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Der Vampyr

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Textdaten
Autor: John Polidori [WS 1]
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Titel: Der Vampyr
Untertitel: Eine Erzählung aus dem Englischen des Lord Byron. Nebst einer Schilderung seines Aufenthaltes in Mitylene
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1816
Erscheinungsdatum: 1819
Verlag: Leopold Voß
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel: The Vampyre
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Deutsche Erstübersetzung des Textes. Das Werk wurde zuerst George Gordon Byron zugeschrieben, erst später erkannte man John Polidori als Autor des Werkes an.
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[0]
Der Vampyr.
________


Eine Erzählung
aus
dem Englischen
des
Lord Byron,
nebst
einer Schilderung seines Aufenthaltes auf
der Insel Mitylene.


________
Leipzig, 1819.
bei Leopold Voß.
[I]
Vorwort des Uebersetzers.

Der durch seine poetischen Werke auch in Deutschland bekannte und geschätzte Lord Byron befand sich einst während seines Aufenthalts in der Schweiz in einer Gesellschaft, wo man auf den Gedanken kam, zur gemeinschaftlichen Unterhaltung Gespenstergeschichten zu erzählen. Die Veranlassung dazu war die so eben beendigte Lectüre eines Buchs: Phantasmagoriana betitelt. Die nachstehende Erzählung ist diejenige, welche der Lord Byron vortrug. Die, [II] welche Miß Godwin (die Tochter des berühmten Godwin), die auch von der Gesellschaft war, vorgetragen hat, ist unter dem Titel: Frankenstein or the modern Prometheus, erschienen. In Byrons Erzählung wird man alle die Vorzüge wieder finden, die ihn nicht nur unter seinen Landsleuten, sondern auch im Auslande unter einem ansehnlichen Kreise von Lesern zu einem Lieblingsdichter erhoben haben. Seine feurige Phantasie reißt auch den Widerstrebenden mit sich fort, und seine düstersten Bilder werden von den Stralen seines seltenen Genius erleuchtet.

______
[1]
Einleitung.

Der Aberglaube, worauf sich die nachfolgende Erzählung gründet, ist im Orient sehr gemein. Unter den Arabern wird er besonders häufig gefunden; indessen hat er sich bis zu den Griechen nicht eher erstreckt, als nach der Einführung des Christenthums, und seine gegenwärtige Gestalt hat er erst seit der Trennung der lateinischen und griechischen Kirche angenommen, zu welcher Zeit die Idee herrschend zu werden begann, daß ein Körper lateinischer Christen nicht verwesen könne, wenn er in griechischer Erde begraben worden sey; nach und nach nahm er immer mehr zu, und wurde der Inholt mancher wundervollen Geschichten, die sich [2] noch erhalten haben, von Todten, welche aus ihren Gräbern aufstünden, und sich von dem Blute junger und schöner Personen nährten. In Westen verbreitete er sich mit geringen Veränderungen über Ungarn, Polen, Oesterreich und Lothringen, wo sich nun der Glaube erhielt, daß Vampyre zur Nachtzeit eine gewisse Portion Blut von ihren Schlachtopfern einsaugten, welche dann abmagerten, ihre Kraft verlören und schnell an Verzehrung stürben, indeß diese menschlichen Blutsauger fett würden, so daß ihre Adern dergestalt angefüllt wären, daß das Blut zu allen Oeffnungen ihres Körpers herausdränge, selbst aus den Poren der Haut.

      Im Londoner Journal vom März 1732 befindet sich eine seltsame Erzählung von einem Vampyrismus, der zu Madreyga in Ungarn vorgekommen seyn soll. Es scheint, daß [3] nach genauer Befragung des Obercommandanten und der Mugistratspersonen des Orts diese bestimmt und einmüthig versichert haben: daß vor ohngefähr fünf Jahren ein gewisser Heyducke, Namens Arnold Paul, gesagt habe, er sey zu Cassovia an der Grenze des türkischen Serviens durch einen Vampyr gequält worden, er habe jedoch ein Mittel gefunden, sich davon zu befreien, dadurch, daß er etwas Erde von dem Grabe des Vampyr’s gegessen und sich selbst mit seinem Blute gewaschen habe. Diese Vorsicht schützte ihn jedoch nicht davor, daß er selbst ein Vampyr wurde[1]; denn ohngefähr zwanzig bis dreißig Tage nach seinem Tode [4] und Begräbnisse beklagten sich einige Personen, daß sie von ihm geplagt worden seyen, und brachten sogar gerichtlich an, daß vier Personen durch seine Angriffe des Lebens beraubt worden wären. Um ferneres Unglück zu verhüten, fragten die Einwohner ihren Hadagan (Amtmann) um Rath, gruben den Leichnam aus und fanden ihn (wie dies bei Vampyrn gewöhnlich seyn soll), noch frisch und ohne Spuren der Verwesung, indem er zugleich aus Nase, Mund und Ohren reines und klares Blut ausströmte. Man griff nun zu den gebräuchlichen Mittel dagegen. Es wurde nämlich durch das Herz und den Körper des Arnold Paul ein Pfahl gestoßen, wobei er so schrecklich geschrien haben soll, als wenn er noch lebte. Hierauf schnitt man ihm den Kopf ab, verbrannte den Körper und streute die Asche in das Grab. Dieselben [5] Maasregeln ergriff man bei allen Leichnamen derjenigen Personen, welche vorher an dem Vampyrismus verstorben waren, damit sie nicht auch an den Ueberlebenden ihren Blutdurst stillen sollten.

      In manchen Gegenden von Griechenland wird es als eine Art von Strafe nach dem Tode für irgend ein schauderhaftes im Leben begangenes Verbrechen betrachtet, daß der Verstorbene nicht nur zum Vampyrism verurtheilt ist, sondern seine höllischen Besuche blos auf diejenigen beschränken muß, die er im Leben auf der Erde am meisten liebte, oder mit denen er durch die Bande der Verwandtschaft am nächsten vereinigt war.

      In dem Gedichte: the Giaour, kommt eine Anspielung auf den Vampyrism vor, und Herr Southey hat in seinem wilden aber schönen Gedichte: Thalaba, den Vampyrkörper [6] eines arabischen Mädchens Oneiza eingeführt, welche aus dem Grabe rückkehrend dargestellt wird, in der Absicht, den zu quälen, den sie im Leben am meisten liebte. Allein dies kann hier nicht Strafe für ihre Sünden seyn, da sie in dem ganzen Gedichte als ein Muster von Reinheit und Unschuld erscheint. Der Wahrheit liebende Tournefort gibt in seinen Reisen eine lange Erzählung von mehrern Staunen erregenden Fällen von Vampyrismus, von denen er Augenzeuge gewesen seyn will, und Calmet in seinem großen Werke über diesen Gegenstand liefert, außer mehreren Anecdoten und Sagen, die sich darauf beziehen, einige gelehrte Abhandlungen, welche beweisen sollen, daß dies eben sowohl ein classischer als barbarischer Irrthum sey.

[7]       Es gibt übrigens noch andere mit dem Ausdrucke: Vampyrismus, gleichbedeutende Worte, die man in verschiedenen Theilen der Welt hört, z. B. Broucolacha, Bardoulacha, Goul, Broncolocka u. s. w.


[8]
Der Vampyr,
eine Erzählung von Lord Byron.

Es ereignete sich, daß mitten unter den Zerstreuungen eines Winters zu London, in den verschiedenen Gesellschaften der tonangebenden Vornehmen ein Edelmann erschien, der sich mehr durch seine Sonderbarkeiten, als durch seinen Rang auszeichnete. Er blickte auf die laute Fröhlichkeit um ihn her mit einer Miene, als könne er nicht an derselben Theil nehmen. Nur das leichte Lachen der Schönen schien seine Aufmerksamkeit zu erregen, allein es schien auch, als wenn ein Blick aus seinem Auge es plötzlich hemme [9] und Furcht in die vorher heitere und unbefangene Brust der Fröhlichen streue. Diejenigen, welche diesen Schauder empfanden, konnten nicht angeben, woher er entstehe; einige schrieben ihn dem fast seelenlosen grauen Auge zu, das, wenn es sich auf das Gesicht eines Menschen richtete, obschon an sich nichts eindringendes zu haben, doch oft mit einem Blicke das innerste Herz zu durchbohren schien; richtete es sich auf die Wange, so schien der Stral schwer wie Bley zu seyn, der die Haut nicht durchdringen könne. Seiner Sonderbarkeit wegen wurde er in jedes Haus eingeladen; alle wünschten ihn zu sehen, und diejenigen, welche an lebhafte Aufregung gewohnt waren und nun die Last der Langeweile fühlten, freuten sich, ein Wesen um sich zu sehen, welches ihre Aufmerksamkeit zu fesseln vermochte. Trotz der todtenbleichen [10] Farbe seines Gesichts, das weder von dem Erröthen der Scham, noch dem Aufwallen der Leidenschaft jemals ein wärmeres Colorit bekam, obgleich die Form und Umrisse desselben sehr schön waren, versuchten es doch einige weibliche Glücksjäger, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um wenigstens einige Beweise von dem zu erhalten, was sie Zuneigung nennen mochten; Lady Mercer, welche seit ihrer Verheirathung der Gegenstand des Spottes jeder Häßlichen in der Gesellschaft gewesen war, stellte sich ihm in den Weg, und suchte auf alle Weise selbst durch den auffallendsten Anzug seine Aufmerksamkeit zu reizen, – allein umsonst – wenn sie vor ihm stand und seine Augen dem Anscheine nach auf die ihrigen gerichtet waren, schien es doch immer, als würde sie nicht bemerkt, selbst ihre freche [11] Unverschämtheit wurde endlich verwirrt und sie verließ das Feld. Allein obgleich eine so bekannte freie Dame nicht einmal die Richtung seiner Augen bestimmen konnte, schien das weibliche Geschlecht selbst ihm keinesweges gleichgültig zu seyn, indessen war die anscheinende Vorsicht, mit der er ein tugendhaftes Weib, ein unschuldiges Mädchen anredete, so groß, daß sich nur wenige überhaupt dessen rühmen konnten. Er behauptete jedoch den Ruf eines einnehmenden Sprechers, und sey es nun, daß dies selbst die Furcht vor seinem seltsamen Character überwand, oder daß man sich von seinem anscheinenden Hasse gegen das Laster rühren ließ, genug, er befand sich eben so oft unter solchen Frauen, welche den Glanz ihres Geschlechts in häuslichen Tugenden suchen, als unter solchen, die ihn durch ihre Laster beflecken.

[12]       Um diese Zeit kam ein junger Edelmann, Namens Aubry, nach London. Er war verwaist. Seine Eltern, die er schon in früher Kindheit verlor, hatten ihn und seiner einzigen Schwester ein sehr großes Vermögen hinterlassen. Die Vormünder nahmen sich mehr der Verwaltung seines Vermögens, als der Sorge für seine Erziehung an, und so blieb diese in den Händen von Miethlingen, welche mehr seine Phantasie, als seinen Verstand zu bilden suchten. Er besaß daher jenes hohe romantische Gefühl für Ehre und Aufrichtigkeit, welches täglich so viel Hundert Lehrlinge zu Grunde richtet. Er glaubte, alle Menschen müßten die Tugend lieben, und dachte, das Laster sey von der Vorsehung blos des scenischen Effectes wegen in das Weltdrama eingewebt worden; er dachte, das Elend in den Hütten bestehe [13] blos in der Kleidung, die doch warm sey und dem Auge des Malers durch den unregelmäßigen Faltenwurf, die bunten Flecke darauf besser zusage. Mit einem Worte, er hielt die Träume der Dichter für die Wirklichkeiten des Lebens. Er war hübsch, frei und reich; drei Ursachen, warum ihn beim Eintritt in die heitern Zirkel der Welt viele Mütter umringten, und Alles versuchten, was ihre schmachtenden oder scheidenden Günstlinge mit den lebhaftesten Farben zu schildern vermochten, indeß die Töchter durch ihr glänzendes Benehmen, wenn er sich ihnen näherte, und durch ihre blitzenden Augen, wenn er die Lippen öffnete, ihn zu falschen Vorstellungen von seinen Talenten und seinem Verdienste verleiteten. Seiner romantischen Einsamkeit ganz hingegeben staunte er nicht wenig, als er fand, daß, [14] die Talg- oder Wachslichter ausgenommen, welche nicht vor der Gegenwart eines Geistes, sondern aus Mangel an Lichtputzen flackerten, in dem wirklichen Leben durchaus kein Grund zu Anhäufung jener lachenden Gemälde und Beschreibungen vorhanden sey, wie sie sich in den Büchern fanden, die er zum Gegenstand seines Studiums gemacht hatte. Da er indessen einige Vergütung in seiner geschmeichelten Eitelkeit fand, war er im Begriff, seine Träume aufzugeben, als das außerordentliche Wesen, welches wir oben beschrieben haben, ihm in den Weg trat.

      Er beobachtete ihn, und die völlige Unmöglichkeit, sich einen Begriff von dem Character eines Mannes zu bilden, der blos in sich selbst versunken, wenig andere Zeichen seiner Beachtung äußeren Gegenstände von sich gab, als die stillschweigende Anerkennung [15] ihres Daseyns vollendete die Vermeidung gegenseitiger Berührung. Da er seiner Phantasie gestattete, jedes Ding, das seiner Neigung zu seltsamen und ausschweifenden Ideen schmeichelte, sorgfältig auszumalen, so hatte er auch schon dieses Wesen zum Helden eines Romans umgebildet, und betrachtete nunmehr den Sprößling seiner Phantasie als die lebende Person außer ihm. Er wurde bekannt mit ihm, bewies ihm Aufmerksamkeiten und gelangte doch so weit bei ihm, daß er seine Gegenwart anerkannte. Er erfuhr nach und nach, daß Lord Ruthvens Angelegenheiten zerrüttet seyen, und daß er im Begriff stehe, eine Reise zu unternehmen. Voll Verlangen über diesen seltsamen Character, der bis jetzt seine Neugier nichts weniger als befriedigt hatte, genauere Forschungen anzustellen, äußerte er sein Vormündern, [16] daß es nun Zeit für ihn seyn möchte, die Tour zu machen, die man seit Jahrhunderten für nöthig gehalten habe, und den Jüngling in den Stand zu setzen, einige rasche Fortschritte auf der Bahn des Lasters zu machen, und so die Aeltern einzuhohlen, damit er nicht wie aus den Wolken gefallen scheine, wenn man empörende Intriguen als Gegenstände des Spottes oder Lobes behandele, je nachdem dabei mehr oder weniger Geschicklichkeit aufgewendet worden sey. Sie stimmten in sein Begehren. Aubray gab dem Lord Ruthven sogleich seine Absicht zu erkennen, und erstaunte nicht wenig, von ihm den Antrag zu erhalten, die Reise gemeinschaftlich zu machen. Geschmeichelt durch solch ein Zeichen der Achtung von dem, der dem Anscheine nach mit andern Menschen nichts gemein hatte, nahm er ihn [17] freudig an, und in wenig Tagen hatten sie das trennende Meer überschritten.

      Bisher hatte Aubrey keine Gelegenheit gehabt, Lord Ruthvens Character zu studiren, und nun fand er, daß, da er mehrere seiner Handlungen beobachten konnte, die Resultate verschiedene Schlüsse auf die scheinbaren Bewegungsgründe seines Betragens darboten. Sein Gefährte war verschwenderisch-freigebig – der Faule, der Landstreicher, der Bettler erhielt aus seinen Händen mehr als genug, um den augenblicklichen Mangel zu stillen. Der tugendhafte, unverschuldete Arme hingegen ging oft unbefriedigt von seiner Thüre, wurde wohl gar mit höhnischem Lachen abgewiesen. Der Lüstling, der sich immer tiefer in den Schlamm seiner Ausschweifungen versenken wollte, konnte auf seine Unterstützung rechnen. Ein Umstand [18] war indeß bei den Geschenken des Lords seinem Gefährten bemerklich geworden; es ruhte offenbar der Fluch auf ihnen, denn die Empfänger waren entweder dadurch auf das Schaffot gebracht worden, oder in das tiefste, verachtungswertheste Elend versunken. In Brüssel und andern großen Städten hatte der Lord zu Aubrey’s Verwunderung die Cirkel der großen Welt aufgesucht. Er spielte und wettete, ersteres stets mit Glück, außer wenn ein bekannter Gauner sein Gegner war, dann verlor er mehr als er gewonnen hatte, allein sein Gesicht behielt dieselbe Unveränderlichkeit, womit er gemeiniglich die Gesellschaft umher beobachtete. Wenn er aber dem raschen, unbesonnenen Jünglinge begegnete, oder dem unglücklichen Vater einer zahlreichen Familie, dann schien sein Wunsch Fortunens Gesetz zu werden, [19] die anscheinende Abstractheit seines Gemüths verschwand und seine Augen glänzten, wie die der Katze, wenn sie mit der halbtodten Maus spielt. Indessen nahm er keinen Groschen vom Spieltische mit, sondern verspielte zum Ruin manches Andern, die letzte Münze, die er eben aus der Hand der Verzweiflung gewonnen hatte; dieses mochte das Resultat eines gewissen Grades von Einsicht seyn, die jedoch nicht im Stande war, die schlauere Erfahrung zu täuschen. Aubrey wünschte oft seinem Freunde dies vorzustellen und ihn zu bitten, einer Freigebigkeit und einem Vergnügen zu entsagen, welches alle Menschen unglücklich mache und ihm keinen Vortheil gewähre, allein er verschob es immer in der Hofnung, eine recht passende Gelegenheit dazu zu erhalten, welche sich nie zeigte. Lord Ruthven war in seiner [20] Laufbahn, und mitten unter den mannigfachen bald wilden, bald lachenden Naturscenen immer derselbe – sein Auge sprach noch weniger als seine Lippen, und obgleich Aubrey nun dem Gegenstande seiner Neugier so nahe war, als er seyn konnte, hatte er doch dadurch nichts mehr, als eine stärkere Anreizung zu Enthüllung des Geheimnisses erhalten, das seiner exaltirten Einbildungskraft immer mehr wie etwas Uebernatürliches verkam.

      Sie gelangten bald nach Rom, und Aubrey verlor seinen Gefährten einige Zeit aus den Augen. Dieser befand sich täglich in den Morgenzirkeln einer italiänischen Gräfin, indeß er die Denkmäler einer längst untergegangenen Vorwelt aufsuchte. Unter dieser Beschäftigung erhielt er Briefe aus England, die er mit der größten Sehnsucht öffnete. [21] Der erste war von seiner Schwester und athmete die reinste Zärtlichkeit; die andern waren von seinen Vormündern, und diese setzten ihn in Erstaunen. Hatte er schon vorher den Gedanken gehegt, daß in seinem Gefährten irgend ein böser Geist wohnen möge, so erhielt derselbe nun dadurch volle Bestätigung. Die Vormünder drangen in ihn, er möchte sogleich sich von seinem Freunde trennen, denn da dieser eine unwiderstehliche Macht der Verführung zu besitzen scheine, so werde sein Umgang höchst gefährlich. Man habe nämlich entdeckt, daß seine Verachtung gegen Lady Mercer nicht auf ihren Character sich gegründet, sondern daß er, um seine Gunstbezeugung zu erhöhen, verlangt habe, daß sein Schlachtopfer, die Theilnehmerin seiner Schuld, von dem Gipfel unbefleckter Tugend in den tiefsten Abgrund des Lasters [22] habe herabgeschleudert werden sollen. Auch sey man nun gewiß geworden, daß alle Frauen, die er dem Scheine nach ihrer Tugend wegen aufgesucht, seit seiner Abreise sich in ganz anderm Lichte, ja in der höchsten Unverschämtheit gezeigt hätten.

      Aubrey beschloß, nunmehr einen Mann zu verlassen, dessen Character auch nicht einen Lichtstral zeigte, auf dem das Auge mit Lust weilen konnte. Er beschloß auf einen Vorwand zu sinnen und sich von ihm zu trennen, doch in der Zwischenzeit ihn noch genauer als vorher zu beobachten, und nicht den geringsten Umstand aus der Acht zu lassen. Er begab sich in denselben Zirkel und sahe, daß der Lord versuchte, auf die unerfahrne Tochter des Hauses zu wirken. In Italien ist es selten, daß man unvermählte Damen in der Gesellschaft trifft, daher mußte [23] er seine Pläne im Geheim auszuführen suchen. Allein Aubrey’s Auge folgte ihm in allen seinen Wendungen, und bald bemerkte er, daß es bis zu einem Rendezvous gekommen sey, wo wahrscheinlich die Unschuld des verdachtlosen Mädchens geopfert werden sollte. Ohne Zeitverlust trat er zu dem Lord Ruthven ins Zimmer, und fragte ihn unverholen nach seiner Absicht mit der Signora; der Lord versetzte, seine Absicht sey die bei solchen Gelegenheiten gewöhnliche, und auf die abermalige Frage, ob er denn das Mädchen zu heyrathen gedenke, lachte er laut. Aubrey entfernte sich, schrieb ihm aber auf der Stelle einen Abschiedsbrief, ließ seine Sachen in eine andere Wohnung bringen, und unterrichtete die Mutter von Allem, was er wußte, auch von des Lords Character. Das Rendezvous wurde verhindert. Den [24] andern Tag sandte der Lord eine Erklärung, daß er mit der Trennung wohl zufrieden sey, ließ aber nicht das Geringste merken, daß er wisse, sein Plan sey durch Aubrey vereitelt worden.

      Nachdem Aubrey Rom verlassen, wandte er seine Schritte nach Griechenland, und befand sich nach Durchstreifung der Halbinsel zu Athen. Er nahm hier seine Wohnung in dem Hause eines Griechen, und bald beschäftigte er sich damit, die erbleichenden Erinnerungen alter Herrlichkeit auf den Denkmälern aufzusuchen, die sich schämend, die Thaten freier Menschen vor Sclaven zu erzählen, sich entweder in die schützende Erde versteckt, oder hinter rankende Gesträuche verborgen hatten. Mit ihm unter einem Dache aber lebte ein Wesen so zart und schön, daß es einem Maler hätte zum Model [25] dienen können, der die den Gläubigen in Mahomets Paradiese versprochene Hoffnung hätte lebend abbilden wollen, nur daß ihr Auge zu viel Seele zeigte, als daß man es denen hätte zutheilen können, welche keine Seelen haben. Wenn sie auf der Ebene tanzte, oder längs den Gebirgen hinsprang, glaubte man eine Gazelle zu sehen, aber ihr Auge, aus dem die ganze beseelte Natur zu sprechen schien, wo hätte dieses ein Gleichniß gefunden? – Janthe’s leichter Schritt begleitete Aubrey oft auf seinen forschenden Wanderungen, und nicht selten enthüllte das unbefangene Geschöpf bei Verfolgung eines Schmetterlings alle Reize seiner schönen Gestalt dem gierigen Blicke des Fremdlings, der nun gern die kaum entzifferten Buchstaben auf einer halbverlöschten Tafel über dem Anschauen dieser lebenden Schönheit vergaß. [26] Die Flechten ihres schönen blonden Haares glichen, um ihr Haupt herabfallend, den Sonnenstralen, und verdunkelten das Auge des Antiquars, statt es zu erleuchten. Doch wozu der Versuch, das Unbeschreibliche zu beschreiben?

      Wenn er bemüht war, die Ueberreste der alten Welt in Zeichnungen für künftige Stunden aufzubewahren, so stand das Mädchen bei ihm, seine Arbeit bewundernd, und ihm die ländlichen Tänze ihrer Heimath beschreibend, oder einen Hochzeitszug, dessen sie sich noch aus ihrer Kindheit erinnerte. Oft erzählte sie ihm auch Märchen, worunter sich das von einem lebenden Vampyr befand, der Jahrelang unter seinen Freunden und Verwandten umhergegangen sey, gezwungen, jedes Jahr, durch Aufzehrung des Lebens eines schönen Weibes seine Existenz [27] für die nächste Zeit zu verlängern. Aubrey gerann dabei das Blut in den Adern, indeß er versuchte die Erzählerin wegen ihrer furchtbaren Phantasien auszulachen. Janthe aber nannte ihm die Namen alter Leute, welche ein solches Wesen erst unter sich entdeckt hatten, als viele ihrer nächsten Verwandten und Kinder mit den Zeichen des gestillten Appetits ihres Feindes gefunden worden waren, und als sie ihn so ungläubig fand, bat sie ihn, ihr doch ja zu glauben, denn man habe bemerkt, daß die, welche es gewagt hätten, die Existenz der Vampyrn zu bezweifeln, genöthigt worden waren, mit gebrochenem Herzen endlich die Wahrheit einzugestehen. Sie beschrieb ihm das Aeußere dieser Wesen der Sage gemäß, und wie groß war sein Entsetzen, als er darin eine treue Schilderung des Lord Ruthven erkannte; demohngeachtet [28] suchte er ihr ihre Furcht auszureden, ob er sich gleich verwunderte über so Manches, das hier zusammengetroffen war, um den Glauben an eine übernatürliche Gewalt des Lords Ruthven zu begründen.

      Aubrey neigte sich immer mehr und mehr zu Janthen hin; ihre Unschuld, im Contraste mit den affectierten Tugenden der Weiber, unter denen er Urbilder seiner romantischen Ideen gesucht hatte, gewann sein Herz, und indeß er es lächerlich fand, daß ein junger Engländer ein unerzogenes griechisches Mädchen heyrathen wolle, fand er sich immer stärker und stärker von der schönsten Gestalt angezogen, die er je gesehen hatte. Janthe ahnete diese aufkeimende Liebe nicht, und blieb sich in ihrer ersten kindlichen Unbefangenheit immer gleich. Sie trennte sich zwar immer ungern von Aubrey, [29] allein meistens deshalb, weil sie nun Niemand hatte, unter dessen Schutze sie ihre Lieblingsorte besuchen konnte. In Hinsicht der Vampyrs hatte sie sich auf ihre Eltern berufen, und beide bestätigten, bleich vor Schrecken schon bei Nennung des Worts, die Wahrheit der Sache.

      Kurz darauf wollte Aubrey wieder einen Ausflug machen, der ihn einige Stunden beschäftigen konnte; als die Leute den Namen des Ortes hörten, baten sie ihn dringend, nur nicht des Nachts zurückzukehren, weil er durch einen Wald reiten müsse, wo sich kein Grieche nach Sonnenuntergang zu verweilen pflege. Hier hielten nämlich die Vampyre ihre nächtlichen Orgien, und wehe dem, der ihnen dabei begegnete. Die Leute entsetzten sich, als er es wagte über die Gewalt unterirdischer Mächte zu spotten, und so schwieg er.

[30]       Am nächsten Morgen begab sich Aubrey ohne alle Begleitung auf seine Wanderung; er wunderte sich über das schwermüthige Ansehen seines Wirthes, und war sehr bewegt, als er hörte, daß seine Worte, womit er den Glauben an jene furchtbaren Feinde verspotten wollen, auf die Familie so schreckend gewirkt hatten. Als er sich zu Pferde setzte, bat ihn Janthe nochmals, vor Nachts zurückzukehren, und er versprach es.

      Seine Nachforschungen beschäftigten ihn indessen dergestalt, daß er das Abnehmen des Tages nicht bemerkte, und wie sich am Horizonte eine von den kleinen Wolken zeigte, die in wärmern Climaten so schnell zu furchtbaren Gewittern anwachsen und oft Verheerung über ganze Gegenden verbreiten. Er bestieg demohngeachtet sein Pferd, um durch Eile die versäumte Zeit nachzuholen, [31] allein zu spät. Die Dämmerung ist in jenen Gegenden fast ganz unbekannt; sogleich nach Untergang der Sonne wird es Nacht, und er war noch nicht weit geritten, als das Ungewitter mit Sturm, Regen, Blitz und Donner losbrach. Sein Pferd wurde scheu und stürmte mit furchtbarer Schnelligkeit durch den finstern Wald hin. Endlich blieb es ermüdet stehen, und beim Scheine der Blitze erkannte er, daß er sich in der Nähe einer Hütte von Binsen oder Rohr befinde, die kaum aus der Masse welker Blätter und verworrenen Gebüsches hervorsah, womit sie umgeben war. Er stieg ab und näherte sich in der Hoffnung, entweder einen Führer nach der Stadt oder wenigstens Schutz vor dem Ungewitter zu finden. Als er ganz nahe war und der Donner einen Augenblick schwieg, vernahm er das [32] schreckliche Geschrei einer weiblichen Stimme, untermischt mit einem höhnischen Gelächter, das fast ununterbrochen fortdauerte. Er stutzte, aber aufgeschreckt von dem über ihn hinrollenden Donner erbrach er mit einer gewaltigen Anstrengung die Thür der Hütte. Er stand in dicker Finsterniß, doch leitete ihn der Schall; er rufte, aber der Ton dauerte fort. Man schien ihn nicht zu bemerken. Er stieß endlich mit Jemanden zusammen, den er sogleich faßte; da schrie eine Stimme: Abermals getäuscht! worauf ein lautes Gelächter folgte. Endlich fühlte er sich selbst von Jemand ergriffen, der eine übermenschliche Stärke zu haben schien. Er beschloß, sein Leben so theuer als möglich zu verkaufen, und kämpfte, allein vergebens, seine Füße glitten aus und er wurde mit ungeheurer Gewalt zu Boden geworfen. Sein [33] Feind warf sich auf ihn und stemmte ihm die Hand auf die Brust, da fiel der Schein einiger Fackeln durch das Loch, wodurch das Tageslicht eindrang; sogleich sprang jener auf, ließ seine Beute los, rannte zur Thür hinaus, und bald vernahm man das Geräusch der Zweige nicht mehr, durch die er sich Bahn gemacht hatte.

      Der Sturm war nun vorüber, und Aubrey, der sich nicht rühren konnte, wurde von denen gehört, die draußen waren. Sie traten herein; das Licht der Fackeln fiel auf die schmutzigen Wände und die einzelnen Lagerstätten von Stroh und Binsen, worauf einige Kleidungsstücke lagen. Auf Aubreys Begehren suchte man nach derjenigen, deren Geschrei ihn angezogen hatte. Er blieb nun wieder im Dunkeln; allein wer mahlt sein Entsetzen, als er beim Lichte der rückkehrenden [34] Fackeln die reizende Gestalt seiner Führerin erkannte, die jetzt ein lebloser Leichnam war. Er traute seinen Augen kaum, doch ein abermaliges Hinstarren überzeugte ihn, daß es wirklich das liebliche Geschöpf sey. Auf ihren Wangen, selbst auf ihren Lippen war keine Farbe mehr; doch war über das Gesicht eine Ruhe verbreitet, die fast so anziehend schien, als das sonst hier wohnende Leben; auf ihrem Nacken und ihrer Brust war Blut sichtbar, und an der letztern sogar das Zeichen von Zähnen, die eine Ader geöffnet hatten. Plötzlich riefen die Männer mit Entsetzen darauf hindeutend: ein Vampyr! ein Vampyr! Man machte eine Tragbahre und legte Aubrey an die Seite derjenigen, welche vor Kurzem noch der Gegenstand seiner Bewunderung und manches süßen Traumes gewesen war. Er wußte [35] nicht, was er denken sollte, sein Geist versank in eine wohlthätige Betäubung; auf einmal ergriff er fast bewußtlos einen bloßen Dolch von ganz besonderer Bildung, der in der Hütte am Boden gelegen hatte; da erschienen auch Leute, die die Vermißte im Namen der Eltern suchten. Als sie sie fanden, schrien sie laut auf; und als endlich die Eltern das unglückliche Kind erkannten, starben beide in Kurzem vor Schmerz und Gram.

      Aubrey wurde von einem hitzigen Fieber befallen und hatte oft Geistesabwesenheiten, in diesen rufte er den Lord Ruthven und Janthe – durch eine unerklärliche Verbindung der Ideen schien er seinen frühern Gefährten zu bitten, das Leben derjenigen zu schonen, die er liebte. Zu andern Zeiten schüttete er Verwünschungen über sein Haupt [36] aus, als über ihren Mörder und Verführer.

      Lord Ruthven kam um diese Zeit selbst nach Athen, und sobald er von Aubreys Zustande hörte, nahm er seine Wohnung gleichfalls in demselben Hause und wurde sein immerwährender Gesellschafter. Als der Kranke aus seiner Geistesabwesenheit zu sich kam, erschrack und erstaunte er über den Anblick desjenigen, dessen Bild er stets mit dem eines Vampyrs verwechselt hatte; allein Lord Ruthven versöhnte den Kranken bald mit seiner Gegenwart durch seine freundlichen Reden und durch die Reue, die er über den Fehler bezeugte, der ihre Trennung veranlaßt hatte, mehr noch aber durch die Aufmerksamkeit, Besorglichkeit und Theilnahme, die er ihm bewies.

      Der Lord schien in der That gänzlich [37] verändert. Er war gar nicht mehr das theilnahmlose Wesen, das so furchtbar auf Aubrey gewirkt hatte; allein so wie dessen Genesung vorschritt, fiel jener auch wieder in sein voriges Wesen zurück, und Aubrey bemerkte keine Veränderung an ihm, als das zuweilen Ruthvens Blick mit einem Ausdrucke von höhnischen Lächeln um die Lippen fest auf ihm zu ruhen schien. Dieses Lächeln erfüllte ihn mit geheimen Schauder, ohne daß er wußte warum.

      Aubrey’s Gemüth war durch diese Erschütterung äußerst angegriffen worden, und jene geistige Elasticität, die ihn sonst ausgezeichnet hatte, schien auf immer verschwunden. Er war jetzt ein eben so großer Liebhaber der Einsamkeit, als Lord Ruthven, allein sein Gemüth konnte dieses Verlangen nicht in der Nachbarschaft von Athen erfüllt [38] finden; wo er sich hier hin begab, stand Janthe’s liebliche Gestalt vor ihm; in den Wäldern glaubte er ihren leichten Schritt zu bemerken, wie sie Veilchen und andere Frühlingsblumen suchte, bis sie ihm plötzlich ihr bleiches Gesicht und ihre verwundete Brust mit einem holdseligen Lächeln auf den rosigen Lippen zu zeigen schien. Er beschloß eine Gegend zu fliehen, wo ihn solche Erinnerungen verfolgten, und machte daher dem Lord Ruthven, dem er sich für die zarte Theilnahme verbunden fühlte, die er ihm während seiner Krankheit bewiesen hatte, den Vorschlag, diejenigen Gegenden Griechenlands zu besuchen, die sie noch nicht gesehen hatten. Sie durchstreiften nun das Land in allen Richtungen, ohne jedoch das sehr zu beachten, was sich ihren Blicken darbot. Sie hörten viel von Räubern, fingen [39] jedoch an auf diese Nachrichten wenig acht zu geben, weil sie sie für die Erfindung eigennütziger Personen hielten, welche ihren Schutz theuer verkaufen wollten. Die Warnung der Einwohner übersehend reisten sie auch einst nur mit weniger Bedeckung, die ihnen mehr zu Führern als zum Schutze diente. In einem engen Hohlwege, in dessen Tiefe ein Bach hinrauschte, und den auf beiden Seiten hohe Felsenmassen umstarrten, hatten sie Ursache, ihre Nachlässigkeit zu bereuen, denn kaum war der ganze Zug in den Engweg hinein, als sie durch das Pfeifen von Kugeln dicht über ihren Häuptern durch den Knall von Flintenschüssen, die das Echo wiederholte, erschreckt wurden. In einem Augenblicke hatten sie ihre Wachen verlassen, und hinter die Felsen sich stellend begannen sie in der Richtung zu feuern, [40] woher die Schüsse tönten. Lord Ruthven und Aubrey ihr Beispiel nachahmend zogen sich für einen Augenblick hinter die schützenden Seitenwände des Hohlweges zurück, allein sich schämend, daß sie sich vor einem Feinde verstecken sollten, der sie herauszufordern schien, und fürchtend hier endlich im Rücken genommen zu werden, beschlossen sie den Angreifern muthig entgegen zu gehen. Allein kaum hatten sie ihren Schutzort verlassen, als Lord Ruthven einen Schuß in die Schulter erhielt, der ihn zu Boden streckte. Aubrey eilte ihm zu Hülfe, und sahe sich bald nun von den Räubern umringt, denn die Begleiter hatten schon ihre Waffen weggeworfen und sich ergeben.

      Durch Versprechung großer Belohnung brachte Aubrey die Räuber dahin, seinen verwundeten Freund in eine nahe Hütte zu [41] tragen, und nachdem er ein Lösegeld versprochen hatte, wurde er nicht mehr durch ihre Gegenwart belästigt, denn sie begnügten sich blos den Eingang zu bewachen, bis der Abgeschickte mit dem Lösegeld zurückgekehrt seyn würde.

      Lord Ruthvens Kräfte nahmen schnell ab, in zwei Tagen war er dem Tode nahe, und er fühlte diesen mit schnellen Schritten sich nahen. Sein Ansehen und Benehmen hatte sich nicht verändert, er schien weder der Schmerzen noch seiner Umgebungen zu achten, gegen Ende des letzten Abends aber wurde er sichtbar unruhig, und sein Auge heftete sich oft auf Aubrey, der ihm seinen Beistand mit mehr als gewöhnlichem Ernst anzubieten sich gedrungen fühlte:

      Helfen Sie mir! Sie können mich retten! Sie können mehr thun, als das! – [42] ich meine nicht mein Leben, ich achte den Verlust desselben nicht höher, als den des scheidenden Tages, aber – meine Ehre können Sie retten, Ihres Freundes Ehre! –

      Wie? Reden Sie! Ich werde Alles thun, was ich vermag, versetzte Aubrey. –

      Ich bedarf nur wenig … mein Leben entflieht schnell … ich kann nicht Alles enthüllen … wenn Sie aber, was sie von mir wissen, verbergen wollen, so würde meine Ehre vom Gerede der Welt unbefleckt bleiben … und wenn mein Tod einige Zeit in England unbekannt bliebe … Ich … aber das Leben …

      Er soll nicht bekannt werden!

      Schwören Sie! rief der Sterbende, indem er sich mit ungewöhnlicher Heftigkeit aufrichtete. – Schwören Sie bei Allem, was Ihnen heilig ist, bei Allem, was Sie [43] fürchten, daß Sie binnen Jahr und Tag keinem lebenden Wesen auf irgend eine Art das mittheilen wollen, was Ihnen von meinem Verbrechen und meinem Tode bekannt ist, es mag sich ereignen, was da will, Sie mögen sehen, was Sie wollen.

      Seine Augen schienen sich bei dieser Rede aus ihren Kreisen zu drehen.

      Ich schwöre! rief Aubrey, und jener sank sterbend auf sein Kissen zurück und athmete nicht mehr.

      Aubrey begab sich zwar zur Ruhe, konnte aber nicht schlafen, die mancherlei Umstände, wovon seine Bekanntschaft mit diesem Manne begleitet gewesen war, wurden wieder klar in seiner Seele, und er wußte nicht, wie es geschah, wenn er sich seines Schwures erinnerte, überfiel ihn ein kalter Schauer, wie [44] das Vorgefühl von etwas Schrecklichem, das ihn erwartete.

      Mit dem frühesten Morgen stand er auf, und eben war er im Begriff, die Hütte zu betreten, wo er den Leichnam verlassen hatte, als ihm ein Räuber entgegen trat und ihm meldete, daß sich jener nicht mehr dort befinde, indem er von ihm und seinen Kameraden auf dem Gipfel eines benachbarten Berges getragen worden sey, in Gemäßheit des Versprechens, das sie dem Lord gegeben, daß er dem ersten kalten Strale des Mondes, der nach seinem Tode aufgehen würde, ausgesetzt werden sollte. Aubrey erstaunte, nahm einige der Männer mit sich, entschlossen, den Berg zu besteigen und den Leichnam an dem Orte zu beerdigen, wo er läge. Allein als er den Gipfel erreicht hatte, fand er weder Spuren von dem Leichnam, noch [45] von den Kleidern, obgleich die Räuber schworen, das sey derselbe Felsen, wohin sie den Todten gelegt hätten. Er verlor sich einige Zeit in seltsamen Vermuthungen, allein endlich kehrte er zurück in der Ueberzeugung, daß sie den Körper, um die Kleider zu gewinnen, beerdigt hätten.

      Ueberdrüßig einer Gegend, wo er so furchtbares Mißgeschick erfahren hatte, und wo sich Alles verschworen zu haben schien, jene zum Aberglauben sich neigende Schwermuth zu nähren, die sich seines Gemüths bemächtigt hatten, beschloß er abzureisen, und in Kurzem befand er sich in Smyrna. Indeß er auf ein Schiff wartete, welches ihn nach Otranto oder Neapel überführen sollte, beschäftigte er sich mit Ordnung der Sachen, die er als dem Lord Ruthven zugehörig mit sich genommen hatte. Unter [46] denselben befand sich auch eine Kiste, welche verschiedene Angriffswaffen enthielt, die mehr oder weniger geschickt waren, einen unfehlbaren Tod zu geben. Auch mehrere Dolche und Ataghans waren dabei. Indem er ihre seltsame Gestalt betrachtete, wie erschrack er, als er eine Scheide fand, in derselben Art verziert, wie der Dolch, den er in der Hütte gefunden hatte … Er schauderte … nach weitern Beweisen suchend fand er auch die Waffe, und man kann sich seinen Schreck denken, als er entdeckte, daß sie, wenn auch besonders geformt, in die Scheide genau passe, die er in der Hand hielt. Wie gern hätte er gezweifelt. Er starrte fest auf den Dolch hin, ja! er war es … auch Blutstropfen waren auf ihn und der Scheide zu bemerken! –

      Er verließ Smyrna, und auf seinem [47] Rückwege nach der Heimath war es in Rom sein erstes Geschäft, sich nach der jungen Dame zu erkundigen, die er aus des Lords Ruthven Fallstricken zu befreien gesucht hatte. Ihre Eltern lebten im Elende, ihr Vermögen war zu Grunde gerichtet, und man hatte seit des Lords Abreise nichts wieder von ihr gehört. Aubrey’s Gemüth erlag fast unter den Stürmen so wiederhohlter Schrecknisse, er fürchtete auch, die junge Italienerin möchte Janthe’s Verführer zur Beute geworden seyn. Er wurde düster und einsylbig; sein Geschäft bestand blos darin, die Postillons zur Eil anzutreiben, gleich als sey er im Begriffe, das Leben eines ihm theuern Wesens zu retten. So kam er in Calais an; ein Landwind, der seinen Wünschen günstig war, brachte ihn schnell an Englands Küste. Er eilte nach dem väterlichen [48] Hause, und hier schien er, auf Augenblicke wenigstens, in den Umarmungen seiner Schwester, die Erinnerungen des Vergangenen aus den Augen zu verlieren. Hatte sie schon früher durch ihre kindlichen Liebkosungen seine Zuneigung gewonnen, so erschien sie ihm jetzt als Jungfrau noch reizender und liebenswerther.

      Miß Aubrey besaß nicht jenes einnehmende Wesen, welches die Aufmerksamkeit und den Beifall großer Gesellschaften zu erregen im Stande ist. Nichts von jenem glänzenden Schimmer, der nur in der erhitzten Atmosphäre eines vollgestopften Zimmers leuchtet. Ihr blaues Auge war nicht der leicht bewegliche Spiegel eines leichtsinnigen Gemüths. Ein melancholischer Reiz wohnte darin, der nicht von Unglück, sondern von einem tiefern Gefühl herzurühren [49] schien, das auf eine Seele schließen ließ, die sich eines höhern Vaterlandes bewußt war. Ihr Schritt war nicht ein leichtes Hüpfen, durch einen Schmetterling oder eine glänzende Blume angezogen, sondern ernst und sinnend. Wenn sie allein war, wurde ihr Gesicht nie durch das Lächeln der Freude verklärt, aber wenn ihr Bruder ihr seine Liebe bewies, wenn er in ihrem Umgange jenen Gram zu vergessen suchte, der, wie sie wußte, seine Ruhe untergrub, wer hätte dann ihr Lächeln gegen das der Wollust vertauscht? – Dann schien es, als glänzten diese Augen, dieses Gesicht in dem Lichte ihres schönern Geburtslandes. Sie stand erst im achtzehnten Jahre, und war noch nicht in die Welt eingeführt worden, indem es ihre Vormünder für besser gehalten hatten, ihre Vorstellung daselbst so lange zu verschieben, bis ihr [50] Bruder vom festen Lande zurückgekehrt, öffentlich als ihr Beschützer würde auftreten können.

      Es war nun bestimmt, daß der nächste Hofzirkel, der nicht sehr entfernt war, die Epoche ihres Eintritts auf den geräuschvollen Schauplatz werden sollte. Aubrey hätte sich freilich lieber auf sein väterliches Haus beschränkt und der Melancholie Nahrung gegeben, die sich seiner ganz und gar bemächtigte. Er konnte keine Theilnahme empfinden an dem leichtfertigen Gespräch modischer Fremder, indeß sein Gemüth durch die Begebenheiten zerrissen wurde, von denen er Augenzeuge gewesen war; allein er beschloß, seine eigene Bequemlichkeit der Beschützung seiner Schwester aufzuopfern. Bald trafen sie in der Stadt ein, und bereiteten sich für den nächsten Tag, der zum Gallatage angesetzt war.

[51]       Die Menschenmenge war außerordentlich, seit langer Zeit war kein Zirkel gewesen, und Alles, was sich in dem Lächeln der Hoheit zu sonnen trachtete, eilte sehnsuchtsvoll herbei. Aubrey mit seiner Schwester hatte sich gleichfalls eingefunden. Indeß er einsam in einer Ecke stand, die Umgebungen wenig beachtend, versank er in die Erinnerung, daß er an derselben Stelle den Lord Ruthven zum ersten Mal gesehen habe. … Da fühlte er sich plötzlich am Arme ergriffen, und eine nur zu bekannte Stimme raunte ihm ins Ohr: „Gedenke deines Eydes!“ Er hatte kaum den Muth, sich umzusehen, fürchtend, er möchte ein Gespenst erblicken, als er in einiger Entfernung dieselbe Gestalt wahrnahm, welche seine Aufmerksamkeit beim ersten Eintritte in diesen Saal auf sich gezogen hatte. Er [52] starrte darauf hin, bis ihn seine Füße nicht mehr tragen wollten, dann faßte er den Arm eines Freundes, bahnte sich einen Weg durch die Menge, warf sich in den Wagen und eilte nach Hause. Hier schritt er mit heftigen Schritten das Zimmer auf und ab, die Hand an die Stirn gelegt, gleich als fürchtete er, die Gedanken möchten diese zersprengen. Lord Ruthven stand vor ihm… Umstände aus der Vergangenheit belebten sich… der Dolch … sein Eid! – Sollten die Todten auferstehen? – Er glaubte, seine Phantasie habe blos das Bild belebt, welches in seiner Seele wohnte. Es konnte unmöglich Wirklichkeit seyn, er beschloß daher, wieder in Gesellschaft zu gehen; denn ob er gleich versucht hatte, sich nach Lord Ruthven zu erkundigen, so erstarb doch der Name auf [53] seinen Lippen, und er vermochte Nichts über ihn zu erfahren.

      Einige Tage nachher besuchte er mit seiner Schwester eine Gesellschaft bei einem nahen Verwandten. Er ließ sie unter dem Schutze einer ältern Dame und begab sich an einen stillen Ort, wo er seinen Gedanken nachhing. Da er aber endlich bemerkte, daß Einige Abschied nahmen, erhob er sich, ging in ein anderes Zimmer, und fand hier seine Schwester von Mehrern umgeben, und wie es schien, im ernsten Gespräche; er suchte sich Platz zu machen und zu ihr zu gelangen, da wandte sich Jemand, den er bat ihn durchzulassen, und – er erkannte dieselben Züge, die er so sehr verabscheute. Schnell ergriff er den Arm seiner Schwester und zog sie eilig mit sich fort nach der Straße. An der Thür wurde er durch die Menge [54] der Diener verhindert, vorwärts zu kommen, und indem er sich durchdrängen wollte, hörte er, daß eine Stimme wieder ganz dicht bei ihm flüsterte: „Gedenke deines Eides!“ Er wagte es nicht, sich umzuschauen, sondern eilte, seine Schwester mit sich fortziehend, schnell nach Hause.

      Aubrey wurde fast wahnsinnig. War sein Geist schon vorher in einem einzigen Gedanken versunken gewesen, wie sehr wurde dieser Zustand verstärkt, da er nun die Gewißheit hatte, daß des Ungeheuers Leben von neuem sein Gemüth belastete. Er beachtete seiner Schwester Zärtlichkeit kaum, und vergebens drang sie in ihn, nach der Ursache seines räthselhaften Benehmens forschend. Er stieß blos wenige Worte aus, und diese erschreckten sie. Jemehr er nachsann, um so verstörter wurde er. Sein Eid machte [55] ihn schaudern … sollte er denn gestatten, daß das Ungeheuer Verderben hauchend unter allen, was ihm theuer war, umhergehe, und nicht versuchen, seine Fortschritte zu hemmen? Seine eigene Schwester konnte ja von ihm erreicht werden. – Aber gesetzt auch, er wollte seinen Eid brechen und seine Vermuthungen laut werden lassen, wer würde ihm glauben? Er kam wohl auf den Gedanken, seine eigene Hand zu brauchen, um die Welt von solch einem Elenden zu befreien, allein der Tod, erinnerte er sich, hatte ja keine Gewalt über ihn. Mehrere Tage blieb er in diesem Zustande, schloß sich in seinem Zimmer ein, und genoß blos einige Nahrung, wenn seine Schwester zu ihm kam und ihn mit thränenden Augen bat, doch um ihretwillen seine Kräfte nicht sinken zu lassen. Endlich konnte er selbst die Stille [56] und Einsamkeit nicht länger ertragen, er verließ seine Wohnung und eilte von Straße zu Straße, ängstlich fliehend vor dem Bilde, welches ihn immerwährend verfolgte. Er vernachlässigte seine Kleidung und wanderte eben so am hellen Tage, wie um Mitternacht umher. Man erkannte ihn kaum. Anfangs kehrte er mit dem Abende nach Hause zurück, allein endlich legte er sich da nieder, wo ihn die Ermüdung überfallen hatte. Seine Schwester, besorgt für seine Gesundheit, stellte Leute an, die ihm folgen mußten, allein sie verloren ihn bald aus dem Gesichte, denn er floh vor jedem Verfolgenden schneller, als mancher vor – Gedanken.

      Indessen änderte sich mit einem Male sein Benehmen. Ergriffen von der Idee, daß er in seiner Abwesenheit alle seine Freunde mit einem Feinde allein ließ, dessen Gegenwart [57] sie nicht ahneten, beschloß er wieder in Gesellschaft zu gehen und ihn genau zu bewachen, in der Absicht, trotz seines Eides alle zu warnen, denen sich Lord Ruthven auf eine vertrauliche Art nähern möchte. Allein wenn er in einen geselligen Kreis trat, waren seine lauernden, spähenden Blicke so ergreifend, sein innerlicher Schauder so sichtbar, daß sich seine Schwester endlich genöthigt sah, ihn zu bitten, er möge ihrentwegen doch nicht eine Gesellschaft besuchen, welche einen so unangenehmen Eindruck auf ihn zu machen scheine. Da jedoch alle Vorstellungen fruchtlos waren, glaubten die Vormünder sich ins Mittel schlagen zu müssen, und fürchtend, daß sein Geist zerrüttet werden möchte, hielten sie es für hohe Zeit, ein Amt wieder zu übernehmen, [58] das ihnen schon vorher von Aubrey’s Eltern übertragen worden war.

      Voll Verlangen, ihn vor den Beleidigungen und Unannehmlichkeiten zu schützen, die er täglich auf seinen Wanderungen erfuhr, und den Augen der Menge nicht das blos zustellen, was sie für Zeichen des Wahnsinns hielten, veranlaßten sie einen Arzt, in seinem Hause Wohnung zu nehmen und ihn in steter Obhut zu halten. Er schien dies kaum zu bemerken, so sehr war sein Geist nur mit dem einzigen furchtbaren Gegenstande beschäftigt. Seine innere Verworrenheit wurde endlich so groß, daß er auf sein Zimmer beschränkt werden mußte. Hier lag er denn oft auf einer Stelle Tage lang, ohne daß er im Stande war aufzustehen. Er war äußerst mager geworden, seine Augen hatten ein gläsernes Ansehen bekommen, das [59] einzige Zeichen von Gefühl und Erinnerung entfaltete er beim Eintritte seiner Schwester, dann sprang er zuweilen auf, und ihre Hand ergreifend, bat er sie mit Blicken, die sie in innerster Seele durchdrangen, sie möchte ihn nicht berühren. „O! sagte er, berühre ihn ja nicht! wenn deine Liebe zu mir aufrichtig ist, nähere dich ihm nicht!“ Wann sie nun forschte, worauf sich diese Bitte bezöge, war seine einzige Antwort: Gewiß! gewiß! und dann sank er wieder in einen Zustand zurück, aus dem auch sie ihn nicht erheben konnte. So blieb es mehrere Monate; so wie indeß das Jahr allmälig vorüberging, wurden auch seine Gemüthszerrüttungen minder häufig, und sein Geist befreite sich zum Theil von seiner Verdüsterung. Seine Wächter bemerkten auch, daß er des Tags zuweilen eine gewisse Zahl [60] an den Fingern berechnete und dann lächelte.

      Fast war die Zeit verflossen, als am letzten Tage des Jahres einer seiner Vormünder in das Zimmer trat und mit dem Arzte über den traurigen Umstand sprach, daß sich Aubrey noch immer in einer so schrecklichen Lage befinde, indeß seine Schwester nächstens verheirathet werden würde. Dieses erregte sogleich Aubrey’s Aufmerksamkeit, und er fragte ängstlich: An wen? – Voll Freude über diesen Beweis des rückkehrenden Verstandes, dessen sie ihn schon für ganz beraubt gehalten hatten, nannten sie ihn den Namen des Earl von Marsden. Da er dachte, daß dies ein junger Edelmann sey, den er in Gesellschaft gesehen habe, schien Aubrey sehr zufrieden, und setzte die Vormünder noch mehr dadurch in Verwunderung, [61] daß er den Wunsch zu erkennen gab, bei der Hochzeit zugegen zu seyn und seine Schwester zu sehen. Sie antworteten nichts, allein in wenigen Minuten war seine Schwester bei ihm.

      Er war dem Anscheine nach noch fähig, von der Wirkung ihres lieblichen Lächelns gerührt zu werden, denn er drückte sie an seine Brust und küßte ihre Wange, welche Thränen benetzten, die dem Gedanken flossen, daß ihres Bruders Gemüth den Empfindungen der Liebe wieder geöffnet sey. Er begann nun mit all seiner gewöhnlichen Wärme zu sprechen, und ihr Glück zu wünschen zu ihrer Vermählung mit einem durch Rang und andere Vollkommenheiten so ausgezeichneten Manne, da bemerkte er plötzlich ein Miniaturbild auf ihrer Brust; er betrachtete es genauer, und wie groß war sein [62] Erstaunen, als er die Züge des Ungeheuers erkannte, welches einen so langen Einfluß auf sein Leben gehabt hatte. In einem Anfall von Wuth ergriff er das Portrait und trat es mit Füßen. Als sie ihn fragte, warum er so die Abbildung ihres künftigen Gemahls zerstöre, sahe er sie an, als wenn er sie nicht verstünde, dann ergriff er ihre Hände und schauete sie mit einem Ausdrucke wilder Verwirrung an, indem er sie bat zu schwören, daß sie nie dieses Ungeheuer heirathen wolle, denn er … Er konnte nicht weiter sprechen, es schien, als ob die Stimme ihn wieder aufforderte, seines Eides zu gedenken, – schnell wandte er sich um und dachte Lord Ruthven zu erblicken, allein er sah Niemand. Unterdessen waren die Vormünder und der Arzt eingetreten, welche das alles mit angehört hatten, und [63] da sie es für die Rückkehr seines Wahnsinnes hielten, trennten sie ihn mit Gewalt von Miß Aubrey und baten sie, sich zu entfernen. Nun fiel er ihnen zu Füßen, bat, beschwor sie nur einen Tag um Aufschub. Sie wurden dadurch noch mehr in ihrer Meinung von dem rückkehrenden Wahnsinne Aubrey’s bestärkt, versuchten ihn zu beruhigen und entfernten sich.

      Lord Ruthven hatte den Morgen nach dem Hofzirkel seinen Besuch machen wollen, war jedoch so wie Niemand angenommen worden. Als er von Aubrey’s Uebelbefinden hörte, fühlte er wohl, daß er es verursacht habe; als er aber vollends erfuhr, er sey wahnsinnig geworden, konnte er seine Freude kaum vor denen verbergen, von denen er diese Nachricht erfahren hatte. Er eilte nach der Wohnung seines frühern Gefährten, [64] und durch beharrliche Aufmerksamkeit, so wie durch Aeußerung einer großen Zärtlichkeit gegen den Bruder und Theilnehmer an seinem Unglücke, gelang es ihm, allmälig bei Miß Aubrey Gehör zu finden. Wer vermochte auch seinen Künsten zu widerstehen? Er hatte Gefahren und Beschwerden zu erzählen, – sprach von sich selbst, als von einem Wesen, welches durchaus mit keinem andern auf der Welt, außer mit der, an die er seine Worte richtete, übereinstimmend empfinde, erzählte ihr, wie nur, seitdem er sie kenne, sein Daseyn ihn der Erhaltung werth geschienen habe, gleich als ob er nur ihren schmeichelnden Worten und Tönen habe lauschen wollen, – mit einem Worte, er wußte die Schlangenkünste so trefflich zu brauchen, oder es war vielmehr der Wille des Schicksals, daß er ihre volle [65] Zuneigung gewann. Da der Titel des ältern Zweiges der Familie mit der Zeit auf ihn fiel, so erhielt er einen ansehnlichen Gesandtschaftsposten, der ihm zur Entschuldigung diente, daß er die Vermählung (trotz des Bruders zerrütteter Gesundheit) beschleunigte, denn sie sollte den Tag vor seiner Abreise nach dem festen Lande Statt finden.

      Aubrey versuchte, als ihn die Vormünder und der Arzt verlassen hatten, die Diener zu bestechen, doch vergebens! Er verlangte Feder und Dinte. Es wurde ihm gereicht; er schrieb einen Brief an seine Schwester, indem er sie beschwor, so werth ihr ihre eigene Glückseligkeit, ihre eigene Ehre und die Ehre derer sey, die nun im Grabe schlummerten, aber sie einst als die Hofnung ihres Hauses in ihren Armen hielten, [66] nur um wenig Stunden eine Vermählung zu verschieben, auf die er die schrecklichsten Verwünschungen ausschüttete. Die Diener versprachen ihm, den Brief zu bestellen, übergaben ihn aber dem Arzte, der es für besser hielt, das Gemüth der Miß Aubrey nicht noch mehr durch das zu ängstigen, was er für Anfälle eines Wahnsinnigen hielt.

      Die Nacht verstrich den geschäftigen Bewohnern des Hauses ohne Ruhe, und Aubrey hörte mit einem Entsetzen, das man sich eher vorstellen, als beschreiben kann, die Zeichen geschäftiger Vorbereitungen. Der Morgen kam und das Geräusch der anfahrenden Wagen berührte sein Ohr. Aubrey gerieth ganz außer sich. Die Neugier der Diener besiegte endlich ihre Wachsamkeit; sie stohlen sich allmälig weg und ließen Aubrey [67] in der Aufsicht eines alten schwachen Weibes. Er benutzte diese Gelegenheit. Mit einem Sprunge war er aus dem Zimmer, und in einem Augenblicke stand er in dem, wo sich alles zur Feierlichkeit versammelt hatte. Lord Ruthven war der erste, der ihn bemerkte; er trat sogleich zu jenem hin, ergriff ihn heftig beim Arme und riß ihn, sprachlos vor Wuth, mit sich aus dem Zimmer. Auf der Treppe raunte ihm Lord Ruthven ins Ohr: „Erinnern Sie sich ihres Eides, und bedenken Sie, daß, wenn Ihre Schwester nicht heut meine Gemahlin wird, sie entehrt ist! Die Weiber sind schwach!“ – Mit diesen Worten drängte er ihn gegen seine Diener hin, welche durch das alte Weib aufgeregt, ihn zu suchen gekommen waren. Aubrey konnte sich nicht länger aufrecht erhalten. Seine Wuth, die [68] keinen Ausbruch fand, hatte ein Blutgefäß zerrissen, und er wurde sogleich zu Bette gebracht. Dies wurde indessen seiner Schwester verschwiegen, welche bei seinem Eintritte nicht zugegen gewesen war, denn der Arzt wollte sie nicht beunruhigen. Die Vermählung wurde vollzogen und Braut und Bräutigam verließen London.

      Aubrey’s Schwäche nahm immer mehr zu; der Blutverlust erzeugte Symptome des herannahenden Todes. Er wünschte, seiner Schwester Vormünder möchten zu ihm gerufen werden, und als die Glocke Mitternacht geschlagen hatte, erzählte er alles – was die Leser auf den vorstehenden Blättern gefunden haben, und starb augenblicklich.

[69]       Die Vormünder eilten fort, Miß Aubrey zu retten, allein es war zu spät. Lord Ruthven war verschwunden und Aubrey’s Schwester hatte den Durst eines Vampyr gestillt.

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[70]
Auszug aus einem Briefe
enthaltend eine Nachricht über Lord Byrons
Aufenthalt auf der Insel Mitylene.

Als wir am Bord eines königlichen (englischen) Schiffes im Jahre 1812 durch den griechischen Archipelagus segelten, liefen wir in den Hafen von Mitylene auf der Insel gleiches Namens ein. Die Schönheit dieses Ortes und die Gewißheit, sich daselbst immer mit Vieh und Vegetabilien versorgen zu können, lockte viele britische sowohl Kriegs- als Kauffahrtheischiffe, denselben zu besuchen; und ob er gleich von dem Wege der nach Smyrna bestimmten Schiffe ziemlich [71] weit abliegt, so ersetzt sein Reichthum doch reichlich jene Abweichung von dem eigentlichen Wege. Wir landeten, wie gewöhnlich, im Hintergrunde der Bay, und indeß die Mannschaft mit Wasserholen beschäftigt war und der Handel um Vieh mit den Einwohnern betrieben wurde, machten der Geistliche und ich einen Spaziergang nach der Höhle, die man Homer’s Schule nennt, und andere Orte, wo wir vorher schon gewesen waren. Auf der Spitze des Berges Ida (eines kleinen Hügels dieses Namens) trafen wir einen jungen Griechen und nahmen ihn zu unserm Führer. Dieser sagte uns, er sey von Scio gekommen mit einem englischen Lord, der die Insel vier Tage vor unserer Ankunft in seiner Felucke verlassen habe. „Ich sollte ihm zum Piloten dienen, sagte der Grieche, und er würde mich mitgenommen [72] haben, allein ich wollte Mitylene nicht verlassen, da ich mich wahrscheinlich hier verheyrathen werde; er war ein wunderlicher, aber guter Mann. Das Landhaus auf dem Hügel, mit der Vorderseite nach dem Flusse zu, gehört ihm, und er hat einen alten Mann als Aufseher in demselben zurückgelassen. Er gab dem Weinhändler Dominique sechshundert Zechinen dafür (ohngefähr 250 Pfund Englisch), und hat ohngefähr 14 Monate hier gewohnt, obgleich nicht immerwährend, denn er segelte in seiner Felucke sehr oft nach verschiedenen andern Inseln.“

      Diese Nachricht erregte unsere Neugier in hohem Grade, und wir verloren keine Zeit, uns nach dem Hause zu begeben, wo unser Landsmann gewohnt hatte. Wir wurden von einem alten Manne freundlich empfangen [73] und im ganzen Hause herumgeführt. Es bestand aus vier Gemächern auf ebener Erde, einer Eintrittshalle, einem Gesellschaftszimmer, einem Wohn- und Schlafzimmer, an welches ein geräumiges Closet stieß. Alle waren ganz einfach verziert. Die Wände einfach grün, an jeder Seite Marmortische, in der Mitte ein breiter Myrtenbaum und unter demselben eine Fontaine, welche durch ein in einer kleinen Venusstatue von Bronze angebrachte Feder in Bewegung gesetzt werden konnte, so daß sie die Zweige des Baumes benetze, endlich ein breites Sopha – dies machte das ganze Hausgeräth aus. In der Vorhalle standen ein Dutzend englische Rohrstühle und ein großer Bücherschrank; nirgends aber Spiegel oder ein Gemälde. Das Schlafgemach enthielt blos eine große Matratze auf den Boden gelegt, [74] mit zwei ausgefütterten baumwollenen Decken und einem Kissen, – das gewöhnliche Bett in ganz Griechenland. In dem Wohnzimmer bemerkten wir eine marmorne Nische, die, wie der Alte sagte, sonst mit Büchern und Papieren angefüllt gewesen, welche sich jetzt in einem großen Schifferkoffer in dem Closet befanden, er war offen, allein wir hielten uns nicht für berechtigt, den Inhalt zu untersuchen. Auf dem Tische in der Nische lagen Voltaire’s, Shakespear’s, Boileau’s und Rousseau’s sämmtliche Werke. Volney’s Ruinen der Reiche, Zimmermann in deutscher Sprache, Klopstocks Messias, Kotzebue’s Novellen, Schillers Räuber, Miltons verlornes Paradies, eine italiänische Ausgabe, gedruckt zu Parma 1810, mehrere kleine Schriften aus griechischen Pressen zu Constantinopel, aber kein [75] englisches Buch irgend einer Art. Viele dieser Bücher waren voll Randanmerkungen mit einem Pinsel geschrieben, in italiänischer und lateinischer Sprache. Der Messias war überall beschrieben und mit Papierzeichen versehen, worauf sich ebenfalls Bemerkungen befanden.

      Der alte Mann sagte: der Herr hat in diesen Büchern noch den Abend zuvor gelesen, ehe er abreiste, und nur vergessen, sie zu den andern zu stellen; aber, setzte er hinzu, sie müssen hier liegen bleiben, bis er wieder kommt; er ist ein sonderbarer Mensch, wollte ich nur das Geringste ohne seinen Befehl verrücken, so könnte er ganze Wochenlang böse auf mich seyn, sonst ist er sehr gut! Ich leistete ihm einmal einen Dienst, und da habe ich denn den Ertrag seiner Meierei dafür, daß ich sie verwalte, [76] ausgenommen zwanzig Zechinen, die ich einem alten Armenier zahle, der in einer kleinen Hütte im Walde lebt, und den der Herr einst mit von Adrianopel brachte; ich weiß nicht aus welchem Grunde.

      Von Außen sahe das Haus recht gefällig aus. Der Säulengang an der Vorderseite war fünfzig Schritte lang und vierzehn breit, die canelirten marmornen Pilaster mit schwarzen Plinthen und hohlgearbeiteten Cornichen (wie es jetzt in Griechenland Mode ist) waren beträchtlich höher, als das Dach. Dieses aber, umgeben von einer leichten steinernen Balustrade, war bedeckt mit einem feinen türkischen Teppich, worunter noch eine schlechte Leinwanddecke lag. Die meisten Dächer der Häuser sind so eingerichtet, weil auf denselben die Griechen ihre Abende mit Tabakrauchen, Weintrinken (z. B. [77] laerymä Christi), Früchteessen und im Genusse der Abendkühle zubringen.

      Links beim Eingange des Hauses gleitete ein Bach dahin; Weinstöcke, Orangen, Linden wuchsen dicht an seinen Ufern empor, und unter dem Schatten zweier großer Myrtenbäume stand ein marmorner Sitz mit einer hölzernen Lehne, worauf, wie uns der Alte sagte, der Herr manche Abende und Nächte bis um 12 Uhr lesend, schreibend und im Selbstgespräche zuzubringen pflegte. Ich vermuthe, sagte der Alte, er betete; denn er ist sehr fromm, und besucht, außer Sonntags, unsere Kirche immer zweimal in der Woche.

      Die Aussicht von diesem Sitze war, was man eine Vogelperspective nennen möchte. Eine Reihe üppiger Weingärten leitet das Auge zu dem Berge Calcla, der mit Oliven- [78] und blühenden Myrtenbäumen bedeckt, auf seinem Gipfel einen alten Griechischen Tempel in majestätischen Ruinen trägt. Ein kleiner Fluß rauschte in mehrern Fällen von den Trümmern herab, bis er sich in dem Gebüsche am Fuße des Felsens verlor. Die spiegelglatte See und ein von keinen Wölkchen beschatteter Horizont schlossen die Aussicht von vorn, ein wenig links erblickte man durch die Stämme von Wallnußbäumen und Palmen mehrere kleine Eilande, welche auf den blauen Wogen wie schmaragdne Knöpfe schimmerten. Selten hatte ich eines so reizenden Anblicks genossen; all unser Forschen aber nach dem Namen der Person, welche diese romantische Einsamkeit bewohnt hatte, war vergebens; keiner wußte seinen Namen, außer Dominique, sein Banquier, der sich nach Candia begeben hatte.

[79]       „Der Armenier, sagte unser Führer, könnte Etwas sagen, allein ich weiß gewiß, er wird es nicht thun!“

      Und könnt ihr’s denn nicht, alter Freund, versetzte ich. –

      Könnt’ ich’s auch, erwiederte er, ich wagte es nicht! –

      Wir hatten keine Zeit, den Armenier zu besuchen, allein bei unserer Rückkehr nach der Stadt erfuhren wir mehrere einzelne Züge von dem einsam lebenden Lord. Er hatte bei seiner letzten Anwesenheit auf der Insel eilf junge Mädchen ausgestattet und selbst mit ihnen bei ihrer Hochzeit getanzt. Er gab dem eine Kuh, jenem Pferde und Baumwolle und Seide den Mädchen, welche von dem Weben dieser Stoffe leben. Er kaufte einem Fischer ein neues Boot, der das seine in einem Sturme verloren hatte, [80] und gab armen Kindern oft griechische Bibeln. Mit einem Worte, er erschien uns, soviel wir von ihm hörten, als ein zwar seltsamer, aber sehr wohlwollender Character. Einen Umstand erfuhren wir noch, den uns unser alter Freund in dem Landhause verschwiegen hatte. Er hatte eine sehr schöne Tochter, mit der man den Lord oft an der Seeküste spatzieren gehen sahe, und er lehrte sie die Musik auf einem Fortepiano, das er ihr gekauft hatte.

      Dies war alles, was wir bei unserer Abreise von der friedlichen Insel Mitylene erfahren hatten. Unsre Phantasie verlor sich in Vermuthungen, wer wohl dieser in Griechenland herumstreifende Mann seyn möchte. Daß er Geld hatte, war offenbar, er war menschenliebend, und alle seine Eigenheiten deuteten auf eine ganz besondere [81] Natur. Als wir nach Palermo kamen, wurden alle unsere Zweifel zerstreut. Wir machten Bekanntschaft mit Herrn Foster, dem Architecten, einem Mündel von Wyatt’s, der Aegypten und Griechenland durchreist hatte. Der Mann, der Sie so lebhaft interessirt, sagte er, ist Lord Byron! Ich traf ihn auf meinen Reisen auf der Insel Tenedos, und besuchte ihn nachher auf Mitylene. Damals hatten wir noch nichts von dem Lord gehört, da wir mehrere Jahre von Hause abwesend gewesen waren, allein als uns Child Harold in die Hände gekommen war, erkannten wir auf jeder Seite die Einsamkeit von Calcla. Wir bedauerten nun gar sehr, daß wir bei unsern Nachforschungen in dem Landhause nicht sorgfältiger gewesen waren, doch tröstete uns der Gedanke, daß wir künftig wieder nach Mitylene kommen [82] würden; indeß wird diese Hoffnung nun wohl nicht erfüllt werden. Ich theile dieses alles mit, weil ich es für nicht uninteressant halte, und um des Lords guten Namen zu retten, der so sehr verläumdet worden ist. Man hat ihn beschrieben als ein gefühlloses Wesen, abgeneigt allem Umgange mit Menschen, unbekümmert ihre Schmerzen zu lindern, oder ihre Freuden zu erhöhen. Aus den erzählten Anecdoten geht aber gerade das Gegentheil hervor. Alle feinere Gefühle des Herzens, wie sie in des Lords Gedichten sich ausprägen, scheinen in seinem Busen zu leben. Zärtlichkeit, Mitgefühl und Wohlthätigkeit scheinen alle seine Handlungen zu leiten, ja seine Neigung zur Einsamkeit und Entfernung von der Welt ist ein Grund mehr zu glauben, daß Religion in seinem Herzen wohnt und allgemeines [83] Wohlwollen sein ganzes Wesen durchdringt.

      In Hinsicht seiner Liebschaften, Vergnügungen wage ich keine Meinung zu äußern. Man muß behutsam seyn bei Nachrichten, welche gegen die Moralität eines Menschen gerichtet sind; und nur, wer sich traut, makellos vor dem Richter zu erscheinen, der einst uns alle vor sich laden wird, mag die Verirrungen seiner Mitgeschöpfe streng beurtheilen. Lord Byrons Character ist nicht unter seinem Genie. Gutes thun im Stillen und den Beifall der Welt verachten, ist das sicherste Zeugniß eines tugendhaften Herzens und eines ruhigen Selbstbewußtseyns.

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Anmerkungen des Herausgebers

  1. Es herrscht allgemein der Glaube, daß eine von einem Vampyr ausgesaugte Person selbst ein Vampyr werde und nun wieder sauge.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der Vampyr wurde am 1. April 1819 vom Verlag Colburn in der Zeitschrift New Monthly Magazine ohne Polidoris Erlaubnis veröffentlicht. Die Geschichte wurde falsch untertitelt und als A Tale by Lord Byron („Eine Geschichte von Lord Byron“) bezeichnet. Der Name der Hauptfigur Lord Ruthven führte zu dieser Verwechslung, weil dieser Name ursprünglich in Caroline Lambs Roman Glenarvon Verwendung fand, der vom selben Herausgeber veröffentlicht wurde, und darin auch eine Zeichnung von Lord Byron vorhanden war. Lambs Werke wurden damals anonym herausgebracht und so nahm der Coburn-Verlag an, Der Vampyr könne von Byron stammen.