Der Deutsche Bauernbund

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Autor: Michael Meyer
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Titel: Der Deutsche Bauernbund
Untertitel:
aus: Handbuch der Politik Zweiter Band: Die Aufgaben der Politik, Siebentes Hauptstück: Die politischen Parteien in Deutschland, 36. Abschnitt (Wirtschaftliche Bünde), S. 61−63
Herausgeber: Paul Laban, Adolf Wach, Adolf Wagner, Georg Jellinek, Karl Lamprecht, Franz von Liszt, Georg von Schanz, Fritz Berolzheimer
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Dr. Walther Rothschild
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Erscheinungsort: Berlin und Leipzig
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[61]
b) Der Deutsche Bauernbund.
Von
Michael Meyer,
Redakteur des „Deutschen Bauernbundes“, Berlin-Steglitz.


Literatur:[Bearbeiten]

Stenographischer Bericht über die erste Bundesversammlung des Deutschen Bauernbundes in Gnesen am 6. Juli 1909. –
K. Böhme, Deutsche Bauernpolitik, eine Auseinandersetzung mit dem Bund der Landwirte, Würzburg 1911. –
Derselbe, Finanzreform und Bauernstand, Berlin und Leipzig 1909. –
Derselbe, 30 Jahre deutscher Schutzzollpolitik, Heidelberg 1909. –
Derselbe, Die Agrarkonservativen und die innere Kolonisation, Berlin 1913. –
Stenographischer Bericht über die Generalversammlung des Deutschen Bauernbundes in Osnabrück 1912. –
Jahrbuch des Deutschen Bauernbundes 1913.

Der Deutsche Bauernbund ist eine wirtschaftspolitische Organisation, welche alle auf dem Boden des Schutzes der nationalen Arbeit stehenden und freiheitlich gesinnten Landwirte, Bauern und Bauernfreunde, Landarbeiter und kleine Gewerbetreibende in allen deutschen Gauen vereinigen will.

Bereits am 17. März 1909 war in einer Ansiedlerversammlung in Gnesen die Schaffung eines Ansiedlerbundes beschlossen worden, und daraufhin einigten sich die Führer dieser Ansiedlerbewegung mit westdeutschen Landwirten zur Gründung eines allgemeinen „Deutschen Bauernbundes“. Dieser konstituierte sich am 30. Juni 1909 und schon am 6. Juli desselben Jahres konnte in Gnesen die erste grosse Bundesversammlung stattfinden.

Bisher kam als einzige landwirtschaftlich-politische Organisation – wenn man von den konfessionellen katholischen Bauernvereinen absah – nur der Bund der Landwirte in Betracht. Mit der Zeit hatte man aber mehr und mehr dessen Politik als eine einseitige, engherzige Parteipolitik zugunsten der Konservativen und als eine Klassenpolitik zugunsten des Grossgrundbesitzes erkannt. Im Osten war es die Restgüterfrage, welche weiten Kreisen der Bauernschaft den Anlass zum Protest gegen die Führung des Bundes der Landwirte gab; zumal, als am 27. Februar 1909 letztere in einer Audienz beim Reichskanzler eine Resolution überreichte, in der kreistagsfähige Restgüter von 1000 bis 1500 Morgen gefordert wurden. Es wurde darin betont, dass es sich hier um [62] eine Forderung der gesamten deutschen Landwirtschaft der Provinz Posen handle. Die Bundesleitung konnte nun annehmen, dass die bäuerliche Ansiedlung in Zukunft eingeschränkt und dass dafür künftig grosse Restgüter geschaffen werden, welche kreistagsberechtigt sind. In der dagegen protestierenden Ansiedlerversammlung zu Gnesen war der Führer des Bundes der Landwirte Dr. Roesicke, nicht zu bewegen, eine den Wünschen der Ansiedler entsprechende Erklärung abzugeben; durch dieses Verhalten wurde der endgiltige Bruch herbeigeführt.

Die wachsende Missstimmung gegen den Bund der Landwirte machte sich aber auch in den anderen Teilen des Reiches geltend. Während der Bund in Versammlungen, in der Presse und im Preussischen Abgeordnetenhaus für Restgüter und gegen vermehrte Vertretung der Bauern in den Kreistagen, gegen das Genossenschaftswesen der Ansiedler, aber für Sondervorteile des Großgrundbesitzers bei der Entschuldung kämpfte, machte er im Reichstage im Verein mit Zentrum, Polen und Welfen eine Reichsfinanzreform, die den kleinen und mittleren Bauernstand schwer belastete. An Stelle der abgelehnten Erbanfallsteuer kam der B. d. L. mit dem Grundstückumsatzstempel, den er ursprünglich ohne Rücksicht auf die Grösse des verkauften Grundstückes durchgeführt haben wollte.

Als nun die Führer der Ansiedlerbewegung zusammen mit westdeutschen Bauern die Notwendigkeit des selbständigen Zusammenschlusses erkannten und die Gründung des „Deutschen Bauernbundes“ beschlossen, erliessen sie an die Deutschen Bauern einen Aufruf, der auch das neue Programm enthielt. Reichstagsabgeordneter Hofbesitzer Wachhorst de Wente wurde zum ersten und Landtagsabgeordneter Hofbesitzer Wamhoff zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Die Hauptgeschäftsleitung übernahm Reichstagsabgeordneter Dr. Böhme. Nach Gründung der Hauptgeschäftsstelle in Berlin, Schellingstr. 2 setzte bald eine energische Werbetätigkeit ein. In der Generalversammlung am 15. Dezember 1912 konnte bereits ein Mitgliederstand von 41 245 bekannt gegeben werden. Es hatten sich angeschlossen der „Fränkische Bauernbund“ unter Führung des Herrn Memminger (Bayer. Landeszeitung), sowie die „Hessisch-Thüringische Bauernpartei“ unter Führung der Herren Landwirt Trieschmann-Oberellenbach und Rudloff-Grandenborn. Am 1. Januar 1913 vollzog sich dann auch noch der Anschluss des „Deutschen Bauernbunds im Königreich Sachsen“ unter Führung des Herrn Landtagsabgeordneten Clauss-Flöha.

Offizielles Organ ist die wöchentlich erscheinende Zeitschrift „Deutscher Bauernbund“, Berlin; für Bayern erscheint in Würzburg unter gleichem Titel eine Wochenschrift. Ausserdem gibt die Geschäftsstelle in Berlin alljährlich ein Taschenbuch und ein Jahrbuch heraus.

Bei den bisher stattgefundenen Reichstags- und Landtagswahlen hat in verschiedenen Wahlkreisen der Deutsche Bauernbund eingegriffen und in ungeahnter Weise Erfolge erzielt; ein Beweis für die Zugkraft seines Programms.

Dieses fordert:

„Energische Vertretung der bäuerlichen Interessen in den Parlamenten und in den kommunalen Körperschaften auf nationaler Grundlage unter dem Wahlspruch:

„„Unter allen Umständen Kräftigung des Reichsgedankens““ und mit dem Grundsatze: „„Das Vaterland über der Partei.““

Denkbar energischste Betätigung bei den Wahlen zu diesen Körperschaften, damit Männer gewählt werden, die gewillt sind, gesunde Wirtschafts- und Bauernpolitik zu treiben.“ Weiter hält das Programm fest an dem bestehenden Schutzzollsystem. Infolge dieses Grundsatzes machte der Deutsche Bauernbund auch energisch Front gegen die beabsichtigte Einfuhr von überseeischem Gefrierfleisch und die Oeffnung der Grenzen für ausländisches Vieh. Er wies nach, dass solche Massregeln unsere einheimische Viehzucht ruinieren, andererseits aber eine Sicherstellung der deutschen Fleischversorgung nicht erreichen können.

Ferner verlangt das Programm des Deutschen Bauernbundes eine gleichmässige und gerechte Verteilung der Steuerlasten, unter Vermeidung einer besonderen Belastung einzelner Stände, insbesondere des Bauernstandes; des Weiteren Ausbau und Verbesserung des Wahlrechtes für die Landtage der Einzelstaaten; Reform der Kreisordnungen speziell in den östlichen Provinzen, wie überhaupt Vermehrung der Vertreter eines aufrechten, selbstbewussten Bauernstandes in den [63] Parlamenten und Körperschaften; Förderung der Verkehrs- und Schulverhältnisse im Kultur- und Wirtschaftsinteresse der Landbevölkerung, grosszügige Bauenansiedlung ohne Restgüter und dadurch Sicherung der Volksernährung und nationalen Wehrkraft, Aufteilung der Latifundien und Einschränkung der Fideikommisse, Verbesserung der Arbeiterverhältnisse auf dem Lande und Schaffung eines grundbesitzenden Arbeiterstandes, Förderung der Entschuldung des ländlichen Grundbesitzes usw.

Der Deutsche Bauernbund will alle Bauern und Freunde des Bauernstandes ohne Unterschied der Konfession zusammenfassen. Er bekämpft das Gegeneinanderhetzen von Stadt und Land, das demagogische Ausspielen eines Standes gegen den andern. Er will Befreiung des Bauernstandes von unwürdiger Vormundschaft, um demselben auch den ihm gebührenden Platz an der Sonne zu erringen. Die Zukunft unserer Nation erscheint dem Deutschen Bauernbund nur dann gesichert, wenn ein gesunder, kräftiger, frei auf seiner Scholle sitzender deutscher Bauernstand erhalten und weiterhin gefördert wird!