Die Kaisermanöver in Schleswig-Holstein

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Autor: Werner Frölich
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Titel: Die Kaisermanöver in Schleswig-Holstein
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 680–681, 688–692
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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 Hohenzollern.       Das Schloß zu Kiel. Stationsjacht.      Kaiser Franz Joseph I.       Kronprinzessin Stephanie.      Tiger.      Irene.      Schulgeschwader.      Manövergeschwader.

Die Flottenschau bei Kiel am 3. September 1890.
Zeichnung von R. Hünten.

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Die Kaisermanöver in Schleswig-Holstein.

Schilderung von Werner Frölich. Zeichnungen von H. Lüders und E. Buffetti.

Landungsmanöver bei elektrischer Beleuchtung.

Die Kaisertage sind verrauscht, doch in den Herzen des schleswig-holsteinischen Volkes wird noch lange die Erinnerung fortleben an diese kurze, aber herrlich schöne Zeit. Man kann wohl, ohne Widerspruch zu finden, den achttägigen Kaiserbesuch in der meerumschlungenen Nordmark des Deutschen Reiches ein geschichtliches Ereigniß nennen. Schleswig-Holstein hat lange im Schmollwinkel gestanden; man konnte es nicht verwinden , daß durch die politischen Ereignisse der sechziger Jahre eine dem Volkswillen entgegensetzte Wandlung für das Land herbeigeführt wurde, daß der angestammte Fürst, der Herzog von Schleswig-Holstein-Augustenburg, nicht die Regierung der Herzogthümer übernahm und daß diese eine preußische Provinz wurden. Wohl haben Schleswig-Holsteins Söhne auf den blutigen Gefilden van Mars la Tour, Gravelotte, Sedan und Le Mans ihre Treue gegen Deutschland bewiesen, wohl haben sie dem neuerstandenen Deutschen Reiche aufrichtigen Herzens zugejubelt und sich allmählich ausgesöhnt mit der Neuordnung der staatlichen Verhältnisse, aber ein Rest von Partikularismus blieb noch zurück, die Erinnerung an den Herzog Friedrich lebte fort in dem Herzen des angelsächsischen Stammes, der sein Recht gekränkt wähnte. Heute ist das anders geworden, die unverwelkliche Liebe und Verehrung, welche unser Volk dem Herzog Friedrich zollte, es hat sie übertragen auf dessen anmuthige, liebreizende Tochter, „das Muster einer deutschen Fürstin und Frau“, welche jetzt den deutschen Kaiserthron ziert.

Als die Kunde in unser Land kam, daß in diesem Jahre das Kaisermanöver des 9. Armeeecorps auf den denkwürdigen Düppeler Höhen und auf der Insel Alsen, der Perle Schleswig-Holsteins, stattfinden und daß die Kaiserin demselben beiwohnen,

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Einzug der Kaiserin in Flensburg.       Empfang im Schloß Gravenstein.

zum ersten Male die Stätten betreten werde, wo ihre Ahnen geherrscht und gewirkt haben, da regten sich Wochen und Monate vorher geschäftige Hände zu einem würdigen Empfange des jungen Landesherrn und seiner Gemahlin, der Tochter des Landes.

Vorher aber, am 3. September, ward als Einleitung zu den Flensburger Manövern im Kieler Hafen eine Flottenparade abgehalten, wie sie in deutschen Gewässern, was die Größe und Anzahl der Kriegsschiffe betrifft, bisher noch nicht erlebt worden war. Mit dem deutschen Geschwader hatte sich das aus drei Kriegsfahrzeugen bestehende österreichische Geschwader vereinigt. Unser großes Bild S. 680 u. 681 veranschaulicht die Paradestellung dieser imposanten Flotte. Voran die Jacht „Hohenzollern“, neben ihr die „Grille“, die frühere Kaiserjacht, auf welcher sich jetzt das Hauptquartier des kommandirenden Admirals befindet. Nun folgen die mächtigen, schmucken österreichischen Kriegsschiffe „Kaiser Franz Joseph I.“, „Kronprinzessin Stephanie“ und der Aviso „Tiger“, ihnen schließt sich die Kreuzerkorvette „Irene“ an mit dem Prinzen Heinrich als Kommandant an Bord. Dann kommt das Schulgeschwader, daneben in gleicher Linie das Manövergeschwader, vor letzterem das Kadettenschulschiff „Niobe“ und die Schiffsjungenschulschiffe „Rover“, „Luise“ und „Ariadne“, deren Zöglinge jetzt zum ersten Male vor ihrem Kaiser in Parade standen; hinter dem Schulgeschwader lag die Torpedoflottille.

Gegen acht Uhr früh salutirte die ganze Flotte die vom Großmast der „Hohenzollern“ wehende Kaiserstandarte, und gegen neun Uhr verließ der Kaiser die „Hohenzollern“, um auf der Stationsjacht die Schiffe der vereinigten Geschwader zu umfahren. Den Augenblick, in welchem er das österreichische Panzerschiff „Kaiser Franz Joseph I.“ passirt, hat der Zeichner unseres Bildes festgehalten.

Ein herrlicher klarer Tag begünstigte dieses großartige, glänzende Schauspiel, zu welchem Tausende von Fremden nach Kiel zusammengeströmt waren.

Nachmittags verließ die gesamte Flotte, welcher die „Hohenzollern“ mit dem Kaiser an Bord voraussegelte, den Kieler Hafen, um nach Flensburg zu fahren.

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Landungsbrücke an der Flensburger Förhde.

Von den schleswigschen Städten nimmt Flensburg durch seinen Reichthum, durch seine großen gewerblichen Anlagen, durch seine ausgedehnten Handelsverbindungen ohne Frage den ersten Platz ein und behauptete denselben auch in anderer Beziehung während der Kaisertage: Stadtverwaltung und Bürgerschaft hatten in edlem Wetteifer ein farbenprächtiges Bild geschaffen und der Stadt einen geschmackvollen und großartigen Schmuck angelegt. Aber nicht Flensburg allein, auch die übrigen Städte und Flecken, welche den Kaiserbesuch erwarteten, wie Sonderburg, Gradenstein, Glücksburg und Augustenburg, hatten Ehrenpforten errichtet, ihre Häuser mit Fahnen, Wappenschildern und Kränzen verziert, grüne Laubgewinde über die Straßen gezogen, während hohe, flaggentragende Mastbäume eine via triumphalis bildeten. Selbst die Landbevölkerung wollte nicht zurückbleiben, sondern auch ihre Freude an dem Besuch des verehrten Herrscherpaares durch ein äußeres Zeichen an den Tag legen; überall auf den Landwegen sah man hohe Ehrenpforten, bekränzte und beflaggte Häuser auch in den kleinsten und ärmlichsten Dörfern.

Endlich war der 4. September angebrochen, die Vorbereitungen waren beendet und alles war zu einem festlichen Empfange des Herrscherpaares vollendet. Tausende und Abertausende Fremder und Einheimischer flutheten durch die Straßen Flensburgs. 150 Kampfgenossen- und Kriegervereine der Provinz hatten 4000 Mitglieder entsandt, welche mit flatternden Fahnen Aufstellung auf dem vier Kilometer von der Stadt entfernten Paradefeld nahmen.

Kaiser Wilhelm traf auf der „Hohenzollern“ am Morgen des 4. September zuerst an der Landungsbrücke ein, empfangen von dem Oberbürgermeister Toosbüy und mehreren höheren Beamten, und begab sich zu Wagen nach dem Manöverfelde. Wenige Minuten später kam die Kaiserin in ihrem Salonwagen auf dem herrlich verzierten und geschmückten Staatsbahnhofe an, wo sie mit ihrer Schwester, der Herzogin Karoline Mathilde von Schleswig-Holstein-Glücksburg, den von sechs Rappen gezogenen Wagen bestieg, der sie gleichfalls nach dem Paradefelde führte. Ein unbeschreiblicher Jubel durchbrauste die Straßen, als die junge Kaiserin, gefolgt von ihrer Leibgarde und der in besonderem Wagen fahrenden Prinzessin Irene von Preußen, sichtbar wurde; die auf den Bürgersteigen aufgestaute, vielhundertköpfige Menschenmenge begrüßte die geliebte Herrscherin mit brausenden Zurufen; aus den vollbesetzten Fenstern wehten Tücher und ergoß sich ein fortwährender Blumenregen.

Um 10 Uhr setzte sich der Kaiser, einen prächtigen Trakehner Rappen reitend, an die Spitze einer glänzenden Suite von Fürsten, deutschen und fremdherrlichen Offizieren, um die Front des in Regimentskolonnen aufgestellten 9. Armeecorps abzureiten, während die Kaiserin, die Prinzessinnen und Hofdamen ihm zu Wagen folgten. Dann begrüßte er die an der Nordseite des Paradefeldes aufgestellten Krieger- und Kampfgenossenvereine und nahm in der Mitte des Paradefeldes mit seinem Gefolge Stellung, worauf die endlosen Kolonnen ihren Vorbeimarsch begannen, daran die Infanterie, dann Kavallerie, Artillerie und Train.

Damit hatte die Kaiserparade ihr Ende erreicht und unter nicht endenwollenden Hurrah- und Hochrufen kehrte das Kaiserpaar nach der Stadt zurück, um im festlich geschmückten Rathhause ein von der Stadtverwaltung angebotenes Frühstück einzunehmen, an welchem auch der inzwischen eingetroffene Generalfeldmarschall Graf Moltke theilnahm.

Das Hoflager wurde nach dem dem Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein gehörenden Schlosse Gravenstein verlegt.

Der kleine gleichnamige Flecken an der Flensburger Föhrde, seit etwa 10 Jahren Badeort, ist einer der anmuthigsten Punkte der an Naturschönheiten überaus reichen schleswig-holsteinischen Ostküste. Das Schloß ist mit dem dazugehörigen Gutsfelde seit dem Jahre 1725 im Besitze der Herzöge von Augustenburg. 1757 brannte es nieder, wurde aber 1758 wieder aufgebaut, doch nicht in der alten Pracht, und ist seitdem auch nur gelegentlich von der früher in Augustenburg residirenden herzoglichen Familie bewohnt worden. 1864 hatte der kommandirende General der verbündeten Armee, Prinz Friedrich Karl von Preußen, während des deutsch-dänischen Krieges hier sein Hauptquartier aufgeschlagen.

Schloß Gravenstein war während der siebentägigen Kaisermanöver als Sitz des kaiserlichen Hoflagers der Mittelpunkt des reichen, sich jetzt entfaltenden Lebens. Hier wurde am 4. September das Paradediner gegeben, zu welchem sämtliche Stabsoffiziere des 9. Armeecorps, etwa 240 Personen, zugezogen waren. Am 5. September folgte das Diner für die Provinz, an dem die gesamte schleswig-holsteinische Ritterschaft, der Provinzialausschuß, sowie die höchsten Beamten der Provinz theilnahmen, und am Abend ließen vor dem Schlosse im Park 150 Sänger der Flensburger Gesangvereine ihre Lieder zu Ehren ihres Landesherrn ertönen.

Den Schluß der offiziellen kaiserlichen Festlichkeiten bildete das Marinediner am 6. September, zu welchem die höheren Marineoffiziere Einladungen erhalten hatten. Unter den rauschenden Klängen des von 1000 Musikern und Spielleuten ausgeführten Zapfenstreiches ging der Tag zur Rüste.

Feldgottesdienst auf dem Herzenshügel.

Am anderen Morgen wurde es schon früh im Schloßparke lebendig. In langen Zügen marschirten die im Sonnenlichte blitzenden Bataillone zum Feldgottesdienste heran und bildeten um den Herzenshügel die weite Runde. Eine feierliche Stimmung lag über dem kriegerischen Bilde, das sich in den grünen Anlagen des herrlichen Parkes dem Auge darbot, und in lautloser Stille [591] lauschte die Menge den eindringlichen, schlichten Worten, welche der Oberpfarrer Hofmann aus Altona von der Spitze des Herzenshügels aus zu seiner militärischen Gemeinde sprach: „Du Volk in Waffen und du Volk im Bürgerkleid! Euch alle hat ein unvergeßlich Kaiserwort begrüßt. So sei’s auch heute wahrgehalten. Auch hier zu Lande ein Volk kerndeutscher Art, ein Bruderstamm von altbewährter Treue! Zum ersten Male seit seiner Thronbesteigung rauscht dem Kaiserpaare der meerumschlungenen Lande Wogengruß. An seiner Heimath Hügeln hängt des Volkes Herz, an diesem Herzenshügel heut’ der ganzen Lande Herz. Wo es in angestammter Liebe der Enkelin Herzogs Christian August huldigend zu Füßen liegt, da schlägt es auch dem Enkel Kaiser Wilhelms jauchzend entgegen. An diesem Altar auf dem Herzenshügel sei ein Gelübde eines heiligen Herzensbundes erneut: Schleswig-Holstein auf ewig eins und ungetheilt in deutscher Treue, so bleibe es fortan stammverwandt dem Kaiserhause, dem Vaterlande!“

Der Uebergang der 18. Division über den Sund von Sonderburg nach Düppel.

Dem Feldgottesdienst folgte am Nachmittage das von den Provinzialständen dem Kaiserpaare angebotene und angenommene Festmahl im Kurhause zu Glücksburg, und hier war es, wo der Kaiser, dem Zuge seines Herzens folgend, jenen Toast ausbrachte, dessen freudiger Widerhall bis in die fernsten Gegenden des deutschen Vaterlandes drang, jenen Toast, in welchem er der deutschen Frauentugend huldigte, indem er die eigene Gattin als Sinnbild derselben feierte. „Das Band,“ sagte er, „welches mich mit dieser Provinz verbindet und dieselbe vor allen anderen Provinzen meines Reichs an mich kettet, das ist der Edelstein, der an meiner Seite glänzt, Ihre Majestät, die Kaiserin. Dem hiesigen Lande entsprossen, das Sinnbild sämtlicher Tugenden einer germanischen Fürstin, danke ich es ihr, wenn ich imstande bin, die schweren Pflichten meines Berufes mit dem freudigen Geiste zu führen und ihnen obzuliegen, wie ich es vermag.“

Nun begann die ernste Arbeit, die Vorbereitung des Friedens für den Krieg. Dem diesjährigen Kaisermanöver lag die Idee zu Grunde, daß eine feindliche Armee von Jütland kommend Flensburg bedrohte. Am 5. September wurde diese feindliche Armee, durch einige Abtheilungen Infanterie, Kavallerie und eine Batterie dargestellt, in dem Gelände bei Bau, woselbst vor nunmehr 42 Jahren der erste Zusammenstoß der jungen, ungeübten, großenteils aus Freiwilligen bestehenden schleswig-holsteinischen Armee mit den weit überlegenen dänischen Truppen erfolgte, von dem gesamten 9. Armeecorps angegriffen und nach einer erfolgreich ausgeführten Schwenkung des linken Flügels von seiner Verbindung mit dem Norden abgeschnitten und nach Sundewitt und Alsen gedrängt. Nach beendetem Gefecht trennte sich das Armeecorps. Das Nordcorps wurde nun bei den im Sundewitt sich abspielenden Manövern von der 18. Division dargestellt, unterstützt von dem aus 8 schweren Panzerschiffen, der Kreuzerkorvette „Irene“, 3 Avisos und einer Torpedodivision zusammengesetzten Manövergeschwader, während das angreifende Südcorps von der 17. Division gebildet wurde, welcher zwei Torpedodivisionen beigegeben waren. Das Nordcorps unter dem Generallieutenant von Scherst war, wie erwähnt, nach dem Gefecht bei Bau zurückgegangen nach der Insel Alsen. Das Südcorps unter dem Generallieutenant Fink von Finkenstein war dem zurückweichenden Feinde gefolgt und hatte auf den historischen Düppeler Höhen eine feste Stellung eingenommen.

Die Düppeler Höhen, welche in ihrem höchsten Punkte, der Düppeler Mühle, 68 m über dem Meeresspiegel sich erheben, fallen ostwärts allmählich zum Alssunde, südwärts steiler zum Wenningbund, nordwestlich steil und etwa 30 m tief zu einem breiten Grunde ab, der vom Dorfe Düppel ostwärts nach Oster-Düppel und von dort nordwärts zum Alssunde sich zieht, in den er zwischen Lillemölle und Surlücke mündet.

Am 8. September morgens ging nun das Nordcorps von Alsen aus zum Angriffe über. In unglaublich kurzer Zeit wurden von dem 9. Pionierbataillon die 13. Bataillone Infanterie unterhalb der Stadt Sonderburg in Pontons über den Alssund gesetzt unter fortwährendem Geschützfeuer der Batterien des in vortrefflicher Stellung auf den Höhen stehenden Südcorps. Nach der Ueberführung des Nordcorps auf das Festland wurde ein Bajonettangriff auf die Düppelstellung gemacht, aber zurückgewiesen. Nunmehr griff die Flotte ein. Acht der größten Panzerschiffe unserer Marine, sowie eine Kreuzerkorvette fuhren in den Wenningbund, sie legten sich mit ihren Breitseiten in geringer Entfernung vom Lande vor die Düppeler Höhen und eröffneten mit ihren schweren Geschützen eine stundenlang währende gewaltige Kanonade auf das Südcorps. Im Schutze dieses Feuers versuchten [592] 1700 Marinesoldaten unter der Führung des Kontreadmirals Schröder eine Landung, um dem Feinde in die Flanke zu fallen und dem angreifenden Nordcorps Hilfe zu schaffen. Bis an die Brust im Wasser stehend, mit hoch empor gehaltenen Gewehren gingen die Matrosen an Land, warfen die zur Vertheidigung des Ufers befehligte Infanterie und erstürmten die Höhen, während jetzt das Nordcorps gleichzeitig tambour battant vorging und in raschem Anlauf das Südcorps aus der festen Stellung zurückwarf.

Am folgenden Tage verfolgte das Nordcorps den zurückgeworfennen Feind unter stetem Gefecht bis nach Gravenstein und versuchte hier die Appenrader Chaussee zu erreichen, um nach Norden zu entweichen. Allein nach 5stündigem lebhaften Kampfe erhielt das Südcorps auf seinem linken Flügel bedeutende Verstärkung, welche es ihm ermöglichte, nunmehr seinerseits zum Angriff überzugehen und allmählich wieder Boden zu gewinnnen. Das 15. Husarenregiment ging, unterstützt von einem Bataillon Infanterie, über den Ekensund nach der Halbinsel Broacker, wobei die Pferde durch den Ekensund schwammen, während die Husaren in Booten übergesetzt wurden. Dieses Detachement beunruhigte in bemerkenswerther Weise den linken Flügel des zurückgehenden Nordcorps durch mehrere mit großer Kraft ausgeführte Angriffe der wegen des bergigen Geländes zu Fuß kämpfenden Husaren, infolgedessen das Nordcorps jetzt auf die am Tage vorher eingenommene Düppelstellung zurückweichen mußte. Die Flotte konnte an diesem Tage sich nicht an dem Gefechte betheiligen, weil sich die Landarmee immer weiter vom Wasser entfernte. Die dem Südcorps beigegebenen beiden Torpedodivisionen versuchten indessen am Tage, sowie in der darauf folgenden Nacht einen Angriff auf das Manövergeschwader, der aber jedesmal abgeschlagen wurde, letzterer mit Hilfe des elektrischen Lichtes, welches eine Ueberrumpelung verhinderte.

Das letzte Gefecht am 10. September wurde vor Tagesanbruch um 4 Uhr morgens durch einen heftigen Angriff des Südcorps eröffnet. Auch hier wurde mit Anwendung des elektrischen Lichtes das vom Angreifer besetzte Gelände taghell erleuchtet und dadurch jede Bewegung desselben, die Zahl der angreifenden Truppen, die Waffengattung dem Vertheidiger bemerkbar gemacht. Nach mehrmaligen zurückgewiesenen Angriffen wurden endlich vom rechten Flügel des Südcorps mit dem Bajonett die ersten Schanzen erstürmt und das Nordcorps aus der ganzen Düppelstellung geworfen.

Damit hatte das Manöver sein Ende erreicht. Der Kaiser, welcher sich in der Kritik sehr lobend über die Leistungen des 9. Armeecorps ausgesprochen hatte, verließ um 5 Uhr nachmittags auf der Jacht „Hohenzollern“ die Sonderburger Föhrde, nachdem er am Tage vorher das schleswig-holsteinische Füselierregiment Nr. 86, welches seine besondere Zufriedenheit erworben hatte, seiner Gemahlin verliehen und dem Regiment den Namen „Königin“ gegeben hatte.