Christliche Symbolik/Elias

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Elias,

der Prophet, ist Vorbild Christi im alten Testament. Er bereitet sich in der Einsamkeit der Wüste für sein Amt vor; er streitet für die reine Lehre siegreich gegen die falschen Götzen; er heilt Kranke und weckt ein todtes Kind auf; er fährt endlich lebendig gen Himmel. Diese Himmelfahrt auf dem feurigen Wagen wurde sehr oft auf altchristlichen Sarkophagen angebracht als Vorbild der Himmelfahrt Christi. Vgl. Piper, Myth. I. 65. 75. Wobei die alten christlichen Künstler um so mehr das ältere heidnische Kunstmotiv des im Sonnenwagen aufsteigenden Helios brauchten, als an diesen zufällig auch der Name des Propheten erinnerte. Diese heidnische Schale thut aber dem christlichen Kern des Gedankens keinen Eintrag. Auf einem berühmten Bilde des Berliner Museums von Rogier von Brügge wird Elias in der Wüste von einem Engel aufgeweckt, um zu essen und zu trinken, ein Vorbild des heiligen Abendmahls. Kugler, Gesch. d. Malerei II. 63.

Attribute des Propheten sind das von ihm geweckte Kind; das Schwert, womit er die Baalspfaffen schlachtete; der [234] Rabe, der ihm in der Wüste Brodt brachte; der flammende Wagen, auf dem er gen Himmel fuhr. Die Maler legen in seine Bewegung und in sein kühn aufgeworfenes Haar selbst etwas Flammendes. Eine gewisse Begriffsverwandtschaft zwischen Elias und Johannes dem Täufer ist nicht zu verkennen, doch wird der Letztere immer als jüngerer Mann aufgefasst.

Elias gilt, weil er in der Wüste lebte, als erster Einsiedler. Weil er auf dem Berge Karmel gelebt haben soll, betrachteten ihn die Karmelitermönche als ihren ersten Gründer. Die Rechtmässigkeit dieser antedatirten Gründung eines Mönchsordens vor Christo wurde von den Jesuiten lebhaft bestritten.

Sofern Elias Feuer vom Himmel auf seinen Altar herabbetete und im Feuerwagen auffuhr, und es bei Sirach 48, 1. von ihm heisst: „Er brach hervor wie ein Feuer und sein Wort brannte wie eine Fackel,“ galt er im Volksglauben des Mittelalters so viel, wie der alte heidnische Donnergott. In den Actis SS. zum 28. Mai heisst es im Leben des Andreas Sali, wenn es donnert, fahre Elias durch die Wolken. Kalendertag des Elias ist der 20. Juli, einer der heissesten im Jahre und mitten in der Gewitterzeit. Ein altes serbisches Volkslied gesellt ihm die „flammende Maria“, d. i. Maria Magdalena am 22. Juli, und den heiligen Pantaleon am 28sten zu, alle drei als Gewitterwolken gedacht, welche von gefangenen Christen angerufen werden, die am heiligen Sonntag für die Türken in der Aerndte arbeiten müssen. In einem andern serbischen Volksliede (Talvj II. 215.) wird Maria (Magdalena) noch bestimmter als Regenwolke gedacht, und der zürnende Donnerer Elias beschwört sie, keinen fruchtbaren Regen mehr auf das Land der Ungläubigen träufeln zu lassen. – Noch viel grossartiger ist Elias in dem altdeutschen Gedicht Muspilli 48 f. aufgefasst. Hier kämpft er als Donnerer mit dem Antichrist, wie Zeus mit den Titanen oder Thor mit den Riesen, empfängt aber selbst eine Wunde und von seinem Blute entbrennen die Berge. Nach Olearius pers. Reisebeschreibung 1647, S. 522, opfert man im Kaukasus am Eliastag eine Ziege (mit Böcken fuhr der [235] nordische Thor). Vgl. Grimm, deutsche Myth. 157. 772. Vgl. eine wallachische Legende vom Donnerer Elias in A. Schotts wallach. Sagen S. 375. – Die Friesen halten das Sternbild des Wagens (grossen Bären) für den Wagen des Elias. Kohl, die Marschen II. 275.

Auch an den Umstand, dass Elias lebendig in den Himmel kam und nicht starb, sind viele Fabeln angereiht worden. Im apokryphischen Evangelium des Nicodemus heisst es, Christus habe, als er die Patriarchen aus der Vorhölle in’s Paradies einführte, Niemand darin vorgefunden, als Henoch und Elias, die sich vorher miteinander allein darin unterhalten hatten. Schön ist die Vorstellung, derzufolge das Echo die Stimme des unsichtbar fortlebenden Elias seyn soll und insofern den Juden zum Orakel diente. Sanhedrin fol. 11. Vor dem Weltende soll Elias wieder auf Erden erscheinen. Maleachi 4, 5. Matth. 17, 11. Ein altdeutsches Gedicht (Mone, altd. Schauspiel II. 13.) enthält die Vorstellung, dass Elias, wie Henoch, am jüngsten Tage doch noch sterben müssten, weil Keiner, der den Tod nicht schaut, in’s neue Reich Gottes kommen könne. Deshalb gelten Henoch und Elias für die beiden Zeugen, die nach dem 11. Capitel der Offenbarung Johannis in den letzten Zeiten werden getödtet, aber nach drei Tagen wie Christus wieder auferweckt werden. Vgl. Evang. Nicodemi 25. Histor. Josephi 31. Hofmann, Apokr. 447.

In der muhamedanischen Legende ist Elias mit dem wunderbaren Arzt Chisr identificirt, in welchem der Begriff des Helios insofern wiederkehrt, als die Sonne ewiger Quell des Lebens und der Verjüngung für die Natur ist.