Deutschlands Vertretung bei der internationalen Flottenschau im Hafen von New-York

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Titel: Deutschlands Vertretung bei der internationalen Flottenschau im Hafen von New-York
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 229, 240
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[229]

„Kaiserin Augusta“ und „Seeadler“,
die für die Flottenschau im Hafen von New-York bestimmten deutschen Kriegsschiffe.
Zeichnung von Hans Bohrdt.

[240] Deutschlands Vertretung bei der internationalen Flottenschau im Hafen von New-York. (Zu dem Bilde S. 229.) In der Reihe der Festlichkeiten, welche die Eröffnung der Kolumbischen Weltausstellung zu Chicago umrahmen sollen, wird die für Ende April geplante Flottenschau einen hervorragenden Platz einnehmen. Alle Seestaaten beider Hemisphären sind hierzu eingeladen, und das beste Kriegsschiffmaterial der Welt wird sich verewigen zu einem Schauspiel, das ebenso großartig in seinem äußeren Verlauf wie lehrreich für den Sachverständigen zu werden verspricht. Die Versammlung der Schiffe findet bei Hampton an der Einfahrt in die Chesapeake-Bai, die Revue selbst im Hafen von New-York statt. Das Deutsche Reich wird bei dieser Flottenschau durch die Kreuzerkorvette „Kaiserin Augusta“ und durch den Kreuzer „Seeadler“ vertreten sein.

Mit der Kreuzerkorvette „Kaiserin Augusta“ entsendet Deutschland sein schnellstes und leistungsfähigstes Kriegsschiff über den Ocean. Wohl haben Nordamerika, Frankreich, Italien dem Typus der gepanzerten Schnellkreuzer in den letzten Jahren besondere Sorgfalt zugewandt, indessen besitzen sie doch kein Kriegsschiff, das alle wesentlichen Vorzüge in so vollkommenem Maße in sich vereinigt, wie dies bei der „Kaiserin Augusta“ der Fall ist. Auf der Germania-Werft zu Kiel gebaut, wurde sie am 15. Januar 1892 vom Prinzen Heinrich von Preußen auf den Namen „Kaiserin Augusta“ getauft zum Andenken an die verewigte Gemahlin Kaiser Wilhelms I. Ihre Bauart ist die eines geschützten Kreuzers mit durchgehendem Panzer unter der Wasserlinie. Als erster Dreischraubendampfer der deutschen Marine stellt sie einen ganz neuen Typus dar, der sich durch seine ungeheure Maschinenstärke vor allen früheren auszeichnet; verfügt doch die Korvette über die Wucht von 12000 Pferdekräften und ist imstande, bei gleichzeitiger Anwendung aller ihrer drei Schrauben die außerordentliche Höchstgeschwindigkeit von 21 Seemeilen in der Stunde zu erreichen!

Die drei Schrauben werden von drei neuen Expansionsmaschinen getrieben, die wasserdicht und voneinander getrennt in den Schiffskörper eingebaut sind. Jede einzelne hat ihren eigenen Schornstein. Die Formen des gewaltigen Schiffsleibes sind nicht ungefällig und werden durch den weißen Anstrich noch vortheilhaft gehoben. Zwanzig Geschütze, darunter acht Schnellladekanonen von 8,8 cm Kaliber, bilden die artilleristische Ausrüstung des Schiffes, die durch fünf Torpedorohre vervollständigt wird. Die Besatzung beläuft sich auf 427 Mann.

Der Kreuzer „Seeadler“ wurde in Danzig als Ersatz für den bei Apia gestrandeten „Adler“ gebaut und vor etwa Jahresfrist vom Stapel gelassen. Flotte zierliche Formen zeichnen ihn aus, auch er prangt in schimmerndem weißen Gewand, und seine Geschwindigkeit läßt sich bei einer Maschinenstärke von 2800 Pferdekräften auf 16 Seemeilen in der Stunde bringen. Wie alle für den auswärtigen Dienst bestimmten Fahrzeuge hat er noch die den großen Schlachtschiffen fehlende Segeleinrichtung. Acht leichtere Geschütze, von denen sechs in seitlichen Aufbauten stehen, bilden seine Bewaffnung, die Besatzung zählt 159 Köpfe. Trotz seiner verhältnißmäßig geringen Größe hat er doch zwei Millionen Mark gekostet.

Ist somit die deutsche Seemacht auf der Reede von Hampton und New-York der Zahl der Schiffe nach auch etwas bescheiden vertreten, so dürfen wir uns doch der Zuversicht hingeben, daß die hervorragenden Eigenschaften dieser Sendboten ersetzen werden, was etwa ihre Zahl vermissen läßt.