Ein Dampfwagen mit eigener Eisenbahn

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Titel: Ein Dampfwagen mit eigener Eisenbahn
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 593–594
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Ein Dampfwagen mit eigener Eisenbahn.

Man hat bereits zu verschiedenen Malen Versuche gemacht, Dampfwagen oder Zugmaschinen zu bauen, die auf gewöhnlichen Straßen, ohne Eisenbahnen, angewendet werden könnten. Es sind wirklich mehrere sehr sinnreiche Maschinen dieser Art construirt worden, die als solche von Fachmännern bewundert wurden, aber aus verschiedenen Gründen nicht zur wirklichen Anwendung kamen, weil ihnen eben ein gewisses Etwas noch fehlte. In den Straßen Newyorks fuhr z. B. öfters eine solche Maschine, aber auch sie entsprach nicht allen Anforderungen.

Jetzt scheint ein Engländer, Francis Hamilton, die Aufgabe vollständig gelöst zu haben. Seine „Zugmaschine“, welche unsere Abbildung zeigt, kann eine Last von vierhundert Centnern auf einem leidlichen Wege, der nicht mehr als einen Fuß auf siebzehn steigt, binnen einer Stunde über eine halbe Meile weit fortschleppen.

Ein Dampfwagen mit eigener Eisenbahn.

Die Eigenthümlichkeiten an dieser Maschine sind das Steuerrad vorn, durch welches ihr beliebig jede Richtung gegeben werden kann, die kleinen Vorder- und die großen Hinterrader mit sog. Schuhen, die sich auf den Boden legen unter die Räder und sonach eine bewegliche Eisenbahn bilden, welche die Maschine mit sich führt. Diese Schuhe sind kleiner oder größer, je nachdem der Boden, auf welchem die Maschine laufen soll, hart oder weich ist. Sie sind so eingerichtet und angebracht, daß bei der Umdrehung des Rades ein Schuh immer liegt und ein anderer stets bereit ist, die Stelle des ersteren einzunehmen, sobald der letztere rückwärts hinweggezogen wird. Der Mechanismus dabei ist so ziemlich dem des menschlichen Beines, in Bezug auf die Gelenke, entlehnt. Wie das Bein, das fortschreiten soll, vom Kniegelenk an sich bewegt, mit Zehen, Ferse und Knöchelgelenk, so bewegen sich die einzelnen Schuhe an den Rädern dieser sinnreichen Maschine, deren Nutzen und Vortheil nicht bestritten werden wird.

Eine einzige solche Maschine wird soviel leisten als ungefähr vierzig Pferde und auf einer gewöhnlichen Chaussee eine Last von 400 Centnern, auf mehrere Wagen vertheilt, eine halbe Meile weit für etwa zwei und einen halben Neugroschen befördern, vorausgesetzt, daß die Kohlen da so billig sind, wie z. B. in England. Vorzugsweise nutzbar dürfte sie freilich in ebenen Gegenden sein, in denen es noch keine Straßen gibt, und für solche ist sie zunächst auch berechnet. Auch hat die russische Regierung, die ihre Augen bekanntlich überall hat, bereits mehrere dieser Zugmaschinen gekauft, um sie in den russischen Steppen zu verwenden. Eben so steht der [594] Erfinder mit einigen südamerikanischen Staaten in Unterhandlung, denn auch diese haben erkannt, wie wichtig solche eigenthümliche Dampfwagen, die ihre Eisenbahn bei sich führen, z. B. in den Pampas sein würden. Sie werden da die Anlegung von Eisenbahnen unnöthig machen und doch der Gegend den Vortheil derselben gewähren. Dasselbe gilt von dem westlichen Theile der Vereinigten Staaten, in denen die Anlegung von Eisenbahnen des geringen Verkehrs wegen bedenklich ist, die Beförderung der Waaren u. s. w. aber auf den gewöhnlichen Ochsenwagen dem wachsenden Bedürfnisse nicht entspricht. Aber auch in unserer Nähe dürften sich Gegenden finden, in denen diese neue Zugmaschine mit großem Vortheile die noch mangelnden Eisenbahnen vertreten würde, z. B. in Ungarn, in den Donaufürstenthümern u. s. w., überhaupt in dünn bevölkerten Strichen, wo Eisenbahnen noch nicht rentiren, raschere und wohlfeilere Transportmittel aber nothwendig und wünschenswerth sind.