder gar bösen Wesen, gegenüber, und that sich auf den Trotz gegen den Demiurg nicht wenig zu Gute. Dabei mischte sich der Hass der Griechen gegen die Juden und die Verachtung ein, mit welcher die heidnischen Philosophen auf das Judenthum herabzusehen gewohnt waren. Der Jehovah des alten Testamentes gab in seinem Zorn und indem er sich manchmal verstellte, Züge her, die man auf den Demiurg leicht übertrug. Nun kehrte man aber die ganze Genesis um, und behauptete unter Anderm, Jehovah sey der böse Demiurg, der den ursprünglich göttlichen und über ihm stehenden Menschen überlistet, des Wissens beraubt und gefangen gehalten habe; während die Schlange, welche Adam und Eva vom Baume des Erkenntnisses essen liess, ein gutes Wesen sey, die es mit dem Menschen wohl gemeint habe. Von dieser verehrten Schlange des Heils nannten sich die Sektirer auch Ophiten.

Am meisten poetisch ist der Gedanke, dass der Demiurg den Menschen schafft, und ihn ganz und gar für sein Geschöpf hält, ohne zu ahnen, dass der viel höhere Gott Keime in den Menschen gelegt hat, die er, der Demiurg, gar nicht zu würdigen versteht. Vgl. den Glauben der valentinianischen Gnostiker in Neanders Gnostikern S. 124.