Den Unbekreuzten

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Autor: Pr.
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Titel: Den Unbekreuzten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 143
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Den Unbekreuzten.

Komm, Camerad, laß Dich’s nicht grämen,
Daß Du das Kreuz nicht trägst, wie wir;
Kann Dir darum doch Keiner nehmen
Die Ehre, die Du trägst in Dir.
Uns gab das Kreuz des Kaisers Wille,
Weil Lohn der wackern That geziemt, –
Doch keine That gleicht der, die stille
Einhergeht und sich selbst nicht rühmt.

Der König rief, wir Alle kamen
Und fragten nach nichts Anderm mehr,
Und vorwärts braust’ in Gottes Namen
Das deutsche, sieggeführte Heer.
Jetzt über Burg und Berg geklommen,
Nun gen Privat der Tambour schlägt, –
Sieh, Freund, so ward im Sturm genommen
Das Kreuz, das unsre Brust nun trägt!

Dich führte zwar der Gott der Schlachten
Nicht auf das off’ne, blut’ge Feld, –
Doch, was in Stunden wir vollbrachten,
Vollzogst Du mondelang als Held;
Vor Metz und vor Paris zu liegen
Fünf Monde, Tag und Nacht auf Wacht,
Langsam, als Märtyrer zu siegen: –
Fürwahr, ist mehr, als kurze Schlacht!

Und wir? – Ich lief hinaus zum Hause
Jung, ledig, lustig, sorgenleer,
Ließ nichts zurück in meiner Klause,
Trug nur mein bischen Leben her;
Und Jener dort? Nur sein Gewerbe
Treibt in der Schlacht der Officier,
Und schmeckt der Tod auch Allen herbe,
Er opfert auch nicht Mehr als wir.

Doch Du, Du gingst vom Weib und Kinde,
Von Deinem Werke, sorgenschwer,
Gabst Dein Erbautes preis dem Winde,
Trugst eine Welt voll Opfer her; –
Und doch kamst Du aus eignem Willen,
Ein freier und bejahrter Mann,
Und Alles gabst du hin im Stillen,
Was nur ein Mensch je geben kann!

So schlugst im gleichen Schritt und Tritte
Du Dich für Deutschlands Sieg und Ehr’
In Deiner Cameraden Mitte
Getreu durch alle Kriegsbeschwer,
Lagst dauernd unter Feuerschlünden,
In Noth und Tod viel’ Monde lang,
Bis solch ein zähes Ueberwinden
Den Erbfeind auf die Kniee zwang.

Das, das ist Ehre ohne Gleichen,
Wenn laut von ihr kein Kreuz auch spricht,
Nein, gieb ihr tausend Ordenszeichen,
Sie strahlte dennoch heller nicht; –
Drum komm’, laß sie nur immer fragen,
Ob Du kein Held, so gut, wie wir: –
Was rühmlich auf der Brust wir tragen,
Trägst rühmenswerther Du in Dir!

 Pr.