Die Fortpflanzung des Aales (Die Gartenlaube 1874/29)

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Autor: S.
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Titel: Die Fortpflanzung des Aales
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 474
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[474] Die Fortpflanzung des Aales. In Nr. 7 dieses Jahrgangs brachte die Gartenlaube einen Aufsatz unter obiger Ueberschrift von dem Herrn Dr. K. Eberhardt in Rostock. Da ich gehört habe, daß dieser Aufsatz in weitesten Kreisen interessirt hat, so erlaube ich mir, über ein ein schlagendes Factum Mittheilung zu machen, bemerkend, daß ich von demselben erst jetzt, und zwar in Folge jenes Aufsatzes, Kenntniß erlangt habe.

Herr Vetter hierselbst, ein langjähriger, eifriger Naturfreund und ruhiger Beobachter, bemerkte vor etwa vier Jahren, als er einen gefangenen Aal der Reuse entnahm und, damit er nicht enschlüpfe, fest mit der Hand umfaßte, an dessen Afteröffnung eine gelblich gefärbte, wie es ihm schien, aus Schleimhaut bestehende Blase von dem Umfange einer halb ausgewachsenen großen Kirsche. Da er bei häufigem Fange von Aalen niemals Derartiges bemerkt hatte, so holte er ein mit Wasser gefülltes Glas und ließ dann die Hand fest über den Aal abwärts gleiten, worauf sich die Blase freiwillig von diesem trennte und zersprungen mit ihrem Inhalte in das Glas fiel. Der Inhalt bestand aus einer beträchtlichen Anzahl junger Aale, welche etwa die Dicke und Länge von feinen englischen Nähnadeln hatten und, abgesehen von ihren Krümmungen und Bewegungen, überhaupt solchen ähnlich sahen.

Herr Vetter trug bald seinen Fund zu dem hiesigen Conrector, Herrn Clasen, welcher sich seit lange lebhaft für Naturkunde interessirt und namentlich über die Entwickelung des Embryo im Hühnerei und über die Naturgeschichte der Seidenraupe streng wissenschaftliche Beobachtungen gemacht hat. Mit Zuhülfenahme einer Loupe erkannte Herr Clasen die Thierchen unzweifelhaft für Aale, und beide Herren bemerkten noch, daß selbige im Laufe der nächsten drei, vier Stunden ihre anfänglich gelbliche Färbung – Nankingfarbe, sagt Herr Vetter – verloren und eine dunklere graue annahmen, mit einem schwarzen Strich längs des Rückens. Betreffs der Reste des Bläschens – Eihaut oder Dottersack? – weiß Herr Clasen nichts zu erinnern; Herr Vetter weiß dagegen, daß selbige mit in’s Glas gekommen, eine nähere Untersuchung hat aber auch er nicht angestellt. Etwa vier Stunden nach dem Fange schüttete Herr Vetter die Thierchen in den neben seinem Garten fließenden Bach. Hier gingen dieselben ganz in der Weise anderer kleiner Fische, welche man nach kurzer Gefangenschaft wieder in’s Wasser setzt, bald munter nach verschiedenen Richtungen auseinander.

Schon derzeit ist die Sache hier in weiteren Kreisen besprochen, jetzt aber durch den Aufsatz des Herrn Dr. Eberhardt frisch in’s Gedächtniß gerufen. Ich bemerke noch, daß die betreffenden beiden Herren sich mit Vorstehendem vollständig einverstanden erklärt haben, auch meinen, daß sie solchem Nichts hinzuzufügen wüßten.

Schwaan in Mecklenburg.

S.