Fragment eines Briefes des Rabulas an den hl. Cyrillus

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Textdaten
Autor: Rabbula von Edessa
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Titel: Fragment eines Briefes des Rabulas an den hl. Cyrillus
Untertitel:
aus: Bibliothek der Kirchenväter, Band 38, S. 244-245.
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum: 5. Jh.
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Jos. Koesel’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Kempten
Übersetzer: Gustav Bickell
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Faksimile auf den Commons
Kurzbeschreibung:
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Fragment eines Briefs des Rabulas an den hl. Cyrillus.




Manche verwerfen auf jegliche Weise die hypostatische Einheit. Denn eine geheime Krankheit wüthet seit langer Zeit im Orient und zerfrißt den Leib der Kirche gleich einer unheilbaren Wunde, indem sie zwar Vielen verborgen bleibt, aber bei den für gelehrt Geltenden und auf ihre Wissenschaftlichkeit Eingebildeten heimlich geehrt wird.[1] Theodorus nämlich, einst Bischof der cilicischen Provinz, ein in der Rede gewandter und zur Überredung befähigter Mann, predigte zwar auf der Kanzel so, daß er den Beifall des Volkes erhielt, legte aber ganz Entgegengesetztes, um dadurch zum Verderben einzufangen, in seinen Schriften nieder, deren einige er mit einem Anathema beginnt, wodurch er die Leser [245] bestimmen will, Anderen Nichts von dem darin Geschriebenen zu offenbaren. Dieser lehrte zuerst, die heilige Jungfrau sei nicht Mutter Gottes, als ob der Gott Logos nicht die Geburt gleich uns auf sich genommen hätte. Nachdem Dieses bis jetzt verborgen geblieben war, hat es Nestorius, das Oberhaupt der neuen Beschneidung, durch seine Irrlehre nach göttlicher Fügung an die Öffentlichkeit gebracht, damit es nicht, durch eine längere Zeitdauer gleichsam bestätigt, für giltig gehalten werde. Dem entspricht ihre Lehre von der Menschwerdung. Sie sagen nämlich, der Mensch sei mit dem Gotte Logos vereinigt, nicht wesentlich oder hypostatisch, sondern nur durch ein gewisses Wohlgefallen, da die göttliche Natur wegen ihrer Unbeschränktheit keine andere Art der Vereinigung zulasse. Ferner sagte Jener, man dürfe unseren Herrn Jesum Christum nicht als Gott anbeten, sondern ihn nur wegen seiner Beziehung zu Gott wie ein Bild verehren; noch deutlicher aber vergleicht man nach der Meinung Jener die Beziehung eines Besessenen zum Dämon. Er erklärte auch, das Fleisch des Herrn sei zu Nichts nütze, indem er des Herrn Wort[2] mißbrauchte: „Das Fleisch nützt Nichts.“ Ferner behauptet er, der Apostel habe nicht Christum als Gott erkannt, sondern die Kirche sei auf den Glauben an einen Menschen erbaut. Die Meinungen dieser Menschen über die Hölle sind derartig, daß man nicht wagen darf, sie niederzuschreiben.[3] So sind die Schätze ihrer Gottlosigkeit, die sie schon seit langer Zeit heimlich genossen, und die sie wo möglich bis zum Ende verborgen halten möchten, weil sie die frommen Ohren des Volkes fürchten.


  1. Die drei folgenden Sätze liegen in syrischer Übersetzung vor; alles Andere ist nur lateinisch in den Akten der fünften Synode (Mansi IX, S. 247) erhalten. Das griechische Original ist ganz verloren.
  2. Joh. 6, 63.
  3. Theodor von Mopsuestia läugnete die Ewigkeit der Höllenstrafen.